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Montag. tVeipzig. Di« Zeitung er. scheint mit Ausnahme de« Sonntag« täglich zwei mal und wird «»«gegeben in Leipzig Vormittag« l l Uhr, Abend« H Uhr; in »resde« Abend« L Uhr, Vormittag« 8 Uhr. Wrelt für da« Vierteljahr I /,Thlr.; jedeeinzelneNum mer l Ngr. Zweite Ausgabe. Abends k llhr. 2V. Januar L8S2. Rr. 42. DMcht MMkM Zcit»«g. Zu beziehen durch alle Post ämter de« In - und Auslän de«, sowie durch die Srptdi- tionen in Leipzig (Quer straße Nr. 8) und Dreädea (bei C. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. 2.) «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» JnsertionSgebühr für den Raum einer gelle 2 Ngr. Deutschland. -«-Berlin, 24. Jan. Seit dem Anfänge dieser Woche besteht eine Mi nisterkrisis, die sich fast täglich erweitert. Die Stellung des Hrn. v. West phalen ist durch seine Maßregeln zur Beseitigung der Gemeindeordnung eine unhaltbare geworden, seitdem die Kammern ihm in geschloffener Opposition entgegengetreten. Aber auch Hr. v. Raumer (Cultus) und Hr. v. Bodel- schwingh (Finanzen) sind in der Lage, an ihren Rücktritt zu denken. Der vorgestrige Ministerrath hat die allgemein erwartete Entscheidung zwar nicht gebracht; nichtsdestoweniger hat sich weder eine Ausgleichung der differenten Ansichten, noch überhaupt ein Resultat ergeben, welches ein ferneres Zusam mengehen des Ministeriums in Aussicht stellt. Die Spaltung ist vielmehr offener hervorgetrcten. Hr. v. Manteuffel und seine Anhänger sind zwar mit den obengenannten Mitgliedern des Cabinets darin einverstanden, daß die Revision der Verfassung sich vorzugsweise auf die Bildung der 1. Kam- mer beziehen solle und daß diese Neugestaltung allein in die Hände der Krone zu legen sei; über die weitere Frage, welchen Elementen des Staats die künftigen Pairs entnommen werden sollen, ist jedoch keine Uebcreinstimmung erzielt worden. Es wird von zuverlässiger Seite berichtet, daß der König und der Prinz von Preußen mit den Ansichten des Ministerpräsidenten über diesen Punkt einverstanden seien; nur sind diese Ansichten bisjeht nicht be kannt, wenngleich nicht ohne Grund vermuthet wird, daß sie auf eine Pairie hinausgehen, welche die Vertreter und Capacitäten aller Interessen des Staats in sich schließt. Es soll nicht ganz der frühere Vorschlag Stahl's sein, doch diesem sehr nahe stehen. Wenn nun in dieser Frage schon eine Ver schiedenheit der Ansichten im Cabinet hervorgetrcten, so ist es noch mehr bei den spcciellcn Fällen geschehen, welche demnächst in den Vordergrund tre ten. Hr. v. Manteuffel hat aus den Anträgen der Oppositionspartei in Betreff der Gemeindeordnung die Ueberzeugung gewonnen, daß die Maßre geln und Abänderungsvorlagen des Hrn. v. Westphalen nicht aufrecht zu erhalten sind; er fodert deren Zurückziehen, wodurch die Kreuzzcitungspartei ihre Bestrebungen gefährdet sieht. Hr. v. Raumer hat, angeblich durch Ein- flüsse seitens der Jrvingianer dazu bewogen, das Recht geltend gemacht, in den innern kirchlichen Angelegenheiten allein zu entscheiden. Der Oberkir- chcnrath tritt dieser Ansoderung entschieden entgegen, weil die evangelische Kirche eine Verfassung — die kirchliche Gemeindeordnung — besitze, kraft welcher der König als Oberhaupt der Kirche und der evangelische Oberkir- chenrath als die oberste, unmittelbar unter dem Könige stehende Kirchen behörde anzusehen sei. Der evangelische Oberkirchenrath hat die Entschei dung des Königs angerufcn, welche nicht zweifelhaft sein dürfte. Was end lich den bevorstehenden Rücktritt des Finanzministers anlangt, so wird sich derselbe an die