Suche löschen...
Dresdner Journal : 08.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188211088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-11
- Tag 1882-11-08
-
Monat
1882-11
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 08.11.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W2K0. Mittwoch, do» 8. November. 1882. ^V«muvmva1»pr«l»r I» is»v»»» S«ue»ed«» U«i«k«: ^Htlrii«tl! .... 18 icksril. jkdrlioti: 4 Klark bo ks. Lineetos ^uir.wvrn: 10 Ls. Lu,»«rv«1d ä«, äoutocden tisieds» tritt kost- uoä trioiu. I»»oratvoprels«r kür äon Raum siusr ^««paldsnsu Lotitrsils Lü L5 Ontsr „Lin^sianüt" äiv 2«il« SO kk. Lei l'advilvo- uuä 2iRvrn»»tr SO Xussekla^. Lraekolueu: I^Iick mit Furnaiiwe äsr 8oau- uuä Leisrtag« Fdovä» kür äöu solgaoäs» 1a^. Dres-nerIonrnal. Inaor^tenanoakw« auarrlirtar l^tpitg: n Lranrirtetter, ^omw»»eionLr äs« llrssäuvr Journal«; Lamdora - Nsrlia -V>«o l,«tp»>8 N»»«i I-««I»ii kraalllvrt ». ».: 7/aa«en«ta>n <t L»A/^, L«rUa-Vi«a Suwdarg- ?r»U-l.«ip«ta ^r«ä»2rilrt «. N.-NiMed«L: Ruck Lt»««.- L«rUa: /nvaiiäsnLunt, Nr«m«a: L.-8c)iiott«,' Lr««I«a: F. LtanAe»»'« Li-r-iuit Xabath-, ^raailkart ». ».: F?. ^aeAsr'selt« Laolikauäluvg; 0VrUt«: v. LtMer; Uaaaovsr: <7. kart« N«rUa-?r«Lk1art ». N.- Stattgart: Daud« 6o., Lamdurg: Fä. Lterner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. N^rauaxvder: Lüuisl I7rpsäition äs» vr«,äner äsuraal», Drssäsu, ^--iogerstraass Klo. 20. Äintlicher Theil. Dresden, 6. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Oberstallmeister, Oberstlieutenant L I» »uit» der König lichen Adjutantur, Hermann von Ehrenstein da» von Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Schwarzburg- Rudolstadt ihm verliehene Schwarzburgische Ehrenkreuz I. Elaste annehme und trage. Dresden, 1. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Ge heime Hofrath Professor vr. Blomeyer in Leipzig da» ihm von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Maje stät von Oesterreich verliehene Eomthurkreuz de» Franz JosepH Orden» annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Registrator beim statistischen Büreau de» Ministerium» de» Innern, Sanzleisecretär Ernst Otto Kluge, da» AlbrechtSkreuz zu verleihen. Wekannlmachung, die Auszahlung der am 1. Dezember 1882 fälligen Kapitalien, Prämien und Zinsen der Staatsschuld betreffend. Den Inhabern von Partialobligationen und Schuld scheinen der aus den Staat übergegangenen 3^1° Anleihen von 1839 und 1841, sowie 4 Anleihen von 1854 und 1860 der vormaligen Leipzig Dresdner Eisenbahn-Compagnie wird hiermit bekannt gegeben, daß die Au«zahlung der lant Ziehungsliste vom 24 Juni 1882 auSgeloosten, den 1. Dezember diese» Jahre» fälligen Kapitalien und bez. Prämien dieser Anleihen, iugleichen der im näm lichen Termine fälligen Zinsen derselben vom 15. diese» Monat» an gegen Rückgabe der betreffenden Partialobligationen, Schuldscheine und ZinSscheine bei der Staattsehulden- kasse zu Dre-den und der Lotterte DarlrhnSkasse zu Leipzig, sowie zufolge der bezüglichen Bekanntmachun gen de» Königlichen Finanz-Ministerium» auch bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, und bei Herrn Ed. Bauermeister in Zwickau stattfindet. Dresden, den 7. November 1882. -er L>wdt«gtt»rsch»k z> Vrrwilt»g der StiakschRde». Bönisch. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Buda-Pest, Montag, 6. November, Abend». (Lorr.-Bur.) Der BudgetauSschuß der österreichi schen Delegation erledigte da» ordentliche und da» außerordentliche Marinebudaet conform der Re gierungsvorlage mit unwesentlichen Abstrichen. Ebenso wurdens die Marinenachtrag»credite für 1881 angenommen. Im HeereSausschuß der ungarischen Delegation berichtete der Referent, da- aus Grund der Le- rathungen der Subcommisfiou beantragt wird, die rerritorialeiutheilung de» Heere» zur Keuntuiß zu nehmen. Nach der Erledigung de» Ordina- rium» begann die Berathvvg de» Extraordina- rium». Der Antrag, betreffend einen Abstrich von 1VVVW Kl. von den präliminirten 590 VOO Fl. für die Umgestaltung der Befestigungen von Cattaro, wurde abgelehnt. Part», Montag, 6. November, Abend». (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Budget- commisfiou der Deputirtrukammer bestätigte der Finanrminister, daß da» Gleichgewicht de» Budget» pro 1883 sich ohne Inanspruchnahme irgend eine» Credit» Herstellen lasse. Der Finanzminister bemerkte , e» seien ausrei chende Hilfsquellen hierzu in den disponiblen Mitteln de» Staatsschatzes vorhanden, welche 259 Millionen Frc». betrügen Hiervon seien 50 Millionen au- früheren vom Krieg»minister nicht verwandten Cre« diteu, 200 Millionen au» früheren von dem Arbeit»- minister nicht benutzten Erediten entnommen; 9 Mil lionen würden der schwebenden Schuld zugeschrirben werden. Der Minister glaubt, e» sei angezeigt, die öffentlichen Arbeiten etwa» zu verringern, und beabsichtigt, diese Frage der Kammer zu unter breiten. Die Ernennung Decrai» zum Botschafter am italienischen Hofe wird al» sicher betrachtet. London, Montag, 6. November, Abend». (W. T. B.) Der Herzog v. Connaught ist heute Abend hier wieder eingetroffen und auf dem Lahnhofe von dem Herzog v. Cambridge, dem Herzog v. Albany, dem Herzog v. Teck und an dern hochgestellten Persönlichkeiten empfangen wor den. Lor dem Bahnhöfe hatte sich eine große Volksmenge rivgefunden, welche den Herzog v. Connaught mit enthusiastischen Zurufen begrüßte. Nach amtlicher Mittheilung find der Admiral Seymour unter dem Titel Lord Alcester und der General Wolseley unter dem Titel Lord Wolseley of Kairo in den PairSstand erhoben worden. Ja der heutigen Sitzung de» Unterhauses er folgte zunächst die Ankündigung, resp. die Be- antwortuug mehrerer Interpellationen. Northcote kündigte an, er werde sobald als mög lich die Aufmerksamkeit des Hauses auf die Verwen dung der englischen Truppen in Aegypten lenken und eine Resolution beantragen, de» Inhalt», daß da» Hau» berechtigt sei, eingehender, als die» bisher ge schehen, hierüber informirt zu werden, sowie auch über die Kosten der Occupation. Er werde morgen an den Premierminister die Anfrage stellen, wann er einen Tag zur Discussion dieser Fragen ansetzen könne. — Auf eine Anfrage On-low'S erwiderte der Staat»- secretär für Indien, Marqui» v. Hartington, ob wohl die bezüglichen Unterhandlungen mit dem bir manischen Gesandten noch nicht bi» zum Abschluß eine» Vertrages gediehen, seien die Gesandten doch mit einem Vertragtentwurf nach Birma zurückgekehct. Weitere Auskunft könne bi« zum Abschluß de» Vertrage» nicht ertheilt werden. — Dem Parlamentsmitgliede Bourke entgegnete der Premier Gladstone, während der militärischen Operationen seien die Truppen Arabl'S al» kriegführende Macht behandelt worden. Mit der Unterdrückung der Rebellion sei dagegen, da England nicht al» Eroberer nach Aegypten gekommen, der Khe- dive wieder in feine Municipalrechte eingetreten, und feien daher die dortigen Municipalgefetze auf die Ge fangenen anwendbar. Da» Hau» setzte hierauf die Berathung der Geschäft»ordnung fort. Manner» beantragte geheime Abstimmung für den Debattenschluß; der Premier Gladstone bekämpfte diesen Antrag. Derselbe