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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860619
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-06
- Tag 1886-06-19
-
Monat
1886-06
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1886
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Ler«N« »»t LkPetttir» Jvhouiee gösse 8. Sprechstunde» der Kedattwr. Vormittags 10—18 Uhr. Nachmittags ö—S Uhr. »v n, «aag.d, -i»«»»»dl-r «»»ulcri»«, »n SU»«au» »chl »«»Uitli». >,„»»r »er für dt, «i»fts»l,end« Nu»»er »efttmMte« Iiiserate «» Wochentagen »ts » Uhr Rach«t»t«n», an Loun- uu» Aestta,eo früh »ts '/.» Uhr. Zn de« Filiale« str Zus.-^nuahne-. Ltt« Ute»«. U-iversttät-ftratze 1. Laut- Ldsche. Karhonaeustr. LS, p. our »i« '/.» U»r. rimigtrCagchlatl Anzeiger. Olga» skr Politik, Localgrschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LV,OSO. ^dounemrnlvprriü vierlelj. 4'/, öM. >ocl. Bringrrlobu 5 Mk., durch di« Post dezogeu 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegczemplar 10 Pj. Gebaören für Exirabrilageu (in Laqedlal!-ssormik gesalzi) obttc Poslvesörderuiig 50 Mk. «tt Pvslbcsördcruvg 60 Mk. Inserate Ogespaltme Pctitzeile 20 Pf. Grünere Schristen laut uns. Prei?verzrichnitz. Labellarlscher u.Ziffernsatz nach Höhen» Tarif. lirclanieu »ater dem RedacilouSsirich die Lgespall. Zeile öOPs., vor den Familiennachrichtea die Kzespaliene Zeile 40 Ps. Inserate sind siel» an die teppeditio« zn senden. — Radati wird inchl gegeben. Zahlung ziraeuuuErsuäo oder durch Post nachnahme. ^-170. Sonnabend dm 19. Juni 1886. 8V. Jahrgang. ülir gefilligen Vtllchtilng. Unsere Expedition ist morgen Gonntag, den 2v. Juni, Vormittags nur bis 1,» Uhr Mnet. LxpeMlon Ü68 I-elprlxer l'axedlattes. Amtlicher Theil. Wohliiinrs-Vrrviklhilng. Im 4. Obergeseho- de- in den Besitz der hiesigen Stadtgemeinde üdergegangenen Hau»grundstück» Kloster gaff, Nr. 4 ist eine au- et«e« Borsaeel, ö»ei üfensterigen Stube«, drrtK»««er», etuer Küche unk sonstigem Zubehör bestehende Wohnung sofort oeg n einhalbjährliche Küudtguug auberwelt zu »er- miethen. Mleldqesucbe werden auf dem Rathhaosr, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, entgegrngenommen, auch können ebendaselbst die LennielhungSbedingungen nebst dem Invenlarium der zu vermirlhenven Wohnung eingesehen werden. Leipzig, den 11. Juni 1886. Der Rath der Stadt I» 3084.Iw. Georg».Stütz Sartell-Verpachtllllg. Bon dem der Stadtgemeind« gehörigen, hier an der Promenade hinter dem da« Master genannten Haußgrundstück Ktostergaffe Nr. 5 gelegenen Gartenareale ist die frachtfrei werkende Abthetluna s, die erste ltuks a« Gingauge von der Promenade an«, vom L. Rovember d. I. an gegen eilljahrige Kündtgnn- »nderweit zu »er« pachten. Pacdkgesuche werde« auf dem Rathhanse, 1. Etage. Zimmer Nr 17, entgegengrnommen, auch können daselbst dre Ber- pacdlungLdedingungen ringeseben werden. Leipzig, drn 16. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 288S. vr. Georgi. Krumbiegel. Nichtamtlicher Theil. Die Lage in Ladern. Das Wort, welche- gegenwärtig aus Aller Lippen schwebt, vom Abgeordneten Frankenburger ist e» ausgesprochen worden, irr bat erklärt, datz die liberale Partei gegen eine Ver fassungsänderung fei, durch welche Otto I de- Throne- ent- sitzl werten solle, weil die Zeit für Aufwerfung so wichtiger Fragen nicht geeignet sei. Dir uttramontane Partei hat bisher geschwiegen, aber ihr Schweigen ist beredt, denn Frcihr v Franltenstcin hat e- bei seiner Ervfsnung«rede in der ReickSrathSkammer vermieden, de- König- Otto Erwähnung zu thun. DaS'verhalten der liberalen Hartei in dieser wich- ligcn Angelegenheit wird augenscheinlich durch die Rücksicht besttmml, dem Ministerium Lutz da- Leben nicht noch mehr zu erschweren. Darüber herrscht aber bei beiden Parteien volle Uebereinftimmuna, datz die Thronbesteigung eine» unzurechnungSsähigen Prinzen vor dem Nichterstubl der Vernunft nicht bestehen kann. Trotz de- gute» Willens, unter den obwaltenden Umständen an der Verfassung nichts zu ändern, könnte dennoch der Lauf der Dinge mit Nolhweu- kigkeit dazu führen. Die Thronfolge ist nicht allein durch tie Bestimmungen der Verfassung bedingt, sondern sie hat auch ihre actwe, von der Person de- Thronfolger- abbängcnde Seite. Es fragt sich, ob Jemand successionSsäbig ist. welcher den Eid aus die Verfassung nicht zu leisten im Stande ist, oder ob e- genügt, wenn der Regent diesen Eid an seiner Stelle leistet. Datz ein König, welcher regiernng-- unsähig geworden ist, einen Stellvertreter auch gegen seinen Willen erhalten kann und mutz, ist durch die bayerische Verfassung ausdrücklich vorgesehen. Dagegen ist rS sehr zweifelhaft, ob nach dem Geiste dieser Verfassung ein notorisch regierung-unfähiger Prinz aus den Thron gehoben werden kann. Wir haben bereit« au-geführt, welcher Unter schied zwischen einem unzurechnungsfähigen und einem un mündigen Prinzen besteht. Da- Entscheidend«, worauf e- ankommt ist, ob der Mangel eia zeilwriser oder ein dauernder ist. Bom Prinzen Otto ist bekannt, datz er unheilbar geisteskrank ist, und zwar in einem Grade, welcher jede selbstständige Willen-äutzerung au-schließt. E- scheint uns beShaib. datz die Aufwerfung der BersaffungSfragc au bic Dauer nicht zu umgeben ist. e« kann sich nur darum bandeln, ob die Frage vorläufig vertagt oder sogleich erledigt werden soll Für die Brrtagnng sprecht« mehrfach« Gründe. Die Schwierigkeiten der Lage in Bayern sind gegenwärtig ohnehin so groß, datz e« wünschen-werth erscheint, dieselben nicht noch z» vermehren, und in erster Linie ist Alle- zu vermeiden, Wa der Herbeiführung eine- Systemwechsel» aünstig ist. Die ultramontane Partei hat offenbar da» Bestreben, da» Heft >n die Hände zu bekommen, aber sie würde mit diesem Streben nur in dem Falle durchdringen, wenn sie die für versaffung-- veränterungkn nvlbiar ZweiVrittel-Mehrheit hätte. Ta« ist licht der Fall, also ist r>» von ultramontaner Seite gestellter Antrag ans anderweite Ordnung der Thronfolge auSsichl-to« Denn die Mehrheit oder auch nur mehr ol« rin Drittel der Volksvertretung sich damit ei»versionven erklärt, datz durch den Eid de« Regenten der Eid de« unzurrchnnng-säbigen König» überflüssig wird, dann ist die Frage der Anerkennung keS König» Otko zu seinen Gunsten entschieden. Nun liegt aber die Sache so. datz die Gegner des Mini sterium» Lutz die Regentschast-sraqr als Mittel benutzen können, um die Thronsolgesrage aus die Tagesordnung zu bringen. Eia Versuch in diese« Sinne ist bereit« von den »nterskänkischea Abgeordneten der nltnunontanen Partei gemacht »orde«. Sie haben sich »«für „«Gesprochen. »aß