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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.08.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110807024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911080702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911080702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-07
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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BezugS-Preis Ar »nd P»r»n« durch ««Irr« Träarr und Eo«dttrur« r»al tSglich in» »«>» gebracht « PI. monatl., !.7V Lik. oierteUadrl. Bet unlera Filialen u. An» nahmeftellrn adacholt: 78 V). monatl, LL Mk. »trrteljähkl. Durch die Polt: innerdald Deuilchland» und der deutlchen Kolonten virrreljährl. S.VU Pik., monatl. l.NI Lik. ausjchl. Poltdeltellaeld Ferner in Belgien, Dänemark, den Donauitaaten, Italien Luremburg. Niederlande, S!or» wegen, Orslcrreich - Ungarn. Rußland, Schweden. Schwei« u Spanien. In allen übrigen Staaten nur direlt durch di» Selchaftsitelle de» Blatte» erhältlich. Da, Umpz,g», Tageblatt erlchelnt Lmai täglich. Sonn- u. Feiertag» nur morgen». Adonnements-Ännahin« 2oha»n>»gall« 8, bei unteren Tragern. Filialen, Spedlteurrn und Aanahmejlellen, towt« Bojtamtern und Briefträgern. Al'nd-Audgabe. UtWigtrIagMalt 114 892 l«acht..Ichl»tt _ F A » . -u s"E»r («acht.»,»UM «e>.-L«,ch>.!tt°m Hlinoeiszettung. Ämtsklatt des Rates und des Rotizeiamtes der Ltadt Leipzig. 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Der Gltmsrkenverein gegen Herrn rum Seyüedreck Aus dein Vorstand des Deutschen O st - marken-Vereins geht uns die folgende Mit teilung zu: Herr Oberst a. D. von Heydebreck hat sich jetzt veranlagt gesehen, die OeffentUchteit über die Kund gebung auszutlnren, die unter seiner Verantwortung in den deutschen Kreisen, die „mit der Provinz Posen durch Geburt. Grundbesitz oder Beruf ver wachsen sind," seit Wochen verbreitet wird und be stimmt ist, als Anklage gegen den Ostmartenverein beim preussischen Stautsmimsterium zu dienen. Man mutz es politischer Unerfahrenheil zugute halten, wenn bei den Unternehmern der Glaube bestanden hat, das; eine solche Aktion, die doch darauf berechnet war, möglichst viele Anhänger zu gewinnen, no die tatsächlich nicht davor zuriickslbreckt, durch Anwendung nicht ganz einwandfreier Mittel selbst solche Personen heranzuziehen, die sonst den Bestre bungen jener Herren völlig fernstehen, sich der Auf- mertmmkeit der politischen Kreise entziehen könne. Lehr viel ernster aber mutz der Versuch beurteilt werden, gegen eine grotze, in nationalem Geiste wir kende und als solche in weitesten Kreisen anerkannte Vereinigung, wie es der Ostmarkenverein ist, schwere Antlagen zu erheben und diese insgeheim dem Staats- ministerium zu unterbreiten, ohne dem Angegriffenen die Möglichkeit zu gewähren, dazu Stellung zu nehmen. Jene Herren werfen dem Ostmarkenverein vor, dast er die Regierung beeinflussen wolle. Während aber der Verein dies durch öffentliche, der allgemeinen Kritik unterliegende Beschlüsse tut, wird hier der Versuch der Beeinflussung in heimlicher Weise unter nommen. Auf Kosten der in den Ostmarken jo dringend notwendigen Eescblotzenheit des Deutsch rums glaubt man mit einer solchen Agitation einem Mugliede des Staatsministeriuins gefällig zu jein, das sn der letzten Pariamentssession den