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chönburger Tageblatt ««scheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Soun- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächst«- Meinende Rum«« dis vormittags 11 Uhr. K« AbonnemeutSprei» beträgt vierteljähr- 'ch 1 Mk. SS Ps. Einzelne Nrn. b Pf. Ms««ttt pro Zeile 10 Pf., «uges. SO Pf. tabellarisch« Satz wird doppelt berechnet. »ud Filialen: in Nllstadtwaldenburg bei Kaufmann Otto Först«: in Kaufungen bei Herru Fr. Janaschek; tu Laugenchursdors bei Herr» H. Stiegl«; in Peuig bei Herr» Wi- el« Dahl«, Cigarreugeschäft an d« Brücke; m Rochsburg bai Herrn Paul Zeh!; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herr» Eduard Kirsten. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lsnzena«, Lichtenfteiu-Callnb^rg. und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: MLstsdL-Waldenburg, Bräunsdorf, äaLenberg, St. Zgrdien, Zhrenham, Froh-räsors, Kalken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen» ^Mba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. S., Reichenbach, Remfe, Rochsburg, Rußdorf, Ko*«sp,«h»r«». v. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Li» Mittwoch, den 3. Januar 1900 Wttteruugsbertcht, ausgenommen am 2. Januar, nach«. 4 Uhr. M«ro«eterftanH 760 mm. rrducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerftaud -j- 6 0. (Morgens 8 Uhr -s- 3" 6.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymet« 81*/». Thaupnukt -f- 3 Grad. Wiudrtchtuug: Süd. Daher WtttervUgSa>Astchteu für den 3. Januar: Meist trübe mit Neigung zu Niederschlägen. *Walde«K»rg, 2. Januar 1900. In den nächsten Tagen dürsten wir wieder etwas Wichtige» vom Kriegsschauplätze in Südafrika zu hören bekommen: Die Buren-Armee in Natal, die neben General Joubert auch den bewährten Luka« Meyer nach besten Genesung zurückcrhalten hat, unternimmt Be wegungen, die daraus hindeuten, daß ihrerseits eine Offensive beabsichtigt wird. Dir englischen Berichte müssen zugeben, daß sich in der Nähe von Ehiveley, dem bis herigen englischen Hauptqaurtier, Buren festgesetzt haben. Damit werden die früheren Berichte von einem theil weisen Zurückgehen der Truppen des General Buller bestätigt. Wenn andere englische Meldungen sagen, unter den Buren herrsche große Aufregung, sie hätten so und so große Verluste, ihre Pferde gingen zu Grunde rc., kann man das auf sich beruhen lasten. Nach Ladysmith, da« sich noch wer weiß wie lange halten will, haben die Buren zum Jahreswechsel zwei Glückwünsche und einen Plumpudding hineingeschoffen, gewiß kein Zeichen von Verdrießlichkeit. Die englische Meldung, die Oranje-Buren seien deS Krieges müde, wird entschieden in Abrede gestellt. Am meisten borge bereitet augenscheinlich in London der Ausstand der Kapcolonisten. Wenn auch die Nachricht, 50,000 Kapburen ständen unter den Waffen, übertrieben ist, auf 30,000 Mann kann «an rechnen. Meldungen au» Kapstadt bezeichnen Truppcnverstärkungen al» dringend wünsch cn»werth. In England wird noch immer gewal tiges Wesen mit den Frciwilligen-Bataillonen gemacht. Aber wa» «erden sie leisten? Spätere Meldungen lauten schon ungünstiger. Nach dem noch behauptet war, die Buren zögen sich auf EoleS- berg zurück, tritt der Umschwung ein. Die englischen Truppen haben eine ganze Nacht hindurch erfolglose An strengungen (weshalb?) gemacht, sie waren total erschöpft. Da» sieht ganz au«, wie eine neue erhebliche Niederlage; auch englische Kavallerie wurde von den Burrn ange griffen und zurückgeworfen. Die Kapburen reißen dir Eisrnbahnschienen auf, zwei Leute, deren man habhaft wurde, sind erschaffen. Da« find keine guten Nachrichten für den Jahresanfang. Vom westlichen Kriegsschauplatz werden Schlappen der in Ma,rking eingeschloffenen Engländer gemeldet. Dir Garnison »ersuchte in einem Ausfall eine Artilleriestellung der Buren zu nehmen, wurde aber trotz wiederholten Angriffes zurückgeschlagen; die Briten verloren 109 Mann an Todten und Verwundeten. Die Buren hatten nur 8 Todte und Verwundete. Ein englischer Stabsoffizier wurde getödtet, ein Sohn deS Ministerpräsidenten Lord Salisbury ist verwundet. Am Modderriver fitzt General Methuen, bei de Aar seine College» French