wurde schließlich mit 139 gegen 55 Stimmen abgelehnt. — Nachdem sämmtliche wichtigen Amendements abgelehnt waren, beantragte Northcote die Verwerfung der ersten, den Debatten- schluß einführenden Resolution. Northcote befürchtet von derselben eine Einmischung in die Redefreiheit und bezeichnet dirfelbe al» den ersten Schritt in einer falschen Richtung; er gebe zu, daß die vorhandenen Uebelstände abgrstellt werden müßten, sürchte indeß, daß da» Heilmittel schlimmer sei, al» die Krankheit. Die Resolution bezwecke nicht die Unterdrückung der Obstruktion, sondern die Förderung der von den Libe ralen eingebrachten Vorlagen; e» sei gewiß, daß eine Versammlung, die sich zu einem Parteiwerkzeuge mache und in der Kammer die Minorität niedertrete, in nicht ferner Zeit da» Opfer der Majorität außerhalb de» Hause» sein werde— Der Staat»fecretär de» Innern Harcourt widerlegte die Ausführungen Northcote'» und betonte, daß die Resolution nicht im Parteigeiste beantragt, sondern au» der vollen Ueberzeugung vor geschlagen worden sei, daß sie da» beste und daS ein zige Mittel sei, dem Hause die Controle über die Verhandlungen zurückzugeben. Riga, DienStag, 7. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Convent der livländischen Ritter schaft beschloß, bis zur Verwirklichung der Reor ganisation der Kreispolizei einstweilen den Ord- uungSrichtern zur Verstärkung der Polizeimittel einen Credit bis zu 1SV0V Rudel zu eröffnen. Konstautinopel, Montag, 6. November, Nachmittag». (Torr.-Bur.) Infolge de» Thron wechsel» in Tuni» beauftragte die Pforte ihren Botschafter in Pari», Essad Pascha, rücksichtlich der Jnvestiturfrage dem französischen Cabinrt die Prüfung jener Punkte vorzuschlagen, welche rin franzöfisch-türkische» Einvernehmen erheischen könn ten. Der Minister Duclerc lehnte e« absolut ab, in dir DiScusfion einzugrhen, und brgründrte die Weigerung damit, daß die Unabhängigkeit Tu nesien» stet» unter allen Regierungen von Frank reich zugegeben wurde. Dir Pfortr ist geneigt, zu protrstirrn. Konstantinopel, Montag, 6. November, Abend». (W. T. B.) Da» Journal „HakitaS" hält im Hinblick auf den Ausschluß dr» franzö sischen Finanzvertreter» Bredif von dem ägyp tischen Mtuisterrathe und im Hinblick auf die Spracht der französischen Presse ein Einvernehmen zwischen England und Frankreich für unwahr- schrinlich. DaS genannte Organ meint, die eng lische Regierung hätte dem Lord Dufferin einen türkischen Diplomaten beigrbrn sollen. Athen, Montag, S. November, AbendS. (W. T. B.) Die Drputirtenkammer wählte heute mit 98 gegen 78 Stimmen Spiridion Valaoriti zum Präsidenten. Alexandrien, DienStag, 7. November. (Tel. d.DreSdn.Journ.) Nachrichten auS Mekka zufolge hat die Cholera weiter um sich gegriffen; auch in Jeddah find zahlreiche V holeraerkranrungr» vor- gekommen. Kairo, DienStag, 7. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Gesundheitszustand der eng lischen Truppen ist kein befriedigender, da viele Soldaten am Fieber erkrankt find. Dresden, 7. November. Die Schweiz, insbesondere die Contone Genf und Waadt, ist seit nahezu 2 Jahren ein Herd anarchi stischer Umtriebe, von wo auS verbrecherische Unter nehmungen geplant werden und der Umsturz der ge sellschaftlichen Ordnung in anderen europäischen Staaten versucht wird. Die jüngsten Nachrichten au» Frank reich dürften dieses mit ziemlicher Klarheit dargethan haben. Wie man neuerdings der Wiener (alten) .Presse" aus St. Petersburg schreibt, .ist man dort geneigt, auch die Unruhen in den baltischen Provinzen den Genfer Emissären der russischen