Ostmarken verein kritisiert har, und meint, ihm mit jenen An klagen Material für die Unterstützung der von ihm verfolgten Politik liefern zu können. In jener Kundgebung wird der schon von anderer Leite gemachte Versuch erneuert, die Leitung des Ostmartenvereins von seinen Mitgliedern zu trennen, Nachdem erst Ende Mai die aus allen Teilen des Deutschen Reiches beschickte Eejamtvertretung des Vereins einmütig rückhaltloses Vertrauen zu der Haltung ihrer Führer ausgesprochen, kann der Verein über dieses Bemühen, eine unzutreffende Auffassung in die höchsten Regierungslreije zu tragen, zur Tages ordnung übergehen. Es liegt aber bei der Tendenz jener Kundgebung auf der Hand, datz es ihren Ver fassern nicht bloß um die Leitung, sondern um den Ve.ein je.ost zuLtun ist, dessen Ausschaltung aus dem öffentlichen Leben der Provinz, zusammen mit der Beseitigung der im Bismarckuchen Sinn geschaffenen Bodenpolitik, sie erstreben. Die Förderer jener Be wegung geben sich — und das ist noch die einzige Entschuldigung, die sie für sich anliihren könnten — keine volle Rechenschaft von den Folgen ihrer ver meintlichen Verjöhnungspolitik. Statt aus der Vergangenheit zu lernen, datz bei der Neigung der Deutfchen, ihr politisches Handeln durch allgemeine Verdrüderunastheonen beeinflussen zu lassen, und bei der rücksichtslosen Entschlossenheit des Polentums in der Verfolgung seiner reichsfeindlichen Ziele mit jener Verjöhnungspolitik das Deutschtum unrett bar unter die Rüder kommt, suchen die Veranstalter der Kundgebung den Eindruck zu erwecken, als habe Äm et entgeht ihr keiner. 27, Roman von Joachim von Durow. (N»liiöiuct oci iiv'.cii.I Herr Hauptvogel pflegte im Affekt allzeit platt zu sprechen. Plötzlich stockte die Rede; über das vom frischen Zorn und frischem Wind gerötete Gesicht flog ein anderer Ausdruck. Unter dem Gefühl, als dürste man nicht jo von der Leber weg weiter räsonieren, gab der alte Herr sich einen Ruck, Brust heraus, Kreuz hinein, und ging der Stelle zu, von der aus Wanda ihm entgcgenkam. Wieder einmal wurde er sich des Behagens be wusst, das ihm so unmittelbar aus der Brust quoll, wenn er einem der beiden Mädchen unvermutet be gegnete. Wanda stand unter einem scharfen plötz lichen Sonnenstrahl, der über das hochgetragene Köpfchen hinhuschend den klastischen Nackenansatz zur Geltung brachte. „Nu, tick mal an, uns Oler", sagte die Marunsche zu dem Viehfütterer, der, in jeder Hand einen Wastereimer, gerade an ihr vorüberschritt. „Wat he for 'ne nige Forschheit in de Beene aekrigt chevt." „Un in de Ooge ook", sagte der Alte. „Morgen, morgen, Komtetzchen", klang cs frisch. „Wie schaut's denn aus?" „Gut", fegte Wanda, während sie einander die Hände schüttelten. „Freut mich! Was macht unsere Prinzetz?" Und sie gingen nebeneinander her, bemüht, den Schritt ein ander anzupasten, bis datz das richtige Gleichmatz bcrgestellt war. „Agnete hat bester geschlafen, was schon sehr viel für sie bedeutet. Mir kommt sie vor, wie jemand, an dem eine Amputation vollzogen ist, und der es nun crst lernen mutz, sich einzurichten, ohne das Glied, was ihm genommen ist. Aber schlietzlich wird sie es lernen." „Gefällt mir nicht; gefällt mir gar nicht, die arme Marjell. Neulich mal, wie ich ihr in bester Absicht den Vorschlag mache: „Zieh' dich an und komm' mit; wir fahren nach Walldritten? 's sind so liebe Men schen. die Wattdritter", was bekomme ich als Ant wort? Mit lieben Menschen könne man sie jagen! Wie sie sich dem Verkehr entzieht, so entwöhnt sie sich auch von Luft und Sonne? Was tut sie den ganzen Tag'' Sitzt da und tüftelt. Das Tüfteln ist nämlich vor Begründung des Ostmarkenvereins ein Zustand paradiesischen Friedens im Osten bestanden. Wo ein solcher Friede herrschte, war es die Ruhe des Kirch hofes, auf dem man sich anschickte, das Deutschtum zu Grabe zu tragen. Aus dieser Erschlaffung das Deutschtum erweckt zu haben, rechnet sich der Ost marlenverein als ein Verdienst an, dessen Wert ihm nicht geschmälert werden kann durch so matzlose An griffe, wie sie die Wortführer jener Kundgebung heute nicht scheuen in der Hoffnung, datz oben jetzt ein anderer Wind weht. Wenn schlietzlich Herr von Heydebreck für die Veröffentlichung der Kundgebung die gegneriiche Seite haftbar macht und damit die Schuld, den Polen den Zwist im deutschen Lager vorgeführt zu haben, den Kreisen des Ostmarkenvereins zur Last legen möchte, so gibt hiermit der Vorstand des Ver eins die bestimmte und leicht beweisbare Er klärung ab, datz er von dem Augenblicke ab, wo er von dem bedauernswerten Schriftstück Kenntnis erhalten, keine Mühe gescheut hat, die Verbreiter unter der Hand vor den Folgen zu warnen und von ihrem Vorhaben abzuvringen. Die volle Verantwortung, den Bruderzwist im Po sener deutschen Lager zur ungemessenen Freude der Polen an den Tag gebracht zu haben, trifft daher allein Herrn von Heydebreck und seine Gruppe. 58. Deutscher ksttrottkemsg. llx. Mainz, v. August. Die >",8. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands nahm (wie schon in der Morqennummer gemeldet) am «onntag in der alten Bijchofsstadt Mainz ihren Anfang. Die nachmittags in der Stadthallc abgehaltene Männer- und Arbeitervereinsver- sammlung eröffnete Landtagsabg. Molthan (Mainz). Er führte u. a. aus: Wir heitzen ins besondere die Arbeiter willkommen. Aber nicht nur der katholische Teil der Bevölkerung nimmt freu digen Anteil an dem glänzenden Verlauf des Katho likentages, auch die Andersgläubigen haben mit uns gewetteifert, das Fest so glanzvoll wie möglich zu gestalten. (Stürm. Beifall.) Das ist ein Beweis für das gute Einvernehmen zwischen den verschiedenen Konfessionen, das wir auch in Zukunft aufrecht erhalten wissen wollen. (Erneuter stürm. Beifall.) Der Festzug, der noch in diesem Augenblick an der Stadthalle vorüberzieht, ist die glänzendste Kund gebung, die Deutschland jemals erlebt hat. Wir leben in einer ernsten Zeit; cs mehren sich die An griffe gegen die katholische Kirche und gegen die christ liche Weltanschauung. Druck erzeugt Gegen druck. Je mehr sich die Feinde unserer Kirche zu- sammenscharcn und ihre Angriffe gegen uns richten, desto mehr schlietzen sich die Reihen der Katholiken Deutschlands. (Stürm. Beifall.) Wir werden die unveräutzerlichen Rechte der Kirche ver teidigen. Das ist das Geheimnis des engen Zu sammenschlusses und des starken Besuches des dies jährigen Katholikentages, demgegenüber etwaige vorübergehende Unstimmigkeiten im eigenen Lager nicht aufkommen können. (Sehr richtig!) Hierauf richtete Reichstagsabg. Uebel an die Versammlung eine Ansprache, in der er u. a. sagte: „Gott segne die christliche Arbeit! Der heutige Festzug war ein Beweis für die kirchliche treue Ge sinnung der katholischen