dies« Partei »en Eintritt in di« Berathunq über die Regentschaft-Verlage verweigere, lange da« Ministerium Lutz die Geschäfte führe. Sir sind damit zwar nicht durchgedrungen, aber sie können den Ler- bandlungen rin« Richtung geben, welche da- Ministerium zum Rücktritt zwingt, indem sie ihm Schuld geben, nicht rechtzeitig fehaubelt zu haben. Man darf bei Beurtheilung der Sach- age nicht au» den Augen lasten, daß die ultramontane Partei in Bayern schon vor zwölf Jahren Alle» auigebolen hak. da- Ministerium Lutz zu stürzen, und daß dies« Bemühungen nur an der Festigkeit de» König» Ludwig gescheitert sind, welcher ein Ministerium der ultramontancn Partei zum Trotz ge halten hat. Der Ansturm ist dann noch zivei Mal, aber mit gleichem Mißerfolge wiederholt worden, erst dann hat sich die Opposition daran grwöbnt, auch mit diesem Ministerium aus- zukommen. Jetzt, nachdem der König Ludwig grstorbrn ist. tritt natürlich drr Hatz gegen da« Ministerium Lutz wieder in erbvbtem Maße hervor, und die Uitramontanen werden e« an Eifer nicht fehlen lasten, die Dinge ans die Spitze zu treiben. E« verschlägt dabei wenig, daß Prinz Luitpold dtrser Partei näher steht al- den Liberalen; sie wolle» ihre Partei- genosten aus drr Ministerbank sehen, und um so eher, al» sie aus diesen Umschwung seit einer langen Reihe von Jahren vergeblich gewartet haben. Bon größter Bedeutung für den weiteren Verlauf der Krisi« ist die Haltung drr ReichSrathSkammer. In dieser cheint die ruhige und besonnene Würdigung der Thatsachr» über die Parteileidenschask den Sieg davougetragen zu haben, wie schon daran- hervorzugehen scheint, daß sie rin Mitglied der liberalen Partei zum Berichterstatter über die Regent» chastSsrage gewählt hat. Die Regenksckast-srage ist in der Thal keine Parteisrage, sondern eine thatsächlicke Frage. Ob König Ludwig regierung-sähig war oder nicht, al« Prinz Luitpold die Proclamatioo vom 10. Juni erließ, kann nicht vom Parteistandpuncte, sondern mutz ledial'ch nach Lage der Thatsacken beurtbeilt werden. Datz die Absicht auf utlramontanrr Seite vorhanden ist, auch diese Frage zur Partrifrage zu machen, kann kaum bezweifelt werken, aber r« sckeint, daß die erdrückende Gewalt der Thatsachen diese Absicht vereiteln wird. Natürlich läßt sich darüber streiten, ob da- Ministerium den richtigen Zeitpunkt für die Aclion gewählt hat, aber unbefangene Richter werten es nicht «adeln können, wenn da« Ministerium den Zeitpunkt so weit al- möglich hinau-geschobcn hat. Prinz Luitpold ist über die Sachlage seit Monaten genau unterrichtet gewesen und hat dennoch gezögert, den entscheidenden Schritt zu thun, also ist da» Ministerium um so mehr von jeder Schuld in dieser Beziebung srcizusprechen, weil aiidenisall« der Regent sofort gehandelt haben und Minister, welche sich der Zeitlage nicht gewachsen zeigten, sofort entlaste» haben würde. Eine solche Handlung-weise wäre nack dem Wunsche der Ultramontanen gewesen, aber e» fragt sich sehr, ob bainit den Interrste., de- Lande» gedient gewesen wäre. Ter Prinzrrgent bat vom Anfang a», sobald er in die Actio» getreten ist. über drn Parteien gestanden, er bat nicht danach gefragt, welcher Parteirichtung da» Ministerin», Lutz angebört, sondern ob e» die SlaatSgekchäste pflichtmäßig geführt hat. Diese Frage bat er bejahen