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imd TagMatt Amtsblatt für die königlichen md Mtischm Behörteu zu Freiberz Md Brand. »»/» . L» ! Erscheint jeden Wochentag Nachm. 6'/, Uhr für den 8 .»0 s! anderen Tag. Preis vierteljährlich 2 Mk. 25 Pfg. -- I zweimonatlich 1Mk. 50 Pfg. u. einmonatlich 75 Pfg. ß »««emtwortttche Lett««s: G«or- B«rth«rdt. . > > 17. Jahrgang. —— » - - - - > > —... . Inserate werden bi» Vormittag» Lt Uhr - - Freitag, den 6. Juli. , 1894. Autzeryau) oes -5anogencytsveztrrs iv Psg. Bekanntmachung. Im Laufe vorigen Monat» find für öffentliche Funktinnen in Pflicht genommen worden: Herr Oberhüttenverwalter Eduard O-wald Lhi«l« al» 1. Gemetndeültestrr für die Gemeinde Halsbrücke und Frau Christiane Wilhelmine verw. Nicht«« in GroßwalterSdorf als BezirkShebamme für Grüttttz. Freiberg, am 2 Juli 1894 Königliche UmtShauptmannfchaft. Ur. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen de» Kaufmanns Ernst Gustav von Moisy in Lichtenberg, Inhabers deS daselbst unter der Firma G. V. Moisy betriebenen Kohlen- und Speditionsgeschäfts, Wird heute, am 23. Juni 1894, Bormittags V,U Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Bürgermeister a. D. Messerschmidt in Freiberg wird zum Konkurs verwalter ernannt. Kvukurssorderungen find bis zum 4. August 1894 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Be stellung eines Gläubigerausschuffes und eintretenden Falles über die in Z 120 der KonkurSordnung bezeichneten Gegenstände auf Freitag, de« 13. Juli 1394, Vormittags V,10 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf Dienstag, de« 2t. August 1394, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Men Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zm Konkursmasse etwas schuldig find, wird aufgegeben, nichts an den G'meinschuldner zu verab folgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen dem Konkursverwalter bis zum 10. Juli 1894 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Freiberg, Abtheilung Hl». IVk «»«»r. 0t 8. L 7/94. Nr. 17. Veröffentlicht: Sekretär GerichtSschreiber. Lichtstärke »es Lenchtgases »er Müschen Gasauftatt im Monat Juni gemessen an einem Normalargandbrenner bei einem Gasverbrauch von 150 Liter pro Stunde und einem Drucke von 2,8 wm Wassersäule 17,4 Normalkerze« Mittel au- 8 Messungen. Freiberg, am 2. Juli 1894. gcz. Vr VI». LrI»»rS, Professor. Bekanntmachung. Die für den 10. Juli 1894, Vormittag» 11 Uhr augrsetzte Versteigerung des Lehngrrtcht» zu GroßwalterSdorf hat sich erledigt. vra«d, am s. Juli 1894. »-«iglich-s Amtsgericht. Ur OI«». Förster. Auktion. Im amtsgerichtlichen Auctionslocale hier sollen I. Montag, de« 9. dss. Mts, von Vorm. 9 Uhr a« 6 silberne Kaffeelöffel in Etui, 5 dergl. Speisrlöffel, 1 Fischkellr mit Beingriff, 1 goldene Damen uhr, 1 goldene Kette dazu, 1 Granathalskette, 1 Granatbroche, 1 dergl. Armreif und 1 dergl. Haarkamm, sowie wollene Männer« und Frauenhemden, bunte Borhemdchen, 1 Partie Schleift« und Spitzen, halbe und rrinseidne Halstücher, Sporthemden, Unterhosen, katiuue und andere Fräuenschürzeu, verschiedenartige Handschuhe, leinene ManneShemden, leinene Taschentücher, Normalhemden, Corsetten, weiße Kinderröckchen, Frauenblousen und 1 Rolle Gummiunterlage, und ». Dienstag, de« 10. dss. Mts. Nachm. S Uhr 1 Blitzlampe, 1 Handschuhnähmaschine, 1 Familiennähmaschine, 5 SophaS, 1 Spiegel, 1 Schreibe pult, 2 Schreibsekretaire, 1 SpirgelLtagvre, 1 ovaler Tisch, 3 Schreibtische mit Aussatz, 3 Wasch tische, 2 Bücherregale, 3 Kleiderschränke, 4 Gebette Betten, 4 Bettstellen, 1 Kleidersekretair, 1 Wäschmangel, 2 Häckselschneidemaschinen, 1 Buttermaschine, 1 EiSschrank, letztere 5 Gegen stände neuhergestellte Sachen, und 2 Flaschen Topallack gegen sofortige Bezahlung versteigert werde». Freiberg, am 5 Juli 1894 AmtSger.