Arbeiterschaft Deutschlands. Wir haben mit dem Festzuge gezeigt, datz wir auch noch da sind. (Stürm. Beifall.) Wir lassen uns nicht umgarnen von einer Gott entfrem de in derlei Fällen das allerschlimmste. Man kommt dabei leicht in den Weg, der in die Sanatorien sührt." „Es ist schon viel bester mit ihr, Herr Amtsrat." ' „Nun, dann verstehe ich mich wohl nicht auf die Symptome dieser Besserung." „Das erste Symptom wird sein, wenn sie ansängt, sich zu langweilen." Der alte Herr pfiff leise vor sich hin: „Hm — was Sie meinen!" Und dann mit einer raschen Wen dung: „Ei, Sie, Körntest'' Langweilen Sie sich denn? Man immer heraus mit der Sprach'!" Sie sah ihn mit qrotzen, erstaunten Augen an: „Ich mich langweilen? Wie soll man sich langweilen, wenn man so glücklich ist? Wissen Sie, woran ich oft denken mutz?" „Sind's feine Gedanken?" „Auf ihre Art, ja! Die Stadt Berlin hat doch ihre Rieselgütcr. Auf einem derselben werden die Omnibusgäule, wenn sie vom Pflaster steif geworden sind, ein paar Sommermonate auf die Werde gebracht. Denken Sie sich die Wonne der armen Viecher: Vom Morgen bis zum Abend frei." „Und da sehen Sie sich? Aber, Komtesse —" „Ja, da sehe ich mich hier bei Ihnen zum erste» Male auf dem Land«, zum ersten Male frei, als einen solchen Gaul auf Ferien an." Sie atmete tief auf: „Solange ich lebe, habe ich um das Handgelenk die Kette getragen; nun sind die Fesseln gefallen! Auf wie lange, danach frage ich ebensowenig, wie die armen Gäule, wenn sie sich wohlig im Grase wälzen, nach ihrem Halfter fra gen." Und sie hob die Arme und schüttelte sie klink und zierlich in einer unbewussten Grazie. Abermals war diese Grazie etwas, das ehedem ungewürdigt an Herrn Hauptvogel vorllbergegangcn wäre; in dem allen spürte er das Wehen aus einer ihm bisher fremden Welt. Was Wanda svrach, was Wanda tat, war Poesie? Neueres, inneres Lebe» batte sich nnaeschlichen, hinterlistig, wie in einen Vulkan, der jahrhunderte lang als gemütlicher, verständiger Berg dagelegen, und in dem es nun mit einem Mate sich meldet. Wie hatte er nur all die Jahre hinlebe» können in dem leeres Hause, ohne irgendwelches holde Wundern, wie cs sich ihm täglich soundso vielmal erscblotz, seitdem die zwei Vöglein in sein Haus geflogen waren? ten Welt und Wirtschaftsordnung. (Bei fall.) Ohne den Arbeiter st and wäre unser ganzes nationales 'Wirtschaftsleben unmöglich. Aber die deutsche Arbeiterbewegung darf auch die Bahnen nicht verlassen, die ihr von der göttlichen Vorsehung vorgezcichnei sind; gerade darin liegt der be sondere Wert der christlichen Arbeiter bewegung. Bei aller kraftvollen Vertretung der Interessen des Arbeiterstandes stellt die christliche Arbeiterschaft ihre Forderungen strikte auf den Boden der sozialen Gerechtigkeit; sie verlangt nicht weniger, aber auch nicht mehr als ihr von Gott und Rechts wegen zukommt. Es ist nicht Gnade, sondern es i st dos Recht, was die ch r l p - liche Arbeiterschaft in diesem Rahmen ver langt. (Bravo!) So ist die christliche Arbeiterschaft eine der sichersten Säulen der heutigen Gesellschafts ordnung geworden. Das sind die Lehren, die der Festzug, mit dein wir den diesjährigen Katholiken lag so glanzvoll eingelcitet haben, verkündet. Wir erinnern nns heute des grasten Mainzer Bischofs, der mit sicherem Zukunftsblick den Grundrist entworfen hat zu dem stolzen Bau der sozialen Gesetzgebung, mst dem unser deutsches Vaterland an die Spitze der Kulturnationen getreten ist. (Stürm, minutenlanger Beifall.) Der 'Name Kettel er war, ist und bleibt -er christlichen Arbeiterschaft ein Pro gra m in. Er Hot gesagt, dast die soziale Frage nur durch das Christentum und in christlichem Geiste ihre Lösung finden könne. Dieser Satz ist in unserer Zeit zu einem Wahrzeichen geworden, an dein sich die Geister scheiden. Der Kampf, der unter dieser Losung geführt wird, ist zum folgenschweren Entschei- dungstampf geworden. Hie Christ, hie Antichrist! Seitdem dieser Schlachtruf auch in den Reihen der Arbeiterschaft erschollen ist, ist der christlichen Ar beiterschaft ein höheres Ziel gesteckt worden, als die Erlömmmig materieller Güter und materieller Besserstellung. Die christliche Arbeiterschaft ist ein gerückt in die Fenerlinie des allgemeinen großem Weltanfchauungskompses, der jeden auf die Schanze ruft. Der soziale Kampf, den unsere christliche Ar deiterschaft zu führen hat, ist ein wichtiges Teilstück in diesem grosten Wcltanschauungskampf geworden. Wir dürfen hoffen, datz die christliche Arbeiterschaft diese wichtige Position gut zu verteidigen wissen wird. (Stürm. Beifall.) Noch niemals ist die Lehre Christi schändlicher entstellt und schurlenhoftcr ver leumdet worden, als gerade in unseren Tagen. (Leb haste Zustimmung.) Wir haben Feinde ringsum, auf den Lehrstühlen der Universität und unter den blödgesoifencn Branntweintrinkern der Groststadt- spelunken. (Sehr richtig!) So sehr die Herren ver sa,ceden sind, so sehr sind sie sich einig in dem Hasse gegen die katholische Kirche. Diesen wütenden Christus- feinden gilt es, im grosten Welransch"uunostomnf- eine kampfbereite Schor entgegsnzuwerfen, die unter dem Panier -es Kreuzes die christlichen Grundsätze verteisigt. Zu dieser Chrisiusgarde must auch die christliche Arbeiterschaft Deutschlands ge hören. Wir dürfen gewist nicht die materiell« Hebung der Arbeiter vernachlässigen, aber wich tiger ist der Kampf um di« ideellen Güter. Beten Sie fleißig, damit Sie nicht in Ver suchung fallen und damit Sie der hohen Aufgabe würdig befunden rverden, welche Ihnen die Vorsehung gestellt hat. Ich habe immer das Gesühl. wir diplo- matisieren und philosophieren viel zu viel in unseren Tagen und wir beten zu wenig. (Sehr richtig!) Wir müssen auch unsere Jugend vor den Gefahren der Zeit bewahren und die elterliche Autorität mutz dafür sorgen, dast unserer Sache unsere katholische Jugend erhalten bleibt. Die Schulfrag« steht Datz eine Veränderung mit dem Amtsrat vorqe- oangen, war im Hause längst vermerkt morden. Es wurde bedeutend weniger gewettert denn ehedem, der ganze Habitus von Astraweiken war gewissermasten verfeinert; seltener wurde seitens des Herrn der Fuchs zitiert oder -er Deubel, -atz sie dieses oder jenes holen sollten; mancherlei war abgestreift, was da bedenklich an den Nörgelfritze in Kleinigkeiten erinnerte. Zuweilen hatte der Amtsrat das Gefühl, als sei sein ganzes, tatenvolles Leben doch nur die Vorberei tung gewesen für das „Jetzt". — Korn und Weizen, Fabrik und Wald waren güte Dinge, aber gut genug, von ihnen und für sie nur zu leben, nein, das waren sic nicht; da gehörte noch was anderes zu. Bei der Vaterunser-Bitte um das tägliche Brot mar es etwas Unklares, Unruhgebendcs, als müsse man den lieben Herrgott noch