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WchMtz-ZkitW Verantwortlicher Redactmr: Paul IthNk in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 5. Dezember 1889 55. Jahrgang Nr. 144 Dicke Tücher sind um den Hals geschlungen und wattirte Kapotten hüllen den Kopf und das halbe Gesicht ein, und wenn dann ein so verpacktes und verzärteltes Kind krank wird, dann wundert sich die Mutter auch noch darüber, sie weiß eben nicht, in wie hohem Grade sie sich an der Gesundheit ihres Kindes versündigt. Es ist eine Thorheit, Kopf und Hals so warm zu verpacken, die unteren Theile des Körpers dagegen nur ungenügend gegen die Witterungs einflüsse zu schützen. „Füße warm, Kopf kalt," das ist die alte, wohlerprobte Regel, und wer in eigen sinniger oder leichtfertiger Weise gegen Hiess handelt, hat es sich selbst zuzuschreiben, wenn er traurige Er fahrungen macht. Kaltes Waschen, kalte Abreibungen mit darauffolgendem sorgfältigen Abtrocknen und Frot- tiren ist der beste Schutz gegen die Kälte. Davon wollen aber die wenigsten Mütter etwas wissen; das liebe Kind wird von der zärtlichen Mutter früh oft so lange im Bett gelassen, daß es kaum noch Zeit findet, sich ordnungsmäßig anzuziehen, und wenn dann der verwöhnte Weichling vor dem kalten Wasser in dem Waschbecken zurückschreckt, dann wird noch etwas war mes Wasser hinzugegossen, damit das liebe Töchterchen sich nur ja nicht „erkältet," Halstuch und Kapuze sollen dann den eben begangenen Unsinn wieder ausgleichen. Aber Halstuch und Kapuze mögen noch so schön sein, die Kinder gewähren darin dennoch einen jämmerlichen Anblick; trotz der warmen Umhüllung vor Kälte zit ternd, schleichen sie mit bleichen Wangen daher und machen den Eindruck eines Mensche«, der 14 Tage lang keine warme Nahrung zu sich genommen hat. Andere kommen frisch und fröhlich mit rosigen Wangen daher und schauen munter in den kalten Wintermorgen hinein; ihnen thut die Kälte und der eisige Wind nichts, das kalte Wasser hat sie gegen solche Anfechtung gefeit, sie kommen frisch und mit neuen Kräften zur Schule und werden dem Unterrichte bester zu folgen wissen, als die bleichen verzärtelten Püppchen. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat November d. I. 650 Einzahlungen im Betrage von 50,936 M. 95 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 25l Rückzahlungen im Betrage von 54,819 Mark 58 Pf. — Sparmarken ä 5 Pf. sind 150 Stück verkauft worden. — Bei dem hiesigen Vorschuß-Verein wurden im Monat November 71,000 M. — Pf. vereinnahmt, darunter 52,942 M. — Pf. zurückgezahlte Vorschüsse und 16,981 M. — Pf. Spareinlagen; die Ausgabe betrug 52,593 M. — Pf., worunter sich 38,523 M. gegebene Vorschüsse und 13,957 M. — Pf. zurückge zahlte Spareinlagen befinden. Zins-Provisions-Ein- nahme 975 M. — Pf. Die Zuzahlungen der Stamm- Einlagen nach dem neuen Statut find,» erst nächstes Jahr statt. — Die Weihnachtszeit naht heran, und Jeder be eilt sich, für seine Lieben Geschenke kommen zu lasten, bez. an auswärtige Familienmitglieder oder Freunde solche abzusenden. Je näher wir dem Feste kommen, desto größeren Umfang nehmen die Weihnachts- sendungen an, so daß die Post eine gewaltige Tätig keit entfalten muß, um allen an sie gestellten An forderungen Genüge zu leisten. Damit die Weihnachts sendungen rechtzeitig in die Hände der Empfänger ge langen, empfiehlt es sich, mit Absendung derartiger Sendungen bald zu beginnen, damit die Packetmasten sich nicht in den letzten Tagen vor dem Feste zu sehr zusammendrängen, wodurch die Pünktlichkeit in der Beförderung leidet. Die Packete sind dauerhaft zu verpacken. Dünne Pappkasten, schwache Schachteln, Cigarrenkisten rc. sind nicht zu benutzen. Die Auf schrift der Packete muß deutlich, vollständig und halt bar hergestellt sein. Kann die Aufschrift nicht in deut licher Weise auf das Packet gesetzt werden, so empfiehlt sich die Benutzung eines Blattes ^weißen Papiers, welches der ganzen Fläche nach fest aufgeklebt werden muß. Am zweckmäßigsten sind gedruckte Aufschriften «Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 4. Dezember. Der 5. Dezember ruft die wahlberechtigte Bürgerschaft zur Ausübung des bedeutendsten Rechtes abermals an die Wahlurne. Es gilt die Ergänzung des Stadtverordnetenkollegiums, aus welchem diesmal 5 Mitglieder, die Herren Rentier Wendler, Lohgerbermeister Ulbrich, Privatus Karl Schmidt, Expedient Otto Ludwig, Rendant Otto Ul brich ausscheiven, die aber sämmtlich wieder wählbar sind. Außerdem hat für den zum Stadtrath gewählten Herrn Kaufmann Gotthold Reichel eine Neuwahl statt zufinden. Die heutige Nummer unseres Blattes bringt verschiedene Wahlvorschläge. Ohne dieselben ist, wenn einer Zersplitterung der Stimmen vorgebeugt werden soll, nicht auszukommsn. Wenn nun auch natürlich Niemand gezwungen ist, die Vorgeschlagenen zu wählen, so ist ein Anbequemen an die betr. Listen doch uner läßlich, wenn man mit einiger Aussicht auf Erfolg sich an der Wahl betheiligen will. Das bisweilen vor kommende Auftreten einzelner Stimmen zeugt davon, daß der Wählende sich über den Zweck einer solchen Wahlhandlung nicht völlig klar ist. Wie man aber auch wähle, so betheilige man sich wenigstens an d-r Wahl und trage durch Ausgeben seines wichtigsten Bürgerrechts nicht eine Gleichgiltigkeit zur Schau, die weder den mit knapper relativer Stimmenmehrheit Ge wählten erfreulich, noch nach außen für eine Gemeinde ehrenvoll ist. Kann doch diese Gleichgiltigkeit nimmer mehr das Zeichen einer strebsamen und für das öffent liche Wohlergehen begeisterten Bürgerschaft sein; als solche sich aber zu zeigen, muß jeder als Ehrenpflicht betrachten, der den Wunsch hegt, daß seiner Heimalh auch von außen die Anerkennung und Unterstützung zu theil werde, die sie bei ihrem Vorwärtskommen er strebt. — Der Winter ist nun völlig bei uns eingezogen. Eine blendend weiße Schneehütte deckt den hartge frorenen Boden, und der Schlitten geht bereits ganz gut. Möge sich ein recht flotter Weihnachtsverkehr entwickeln und das Weihnachtsfest so unfern Geschäfts leuten recht viele Käufer von nah und fern zusühren. Bereits jetzt schon sind viele Schaufenster mir Fcstge- schenken dekorirt, die besonders die Aufmerksamkeit und Sehnsucht unserer Jugend erwecken und den Vater erinnern, daß er bald wird tiefer in den Beutel greisen müssen. Dippoldiswalde, 4. Dezember. Der Schulaus- schuß hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, für die durch den Abgang des Hilfslehrers Herrn Zeibig zur Erledigung kommende, von Neujahr 1890 an ständige 9. Lehrerstelle von den 3 ihm vom Stadtrathe vorge schlagenen Bewerbern: Enger-Neukirchen, Hofmann- Döbeln, Unger-Bernbruch, den letzteren zu wählen. Gemeldet hatten sich überhaupt 11 Bewerber. Von einer vorherigen Gastprobe sah man einstimmig ab. Freilich dürfte immerhin bis zum Amtsantritt des Ge wählten eine Vakanz eintreten, da jeder Lehrer die ge setzliche, 2 monatliche Kündigungsfrist einhalten muß, falls nicht besondere Umstände einen früheren Abgang ermöglichen. Die Handels- und Gewerbekammer Dresden hat sich dem Gesuch des stellvertretenden Gewerbe kammer-Vorsitzenden, Stadtrath Bucher, sowie von 16 Firmen in Dippoldiswalde um Unterstützung einer Eingabe der Letzteren an die kaiserl. Oberpostdirektion Dresden, die Herstellung einer Fernsprechverbindung von Dresden nach Dippoldiswalde u. s. w. und Auf nahme dieser Orte in den Dresdener Vorort-Fernsprech verkehr betr., angeschlossen und beschlossen, daS Gesuch der kaiserl. Oberpost-Direklion zur Erwägung zu über weisen. — Kaum daß der beginnende Winter uns einige Grad Kälte gebracht hat, so sieht man auch schon die Mädchen frühmorgens in einem Aufzuge zur Schule wandern, der nach sibirischen Kältegraden bemessen ist. im Monat November eingelegt, dagegen in 24 Posten 3905 M. 7 Pf. zurück gezahlt, überhaupt 4382 M. — Pf. eingenommen und 6035 M. 7 Pf. ausgegeben. Altenberg. Die Gewerken - Versammlung von „Zwitterstocks tiefem Erbstolln" hat sich für die Ver einigung mit der Zwitterstocksgewerkschaft ausge sprochen und demgemäß beschlossen. -s- Frauenstein, 1. Dezember. Heute