Verweigerung, weitere Summen, als bereits gcfodert sind, für den Militäretat disponibel zu machen, anschließen. Infolge der kürz lichen Aeußerungen des Prinzen von Preußen soll es nämlich in Absicht liegen, noch 4 — 5 Millionen für den erwähnten Etat zu fodern. Die nächsten Tage werden die Krisis beschleunigen, da die Revisionsanträge in den Kammern zu einer Entscheidung drängen. — Unter den Candidaten, welche sich um die bequeme und angenehme Oberpräsidentenstclle in Pommern bewerben, ist neuerdings auch Hr. v. Kleist-Retzow zu nennen; es soll ihm in der Rheinprovinz nicht behagen. Ein Beschluß über die Besetzung dieser Stelle ist noch nicht gefaßt. — Vorgestern Abend hielt der hiesige „Verein für Handel, Industrie und Landwirthschaft", welcher den Tenden zen deS Schutzzolls huldigt, eine Sitzung und beschloß, hier am Orte «ine Centralstelle für die Vertretung seiner Interessen zu gründen. «München, 24. Jan. Der Ministerpräsident scheint außerhalb der Kammer wegen seines Schweigens gegenüber den Ausdrücken, mit welchen Hr. v. Lassaulx den Präsidenten der französischen Republik in seiner jüngsten Rede (Nr. 41.) bezeichnete, Ungelegenheiten erfahren zu haben (wie ich höre, ist ihm gestern eine Note der französischen Gesandtschaft zugegan- HeN/ worin sich dieselbe über den Vorgang beschwert), denn er hielt es für nöthig, die heutige Sitzung mit der Erklärung zu beginnen, daß, wenn «r jene Beleidigung einer befreundeten Macht nicht überhört hätte, er den Präsidenten auf die Bestimmungen der Geschäftsordnung bezüglich des Ord nungsrufes aufmerksam gemacht haben würde. Dasselbe versichert der Prä sident der Kammer, der es sonst für seine Pflicht erachtet hätte, auf jene Bestimmungen hinzuweisen. Darauf ging es an die Berathung des Ent wurfs über die Gerichtsverfassung in den Landestheilen dieSscit des Rheins. Bei dieser Erörterung gab es eine wunderliche Parteistellung, oder um es richtiger zu bezeichnen, es hörte jede Partei auf, die Mitglieder der Clubs emancipirten sich für ihre heutigen Vota, und so sah man denn jene, die sonst jede Maßregel des Ministeriums gutzuheißen pflegen, die Vorlage auf das entschiedenste bekämpfen, während Männer der äußersten Linken wie der Rechten die Vorlage vertraten, die Linke selbst aber durch und durch gespalten w-r. Die Negierung war auf eine Opposition in diesem Hause nicht gefaßt, indem sie glaubte, daß dasselbe mit beiden Händen zugreifcn würde, um nur die Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung zu er haltest. Aber man glaubt damit ohne die Zugabe des Notariats nur etwas Halles zu erhalten, das der Ungeheuern Kosten nicht mehr werth sei, daß eine Bestimmung des Grundlagengesetzes dadurch verletzt würde, und end- lich daß durch diese halbe Reform eine wirkliche und vollständige auf ewige Zeiten vertagt würde. Die nothwendige Folge der Nichtannahme wäre ein Geschäftsbankrott der.Gerichte, und das, glaubt man, würde Krone und Neichsrath zur Nachgiebigkeit nöthigen. Man ist auch der Ansicht, daß die Regierung auf dem Verordnungswege die Trennung durchführen könne; dem entgegen bemerkt aber der Ministerpräsident, daß er große Zweifel dar über hege, ob, wenn das Gesetz falle, die Trennung überhaupt vor sich gehen würde. Nach längerer Debatte wird aber das Gesetz (dessen Inhalt ich Ihnen bei Gelegenheit der Berathung im Neichsrathe mitgetheilt) mit 423 gegen 9 Stimmen angenommen. Hierauf wird noch das Gesetz über die Aufhebung der Siegelmäßigkeit zur Berathung gebracht. Hr. v. d. Pford- tcn bevorwortct nicht seinen Negierungsentwurf, sondern die Beschlüsse der NeichSräthe, wonach