um anderes bitten. Tagelang schwieg es in der Brust des Mannes, wie es ja auch in den Vulkanen schweigt, dann, ehe jichs der Betreffende selbst klargemacht, hatte es ihn wieder! Er war durch den Vorflur gegangen, an dessen Kleiderriegel die Mäntel und Pelzsachen der beiden Mädchen hingen. Da war neben dem Nerz, der sich um Agnetens Hals schlang, auch Wandas schlichte hellgraue Boa von langhaarigem Oppossum. Vor -em Opossum stand der Mann still, sah sich scheu um, strich leise, ganz leise über das Pelzwerk, ritz plötzlich die Boa an sich und barg sein Gesicht in ihr. Niemand hatte es gesehen, er brauchte sich vor niemandem zu schämen; und doch genierte es ihn, unmittelbar darauf über den Hof zu gehen. Es war dies die Stunde, in der er anfing, um sich selbst hcrumzuschleichen. 22. Kapitel. Das alte Jahr war zu seinen Vätern versammelt worden, und man hatte es im grosten ganzen gehen sehen ohne Harm. Es hatte wenigen gefallen und vielen mistfallen. Ohne sonderliches Vertrauen sah man dem neuen Jahr entgegen, und nur. was jung und hoffnungsgrün war, sah noch den Stern der Verhcitzung über feiner Stirn strahlen. Wenn etwa ein Langlebiger, einer aus jenen fernen Welten, alle tausend Jahr einmal den Kitzel fühlen könnte, di« alte Erde zu studieren, er würde gegenwärtig im Vordergrund« des Interesses. Wir wollen dafür sorgen, dast das Interesse für di« Schul frage ins Volk getragen wird, und wir wollen nicht warten, bis die Feinde uns auch hier zuvorgckommen sind. Der Redner schließt mit der Aufsorterung, di« katholische Presse zu lesen, den katholischen Vereinen aller Schatnerungen beizutreten und fest zu Seel sorger und Papst zu stehen. (Minutenlanger stürini- sckzer Beifall.) Damit schloß di« Versammlung. Groß ist auch in diesem Jahr« die Zahl der vor gesehenen Rebenveranstaltungen. Am heutigen Sonntag ragte bereits der Kar tellverband katholischer Vereinigun gen an technischen Schulen, auf dem Dr. Sonnenschein- München-Gladbach für einen engen Zusammenschluß aller katholischer technischen Berufsstände sprach. Er forderte die langen ATade- miter an technischen Hochschulen auf, den Konnex zwischen der Arbeiterbewegung auch aufrecht zu erhalten, wenn sie zu höheren Stellungen in der Industrie kommen. Der Redner wies auf das englische Vorbild hin, wo di« Kluft zwischen den akademisch gebildeten Technikern und den Arbeitern nicht so groß ist wie b«i uns, und betonte, welck)e hohe soziale Bedeutung die Kultur arbeit der Studenten und Akademiker in der Form habe, wie sie der katholische Volksverein in Deutsch land in steigendem Maste durch Unterrichtsturs« für Arbeiter ausübe. — Weiter tagten eine allge» meine A k a d e m i k e r v e r s a m m l u n g der Karteliverbände der katholischen süddeutschen S t u d e n t c n v e r e i n e und der katholischen K ü n st l e r v e r e i n e. Am Abend fand in der Grosten Festhalle di« Begrützungsfcier für den Katholikentag statt. Die Halle war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Galerien waren für die Damen reserviert und gleichfalls dicht besetzt. Auf der Estrade des Präsidiums nahmen di« Bischöfe Platz, die bei ihrem Erscheinen mit stürmischen Bei fallsrufen begrüßt wurden. Ferner sah man dort bekannte Parlamentarier wie den Vizepräsi deuten des Abgeordnetenhauses Dr. P o r s ch, die Reichstagsabgeordneten Freiherrn v. H e r t l i n g, Dr. Jäger, Dr. Pichler, Dr. Marx, Kröber, v. Savigny, Graf Praschma, Herold und Dr. Pfeifer. Im Namen des Lokalkomitees begrüßte Landtags abgeordneter Justizrat Dr. Schmitt-Mainz di« Cxeneralversammlung mit dem katholijck)«n Gruß „Gelobt sei Jesus Christus" und sührte dann weiter u. a. folgendes aus: Möge der Geist des großen Mainzer Bifchofes, dessen Andenken diese Generalver sammlung besonders geweiht ist, über unseren Be ralungen schweben. (Lebhafter Beifall.) Möge di^. Erinnerung an sein Beispiel uns aneifern in der Anhänglichkeit an Papst und Kirch«. Das ist be sonders dringend in einer so schweren und ernsten Zeit, wie der gegenwärtigen. Fast auf dem ganzen Erdenrund ist ein geistiger Kampf entbrannt, der not wendig zur Scheidung der Geiser führen must. Es gilt den Kampf um die ganze christliche Welt. Hi« Christentum, hie Heidentum. In die)em Kampfe must alles zusammensteheu, was auf posi tivem christlichen Boden steht. (Lebh. Beifall.) Wir vergessen nicht, was uns trennt, aber wir werden uns stets dessen bewußt bleiben, was uns eint. (Beifall und Händeklatschen.) Auf dem Boden der Achtung vor der reli giösen Ueberzeugung unserer Mitbürger wollen wir im friedlichen Nebenein änder ¬ bar Ueberfernrohr Hemer gelassen zusammenschieb.cn: Es ist alle Zeit bas nämliche auf dem kreisenden Ball da. In heißen Landen bebt ein Stück Erde, in kalten und heißen Landen beben die Herzen. Immer das nämliche Hasten nach Gleichheit in Gut und Ehr' unter diesen lachhaften 'Menschlein, deren jeder sich dünkte, er bedeute was. Immer das nämliche, wenn auch in andern Förmchen. Ob ehedem im hoh>» Grase der Ichthyosaurus schmatzte, das Einhorn durch die Föhren brach, der Einbaum sanft die Wogen teilt« und der Mann die Männin bleute, so ojt er's für nötig fand; — oder ob heutzutage die Robbe, statt in Nacht am Nordpol zu fischen, unter Auerltcht im Zirkus amtiert; ob Vehikel ohne Rosse durch die Land« rasen und Kolosse die Wogen durchbrausen. Ob di« ehedem gebleute Männin heute die Lan,ze einlegt, um mit dem Manne um den Platz zu rinaen — immer das nämliche Wimmeln und Jagen? — Unter den zahlreichen Neujahrsbriefen, die «rf dem Tisch« in dem Vorflur ausgebrcitct waren, war nur ein einziger an Wanda gerichteter, der sich in die „Verbannung" — Agnete hatte das Wort ge braucht — verirrt hatte. Die festen Schriftzüge der Adresse waren von einer Agncten so wohlbekannt«» Hand, dast sie mit leisem Kopfschütteln Wanda de» Brief über den Tisch hinreichte. — „Der ist von Ostheim", sagte sie langsam, „wefl kann er wollen? Von mir jedenfalls nichts. Ob «r von Ihnen noch was will, wird sich ergeben! Ab«2 so lesen Sie doch!" — Unter einer Röte, die sich langsam über ihr Ge sicht ergoß, unter rascher gehendem Atem las Wände den Brief still zu End«, schob ihn in sein Kuvert mit unmerklich bebender Hand und sprach dann ernst. „Er scheint immer mit Ihnen zu leben, Agnete!" Diese lachte kurz auf: „Denkt nicht dran! Di« gewisse Familieirvernunft der Ostheims bewahrt ih« vor derlei Törichtem." , Wanda wurde ungeduldig: „Aber er fragt doch nach Ihnen! Er ist kein Freund der Nebenwege, er geht, wie das allzeit seine Art war, direkt auf da« Ziel los. Wo Eie leben, weist er; aber nicht, wie Sie leben. Mit einem Wort: Er sorgt sich um Sie?" (Fortsetzung in der Morgenausgabe?
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