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keil, mit der sie ihn anbetete. Nach dem Tode ihres ersten Mannes traf die Baro nin Engelbert znm ersten Mal mit Karl von Schwarz zusammen. Sie verliebten sich, wie man zu sage» Pflegt, auf den erstell Blick in einander. Karl von Schwarz war ein Spieler, ein ausschweifen der Abenteurer, obwohl sein Name und seine Verwandt schaft sehr angesehen war. Er war Wittwer und hatte ein sehr geringes Ein kommen; jedoch konnte er durch seine Gewinne am Spiel tische sich das Ansehen eines gut situirten Mannes geben. Er hielt einen Wagen und einen Diener und konnte seinen Sohn gut erziehen lassen. Jetzt war dieser erwachsen. Die Baronin Engelbert war zu der Zeit ihres ersten Wittwcnstandes nicht viel besser gewesen, als eine Aben teuerin. Sie hatte in der That einen angesehenen Namen, hohe Konnektionen und ein Heim im Hause ihrer Tante in Stettin, aber ihr Ehrgeiz trieb sie, eine hohe gesellschaftliche Stellung zu erlangen. Karl voir Schwarz hatte einen Plan ersonnen, womit sie sich beide bereichern konnten, indem sie einen edlen Mann täuschte, ihn heirathete und dann ans dem Wege schaffen wollte. Wie sie diesen schändlichen Plan ansgeführt hat, das wissen wir. „Zwanzigtausend Mark jährlich und ein schönes Haus waren wohl der Mühe werth, manches zu ertragen," sagte Herr von Schwarz nachdenklich. „Ich glaube jedoch, Ottilie, wir haben lange genug gewartet. Wann gedenkst Du Dich mit mir trauen zn lassen?" „Nicht vor September," erklärte die Baronin ent schieden. „Ich muß einen prachtvollen Anzug haben. Ich habe diese alten schwarzen Kleider satt, und da ich den Engelbert'schen Familienschmuck abliefern muß, bin ich ge- nöthigl, mir anderen zu kaufen. Wir wollen lieber unsere Hochzeit für Oktober sestsetze». Die Leute werden darüber reden, wenn es früher geschieht." Karl von Schwarz lächelte cynisch. „Ich dachte, Du kümmerst Dich nicht um das Gerede ander Leute," entgegnete er. „Ja, ich thue es doch," entgegnete die Baronin nach drücklich. „Ich bin sehr ehrgeizig; ich nehme als die Wittwe des Barons Engelbert eine hohe Stellung ein, und er wurde hier förmlich angebetet. Ich glaube, die Leute werden mich scheel ansehen, wenn ich wieder heirathe. Und dann wünsche ich die Liebe und das Vertrauen meiner Stieftochter zu gewinnen, ehe ich mich wieder verheirathe. Ihre Vormundschaft bringt mir zehntausend Mark jährlich ein. Diese Summe werde ich dafür bekommen, daß ich sie überall hin begleiten muß." „Unter solchen Bedingungen würde ich sehr gern mehrere junge Damen in Gesellschaften begleiten," sagte Karl von Schwarz. „Wie alt ist sie denn?" „Ungefähr achtzehn Jahre." „Wie groß ist ihr Einkommen?" fragte er. „Hunderttausend Mark jährlich," war die Antwort. In Herrn von Schwarz' Augen glühte ein verlangen der Blick, und seine Augen rötheten sich. „Das ist eine große Summe!" rief er aus. „Sie hat ja eine herrliche Erbschaft gemacht! Was für eine Art Mädchen ist es denn?" „O, ich glaube, ein ganz alltägliches Schulmädchen," antwortete die Baronin. „Ich habe sie auch noch nicht gesehen. Sie war meines Gatten Abgott, und er wünschte immer, daß sie nach Hause komine; aber ich wiedersetzte mich dem." „Korrespondirst Du mit ihr?" „Dann und wann schreibe ich ihr, und sie antwortet mir Pflichtgemäß einmal im Monat. Ich lese gewöhnlich eine oder zwei Zeilen, und dann werfe ich den Brief bei seite." „Hat sie einen Geliebten?" fragte Herr von Schwarz gedankenvoll. „Nein, gewiß nicht," erwiderte die Baronin Engelbert. „Ein Mädchen in einer französischen Schule könnte auch ebenso gut in einem Kloster sein, was Liebesangelegenheiten betrifft. Woran denkst, Karl?" fragte sie, während sie eifersüchtig nach ihm blickte. (Fortsetzung folgt.) Kirchennachrichten von Rabenau. Sonntag, ,en 7. Novbr. vom. 21 p. Irm. Borm. 9 Uhr Gottesdienst. Predigttexl: Luc. 10, 38—42. Kollekte für den Kirchenbaufond. Geboren: Dem Stuylbauer Stange in Kleinölsa am 24. Oct. eins Tochter; dem Bahnarbeiter Wilisch in Obernaundorf am 29. Oct. ein Sohn; dem Holzdrechsler Kluge in Rabenau am 5. Nov. ein Sohn; dem Stuhlbauer Gründer in Rabenau am 3. Novbr. ein Sohn. Aufgeboten: Robert Emil Bachmann, Stuhlbauer