Nachmittag fand die Hauptversammlung des hiesigen Vorschuß- Vereins statt. Nachdem die Genossenschafter durch den Vorsitzenden des Ausschusses, Herrn Lehrer Haupt, begrüßt worden waren, trug derselbe die Tagesordnung vor. Man verschritt alsdann zu dem ersten Punkte derselben: Beschlußfassung über Umwandlung des Ver eins in eine Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht und dementsprechende Abänderung des Statuts nach dem Genoffenschaftsgesetze vom 1. Mai 188S. Die Versammlung beschloß gegen nur 3 Stimmen die Fort dauer des Vereins und Umwandlung in eine Ge nossenschaft mit beschränkter Haftpflicht. Da die Ab änderung des Statuts vom Direktorium und Ausschuß, sowie einigen dazu gezogenen Mitgliedern im Werke ist, beschloß man, bei der heutigen Versammlung davon abzusehen und das nach den gesetzlichen Bestimmungen umgearbeitete Statut sich bei der Anfang des nächsten Jahres stattfindenden Hauptversammlung vorlegen zu lassen, bez. zu berathen und anzunehmen. Den zweiten Punkt der Tagesordnung bildete: Neuwahl der aus scheidenden Vorstands- und Ausschußmitglieder. An Stelle des bisherigen, freiwillig ausscheidenden Direk tors, Herrn Buchbindermeister Walther, wählte man Herrn Lokalrichter Hardtmann. Da auch der zeit- herige Vereinskassirer, Herr Posamentier Ullrich, seinen Posten gekündigt hatte, so verschritt man zur Neuwahl eines Kassirers, welche Wahl sich auf Herrn Buch druckereibesitzer Louis Geißler lenkte. Beide Herren nahmen, dankend für das ihnen entgegengebrachte Ver trauen, die ihnen übertragenen Aemter unter der Be dingung an, daß sestbestimmte Dienststunden eingeführt werden, ivaS auch vom Jahre 1890 an geschehen soll. An Stelle, der ausscheidenden Ausschußmitglieder, der Herren Posthalter Robert Kaden, Schneidermeister Hof- Jiqerale, welche bei dme bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Psa. di« Epaltenzeile oder deren Nam» berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Etnae- sandt, im redaktionellen Theile, die Spatten-eil« -rvPfg. auf weißem Papier. Dagegen dürfen Formulare zu Postpacketadreffen für Packetaufschriften mcht verwendet werden. Der Name des Bestimmungsortes muß stets recht groß und kräftig gedruckt oder geschrieben sein. Die Packetaufschrift muß sämmtliche Angaben der Be- gleitadreffe enthalten, zutreffendenfalls also den Franko- vermerk, den Nachnahmebetrag nebst Namen und Woh nung des Absenders, den Vermerk der Eilbestellung rc., damit im Falle des Verlustes der Beglntadreffe das Packet auch ohne dieselbe dem Empfänger ausgehändigt werden kann. Auf Packeten nach größeren Orten ist die Wohnung des Empfängers, auf Packeten nach Berlin auch der Buchstabe des Post-Bezirks (6, ^V, 80 rc.) anzugeben. Zur Beschleunigung des Betriebes trägt es wesentlich bei, wenn die Packete frankirt auf geliefert werden. Das Porto für Packete ohne an gegebenen Werth nach Orten des deutschen ReichSpost- gebiets beträgt bis zum Gewicht von 5 Kilo 25 Pf. auf Entfernungen bis 10 Meilen, 50 Pf. auf weitere Entfernungen. — (Krankenversicherung.) DaS kgl. Land gericht Freiberg hat in einem ihm vorgelegenen Falle nunmehr ebenfalls, wie die Verwaltungsbehörden, an erkannt, daß die von Betriebsunternehmern in ihren eigenen Betrieben beschäftigten Kinder krankenversiche rungspflichtig sind. — Im Erbgericht zu Börnchen bei Lauenstein ist der Pferdeknecht Otto Börner beim Schneiden von Häcksel dem Messer der Maschine zu nahe gekommen und hat sich das erste Glied am kleinen Finger der linken Hand abgeschnitten. Schmiedeberg. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat November in 37 Posten 2208 M. 62 Pf. „Wrißeritz-Zeitung" erscheint wöchentüch drei mal: Dienstag, Donners tag, und Sonnabmd. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psa. Einzelne Nummer« 10 Pfg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Ag-nten nehmen Be- ..... Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie sm di- Königlichen Amtsgerichte und die KtadtrSthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein