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Freund und Feind. Novelle von Ludwig Habicht. (Fortsetzung.) Her mrt großer Höfltchrett, „Ich rann beim besten Willen nicht schneller fahren. Meine armen Tbiere Dich seit heütt Morgen auf den Heinen und zum Wisiuken müde und ich fahre deshalb durch die Milk Querstraße, um mir Dell Weg abzukürzen. Geien Sie ohne Sorge, wir.püd bald in Ihrem Hotel." Dem Grafen war das Geschwätz de- Kutscher sehr angenehm, e- überhob ihn in einer Antwort, dtzch seine Gemahlin' hatte sich davon nicht.zerftreuen WB und sie wiederholte jetzt ihre innige Bitte: „Mcht war^ Stefan, Du gehst einem neuen Duell Mit diesem gefährlichen Menschen « au- dem Wege ?" Gchula wollte eben seiner Gemahlin eine Antwort MMen, sie beschwichtigen, da ließ sich von der Straße ein wilder verzweifelter Nothschrei vernehmen: Hilfe, Mörder! Hilfe, Hilfe!" Der Graf glaubte an dem scharfen durchdringenden Don die Stimme zu erkennen, es war die Lubowskh'S. Nchl, er täuschte sich nicht — zu deutlich war ihm noch* diese schneidende, starke Stimme in Erinnerung, M Gm stets ein Unbehagen erzeugt. Sein Todfeind war hier jedenfalls in Gefahr Ach einen Augenblick kämpfte sein Haß mit seinem Edchnuth. Wenn er ihm nicht zu Hilfe eilte, dann war Lubowsky gewiß, verloren und er endlich von Wem Gegner befreit, dessen Heimtücke und Bosheit er genugsam kennen gelernt hatte. Wer Wußte eS, W er einen Menschen in Stich gelassen und wer konnte es ihm verargen, wenn er seinen gefährlichsten , Gegner sich selber überließ; aber nur einen Augen- > Vkick schwankte er, dann rief er in athemloser, Hast dem Kutscher zu: „Oeffne, öffne, ich muß ihm zu Hilfe kommen!" Dis Gräfin schlang ihre Arme um ihren Gemahl und ries in höchster Verzweiflung: „Geh' nicht, Stefan, geh' nicht! Sie werden Dich auch ermorden. O bleib! Du darfst mich nicht verlassen", und in höchster Aufregung suchte sie ihn mit zärtlicher Ge walt zurückzuhalten. Der Kutscher hatte schon gehalten und war vom Bock gesprungen: „Bleiben Sie nur. Herr Graf ; ich werde schon mit den Schurken allein fertig werden- utib August schwang dabei seine Peitsche. Der kecke Bursche hatte in seinem jugendlichen dlebermuth keine Ahnung von der Gefahr, die er lief. Nun durste der Graf erst recht nicht zögent. Er griff nach seinem Dolch unter der Brüst, den er stet- -ei sich trug, der einzigen Waffe, die ihm zud ....... Verfügung stand, und sich äu-der Umarmung seiner » ,-Verzeihen Sie, Herr Graff", erwiderte der verzweifelten Gattin lo-mächend, rief er ihr zu: KAscher mit großer Höflichkeit, „ich kann beim besten „Beruhige Dich, Kind, ich bin in wenigen Mgen- blicken wieder hier." Er hat schon die Wagenthür ausgedrückt und sprang hinaus. Die Gräfin streckte noch einmal verzweifelnd die Arme au-, als könne sie ihn sesthalten, stieß ein« wilden Angstgeschrei au- und brach ohnmächtig zu sammen. Eine MilitärpatroMe bemerkte aut Ende der Straße de la PaiS im unsicher« Scheine der nur spärlich brennenden Laterne zwei Menschen, die lang ausgestreckt am Goden lagen. Der die Wache Ährende junge LHfizier glaubte, daß es Nacht- chwärmer seien, die hier Ihren Rausch auSschlafeu yollten und befahl einem seiner Leute hiuzugehen- und die Trunkenbolde zur Entfernung aufzuforders und schlimmsten Falls sie zu arretiren. Kaum war der Mann näher getreten, da rief er in seinem ehr lichen GaSkognisch ganz erschrocken: „Herr Lieutenant, ich kann die wunderlichen Kerle nicht arretiren , sie sind todt." Der junge Offizier eilte jetzt mit seinen übrige« Leuten ebenfalls zur Stelle und übersah mit raschem Blick die nächtliche Schauerscene. Ein stattlicher kräftiger Mann in der Maskenkleidung eines Spanier lag todtenbleich, aus mehreren Wunden blutend, am Boden, während ein Anderer, im Domino, völlig bewußtlos mit seinem Kopf auf dem Leibe de» Erster« ruhte. Ein blutiger Dolch und die Scheide eines bloßen ZermoniedezenS, wie er bei Masken bällen üblich ist, lag daneben. DaS Heft davon war nirgends zll sehen. Als der Lieutenant den Kopf de- Domino erhob, um zu sehen, ob dieser ebenfalls getödtet worden, schlug der Mann, wie aus einer schweren Betäubung erwachend die Augen auf. Cr starrte anfangs den jungen Offizier wie eine Geistererscheinung an, end lich schien seine Besinnung zurückzukehren, Mit dem Aufwand aller Kräfte raffte er sich empor, taumelte aber wie ein Betrunkener und mußte sich gegen den nächsten Thorweg stützen. „Mein Herr, verzeihen Sie, daß ich Ihre Hilfe in Anspruch nehmen muß", wanvte er sich zu dem Lieutenant: „aber wollen Sie die Güte habe«, mich zu Meinem Wagen zu führen- meine arme Gemahlin wird mich mit Schmerzen erwarten." Zur zum sächsisches Erzähler. gemeinnützigen Unterhaltung für all« Stände