und Gatacre unverändert fest. Die Buren haben ihre Stellungen bi» zur Uneinnehmbarkeit verschanzt, die britischen Generale haben wiederholt versucht, sich Luft zu machen, gelungen ist e» nicht. Größere Bedeutung hatten alle diese Treffen nicht. Hoffen wir, daß den Buren auch im neuen Jahr da« KriegSglück günstig bleiöt. Politische Rundschau. Deutsches Reich. In Berlin begann dir NeujahrSfeier eigentlich schon am Sonnabend Nachmittag mit der Ankunft de» Kaiser paare» und seiner Kinder au» Pot»dam und der Auf fahrt der hohen Herrschaften zum Schlöffe, wo die Nagelung und Weihe der neuen Fahnen und Standarten durch die Feldpropste v. Richter und v Aßmann statt fand. Die Neujahrsfeier im Schlöffe spielte sich der getroffenen kaiserlichen Anordnung gemäß, im Gegensatz zu früher, in der Sylvesternacht schon ab, wo nach voran- grgangcncm feierlichen Gottesdienste um die MittarnachtS- stunde die GratulationScour im Weißen Saale stattfand. Die Reichs- und Staatsbehörden, die Generalität, die Vertreter der fremden Staaten, Hofwürdcnträger u. s. w. w^ren anwesend, zahlreiche Herrschaften wurden durch Ansprachen oder einen Händedruck ausgezeichnet. Eine Batterie Garde-Artillerie, die mit schmetternder Musik heranmarschirt war, gab den Neujahrs-Salut ab. In Berlin herrschte gewaltiges Leben, aber die polizeilichen Absperrungsmaßnahmen und die überall vertheilten Schutz- mannS-Posten verhüteten schwere Störungen. Die Sistirungen wegen zu großen Lärmen» dürften freilich nicht ganz gering sein. Am Neujahrstage selbst verdarb ein ziemlich starker Nebel leider den Schaulustigen das Zusehen. Freilich waren die Absperrungsmaßnahrmn wieder so streng getroffen, daß auch bei nebelfreiem Wetter nicht viel hätte gesehen werden können. In der achten Morgenstunde fand in üblicher Weise das große Wecken durch die Spielleute der zweiten Garde-Jnfanterie- Brigade statt, um zehn Uhr begann der Gottesdienst im Zcughause, wo vor einer glänzenden militärischen Ver sammlung Feldpropst Richter die Fahnen de» GardecorpS, die mit den neuen Bändern geschmückt wurden, segnete. Inzwischen waren die Regimenter der Garnison nach den Linden marschirt, über welche die Parade abge nommen wurde. Die Parole-Ausgabe bildete den Schluß der militärischen Feier. Ueber Aeußerungen de» Kaiser« zu den Generalen wird berichtet; rS dürste sich aber nur um Bemerkungen allgemeinen Inhalte« und ohne besondere Spitze gehandelt haben. Die Ncujahrtbesuche riefen den ganzen Tag hindurch einen sehr lebhaften Verkehr hervor, die kaiserliche Familie war nachmittag« im Schlöffe vereint, da» großen Flaggrnschmuck trug; nach der Lustgarten-Seite zu entfaltete sich neben der purpurnen König»standarte das grlbseidene Reichsbanner und über dem Hauptportal wehte da« alt-brandenburgische Feldzeichen mit dem rothcn Adler im weißen Felde. Der Kaiser und der Kronprinz wurden lebhaft begrüßt. Die Ansprache de» Kaiser« an die Offiziere im Zeughause in Berlin lautet: »Der erste Tag deS neuen Jahrhunderts steht unsere Armee, daS heißt unser Volk in Waffen, um seine Feldzeichen ge- schaart vor dem Herrn der Heerschaaren kniern und wahrlich, wenn irgendwer besonderen Grund hat, sich heute vor Gott zu beugen, so ist es unser Heer. Ein Blick auf unsere Fahnen genügt als Erklärung, denn sie verkörpern unsere Geschichte. Wie fand da« vergangene Jahrhundert bei seinem Anbruch unser Heer? Die glorreiche Armer Friedrichs des Großen war auf ihren Lorbeeren eingeschlafen, im kleinlichen Detail des Gamaschendienstes verknöchert, von altersschwachen, kriegsuntüchtigen Generalen geführt, ihr OffiziercorvS fördern der Arbeit entwöhnt, in Luxus und Wohlleben und in thörichter Selbstüberhebung verkommen. Mit einem Wort, ine Armee war ihrer Aufgabe nicht nur entwachsen, sie hatte sie vergessen. Schwer war die Strafe des Himmels, die sie ereilt und die unser Volk traf. In den Staub ward sie ge worfen, Friedrichs Ruhm verblich, ihre Feldzeichen waren zerbrochen. In den sieben langen Jahren schwerster Knecht schaft lehrte Gott unser Volk sich aus sich selbst besinnen, und unter dem Druck des FußeS eines übermüthigen Eroberers gebar unser Volk aus sich heraus den hehrsten Gedanken, daß es die höchste Ehre sei, im Waffendienste seinem Vaterlande Gut und Blut zu weihen: die allgemeine Dienstpflicht. Mein Urgroßvater gab ihr Form und Leben und neuer Lorbeer krönte die neuerstandene Armee und ihre jungen Fahnen. Ihre eigentliche Bedeutung jedoch gewann die allgemeine Dienstpflicht erst durch unseren großen, dahingegangenen Kaiser. In stiller Arbeit entwarf er seine Reorganisation — unsere Armee — trotz des Widerstandes, den Unverstand ihm setzte. Die siegreichen Feldzüge krönten jedoch sein Werk in nie geahnter Weise. Sein Geist erfüllte die Reihen seines Heeres, ebenso wie sein Gottoertrauen dasselbe zu unerhörten Siegen Hinriß. Mit dieser seiner eigenen Schöpfung führte er die deutschen Stämme wieder zusammen und gab uns die lang ersehnte deutsche Einheit wieder. Ihm danken wir es, daß kraft dieser Armee daß deutsche Reich achtunggebietend seine ihm bestimmte Stellung im Rathe der Völker wieder einnimmt. An Ihnen ist es nun, meine Herren, auch im neuen Jahrhundert die alten Eigenschaften zu bewähren und zu bethätigen, durch welche unsere Vorfahren die Armee groß gemacht: Einfachheit und Anspruchslosigkeit im täglichen Leben, unbedingte Hingabe an den Dienst, volles Einsetzen aller Kräfte, Leibes und der Seele in rastloser Arbeit an der Ausbildung und Fortentwicklung unserer Truppen. Und wie mein Großvater für sein Landheer, so werde auch ich für meine Marine unbeirrt in gleicher Weise das Werk der Reorganisation fort- und durchführen, damit auch sie gleich berechtigt an der Seite meiner Streitkräfte zu Lande stehen möge, und durch sie das deutsche Reich auch im Auslande in der Lage sei, den noch nicht erreichten Platz zu erringen. Mit beiden vereint hoffe ich in der Lage zu sein, mit festem Vertrauen auf Gotte» Führung den Spruch Friedrich Wil helms I. wahr zu machen: „Wenn man in der Welt etwa» will becidiren, will es die Feder nicht machen, wenn sie nicht von der koros deS Schwertes soutsuirst wird." Unter den Auszeichnungen, welche au« Anlaß der an geblichen Jahrhundertwende von Sr. Majestät dem Kaiser verfügt worden sind, erweckt eine besondere« Auf sehen: Der deutsche Botschafter in Wien, Graf Philipp Eulenburg, welcher sich bekanntlich der besonderen Gunst des Monarchen erfreut, ist in den Fürstcnstand erhoben. Mit vielem Recht wird man da« alr Bestäti gung der früheren Meldungen auffaffen, daß der Bot schafter dereinst Nachfolger de« Fürsten Hohenlohe werden wird. Der Oberst-Schenk, Fürst Hermann von Hatzfeld zu Trachenbcrg, Oberpräsident der Provinz Schlesien, ist zum Herzog zu Trachenbcrg, Fürsten von Hatzfeld, er nannt; der deutsche Botschafter Graf Philipp zu Eulen burg in Wien, Graf Richard zu Dohne-Schlobitten, Wirkl. Geh. Rath Graf Edgard zu Jemhausen und Knyphausen auf Lützburg sind in den Fürstenstand er» hoben. Der Kammerherr Roland von Brünneck, Burg graf von Marienberg, ist in den Grafenstand erhoben. Den erblichen Adel erhielten u. A.: Rittergutsbesitzer und Landschaft»rath Hermann Bothe auf Zahn, Kreis Flatow, Commerzienrath Karl Dippe, der Ehef der be kannten Gärtnerfirma in Quedlinburg, Regierungs-Präsi dent Gescher zu Münster, Landrath Göscher in Har burg, dir Bankier« Gebrüder Grunrlius in Frankfurt a. Main, Landrath Pohl in Ratibor, Landrath Stuben rauch-Berlin (Krci« Teltow), der Eikenbahnminister Thielen, Amtsrath Zimmermann auf Salzmünde, Man«felder Seekrei«, Admiral Köster, der General-Jn- specteur der Marine, Generalquarticrmeister General der Infanterie Ob er ho ff er, Generalleutnant Kuhlmay, Generalleutnant z. D. Spitz in Hannover, Generalleut nant z. D. Kamphörner in Konstantinopel, General major Liebert, Gouverneur von Dcutsch-Ostafrika u. A. Durch kaiserliche Orden wird an Stelle de« Allgemeinen Ehrenzeichen« in Gold eine erste Klaffe de« Allgemeinen Ehrenzeichen« cingesührt. Der Orden besteht in einem silbernen Kreuz mit goldenem Mittelschilde am Bande de» GroßkreuzeS de« Rothcn Adlerordcn«. Allen deutschen Truppenthcilen sind auf Beschluß der Bundesfürsten Fahnenbänder mit Spangen ver liehen und dieselben am Neujahrstage in feierlicher Weise an den Feldzeichen befestigt. In den betreffenden Ordre» de« Kaisers, deS Prinz-Regenten Luitpold von