in Klein ölsa und Hulda Martha Richter in Großölsa. Albert Max Wiinsch- mann, Stuhlbauer und Mnsiker in Rabenau und Anna Lina Kempe in Rabenau. Gestorben: Ida Lina Grimmer, Tochter des Stuhlbauers Otto Hermann Grimmer in Rabenau, 4 Jahre 1 Mon. 16 T. alt, welche am 6. Nov. beerdigt worden ist. Wibenlnm Anzeiger und Zeitung für Leifersdorf, 10. Jahrgang. Nummer 129. Sonnabend, den 6. November 1897. wressü'si SN laus o vk. - in Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abvunemeutspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illnstr. Witzblattes „Seisenblasen" 1,50 Mk. u Wohl' iO Wi Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Stettin, als Du mir sagtest, wenn ich die Dreistigkeit K den Muth besäße, meine Schönheit geltend zu machen, Arotz- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re Mit verbindlicher Pnblikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. ssinS. a. Muhe' bk-M eele, und ihre Stimme zitterte, als sie murmelte: „O Karl, ich freue mich, daß ich nicht mehr zu heu- st» brauche, daß keine Furcht vor Entdeckung wehr zn gen ist und daß wir frei sind, unser Leben zu genießen. Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit Klingt ein Lied mir immerdar; O wie liegt so, weit, o wie liegt so weit, Was mein einst war! — Wer unter uns zählte nicht zu seinen herrlichsten Kind heits-Erinnerungen wohl die Stunden, in denen Mutter oder Großmutter aus ihrem reichen Märchen- und Sagen schatze der Kinderseele in schlichter, einfacher Weise die schöne Märchenwelt erschlossen! Wer dächte nicht gern zurück an die traute Zeit, ob sie auch noch so weit, so ferne liegt! — Wohl uns, wenn tvir auch heute noch nicht gänzlich mit der Märchenwelt abgeschlossen, wenn wir im stände, auch unsere Kleinen bekannt zu machen mit jenem Wunder kinde, das in der längst verrauschten Jugendzeit uns so mächtig, so wundersam ergriffen! — Nicht nur werden wir unsere Kleinen alsdann festigen in den einzelnen Tugenden, die im Märchenreiche immer im hellsten Glanze erstrahlen und sich ihres endlichen Sieges erfreuen; wir werden sie abschrecken von allerlei Untugenden, wie Faulheit, Unmäßig keit, Lüge, Ungehorsam w-, die in den einzelnen Märchen, wie Schneewittchen, Hänsel und Gretel, Frau Holle re. immer ihre verdiente Strafe finden; wir werden aber son derlich unserm künftigen Geschlechte durch die Märchen- Poesie wieder eine innige Liebe zur Natur, eine herzliche Freude an Wiese, Feld und Wald einimpfen, die durch den Materialismus unserer Zeit mehr und mehr aus den Herzen zu verschwinden droht. — Und sollte hierzu nicht ganz besonders auch der Gebirgsvereinler verpflichtet sein? Was aber vom Märchen gilt, läßt sich annähernd auch von der Sage berichten. Die Sage ist entstanden durch das Gerücht, das von Mund zn Mund weiter gebracht wurde. Es ist also die Sage eine im Volke entstandene, erdichtete oder durch Er dichtung ausgeschmückte und mündlich fortgeflanzte Erzäh lung von irgend einer Begebenheit. In der Sage offenbart sich so recht das Herz des Volkes, sein Vertrauen und seine Liebe, sein Geschick und sein Walten; sie erfreut, erheitert, erhebt, rührt nicht allein das Volk, sondern ist ihm auch eine Lehrerin, eine Warnen», eine Trösterin durch die Macht des Beispiels. Die Anknüpfung an ein gewisses Wirkliches ist hauptsächlich das Merkmal, welches die Sage vom Märchen unterscheidet. Wie das Märchen, liebt sie das Wunderbare und Uebernatürliche. Am meisten wohnt sie in Kloster- und Burgruinen, an Quellen, an Seeen, in Klüften, an Kreuzwegen. Nicht selten findet sich eine und dieselbe Sage an mehreren Orten wieder. — Wie wollen wir Gebirgsvereinler uns nun zu den Sagen verhalten? — Ich meine, unsere Aufgabe be steht nicht all--i'i darin, Neues zu erschließen, nene Pfade zu prächtigen Aussichtspunkten über Berg und Thal, durch Wald und Au zu eröffnen, durch Wegweiser den Wanderer zurechtzuweisen und durch Aufstellung geeigneter Ruheplätze ihm die Möglichkeit eines ruhigen, ungestörten Genusses der Naturreize zu beschaffen. Nein, eine seiner Hauptauf gaben findet der Gebirgsverein namentlich auch darin, Alterthümliches nnd Althergebrachtes vor dem Niederreißen zu bewahren. — Wenn ein Baum, unter dessen schirmen den Aesten und Zweigen bereits Generationen geweilt, plötzlich den gewaltsamen Streichen der tödlichen Axt er liegen soll, sträubt sich da nicht das gebirgsvereinliche Herz schmerzlichst dagegen? Und wenn eine alt-ehrwürdige Ruine mehr und mehr zu verfallen droht, wenn täglich und stünd lich immer und immer bröckelnd Gestein sich loslöst von den Mauern, die vor vielen Jahrhunderten in Majestät und Schöne noch emporragten, ist da nicht der Gebirgs vereinler gern bereit, manuichfache Opfer an Zeit und Geld zu bringen, solche Ueberreste einer längst entschwundenen Vergangenheit der Nachwelt zu erhalten? (Forts, folgt.) '/4 P'^ die Er breitete seine Arme aus, uud mit einem Frcuden- hrei warf sich die schöne Wittwe an seine Brust. „Endlich! Endlich!" murmelte sie. „Ja, endlich!" wiederholte Herr von Schwarz frendig. isetzt steht nichts mehr zwischen uns, Ottilie. Wir haben '!rch unser Warten nichts verloren. Wir haben uns Res Verbrechens schuldig gemacht; das Schicksal hat es mit uns gemeint. Und Du, Ottilie, in der Blüthe csn Steuer' mer .ule Br' .'rmeM >8.65 PH . — soll»" r apprr' alcn iNachdvmk vsrbvien.) Mrwegenes Spiel. Roman von F. Siemers von Ostermann. , zn vo^ g nu>^ ... ... Pfg. scheint so lange her zu fein, seit wir uns miteinander könnte ich unser Glück begründen. Ich fragte Dich gierig, wie ich das anfangen könne, und Du zeigtest mir » Weg." „War das nicht eine prächtige Idee?" rief Herr von Hwmz triumphirend aus. „Das war ein gelungener ^n, Ottilie, und Dir gehört der Ruhm des Gelingens. _ wolltest Dich wieder zur Wiltwe machen, aber das eg-Sei^ hicksal hat Dir dieses Verbrechen erspart. Vor drei shren waren wir beide arm. Jetzt bist Dn wieder sttwe und reich, geachtet und geehrt nnd kannst heirathen 'h Du willst. Ich bin noch ebenso arm, wie ich vor 'i Jahren war, und doch weiß ich, daß Du mich allen ^eren vorziehst; nicht wahr?" . Die Baronin Engelbert errölhete, als sie leise bejahte, war grundschlecht, aber sie liebte Karl von Schwarz ganzem Herzen und war selbst erstaunt über die Jnnig- Aus Nah und Fern. — Nachdem der „AmtsHof" nunmehr seinen Be- tzer gewechselt, lebt man der Erwartung, daß es dem neuen 8irth, Herrn Mensch, gelingen möge, in Darbietung von rpeisen und Getränken, die ja unter Herrn Franke's eitnng, ein weit hin bekanntes Renommee genossen, seinem vrbesitzer voll und ganz nachzukommen. Dann wird auch as Publikum durch zahlreichen Besuch sich dankbar be eisen. Was Herrn Franke betrifft, so wird es demselben st seinem erprobten Wirthstalcnt-leicht werden, in einem idern und vielleicht umfangreicherem Wirkungskreise hin- higlich Würdigung und Anerkennung zu finden. — Zwei bedauerliche Unglückssälle trugen sich anfangs eser Woche in Somsdorf zu. Eine Frau, auf einem usgaug begnffen, kam zu Fall uud brach einen Arm. !vn einen, gleichen Mißgeschick wurde eiu Knabe betroffen, 'dem er von einem Wagen fiel und sich ebenfalls einen rmbruch zuzog. — Die städtischen Kollegien zu Tharaud beschlossen, bläßlich des 25jährigen Negieruugsjnbiläums König Alberts WO Mk. zu einer Stiftung zu bewilligen. Diese Summe sil dem Lutherhause, das später einmal in Tharaud zur ^ifnahme verwaister, armer oder schwacher Kinder errichtet werden soll, überwiesen werden. Sie soll alsdann den Enmen „König Albert-Stiftung" führen- -- Am 4. d. Mts. hielt Herr Lehrer Ihle im Ge- sirgsverein einen Vortrag über „Sagenumwobene Plätze Sections-Gebiet", welchen derselbe auf allseitigen Wunsch se Güte Halle, uns zum Abdruck zu überlassen. Da das Hema das Interesse der Stadt und Umgebung in hohem siade in Anspruch nimmt, lassen wir den Wortlaut hier ..s" ^i'mdeten. Ich war eine Wittwe mit geringem Ein- kinn leinen nnd hatte Bedürfniß nach verschwenderischem ffwande. Dn wärest Wittwer mit einem Sohne, welcher ivgen werden mußte, so daß Du nicht die Mittel besaßest t heirathen. Wie gut erinnere ich mich noch der Nacht einer Schönheit bist reizender als je!" Er zog sie nach einem Sopha und schlang beide Arme ihren Leib. Ihr Kopf sank auf seine Schulter; die Röthe höchster »unlü^llde hackte ihr Gesicht. Mull» Die Baronin Engelbert liebte diesen Mann mit ganzer inh-lt ole» b-U