Nihilisten zuzu- schreiben, wofür man Folgendes als Beweis anführt: Da die Postboten bei den großen Entfernungen nicht in alle Bauernhöfe gelangen können, fo haben sie die Gewohnheit, die Briefe bei den Pastoren abzugeben Einem dieser geistlichen Herren fiel eS auf, daß einer der Bauern häufig aus Genf abgefchickte Briefe erhielt. Er benachrichtigte die Polizei, die Briefe wurden ange halten, geöffnet, und man fand in denfelben genaue Instructionen des russischen NihilistencomitäS in Genf, welche» dem Bauer, an den die Briefe gerichtet waren, in ausführlicher Weife Instruction ertheilte, wie man durch Brand und Mord die Grundbesitzer zwingen solle, um ein Geringes die Güter zu verkaufen und dann auSzuwandern. Infolge dieser Entdeckung sind viele Personen, namentlich Mitglieder der junglettischen Partei, verhaftet worden. UebrigenS geht die Conni- venz der Jungletten und Jungesthen mit den Genfer Nihilistenhäuptern auch daraus hervor, daß sie die Nothwendigkeit predigen, die Deutschen, welche seit fast 7 Jahrhunderten im Lande leben und daselbst Ord nung und Sitte eingeführt haben, zu vertreiben und deren Güter zu annectiren." So der Gewährsmann der.Pr.". Jedenfalls ist eS Thatsache, daß der.bal- tische Föderalist", ein zur Unterwühlung der Ostsee- Provinzen bestimmtes Organ in Genf gedruckt und von dort aus verbreitet wird. Unwillkürlich müssen derartige Nachrichten Bedenken erwecken und die Frage veranlassen, ob nicht diese gegen die gesammte bestehende Ordnung gerichteten Angriffe internationale Maßregeln angesichts veibre« cherischer Unternehmungen nothwendig machen, gegen welche ein einzelner Staat sich nicht ausreichend zu schützen vermag. Zunächst machte die deutsche .St. Petersburger Zeitung" vor einigen Tagen auf diese Seite der Angelegenheit aufmerksam. .ES scheint uns unzweifelhaft," sagt daS Blatt, .daß die franzö sische Regierung allein die im eigentlichen Sinne de» Wortes gemeingefährliche Bewegung mit wirklichem Erfolg nicht wird bekämpfen und auSrotten können. Dieselbe hat ja einen internationalen Charakter. Damit ist die Nothwendigkeit gegeben, daß auch ihre Bekämpfung eine internationale sei. Die Feinde jede- StaateS müssen eben auch von allen Staaten bekämpft, vertrieben, vernichtet werden. Wenn eine solche Gemeinsamkeit des Kampfes, eine große BundeS- genossenschaft der Staaten, nicht erzielt wird, wird die Verschwörung höchstens an einem bestimmten Ort unterdrückt werden, um gleich darauf an einem an dern ihr Werk mit um so größerm Eifer aufzuneh- men. Frankreich selbst bietet ein lehrreiches Beispiel für die schlimmen Fosgen eines solchen Verkennen» der Solidarität aller Staaten. Wie lange ist et her, daß e» großmüthig und liberal den Schutz seiner freiheit lichen Institutionen auch einem notorischen Kaiser mörder und Dynamitkämpfer angedeihen ließl Den einzigen logischen Dank dafür erntet e» gegenwärtig, indem russische Nihilisten mit ihrer Dynamitpraxl» eine unheilvolle Rolle in den gegenwärtigen Vor gängen übernommen haben. Mit diesen Socialrevo- lutionären, Anarchisten, Communard» und wie sich diese Feinde der Religion, de» Staate» und sogar de» EigenthumS sonst nennen mögen, ist e» unmöglich, sich zu einigen, zu versöhnen, einen moäas riveocki zu finden. Hier giebt eS nur ein entweder — oder. Entweder ihr, oder wir. So lange wir die Stärkeren sind, müssen wir sie vernichten, sonst werden wir ver nichtet. Gewähren die Gesetze des liberalen, modernen, europäischen StaateS dazu keine Waffen, so müssen diese Gesetze geändert werden, denn der Beweis ihrer Un tauglichkeit ist damit erbracht." Der Artikel des St. Petersburger Blatte- ließ den Zweck vermuthen, für diplomatische Schritte Stimmung zu machen, die in d.mselben Sinne von Rußland ver sucht wurden. Auch enthielt die Londoner .St.- JameS-Gazette" in dieser Beziehung eine telegra phische Mittheilung, der zufolge diplomatische Verhand lungen behufs Einführungen von Maßregeln zur Unterdrückung der anarchistifchen Bewegung in Europa begonnen haben sollten und der Schweiz darüber Mit theilung gemacht sei. Deutschland habe e» indeß vor läufig abgelehnt, sich an irgend einem entschlossenen Vorgehen gegen die Schweiz zu betheiligen. Nach einer Mittheilung der .Post" scheinen diese Bemühungen, internationale Schritte gegen die Anar chisten zu veranlassen, noch keinen Erfolg gehabt zu Feuilleton. Redigirt von vtto Banck. Die am 6. November im Saale von .Braun'» Hotel" stattgehabte erste Soiree für Kammermusik, gegeben von dem Concertmeister Eduard Rappoldi, den Kammermusikern Franz Sachse und Johann Ackermann und dem Lehrer an der Hochschule für Musik in Berlin, Robert HauSmann, welche vom Beginn bi» zum Schluß durch die Anwesenheit Sr. Majestät de» König» ausgezeichnet wurde, verspricht für die würdige Pflege der ernsten Tonkunst eine wesentliche Bereicherung des un« bisher in jeder Saison Dargebotenen. Die Meisterschaft der Hrn. Rappoldi und dessen Energie berechtigen zu der zuversichtlichen Erwartung, daß sein neue» Unternehmen bald in der Gunst de» Publicum- sich festsetzen und zu einer stän digen Institution auSbilden wird. Wir heißen das selbe doppelt willkommen, weil da» wachsende Ver- ständniß für die klassischen Schöpfungen der Kammer musik da- sicherste Bollwerk ergiebt gegenüber dem vacirenden, nur auf den Geldbeutel der gedankenlosen Menge fpeculirenden Virtuofenthum, welch,- heute nur noch in seinen durch g.istige Vornehmheit geadelten Spitzen wirkliche Berechtigung hat. Zugleich muß r» mit Befriedigung erfüllen, daß Hr. Rappoldi un» Dresdnern ein den älteren Musikfreunden zwar noch in freundlicher Erinnerung stehende», aber seit langen Jahren in Vergessenheit gerathene» Loncertlocal zurückerobert hat. Der Saal von .Braun'» Hotel" in seiner jetzigen verjüngten Gestalt ist tn der That zu einer Heimstätte der Kunst geeignet und konnte nicht würdiger seinem idealen Berufe wievergegeben werden. DaS Programm bot Quartett in 0 ckur von Haydn und Quartett in 6 - äur (op. 59 Nr. 3) von Beethoven, deren schwungvolle Ausführung dem Führer und feinen Kunstgenossen zu hoher Ehre gereichte und durch straffes Jneinandrrgreifen aller Bei heiligten den frischen Ursprung der Bereinigung völlig vergessen ließ. Eine überaus sreundliche und wohlverdiente Aufnahme fand die Novität, welche der Abend brachte: Trio in 0-woU (op. 15) für Pmnoforte, Violine und Violoncell von Friedrich Smetana, auSgeführt von der Kammervirtuosin Frau Laura Rappoldi, Hrn. Rappoldi und Hrn. HauSmann. Dieser Werk de» begabten slawischen Lomponisten fesselt durch dar au- muthige Gepräge seiner allerdings etwas knappen Themen, durch Wärme und Tiefe der Empfindung und klare Führung der Instrumente. Am wirkungs vollsten erwie» sich der höchst stimmungsvolle Mittel- sotz. Frau Rappoldi, der wir leider nur selten im Concertsaale begegnen, trug den Clavierpart mit vor züglicher Technik, sowie mit edler Empfindung vor und wurde bei ihren Intentionen durch einen Concert- flügel au» der Hospianofortefabrik von I. L. Duysen in Berlin (Depüt von H. Wolfframm) vortrefflich unterstützt, der namentlich auch in den Bässen durch Klangschönheit