nur die Taxfreiheit, nicht aber die Siegelmäßigkeit auf gehoben wird. Die Kammer dehnt das Recht der Siegclmäßigkeit auf Je dermann aus, wie die Regierung es selbst wollte. Bei namentlicher Ab stimmung wird dies mit der erfoderlichen Zweidrittelmehrheit angenommen. — In dem neuesten Einlaufe der Kammer der Reichsräthe befindet sich ein königliches Rescript, welches den Landtag bis zum 31. März verlängert. ° Sondershausen, 24. Jan. Von 34 Bürgermeistern der unterherr schaftlichen Dorfgemeinden ist gegen den Fürsten lebhaftes Bedauern über den Rücktritt des Geheimraths Chop und zugleich die Besorgniß aus gesprochen worden, welche ein häufiger Ministerwechsel begründet. Sie ha ben deshalb gebeten, entweder die Ministerialgcschäfte durch die gegenwär tigen Mitglieder des Ministeriums besorgen zu lassen, oder an die Spitze dieser Behörde einen Mann zu berufen, „der schon seit Jahren unserm Staate seine Kräfte treu gewidmet habe, mit den gerechten Wünschen, sowie mit den Bedürfnissen desselben bekannt sei, und zu dessen Umsicht und wohl wollender Gesinnung die Staatsangehörigen volles Vertrauen haben". Zu gleich haben sie den Wunsch ausgesprochen, daß „keiner der jetzt in Wirk samkeit stehenden Minister aus dem Staatsdienste entlassen" und daß ein etwaiges Enllassungsgcsuch derselben nicht ohne erhebliche Gründe bewilligt werden möchte, „da das jetzige Ministerium des Vertrauens des Landes sich würdig bezeigt habe". Man weiß noch nicht, welche Resolution ihnen auf ihr Gesuch erthcilt worden ist oder werden wird. Fällt dieselbe beifällig aus, so vereitelt sie die Hoffnungen einer Partei, die bereits ihres Sieges gewiß zu sein glaubte und über die Wahl ihrer Mittel niemals in Ver legenheit geräth. So viel darf wol als sicher betrachtet werden, daß der Geheimrath v. Holleuffer keine Aussicht hat, in die erledigte Stelle einzu rücken. Vielleicht ist er deshalb nach Berlin zurückgckehrt. Die dortige Kammer hat ihm den Urlaub verweigert, der hiesige Landtag aber auf 14 Tage bewilligt. — Aus Wien schreibt man dem Correspondenzblatt aus Böhmen: Am 12. Jan. sind an die Präsidien sämmtlicher Gerichte die nähern Weisungen in Betreff der nach Maßgabe der organisatorischen Grundsätze cinzuschrän- kenden Oeffentlichkeit ergangen. Wie wir aus sicherer Quelle hören, ist der Zweck der Beschränkung nur ein durch höhere Sicherheits- oder Schicklichkeitsrücksichten bedingter; der Wissenschaft, sowie der Einsichtnahme compctenter Männer ist dadurch durchaus kein Zwang angcthan. Der An geklagte darf fünf Personen berufen, wofern es der Präsident gestattet; darunter allenfalls auch Frauen. Der Präsident darf nebst höher« Gerichts- und Polizeibeamtcn, die überhaupt freien Zutritt haben, noch 20 und in der Hauptstadt 30 Personen männlichen Geschlechts berufen, wobei er auf Advocaten, Richteramtscandidaten, Doctoren der Rechte rc. vorzugsweise Rücksicht zu nehmen hat. — Die päpstliche Negierung hat, sichcrm Verneh men nach, an das hiesige Cabinet eine Note gerichtet, in der der Wunsch ausgesprochen wird, eine endliche Regelung der römischen Zustände herbeizuführen. Eine Note gleichen Inhalts ist auch an mehre andere Groß mächte abgcgangen. — Der bekannte Schriftsteller vr. Weil, früher Ne- dactcur der berliner Constitutionellen Zeitung, ist im Ministerium des In nern angestellt worden; einige Artikel der Oesterreichischen Korrespondenz, die in letzterer Zeit viel Aufsehen machten, werden demselben zugcschrieben. S ch 1v r iK. ^AuS der Schweiz, 23. Jan. In Bezug auf die Gerüchte von einem bevorstehenden Staatsstreiche gegen den neuen Bund und die Zu-