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Die ,Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei- «ral: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Psg-, einmonatüch 42 Vra. Einzelne Nummern >IO Pfg. — Alle Postan- .stalten, Postboten, sowie Die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmh-IeitM Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeile M Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshaupimannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: PiUll Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitige« Illustrier« UnterhattungSblatt".Mit land- und hauSwirthschaftlicher Maxat-beilagr Nr. 35. Donnerstag, dm 24. März 1898. 64. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldi-walde. Bei der am Sonntag, den 20. d. Mts., Mittags, vor dem Rathskolleginm statt gefundenen diesjährigen Verloosung von Ausstattungs geldern aus den Erträgen der Kiebschschen Stiftung hatten die BürgerStüchter Ernestine Martha Baumann, Marie Martha Göhler und Camilla Elisabeth Jungnückel das Glück, die Gewinne zu ziehen. — Nächsten DienStag, den 29. d. Mts., Abends 8 Uhr, wird im hies. Rathhaussaale Herr Missionar a. D. Just einen Vortrag halten über das Thema: „WaS wir von den alten Hindus lernen können?" Da Herr Just durch seine Thätigkeit in Indien im Dienste unserer evangelisch lutherischen Mission mit Land und Leuten dort wohl vertraut ist und da seine Vorträge bereits an vielen Orten Sachsens, besonders auch in Dresden, dankbarste Aufnahme gefunden haben, so möchten wir bereits heute Hinweisen auf den in Aussicht stehenden Vortrag, zu dem noch besondere Einladung durch dieses Blatt seitens des hiesigen Ktrchrnvorstandes ergehen wird. Schon heute aber bemerken wir, daß der Vortrag völlig unentgeltlich dargeboten werden wird und daß zu demselben nicht nur alle konfirmirten Glieder der hiesigen Parochie, sondern auch auswärtige Gäste herzlich willkommen sind. — Am Dienstag, Abends gegen °/«8 Uhr .er- kündeken die Sturmglocken einen auswärts aus gebrochenen Brand und nach Westen zu röthete sich der Himmel blutroth. Bereits war die hiesige Land- spritzenabtheilung völlig zum Abrücken fertig, als die telephonische Nachricht einlicf, daß in Reichstädt eine an der Ruppendorfer Straße in dec Nähe der Schäferei stehende Strohfeime brenne. Ein Ausrücken der Spritze unterblieb deshalb, da keine Gefahr für die Nachbar schaft bestand. Kreischa. Die Absicht des hiesigen Männer- Gesangvereins, der Schule eine Fahne als Jubiläums gabe zu stiften, geht ihrer Verwirklichung entgegen. Mit liebenswürdiger Bereitwilligkeit wurde der Verein von einzelnen Personen und Vereinen kräftig unter stützt und das Concert am 13. März war so zahlreich besucht, daß die Einnahme (Tanzmusik abgerechnet) 200 Mk. betrug. Da von dieser Einnahme nur die unumgänglichen Ausgaben für Plakate, Annoncen und Programms abgerechnet wurden, so ergab sich ein Reingewinn von 170 Mk. Die Anschaffung der Noten hat der Verein auf eigne Kosten besorgt. Schon vorher aber waren an freiwilligen Gaben 92 Mk. ein gegangen, sodaß eine Summe von 26L Mk. zur Ver fügung stehl. Die Freude und Befriedigung der Vereinsmitglieder über dieses überaus günstige Er- gedniß ist um so größer, da es auch bei dieser Ge legenheit Gegner gab, die der guten Abficht entgegen gearbeitet haben. Hänichen. Die Bergleute des Hänichener Steinkohlen-Bergbaues, welche bekanntlich Milte vor. Woche wegen Lohndifferenzeu in den Streik eintraten, hielten am Sonnabend im Gasthofe zu Hänichen eine Versammlung ab, in welcher auch Herr Amtshauptmann vr. Uhlemann aus Dippoldiswalde sowie ein Berg direktor aus Freiberg und Gendarmerie anwesend waren. Bisher verdienten die Leute im höchsten Falle nur 2,60 Mk. pro Schicht, jetzt verlangen sie aber 3,50 Mk. Schichtlohn und den Wegfall der Beischichten. Ob wohl den Ausständigen eine Lohnerhöhung zugesichert wurde, kam eS doch zu keiner Einigung, da dieselben bei ihren Forderungen verharrten. Viel Schuld an dem Ausstande trägt auch die Ablohnung des Berg manns Münzner, worüber die Kameraden sehr empört waren. Die Versammlung verlies sehr ruhig. (Siehe die amtliche Bekanntmachung in heutiger Nummer). Pretzschendorf. Beim Gutsbesitzer Friedrich Aug. Zimmermann ist eine Kalbe umgestanden, welche nach bezirkSthierärztlichem Gutachten mit Milzbrand behaftet gewesen ist. Der Kadaver ist daher mit Kalk über worfen oorschristsmäßig vergraben und sind gegen Weiteroerbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichts maßregeln getroffen worden. Herr Zimmermann be sitzt noch 9 Rinder, welche bei vorgenommener Unter suchung insgesammt gesund erschienen. Dresden. Die Erste Kammer trat am 2l. März in die Berathung über den Bericht der ersten Deputation zum kgl. Dekret Nr. 19 ein, den Ent wurf zu einem Gesetze über die Verwaltungsrechts pflege betr., sowie den hierzu gestellten Zusatzantrag des Oberbürgermeisters geh. Finanzralh Beutler und Genossen. — Die Zweite Kammer beschloß zunächst, unter Beitritt zu den Beschlüssen der Ersten Kammer, die Richtigkeit der vom Landtagsausschuffe zur Verwaltung der Staatsschulden vorgelegten Rechnungen auf die Jahre 1894/95 anzuerkennen, sowie bet dem Berichte dieses Ausschusses über die Verfolgung und Erledigung der Ersatzansprüche des Staatsfiskus gegen den vor maligen Staatsschuldenkassirer Schönfeld und den Sletnhändler Nitzschner Beruhigung zu fassen. Hier auf wurden auf Antrag der Finanzdeputation Kap. 25 und 26 des ordentlichen Staatshaushaltsetat aus die Jahre 1898/99, Verzinsung der Staats- und Finanzhauptkaffenschuld, sowie Tilgung der Staats schulden nach der Vorlage bewilligt. Alsdann beschloß die Kammer aus Antrag der Beschwerde- und Petitions deputation, die Petition des Vereins geprüfter und verpflichteter Geometer im Königreiche Sachsen um Aufhebung der Verordnung vom 13. November 1879, die Anfertigung geodätischer Dismembrattonsunterlagen durch Kgl. Vermessungsingenieure betreffend, der Kgl. Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. — Zum Schluffe wurden insgesammt 19409000 Mk. zu Ersenbahnneu- oder Umbauten bewilligt. — Die Erste Kammer beschäftigte sich am 22. März mit den das Departement des Innern betreffen den Kap. 73 bis 87 und erledigte dieselben nach der Vorlage. — Die Zweite Kammer beschäftigte sich bei langathmiger Debatte mit Kapitel 16. des ordentlichen StaatShaushaltsetatS für 1898/99, Etat der Staats eisenbahnen betr. — Am Sonnabend, den 19. d. Mts., Abends in der siebenten Stunde, ist eine auf der Palmstraße wohnhafte 71 Jahre alle Darmhändlerin von zwei noch unbekannten Männern in ihrem Geschäftslokale angefallen und beraubt worden. Der Vorfall har sich wie folgt abgespielt: Es ist zunächst ein etwa 35 Jahre alter mittelgroßer breitschulteriger Mann mit kleinem, struppigen Schnurrbart, bekleidet mit braunem, abgetragenem Anzuge und schwarzem, steifem Filzhut in ik»rer Wohnung, mit welcher das Gsschästslokal verbunden ist, erschienen und hat für 50 Psg. Brat wurstdärme gekauft, mit einem 3 Mk.-Stück bezahlt und aus einem im Zimmer stehenden Sekretär 2,50 Mark zurückerhalten. Nach etwa einer Stunde ist er wieder gekommen, hat jedoch einen falschen schwarzen Schnurrbart getragen und abermals ein Quantum Därme verlangt. Während nun die Händlerin auf ein zur Bezahlung gegebenes 5 Mk.-Stück hat heraus geben wollen, ist noch ein zweiter, etwas größerer Mann etngelreten, hat sie zu Boden geworfen und gewürgt. Der erste Unbekannte hat dann eiligst aus dem Sekretär 300 Mk. in 3, 2 und 1 Mk.-Stücken, 20 Mk. in 50 Pf.-Stücken und etwa 32 Mk. in Nickel- und Kupfergeld entwendet. Beide Männer haben hieraus die Flucht ergriffen. Der falsche Schnurrbart ist zurückgeblieben und liegt zur Ansicht in der hiesigen Krimtnalabthetlung aus. Die Thäter scheinen dem Fleischer- oder Schuhmachergewerbe an- zugehören. — Am Sonntag Abend wurde aus der Wiener Straße ein Mädchen von einem Unbekannten ohne jede Veranlassung zweimal mit einem Messer gestochen; der Thäter ist entkommen. (Die öffentliche Sicherheit in Dresden scheint in der letzten Zeit sehr gefährdet zu sein. Die Raub- und Mordansälle mehren sich in erschreckender Weise). Weißer Hirsch. Der hiesige Gemeinderath hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, das freie Umher- laufenlaffen großer Hunde im Ort: während der Zeit vom 1. März bis mit 30. September d. IS. unter Strafandrohung zu untersagen. Tharandt. Um die hiesige Bürg er meist er stelle haben sich 34 Kandidaten beworben; davon sind 7 Referendare, 3 Assessoren, 10 Bürgermeister, 3 Gemeindevorständs und 11 aus verschiedenen Ständen. Freiberg. Als Hauptgeschworene für die am 23. März begonnene Sitzung des kgl. Schwur gerichts sind ausgeloost worden: Friedrich Oskar Gaudich, Fabriksdesttzec in Kreischa, Emil Theodor Eißrig, Baumeister in Kreischa, Christian Bernhard Heise, Mühlenbrsitzer in Dippoldiswalde, Hugo Alfred Kreyschmar, FreigutSdesitzer in Cunners dorf, Karl Hermann Straßberger, Lohgerbermeister in Frauenstein. Meißen. Einer schon reich mit Kindern gesegneten Arbeiterfamilie in Fischergasie bei Meißen wurden am Mittwoch Drillinge bescheert. Die drei neugebore nen Mädchen sind kräftig und wohlgebildet und be finden sich ganz munter. Rossen. Der Sladtrath hat die Einführung der obligatorischen Schlachtvieh- und Fleischbeschau be schlossen. Roßwein. Die vom Gewerbeverein veranstaltete Lehrlingsarbeiten-Ausstellung in der Schul turnhalle umfaßte Probearbeiten von 35 Lehrlingen, und zwar von Bildhauern, Konditoren, Drechslern, Eisendrehern, Eisengießern, Friseuren, Klempnern, Malern, Maschinenbauern, Schlossern, Schmieden, Schneidern, Schuhmachern, Schriftsetzern und Tischlern. Diele Zusammenstellung zeigt, daß die Ausstellung sich nicht auf das eigentliche Handwerk beschrä kte, sondern in das Gebiet des fabrikatorischen Gewerbes übergreift, da in Roßwein beide Formen der in dustriellen Produktion vielfach zusammenhängen. Er öffnet wurde die Ausstellung Sonntag Vormittags 11 Uhr durch den Vorsitzenden des Gewerbeoereins, Richard Schmidt, in Anwesenheit eines zahlreichen Publikums und Vertreter der städtischen Kollegien. Nach dem Urtheile unparteiischer Sachverständiger aus jedem der betheiligten Gewerbszweige wurden nach den Rubriken: „Vorzüglich", „Sehr gut" und „Gut" Prämien vertheilt nnd zwar je Diplom mit Spar kassenbuch mit 10 Mk., Sparkaffenbuch mit 5 Mk. oder Belobigung. Der Gewerbeverein hatte dazu aus eigenen Mitteln eine Summe gestiftet, andererseits hatte auch das Königl. Ministerium des Innern eine Beihilfe gemährt, wie gleichfalls die Stadtverwaltung. Leipzig. Die diesjährige Oster messe beginnt Sonntag, den 17. April und endigt Sonntag, de» 8. Mai. Sie ist für den Groß- und Kleinhandel mit Maaren aller Art bestimmt, namentlich auch für Rauchwaaren, Leder, Tuche und Manusakturwaaren. Die Ledermeffe wird erst Montag, den 18. April er öffnet und die Meßbörse für die Lederindustrie Diens tag, den 19. April im großen Saale der Neuen Börse am BlÜcherplatze abgehalten. — Der Zoologische Garten, der bis jetzt im Be sitze des Herrn Pinkert ist, soll, um ihn dauernd er halten und wesentlich vergrößern zu können, in die Hände einer Aktiengesellschaft übergehen. Ein vor läufiger Ausschuß, der au« dem Bezirksosrein für den Norden und die innere Stadt heroorgegangen ist und an dessen Spitze Herr Otto Winkler steht, hat die vorbereitenden Schritte gethan. Das Comitö ge denkt eine Aktiengesellschaft mit einem Kapitale von 500000 Mk. und zwar mit 1000 Aktien d 500 Mk. zu gründen.