-Äkr. 8ol»«»t4it, G.-B. vekauutmachmtg. Die städtische Sparkaffe zu Orders« verzinst Einlagen mit 8*/,"/.. Dieselbe giebt Lombard«(Hand-)Darlehne gegen Hinterlegung von StaatSpapiere» oder anderen zur Anlegung von Mündelgeldern zulässigen Creditpapieren bei mäßigem Zinsfüße. ExpeditionSzeit: 9—12 Uhr Vormittag- und 3—5 Uhr Nachmittag» an jedem Werftage. vedera«, den 25. Juni 1894. Der Gtadtrath. Id». Bürgermeister. HchMsteiMW. Im Gasthof »« N«ppe«dors sollen Go««ab«»d, de» 14. J«tt d. I., vo» Vormittags 9 Uhr a« 386 w. Stämme, 6 h und 81 w. Klötzer, 545 w. Stangenvötzer, 126 w. Derb- und 1075 w. Reisstangen, 84'/, Rm. w. Nutzknüppel, 1'/,Rm.h und 1156V, Rm. w. Brennsheite, Knüppel, Zacken und Neste vom Höckendorfer Forstrevier versteigert werden. Näheies entbalten die in Schankstätten und bei den Ortsbehörden der umliegenden Orte aushängendcn Placate. König!. Forstrevierverwatt««g Höckendorf «. KS«igl. Forstre«ta«tt Tharandt, am 3. Juli 1894. Lr««. IVoItkr«»»»». Aus Rußland. Als im verflossenen Winter der deutsch-russische Handelsver trag zum Abschluß gelangte, da geb man sich im Zarenreiche den weitgehendsten Hoffnungen auf eine günstige Gestaltung der Wirth- schaftlichen Verhältnisse deS Reiches hin. Seit Jahren hatte die Landwirthschast mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen ge habt. Mißernten, Hungersnoth, schlechte Verwaltung und schließ- lich der Zollkrieg mit Deutschland waren die Veranlassung ge wesen, daß ein Niedergang deS Wohlstandes wie des wirthschast- lichen Lebens überhaupt Platz gegriffen hatte, der zu ernsten Be- sorgnisien Anlaß gab. Bei der Bedeutung, welche der Ackerbau gerade sür Rußland besitzt, mußte die Wirkung dieser Erscheinung für den Staatssäckel allmählich recht fühlbar werden, und daraus erklärt es sich auch, daß der russische Finanzminister bas größte Interesse sür das Zustandekommen des Handelsvertrags mit Deutschland an den Tag legte. Die Erleichterung deS Verkehrs, die Belebung des Handels sollte gerade die Landwirthschast und damit die Reichsfinanzen bessern. Die Erwartungen indeß, welche man in Rußland an die Herabsetzung der deutschen Getreidezölle geknüpft hatte, find — so Piebt jetzt auch der .Reichsbote' zu, der den Handelsvertrag ehrlich bekämpft hatte, weil er der russischen Landwirthschast auf Kosten der deutschen Vortheile bringe — nicht in Erfüllung ge gangen, wenigstens vorläufig nicht. Die niedrigen Kornpreise auf dem Weltmärkte machen die Ausfuhr aus Rußland auch jetzt fast unmöglich, und die eben geschlossenen Beratungen der Peters burger Gctreidetarifcommission, sowie die lange Liste der von der Adelsagrarbank angeordneten Subhastationen legen Zeugniß ab, daß von einem Aufschwung und einer Besserung der landwirth- schaftlichen Verhältnisse nicht die Rede sein kann. Sicher ist es kein Zufall, wenn in einem Augenblicke, da das russische Reich eine so ernste wirthschastliche Krisis durchmacht, der Nihilismus aus's Neue drohend sein Haupt zu erheben be ginnt. Die Mordanschläge gegen das Leben des Zaren sind nun freilich nicht von Gutsbesitzern und Bauern geplant worden, aber man kann auch nicht in Abrede stellen, daß der allenthalben em pfundene wirthschastliche Druck, der vom wichtigsten Erwerbs zweige — der Landwirthschast seinen AuSgang nimmt, die weit verbreitete Unzufriedenheit schürt unk zu einem so verabscheuungs- würdigen Ausbruch derselben bcigetragen hat. Wenn die Lebens, und Erwerbsverhältnisse in Rußland sich günstiger gestalteten, so 'Würde damit auch dem Nihilismus der Boden entzogen werden. Dieses aber wird vorzugsweise verhindert durch die Haltung des - allmächtigen BeamtenthumS den anderen Bevölkerungsgruppen gegenüber. Die Uebergriffe deS .Tschinownik', des niederen Beamten, l sind weltbekannt, man leugnet sie nicht einmal in Petersburg, und häufig ist von ernstlichem Einschreiten dagegen gesprochen worden. Als nun der Zar vor einigen Wochen den bekannten Ukas erließ, welcher den Controlausschuß deS Zaren Nikolaus in Betreff der Beamtenernennungen und Entlassungen wieder her stellte, da hat man das vielfach als ein Mittel angesehen, um die Willkür der Bcamtcnhicrarchie gründlich einzutämmen Alexander III, der bekanntlich einen sehr uohen Begriff von der Stellung eines Selbstherrschers besitzt, der Vieles selbst bestimmt und in gewissem Sinne sein eigener Kanzler ist, mag der Ge danke vorgeschwebt haben, daß, wenn jede Ernennung, Belohnung und Entlassung von ihm persönlich beaufsichtigt wird, — manches Unrecht daun unterbleiben und die gereckte Ursache zur Unzu friedenheit sich mindern müsse. In Wirklichkeit ist Wohl kaum etwas gewonnen, denn auch der Kaiser von Rußland kann nicht um jede Einzelheit sich kümmern, und die ihm dtrect unterstellte Kanzlei besitzt ebenso die Möglichkeit, Wichtiges zu verheimlichen oder falsch darzustellen, wie der Gouverneur irgend einer entfernten Provinz. In einer Hinsicht dürste der wieder ins Leben ge tretene Controlausschuß — ein neues CentralisationSmtttel — vielmehr neuen Anlaß zur Unzufriedenheit bieten. Denn weit mehr wie früher wird man jetzt nach Petersburg blicken, und bei jedem Unrecht, das begangen ist, die hohe unter dem Zaren stehende Institution oder gar diesen selbst verantwortlich machen. Es ist unmöglich, daß der Controlausschuß unter diesen Um ständen eine wirklich günstige Wirkung auf das Beamtenthum auS- zuüben im Stande ist. Der Zar hat es bei der einen Maßregel nicht bewenden lasten. Bald folgte eine zweite, die Errichtung einer Art Diktatur, freilich nur für Petersburg und Moskau und sofern sich der Herrscher auf Reisen begiebt, aber immerhin die Ernennung eines höchsten Auffichtsbeamten, der ausschließlich dem Monarchen zu verant worten hat. Es ist bekannt, daß der Genrraladjutant Tscherewin mit diesem Posten betraut worden ist. Alexander II. hat zweifel los geglaubt, hierdurch ein Mittel in die Hand zu bekommen, um wirksam den Plänen der Umsturzpartei entgegentreten zu können, wcnngleich die Erfahrungen des Generals LoriS-Melikoff etwas ganz Anderes lehren. Als am Ende der 70er Jahre die nihilisti schen Attentate in erschreckender Weise sich folgten, hatte Alexander II. zeitweilig diesen General mit den Rechten fast eines Selbstherrschers an die Spitze der inneren Verwaltung gestellt So manche Verschwörung wurde damals entdeckt, und die Zahl der nach Sibirien Verbannten war nicht gering, aber der Kaiser- mord im März 1881 konnte doch nicht verhütet weiden. Der Posten wurde später aufgehoben, weil er sich im Grunde als unnütz erwies — Alexander HI. hat den alten Gedanken wieder aufge griffen. Ob jetzt bessere Wirkungen erzielt werden, als früher, kann erst die Zukunft lehren, wahrscheinlich ist eS nicht, wenn man alles Vorhergegangene in Betracht zieht. Es kommt noch der Zweifel hinzu, ob Tscherewin überhaupt die geeignete Persön lichkeit ist, ein solche» Amt auszufüllen. Der Zar allerdings schenkt ihm großes Vertrauen, aber unvergessen ist noch die Rolle, welche er alS Führer der .heiligen Liga' gespielt hat, jener abenteuerlichen Verbindung junger Leute auS den ersten Familie« Rußlands, die gleich nach der Ermordung Alexanders II. den sonderbaren Gedanken gefaßt hatten, .den Nihilismus mit seine« eigenen Waffen zu bekämpfen.' D-e Mitglieder der .Liga' be gingen viel Thorhciten, verausgabten viel Geld, verdächtigte« Unschuldige und richteten einen solchen Wirrwarr an, daß die Regierung, um ihr eigenes Ansehen zu wahren, genöthigt war. Sie .Heiligen' aufzulöscn. General Tscherewin war anfangs ein sehr thätigeS Mitglieb der .Liga' gewesen, hatte sich aber später zurückgezogen. Jetzt ist er mit einer seltenen Vertrauensstellung bedacht winden, die nicht zeitweilig, sondern dauernd sein soll. Wir haben es bei dieser Ernennung wieder mit einer Polizei maßregel gegen den Nihilismus zu thun, die dadurch schwerlich wirkungsvoller wird, daß eine Persönlichkeit an der Spitze de» Instituts steht, welcher der Zar so unbedingt vertraut. Anderer- seitS liefert sie auch den Beweis, daß man in Petersburg die Lage für sehr ernst, sür so ernst ansieht, daß man mit den gewöhnliche« Mitteln nicht auSkommen zu können glaubt, um mit Erfolg gegen den unerbiitlicken Feind der russischen Monarchie zu Felde zu ziehen. Drese Erkenntniß der Lage läßt immerhin die Möglichkeit offen, daß man allmählich dort zu bessern beginnt, wo wirklich eine Besserung nolhthu«, daß man den Weg freiheitlicher Reformen betritt und die Ursachen der krankhaften Erscheinungen d«S politischen Lebens zu beseitigen sucht. Vorläufig allerdings macht noch Niemand Anstalten dazu. Politische Umschau. Freiberg, den 5. Juli. Letzthin stellte schon der .Hamb. Corr.' die Theilnahme de» Großfütsten-ThronsolgerS von Rußland an den dieSjLhrige« veutsche« Kaisermanöoern in Frage. Jetzt theilt eine der .R. Pr. Zig ' auS Baden-Baden von russischer Seite übermittelte Zu schrift mit, daß der russische Thronfolger an den deutsche« Manöoern bestimmt nicht theilnehmen werde. Wenn er wirklich einmal vorübergehend diesen Gedanken gehabt haben sollte, wa» indessen auch bestritten wird, so denke er heute nicht mehr an die Möglichkeit eines solchen Besuchs, da .ein mächtigerer Wille eben anders denke'. Der Berichterstatter des .Jllustr. Wiener Extrabl.', Welcker an der Fahrt der in Hamburg versammelten Schriftsteller nach Fried« richsruh Theil genommen hat, fügt seinem Bericht eine Charak teristik deS Fürsten BtSmarck ein, die, gerade weil sie von einem Oesterreicher herrührt, werth ist, reproducirt zu werde«.