niüsten, und deshalb bat er die Rälbe der Krone, welche die Negierung unter König Ludwig geführt haben, beibehallen und rr wird sie ferner beibebalte» trotz de« Einspruch» der Nllramontanen, wen» er die Ucber- zeugung begt, daß sie geeignet sind, über die Schwierigkeilen der Lage bester al- etwaige Nachfolger hmwegzuhelse». Der weitere Bcrlans der Krisi» wird zeigen, datz er da» Richtige wählte. " Leipzig, 19. Juni 1886. * Se. Majestät der Kaiser nabm am Dienstag bei dein Empfang persönlicher Meldungen seiten» zahlreicher Ossiciere im königlichen Palai» Gelegenheit, sich über die traurige Katastrophe im bayerische» König-banse auSsnhrlich au<zusprechen. Al» der hohe Herr die Reihe oer vorgestelllen abgeschrittcn und an jeden derselbe» einige huldvolle Worte gerichtet hatte, schritt er nach der Thür, wandte sich dann aber, wie einer plötzlichen Eingebung folgend, wieder zurück und gab sodann seiner liefen Bewegung über da- in Berg Geschehene beredten Ausdruck. Leiter müsse man ja, so bemerkt« der hohe Herr, au» zahlreichen Einz-lheiten, wie sie namentlich in den letzten zwei Jabrrn vorgckomm n. de» be rechtigten Schluß ziehen, daß die furchtbare Katastrophe »nr eine Frage der Zeit und eine Wiederherstellung der Gesund heit de- König- unmöglich gewesen sei, aber e» erfülle mit tiefer Wehmuth, den Träier eine- so hohen Namen» und einen so hochbegabten Herrscher so furchtbar enden zu sehen. In längerer Rete verbreitete sich sodann der Monarch über die ganze Rcgierung-zeit de» König» Ludwig, über die Hoffnungen, die er bei seinem Regierungsantritt erregte, über die Bunde«treue, mit der er dem neuen Reich zugethan gewesen sei. endlich auch über die große Liebe und Anhänglichkeit, die der verstorbene König bei dem bayerischen Volke gefunden habe. T>ef crariffen lauschten die versammetten den Worten de« greise» Monarchen dem r» eii, Herzen-bedürsniß zu sein schien. >», Kreise ienicr Ossiciere sich auszusprechen. Nachdem der hohe Herr längere Z-ik allein gesprochen, gab er durch Zwifchensragen auch einigen Generalrn Gelegenheit, ihre Meinung zu äußern. Einer der rangältesten Ossiciere demerkte. e« sei dieser UnglückSsall auch ein schwerer Schlag für da- Land Bayer». „Ja, auch für da« Land Bayern", erwiderte der Kaiser, „aber da« ist loval". Damit rntlirß der Kaiser die Ossiciere, die noch lange Zeit im Vorzimmer sich dem Eindruck überließen, den diese ernste Stunde auf sie gemacht. Allgemein wurde auch bemerkt, mit welch' wunderbarer Treue de» Gedächtnisse« der Kaiser sich der einzelnen Ossiciere erinnerte, und wie er. anknüpsend an ibre Dekorationen, ans Einzelheiten der Schlachten und Ge fechte zu sprechen kam, in denen die betreffenden Herren sich ibre Auszeichnungen verdient hatten. Eingehend verweilte der bohe Herr bei jenem Moment der Schlacht von Beanmont. al- die 7. und 8. Infanterie-Division au- dem Wald« von Beaumont lo-brach und das Eorp« Failly über den Hansen warf. * Dem vernehmen nach beabsichtigt der Reichskanzler Fürst Bismarck sich gegen Ende de« Monal» zum Eur- gebrauch nach Kissingen zu begeben; vorher dürfte der selbe „och einige Tage in Schönhausen Aufenthalt nehmen. * Znm gegenwärtigen Stande der Beziebnngen Deutschland« zu Fraulrrich wird der »Kölnischen Zeitung" nn- Perli« geschrieben: ,E« liege« an- jüngster Zeit verschiedene Anzeichen dafür »me. »aß sich Lenlschland« Stimmung gegen Frankreich mit Frankreich» Stimmung argen Deutschland mehr und mehr m Ei»klang setzt, d H. eine recht unsreunblicke wird. Dafür spricht heute ""der «in in der »Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" veröfsenl- lichter Artikel, der wohl au- maßgebenden Kreisen stammt und in dem Deutsche aus die Gefahren ausmerksam gemacht werden, welche seit der Veröffentlichung de« Boulanaer scheu Spionengesetze» allen in Frankreich weilenden Fremden drohen unv namentlich den Deutschen, die sich dort aus- haltea. E» wird in gewissen Kreisen mit Unrecht a»grnom»>e», daß diese» Wachsen einer sranrosrnseindl>ck>e» Stimmung in Deutschland mit der Aii»weisui>g der Prinzen etwa» in thun habe. Dieser Angelegenheit gegenüber hat sich Deutschland vollständig gleicbgiltig verhalten. da man in ihr eine au»sck>ließiich sranzösische Sache erblickt. Ter Grund der Verstimmung ist einfach drr, daß man lang- sam, aber sicher die Ueberzeuguiig gewonnen bat, Frankreich sei deulscdseindlich gesinnt und wolle e« vorläufig unter allen Umständen bleiben, und daß demnach eine sranzosensreundliche Stimmung in Deutschland mit der Würde eine» großen Reiche» nicht vereinbar ist. Der Tag wird vielleicht koniinen, an dem die Franzosen zu der Erkenntniß gelangen werde», daß sie sich selbst allein geschadet haben durch ihre seit sech zehn J.ibie» unermüdlich betriebene Teulschenbetze, der beutscherseil« eine in der Geschichte noch nie bagewesene lang- müthige Ruhe entgegengestanvcn bat. Bi« dahin wird eine Veränderung der deulscben Gefühle dem feindlich gefinnten Frankreich gegenüber schwerlich zu erwarten sein Die Prinzen- frage bat damit um so weniger zn tbun, al» die Orleans sich zur Ausgabe gestellt zu baden scheinen, mit den schlimmsten »Patrioteniiguislcn" im Deutschenhaß zu wetteisern." * Da» Schreiben an« dem Vatikan, mit welchem dem Er.bi-tbuin-verweser Weickum in Freiburg i Br. die Aniiabuie der Wahl seilen» de» Bischof- Roo« angezeigt wurde, lauletc: Hockiwürsigsier, hochverehrtester Herr! Seine Heiligkeit hat da» Schreiben de» Metrovolitancapilel» erdolien, in welchem der d. Bater g deten wird, die einstimmige Wehl de« bochwürdiqsten Biichos» Ioixinn Lliristian Sioo« von Limburg zum Er.chiichos von Freiburg besiä.igen zu wollen. Nachdem i u» der hochwürdigste Bischos ron L.nidlirg aus den Wunlch de» h. Stuhle» dir Wahl °!WN«noNi»en, hat Te. Heiligkeit den Wünschen de» Eapilet» gnädigst wllliad.rt und die erbetene Bestätigung gegeben. Indem ich Ihne» »nd dem bochwilrdigften Domkapitel im Namen Seiner Heiligkeit die« zur Kenntnih dringe, ist e« mir sehr angenehm, Ihnen mil- iheile» zu können, daß der h. Vater Ibnen. dem Tomcapttel. dem Klern» und ollen Gläubigen der trrzdiöcese Freiburg den erbetenen apostolischen Segen eetheilt. Mil dem Anodrucke vor züglicher Hochachtung und de» besten Segenswünschen zeichnet i?a>. Hochwil, den ergebenster L. Cardinal I a c o b i n i. Nom, II. Juni 1886. * Wie die „Allgemeine Zeitung" au» militairischen Kreisen vernimmt, soll von »»» an der bayerische Helm nicht mcbr mit dem Anfangsbuchstaben de» königlichen Namen» ondern mit dem bayerische» Wappen — wie solches bei dein Gendarnierie-Helni der Fall ist — versehen werden. Ob da mit zugleich auch die bekanntlich von England unportirle unschöne und vor Allem unpraklische Raupe durch eine andere zweckmäßigere Zierde ersetzt wird, ist eine offene Frage. « » « * Der deutsche Schulverein in Oesterreich hatte bekanntlich in letzter Zeit inaiichen Strauß zu kämpsen. Die Regierung verhielt sich fall seintielig gegen ib». die Klerikalen incklen ihn aus alle mögliche Weise zu bekänipsen. und die Antiseiniken wollten ibn sich unlerthan machen. Glücklicher Weise führte die Hauptversammlung, welche z» Pfingsten in Salzburg slatlsand, zu einer Klärung und Einigung. Kleri kale und anliseinitische Stürme wurden abgeschlagen. Wa» aber noch besonder» überrascht, da» ist da» Auftreten de« StatlbaUer». Die Regierung hat bisher den Bestrebungen de» deutschen Schnlverein» gegenüber sich mehr als kalt, sich ablehnend vcrballen. E» war sogar von Auslösung desselben die Rede, und Ibatsächlich wurden Erhehnngc» über scuic Tbätigkeit gepflogen, von denen sogar in, Reichsraibe die Rede war. Unv „u„ äugert ich plötzlich ein Mitglied der Negierung wohlwollend Uber den Verein und zum Vereine. Da» Aufsehen im ganzen Reiche wird kein geringe» sem; eine richtige Deutung bleibt abzuwarten. Gewiß ist. daß der Slalihaller nur im Emvernebinen mit der Regierung so bandeln konnte; daß er mit gewinnender Lieben» Würdigkeit dabei vorging, ist allein ihm al» Person anzw rechnen. Seil einiger Zeit schon gebt sreilich da« Gerede von eine», Wandel in der Haltung der Regierung den Deut schen gegenüber. Damit bat e» wohl gute Wege. Minder leicht Einzunkhinende suchen eine andere Erklärung. Gerechte Kle- wurde» von den Deutschen erhoben, daß die Statt balio o» Böhmen, Mähren und Krain: Krau-, Schön, born. Winkler, den slawischen Schulvereinrn alle mögliche Förderung angedeihen lasten, was in vergleich gebracht wurbe mit der oben geschilderten Haltung der Regierung gegen den deutschen Schulverem. Die Regierung mochte wohl ein gesehen baden, wie begründet die Unzufriedenheit »— Deutschen sei, und darum war ihr die vielleicht der ursprünglich blo» persönliche Neigung de« Stattbalter» Grase» Tbun. dem Vereine in Salzburg freundlich zu begegnen, ein willkommener Anlaß, aus diese Art die Be vöikerung ein Stück ihrer Pflege der .Gleichberechtigung' sehen zu lasten. Da» Auftreten de- Statthalter» in Salz bürg soll wohl besagen: »Seht, wenn wir Statthalter habe», welche die slawischen Schulvereine fördern, so mangelt e» unserer „Uber den Parteien" stehenden Regierung auch nicht an Statthaltern, denen e» auf freundliche Worte für den deutschen Schulverein nicht aukommt." Die Osficivsen werden nicht ermangeln, die „gleichmäßig liebevolle Behand lung aller Böller und Stämm?' in» richtige Licht zu stelle» und zu dem Schluffe kommen, daß also eigentlich die Deutschen doch gar keine Ursache zur Klage über Zurücksetzung haben. Wenn die Rede de» Stattbalter« in der Hauptver sammlung de- Schnlverein- zu Salzburg nur diesen Zweck baden sollte, dann wird sie wohl den Ossicivsen die gewünschte Gelegenheit verschaffen, aber dennoch über die beulige Siel« lung der Deutschen im Reiche keinen Augenblick täuschen können. Das tiefwurzelnde Mißtrauen, die schwere Besorgniß de« deutschen Volke« wird sie gewiß nicht bannen. — Die 1020 Ort«qrupven mit ihren über 6600 Vorständen und ihren 120.000 Mitgliedern, welche bi« jetzt -0 Schulen. 80 Kindergärten erhalten und jährlich 300.000 Gulden für ihre Zwecke ausbringen, haben alle Versuche drr Spaltung abge- wiese», und der Vier« de» Schulderem« »ir» Heller leucht« al« je zuvor. * Au< Paris» 1L. Juni, wird der »Kölnischen Zeitung" gr- chrieben: „Auch hier tritt alle» Andere zurück vor der Nach richt von dem furchtbare» Ende de- König» Ludwig von Bayern; all« Blätter widmen ihr «inen großen Tbeil ihrer Spalten. Im Allgemeinen sind die Nachrufe der Presse in bsprrchendem. zum Theil gehässigem Tone gehalten, einige Blätter taffen e- sich auch nicht nehmen, Alle» z» entfalten, wa- sie an sogenanntem Witz besitzen. Nur aus da« Eine möge dingewiescn werden, datz sich hier wieder einmal die „»glaubliche Unwissenheit unv Unersahrenheit sranzbsiseber Blätter in au-wärligrn Dingen glänzend offenbart. Sie »rkdeilen über Dinge, von denen sie offenbar nicht die ininbestc Ahnung haben, so wie e» ihnen gerade in den Sinn kommt, und darau» ergiebt sich dann eine Menge von Wider- priichrn, die ergötzlich sein würden, wenn der Anlaß nicht so traurig wäre. So kann man beute in einigen Blätlern lesen, König Ludwig sei ein Feind de» neuen deutschen Reiche», also ein Freund Frankreich» gewesen, während in ankern behauptet wird, daß Kaiser Wilhelm und Fürst Bi-marck niemals einen ergrbenern Schleppträger gehabt hätten." * Nach dem soeben in Pari» erschienenen „Militairischen Jahrbuch für 1886" zählt die active Armee Frankreich« 300 Generale. Die Insaulerie hat 11,410 Ossiciere, wovon l7t Oberste und 4215 Hauptleute; die Eavallrrie 3288 Ossieiere, wovon 84 Rittmeister; die Artillerie 3195, wovon 83 Oberste und 1407 Haupileute; da- Genie 971 Ossiciere, wovon 40 Oberste und 465 Hauplleulc; der Train 364 Osfi- cieee, worunter 4 Obcrstlieutenailt- und 160 Hauptieute. Die Genkariuerie, obwohl durch da» Teeret vom 6. April d. I. vermindert, zählt »och immer 795 Ossioiere. wovon 17 Oberste und 3lt Hauptleute oder BezirkScommandirende. Bon den Generalen sind 100 Division»- und 200 Brigade- generale. Die Gelamnitzahl der übrigen Ossiciere, vom Obersten bi» zum Uiilerlieulenant. delänst sich aus 20,032. Hierzu kommt noch da« Personal der Nichlcombattanteu: 50 Evnlroleure der Verwaltung. 36 Pulver- und l Artillerie- Ingenieure. 33l Intendanturbcamte, 1190 Militairärzte, t38 Apotheker, 438 Thierärzte, 499 Ossiciere der Intendan» turbureaup, 43t Ossiciere der LcbenSmillelaussicht, 340 der Hospitäler, 105 der Bekleidung und de» LagerzeugS, 72 der MililairgerichtSdarkeit. Im Ganzen haben 5072 Beamte Ossiciersrang. ohne ein Commandv bekleiden zu können. Die Gesaninitzabl von Osficieren und Ossie-är,«rang Bekleidend n beträgt 25,104 und übersteigt die der «rutschen Arme« um 7000. Die »R'-publique Frantzaise" spricht die Erwartung an», daß der Budget- und der Milita>rgesetzall»schiiß. ohne die Zabl der Gesccht-einbeiten zu vermindern, eine bedeutend« Herabsetzung de» »ichtcoinballante» Personal» der Eadre- verlangcn werden, da» für den Friedenostand zu zahlreich sei. * Au» Egypten treffen «»günstig lautende Nachrichten über den Geliindheir-zusiaiid der dortigen englischen Be- ahllngStruppen rin. Zwar berrscbt in den Nillünbern gerade jetzt die Periode der höchsten Sominerlntze, der da« europäische Naturell nur mit Milbe widersteht. Da aber i»r mehrere Monate hierin keine Aendcrung zu erwarten ist, durste die FeldlUchtigkeit der englischen Truppen nicht uner hebliche Einbuße erleiden, wa«. wen» der jetzige Führer der Ansständischen den Moment benutzen sollte, den englischen Desensivplan an der Ellvgrenze aus keine leichte Probe stellen könnte. * Der amerikanische Fischereistreit scheint seiner Erledigung entgegen zu gehen. Wie au- Washington gemeldet wird, hat die Negierung von dem amerikanischen Gesandten in London, Mr. Pbelp», die Millheilung kinpsaiigen, daß die britische Negierung da- Vorgehen CanadaS nicht ganz gut heiße und alle Aussicht vorhanden sei, daß volle Satissaclion für die Beschlagnahme der amerikanischei» Fischerei - Fahrzeuge gegeben werbe. — Die Eisenbahnen de» Süd westen», welche jüngst durch die Streik» schwer gelitten haben, erbeben jetzt gerichtliche Klage gegen diejenigen Mitglieder der KuighlS os Labour, welche sich Eigcnlbunisbeschädlgungen haben zu schulden kommen taffen; in Folge dessen haben zahlreiche Verhaftungen statt» gcsunven. * Einem New-Vorker Telegramme zusolge sagt O'Donovan Rossa, daß infolge von Gladstone S Niederlage die Beiträge sür Dy»a mitzwecke wieder beginnen. Der »Uniled Irishman" veröffentlicht einen zwei Spalten langen Ausruf der senische» Bruderschaft, welcher solgendermaßen schließt: »Wir »illffe» daher Honie- Rute al» tcdk betrachten. Unsere Kriegführung muß erneuert werden, und zwar muß e« ei» Rachekrieg sein. Zwölf Monate lang haben wir Wassensiilliiand gehalten, um da» Ergebniß der letzten Herbttwahlen und de» von Herrn Gtadstonc sofort nach dem Zusammentritt de» Parlament« verspiochenen Home-Nute- Gesetze« abzuwarten. In einer heute abgehatlene» Be.sanimlung der senischen Brilderschail wurde erklärt, daß bieser Waffen stillstand zu Ende fei. Wahrend de» verflossene» Jahre- sagten u»S häufig Freunde der parlainentarischen Agitation in diesem Lande, daß, wen» dieser Plan keinen Ersotg batte, e» der letzte i» dieser Richtung sei» würde. Wir sordern jetzt kiese Leute auf, ihr Wort einzulösen und gemeinsame Sache mit un» zu macken. Unser Werk machte die Einbringnng de» Home-Rule-Gesetze- überhaupt möglich. Mil der kalben Bei hilfe. welche die parlamentarische Agitation erhalte» bat, wollen wir die irische Selbstiiändigkeit zu einer vollendeten Thatsache machen." Diese Erklärung kommt gerade jetzt im geeigneten Augenblick, um wieder i» Erinnerung zu bringen, von welche», Schlage eie Hintermänner Parnell'S und seiner „gesetzlichen Vertretung" sind. * Privatbrricbte au» Samoa mit Einzelheiten über di« jüngsten Ereignisse daselbst melken, daß am 13. Mai König Malietoa ein Schreibe» an den amerikanischen Consul richtete, worin rr miltheilte, daß ein Theil seiner Untertbaneu unter Führung König Tomaesesi»' sich empört habe; Malietoa ersuchte den Consul, einen Ausrus zu erlösten, worin allen Samoanern onbesohlen wird, nach ihren Heimstätten zurilck- zukehren. Demgemäß befahl der Consul am folgenden Tage der Bevölkerung, sich zu zerstreuen, und am 27. Mai wurde rin von den Consuln England-, Amerika- und Deulschland« unterzeichneter gemeinschasllicher Ausrus erlassen, welcher die Herrschaft König Malietoa'» anerkannte. Seitdr« »nrdr« kein« weiter» Unruhe» befürchtet.
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