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Amts- M AWMblktt für den öezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung Nbo»t»^n<r»t viertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. de« .Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten, sowie bei allen Reichspostanstalten. Trlegr.-A-rrffe: Amtsblatt. «rschelnt täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. JnsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. 8l0. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. i 57. Ia-r,-«g. " Freitag, den 25. März Fortbildungsschule betr. An den hiesigen Fortbildungsschulen (Allgemeine Fortbildungsschule und Gewerbliche Fortbildungsschule) ist der Unterricht um eine Wochenstunde erweitert worden, die sich un mittelbar den bisherigen Unterrichtsstunden anschließt und die Erteilung von Unterricht in Leibesübungen unter Bedienung von Lehrkräften hiesiger Turnvereine bezweckt. Die hierüber aufgestellten, im vierten Nachträge zur hiesigen Lokal-Schulordnung sowie im ersten Nachträge zum Regulativ für dir hiesige Gewerbliche Fortbildungsschule enthaltenen Bestimmungen sind von den betreffenden staatlichen Aufsichtsbehörden genehmigt worden und liegen von jetzt ab im hiesigen Gemeindeamts — Zimmer Nr. 10 — zur Einsicht nahme aus. Schönheide, am 23. März 1910. Der Schulvorstand. Der Gememderat. Haupt, Vorsitzender. Haupt, Gemeindevorstand. Der Vorstand der Abteilung für Landesaufnahme des Königlich Sächsischen General stabeS wird mit einigen ihm unterstellten Offizieren, Topographen und Hilfstopographen im Sommerhalbjahr dieses Jahres im Bezirke der Kgl. Amtshauptmannschaft Schwarzenberg topographische Feldarbeiten vornehmen. Die selbständigen Gutsbezirke, die Grundbesitzer, die Einwohnerschaft und alle Beamten werden ersucht, dieses gemeinnützige und wissenschaftliche Unternehmen durch eifrige Mitwir kung zu unterstützen. Die Grundstücksbesitzer werden angewiesen, den Offizieren und Vermessungsbeamten keine Hindernisse in den Weg zu legen und die aufgestellten Vermessungsstgnale, sowie sonstige Zeichen unberührt zu lassen. Zuwiderhandlungen werden auf Grund von 8 303 des Reichsstrafgesetzbuches vom 1b. Mai 1871 mit Geldstrafe bis zu 1000 Mark oder mit Gefängnis bis zu 2 Jahren bestraft. CarlSfeld, den 21. März 1910. Der Gemeindevorstand. Bauernfeind. Potentaten-Reiscn. Die Politik zwingt zu Manchem! Bekannt ist, wie die Kaiserin Maria Theresia von Oesterreich wieder holt die Feder fortwrrf, bevor sie sich entschließen konnte, an die berüchtigte Marquise von Pompadour zu schrei ben, um durch deren Einfluß Frankreich als Verbündeten im Kriege gegen König Friedrich von Preußen zu ge winnen. In ähnlicher Stimmung muß heute Kaiser Nikolaus II. von Rußland sein, wo er dem ihm besu chenden König Peter von Serbien die Hand bieten muß. Denn die Behauptung, Peter habe um den Mord- Plan gegen seinen Vorgänger, König Alexander und dessen Gattin Draga gewußt, ist bis heute nicht ent kräftet. Und der persönliche Verkehr mit einem solchen Manne muß gerade für den Zaren recht unerquicklich sein. Freilich auch verschiedene seiner Vorgänger ha ben solchen bitteren Becher getrunken. Alexander II. bat nach den vielen Niederlagen in der Krim Napoleon III., den sein Vater Nikolaus I. nie als Kaiser von Frank reich hatte anerkennen wollen, um Frieden; Alexan der III. mußte die in Rußland verpönte Marseillaise anhören, als es sich um die Annäherung an die fran zösische Republik handelte, und Nikolaus II. hat ja selbst auch den Präsidenten Felix Faure, den einsti ge^ Gerber-Volontär, umarmt und geküßt. Aber Pe tar von Serbien ist das größere Nebel, das ist etwa derselbe Fall, wie der Eingangs erwähnte Maria There sia und Pompadour. Das mußte keineswegs sein! Aber Rußland, das im fernen Osten von den Japanern so große Einbußen erlitten hat, will diese durch eine Erhöhung seines An sehens im nahen Osten wieder gut machen. Dazu steifte es schon vor einem Jähre Serbien gegen Oeste- reich-Ungarn den Rücken, empfing der Zar den Kron prinzen von Serbien, dann das bulgarische Königs paar, und nun ist König Peter an der Reihe. Nikolaus II. hat sich darein gefunden, den bisher noch von kei nem anderen Herrscher begrüßten Belgrader Monar chen zu empfangen. In Wien weiß Mau schon, was das bedeutet, aber der alte Kaiser Franz Josef wird es schwerlich eilig haben, dies Petersburger Beispiel nachzuahmen. Der Sultan, den Peter nach der russi schen Fahrt besuchen wird, tut es, aber die orientali schen Anschauungen, die in Konstantinopel herrschen, führten ja auch zum Belgrader Morde. Nach diesen Anschauungen gilt der Grundsatz: „Tote Feinde können nicht mehr schaden!" Orient-Kultur im zwanzigsten Säculum! Der neue chinesische Kriegsminister. Ein Vertreter des „Tag" hatte am Dienstag eine interessante Unterredung mit dem bisherigen chine sischen Gesandten in Berlin, General Yintschanz, der jetzt bekanntlich als Kriegsminister nach Peking geht. Verblüffend offen und ganz in seinem geliebten Berliner Deutsch äußert sich der Herr Minister Mnt- schang: „Zunächst möchte ich betonen, daß ich mit aufrichtigem Bedauern aus Deutschland und seiner Hauptstadt scheide. Ich habe hier lange genug geweilt und habe zu vieles gelernt, um nicht voll Freude und Dankbarkeit in Deutschland leben zu wollen. Nicht als letztes tritt hinzu, daß Ihr Kaiser mich stets mit dem größten Wohlwollen ausgezeichnet und meine Auf gaben mir dadurch in einer Weise erleichtert hat, daß ich ihm gar nicht erkenntlich genug hierfür sein kann Aber andererseits reizt mich doch auch die neue Auf gabe, die mir gestellt ist. Ich weiß, daß sie nicht leicht ist. Zuerst werde ich als Kriegsminister dem Finanz minister den Krieg erklären müssen. Das weiß ich schon jetzt. Denn ohne Geld ist auch in China nichts I durchzuführen. Ferner weiß ich zu gut, mit wieviel I Dickköpsen ich daheim zu kämpfen haben werde. Ich war daher durchaus berechtigt, einem Ihrer Landsleute auf sein Glückwunschtelegramm zurückzudepeschieren: „Ich werde zeigen, was ich nicht kann!" Aber einiges, hoffe ich, wird mir schon gelingen. Bor allem werde ich mit dem Prinzregenten als ehrlicher Soldat und als Patriot mich rückhaltlos aussprechen. Sie wissen ja, daß ich Ihnen schon vor Jahren einmal sagte: „Für Klimbim bin ich nicht zu haben!" Ich bin stets gerade durch gegangen, und so werde ich auch dem Prinzregen ten meine Meinung nicht vorenkhalten. Liebediene risch bin ich nie gewesen, und lawieren, um Höherge stellten zu gefallen oder wenigstens nicht zu mißfallen, kenne ich nicht. Ich kann so auftreten. Denn mein Schild und meine Waffe zugleich ist, daß ich ein armer Teufel geblieben bin. Wenn Sie mich nach meinen Reformplänen fragen, so denke ich u. a. auch an die Ein führung der allgemeinen Wehrpflicht, aber selbstver ständlich den Verhältnissen angepaßt, die bei einer Na tron von 400 Millionen Menschen sich ergeben. Dann denke ich, die jungen Leute nicht nur durch den Drill zu Soldaten zu machen, sondern auch durch Erziehung. Sie müssen begreifen lernen- welch ein? Schande es ist, daß das älteste und größte Kulturreich der Erde so schwach dasteht. Erkenne ich, daß mir zu große Schwie rigkeiten in den Weg gelegt werden, so werde ich gehen, und so wird mich Berlin vielleicht als militärische Lei che Wiedersehen. Aber auf ein Wiedersehen hoffe ich ganz bestimmt". Man sieht die modernen Kräfte er heben sich in China. Tagesgeschichte. Deutschland. Eröffnung eines deutsch-süda mexi kanisch en Kabels. Die Seekabelwerke in Norden ham teilen mit, daß ihr Kabelöampfer „Stephan" die Legung der zweiten Teilstrecke Teneriffa-Monrovia des deutsch-südamerikanischen Kabels vom 5.-19. d. M. glücklich ausgeführt hat. Die Schlußmessung ergab den tadellosen elektrischen Zustand des Kabels. Die Seekabelwerke haben auf diese Meldung vom Kaiser nachstehenden telegraphischen Glückwunsch erhalten: „Ich danke bestens für die erfreuliche Mitteilung von der Fertigstellung der Kabelstrecke Teneriffa- Monro via und beglückwünsche die Seekabelwerke herzlichst zur glücklichen Einfügung dieses bedeutsamen .Gliedes in die Kette unserer überseeischen Kabelverbindungen. „Glück Auf" zum Weiterbau. Wilhelm I. k." Adel und Bürgertum in der Diplo matie überschreibt die amtliche „Nordd. Allg. Ztg." einen Artikel, in dem sie die Behauptung des national liberalen Reichstagsabgeordneten Dr. Stresemann, nach dem vorhandenen System würden die diplomati schen Posten mit Adeligen besetzt, zu widerlegen sucht. Das Regierungsorgan warnt einleitend vor Uebertrei- bungen bei der Erörterung dieser doch nicht so ein fach liegenden Verhältnisse und fährt dann fort: „Daß der Adel auch heute noch in unserer Diplomatie eine sehr große Rolle spielt, ist unbestreitbar. Das ist in der historischen Entwickelung begründet und wird sich nur langsam ändern. Kein Unbefangener wird auch erwarten, daß darin von heute auf morgen eine ra dikale Aenderung eintreten kann. Im großen und gan zen liegen die Dinge bei uns nicht anders als in andern monarchischen Staaten. Und die ausschlaggebende Kra ge wird immer die sein müssen, ob das Staatsinteresse bei der Auswahl unserer diplomatischen Vertreter leidet oder nicht. Diese Frage bejahend zu, beantworten, da für fehlt es durchaus an übzeugendem Material. Die Bemängelungen unseres diplomatischen Dienstes be ruhen mehr auf Stimmungen als auf Tatsachen. Zu einem besonderen Pessimismus liegt also kein Grund vor; und das um so weniger, als man sich an den lei tenden Stellen der Anforderungen an eine zeitgemäße Ausgestaltung des diplomatischen Dienstes voll bewußt ist und keineswegs die Verewigung eines starren Prin zips zum Schaden des Staatswohls betreibt. Von ei nem „Gardeprinzip" in der Diplomatie zu sprechen, wie es Herr Stresemann tat, ist eine Uebertreibung. Ge rade die Besetzung der wichtigsten General-Konsulate, die in unserer Zeit des intensiven Wirtschaftslebens vielfach eine höhere Bedeutung haben, als manche rein diplomatische Posten, beweist das Gegenteil. Hier läßt sich, im Gegensatz zu Herrn Stresemann, die Tendenz zu stärkerer Heranziehung des Bürgertums erkennen. Die Dinge sind ersichtlich in Fluß geraten, wenn auch, wie dies nicht anders sein kann, nur langsam. Staats sekretär von Schön hat nur die Existenz eines Systems bestritten, wonach der Adel in den größeren Missionen mehr vertreten ist als in den kleineren. Und Herr Stresemann kann die Existenz eines solchen Systems auch nicht beweisen; denn es ist nicht vorhanden" Unrichtige Angaben über den deut schen Flottenausbau seitens des ersten Lords der englischen Admiralität Mac Kenn« im Unterhaus? stellt die „Nordd. Allg. Ztg." richtig. Das Regierungs organ konstatiert namentlich, Deutschland wird im Jah re 1912 nur 13 große Schiffe, nicht, wie Mac Kenna be hauptete, 17 verwendungsbereit haben. Das preußische Kriegsministerium und die Aviatik. Das preußische Kriegsministe rium hat für die erste nationale Kliegerwoche in Jo hannisthal bei Berlin, die im August stattfinden wird, Geldpreise im Gesamtwerte von 18000 Mark gestif tet. Das preußische Kriegsministerium hat bekannt lick auch vor einiger Zeit eine Anzahl von Offizieren zur Ausbildung als Flieger kommandiert. Auch hat es einen Militäräroplan bauen lassen, mit dem fort gesetzt Versuche vorgenommen werden. Das Straßburger Spionagekonsor tium Bor einigen Monaten wurde in Straßburg i. Els. ein Konsortium von Spionen verhaftet, das jetzt des Landesverrats überführt worden ist. Unter den Verhafteten befindet sich auch ein Agent Weißkopf, der seine Tochter der Mittäterschaft beschuldigt hätte. Die Tochter wurde daraufhin vor einiger Zeit in Kiel po lizeilich festgenommen. Sie ist am Mittwoch aus der Haft entlassen worden, weil sich ihre Schuldlosigkeit herausgestellt hat. Dagegen haben die polizeilichen Er mittlungen ergeben, daß die in Straßburg festgenom menen Spione sich geheimgehaltene Mariuedokümente ungeeignet und über die Westgrenze gebracht habey. Der Untersuchungsrichter des Reichsgerichts ist seit ei nigen Tagen in Kiel, um eine Reihe von Zeugen in dieser Angelegenheit zu vernehmen. Im Baugewerbe wird es wahrscheinlich wegen des vom Arbeitgeberbunde beschlossenen Tarif vertragsmusters zum Kampfe kommen, denn die Be stimmungen dieses Tarifvertrages dürften den Wünschen der Arbeiter kaum entsprechen, namentlich die Fest legung eines ausschließlich von den Arbeitgebern ge regelten Arbeitsnachweises nicht. Es fragt sich nun nur, ob es zu einem allgemeinen Streik oder zu einer allgemeinen Aussperrung kommen wird. Die Arbei terverbände sollen sich bis zum 8. April zu dem Tarif vertragsmuster äußern. Wahrscheinlich wird Deutsch land wieder einen Riesenstreik bekommen, und damit seinen durch die Statistik festgelegten Rus als streik-