erfreut. Rudolf Günther. Da» Toucert der Frau Sofie Meuter, k. k. österreichische Hofkammervirtuosin, fand Montag, den 6. November, im Saale de» .Hdtel de Saxe" Statt. Die Leistungen der Concertgebenn zeichneten sich schon früher au» durch vorzügliche virtuose Technik, Beherr schung schönen Tonmaterials und durch einen dem ge danklichen Inhalt der Composition mit innigstem Ber- ständnrß, Empfinden und fertig durchbildeter Gestal tung hingegebenen Vortrag, stilvoll und edel, einfach und klar, nie gestört durch Manierirthcit und gesuchte Effecte. Frau Meuter ist hierin zu einer seltenen künstlerischen Vollendung vorgeschritten. Ihre Aus übung der Technik mit kräftiger und in feinsten Schat- tirungen gesunder Tongebung, ihre phantasievolle und musikalisch bestimmte Auffassung, ihre begesstigte AuS- druckSweife ohne verschwommene Empfindelei und affec- tirte Contraste, ihre feste, entschieden accentuirte Rhythmik und der energische, die Hörer sesselnde und fortreißende Schwung ihre- VortragS — in allen diesen Eigenschaften, denen gleichwohl das Reizvolle deS weiblichen Natu- rells gewahrt blieb, ist Frau Meuter'- Spiel voll männlichen Geiste« und giebt ihr damit den Vorrang unter den jetzigen Tlaviervirtuosinnen, den.'n wir auch ohne Scheu die Mehrzahl der Claviervirtuosen hinzu rechnen können. Vor Allem entfalteten sie diese Vor züge ihrer Begabung und Leistung in der meister haften poetisch empfundenen und glänzenden Ausfüh rung de- La-ckur-Concert« von Beerhoven. Nur den Mittrlfatz hätte ich in der Wiedergabe etwa- wärmer und weicher gewünscht. Eine Folge von kleineren Solostücken brachte unter anderen einen fein auSge- arbeiteten Vortrag zweier leider durch unbescheidene Ueberarbeitung Tausig'» in ihrem originalen Charakter geschädigte Sätze D. Scarlatti'», eine überau» reizende und brillante Au»führung de» Spinnerliedes von Mendelssohn und eine in dramatischer und virtuoser Gestaltung bewunderungswürdig vollendete der .Erl könig»" von Schubert-Liszt; aber auch eine unbegreif liche Gabe, denn man wußte eS mit dem künstlerischen Geist der Spielerin nicht zu vereinen, daß sie einem musikalisch gebildeten Publicum Compositionen von Chopin in einer verletzenden Verballhornung von C. Tausig vorführte, der Chopin gar nicht verstanden hat und mit dieser virtuosen Attaque gegen geniale Musikstücke — wie auch gegen die .Aufforderung zum Tanz" — nur feinen traurigen Mangel an Geschmack und musikalischer Einsicht bewies. Sehr schön trug Frau Menter noch eine Romanze von Rubinstein vor und entwckelte daran die volle Bra vour technisch beherrschender und effectvoll gestaltender Virtuosenkunst in den hierfür fo ergiebigen Aufgaben von Liszt — seinem Ls-äur-Concert und seiner Taran telle (auS der, Stummen von Portici"). DaS Orchester deS Hrn. Kapellmeister- MannSfeldt begleitete unter dessen Direction die beiden Concerte und eröffnete da» Programm mit der Ouvertüre zur .Zauberflöte". Enthusiastischer Beifall wurde den so außergewöhnlich bedeutenden und künstlerisch vollendeten Leistungen der Concertgeberin gezollt. Doch blieb der Wunsch zu rück, daß sie der zweiten Abtheilung ihre» Programm» etwa- mehr musikalisch gehaltvolle, zu poetisch und ge fühl-innig vertieftem Vortrag Anlaß gebende Musik stücke emgereiht hätte, um dem Genuß und Urtheil noch vollere Befriedigung zu gewähren. C. Banck. Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) Er hatte sich bemüht, nur Zorn in seine letzten Worte zu legen; ihr Ohr vernahm aber noch einen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite