Volltext Seite (XML)
1001 88 Dienstag, den 30. Juli. Brandmeister. in den Jahren 1896 bis 1900 wirklich glänzende Geschäfte gemacht, wie sie es in ihren Bilanzen und Dividenden zum Ausdrucke brachte! Die Sprache der Zahlen wurde da doch ohne Zweifel nur dazu benutzt, um entweder furchtbare Verluste oder einen wahnwitzigen Schwindel zu verdecken. Große, glänzende Geschäfte angebrn und radikal bankrott machen, das versteht kein gesunder Menschenverstand, und Diejenigen, welche sich in solchen Fällen für ganz besonder» klug dünken und sagen, daß eben manchmal viel gewagt werden müsse, um viel gewinnen zu können, mögen nur mit ihrem eigenen Gelde recht viel wagen, dann werden sie wohl merken, wie blödsinnig und ver brecherisch dumm alle diejenigen Spekulationen sink, die Alle» auf eine Karte setzen. Oder be weisen die Selbstmorde, die Bankerotte und Ver armungen der Heimgrsuchten etwa, daß man die durch wahnwitzige Spekulationen entstandenen Bank krachs menschlich entschuldigen muß! Wer giebt den einem am Trößenwahne leidenden Bankdirrktor daS Recht, mit ihm anvertrauten Gelde wahnsinnig zu sprkulirrn! Und die bittere Lehre leuchtet au» den Erfahrungen, daß man niemals nur den Zahlen trauen darf, sondern die Verhältnisse selbst prüfen muß. Auch ist im Grunde genommen die oft wiederholte Vermehrung de« Betriebskapital», bez. der Aktien einer Aktien-Tesrllschaft gar keine Empfehlung oder Garantie für da» Gedeihen diese» Unternehmen» an sich, denn da» große Kapital verleitet zu einseitiger Ueberschätzung desselben und führt oft dazu, die Vorsicht zu mißachten. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich drei Deal, wieasta»«, Lmmer»tag» und Emmahrnv», und kostet einfchlteblich der Sonnabend« erscheinend« „Hevc- trigtsche« vrilagr" virrtrljLhrlich 1 Mark dv Ps. Nummer der Zeitung«pret«listr ««70. ik«tt»»K88vI>»«r Mittwoch, den 31. Juli, Uebung. Stellen punkt 8 Uhr Abends an der Turnhalle. Binden sind anzulegen und Ausrüstungsstücke mitzubringen. Bischofswerda, den 29. Juli 1901. genesung fast al» ausgeschlossen gelten muß. — Die Blättermeldung von einem jüngst in Stuttgart abgestatteten Besuche de» Staatssekretär» de» Reichsamtes des Inneren, Grafen PosadowSky, wird von der Berliner „Post" al« unrichtig bezeichnet. Die amtliche Veröffentlichung deSge- sammteo Inhalt» des geplanten neuenZolltarif», welche infolge der Mittheilungen im „Stuttgarter Be obachter" über die Höhe der künftigen landwirthschaft- lichen Zölle zu erwarten stand, ist nunmehr erfolgt. Nicht weniger al» 167 Seiten umfaßt die Beilage, in welcher der „Reichsanzeiger" in seiner Ausgabe vom 26. Juli die Entwürfe des neuen Zolltarif gesetze» und des dazu gehörigen Tarifs inhaltlich mittheilt, so daß eine wörtliche Wiedergabe dieser volluminösen Dokumente an dieser Stelle selbst verständlich ganz unmöglich ist. ES seien daher hier nur die allerwichtigsten Positionen, speziell der landwirthschaftlichen Zölle, wiedrrgegeben: Roggen 6 Mk., bisheriger autonomer Zoll ö Mk., bisheriger BertragSzoll 3,50 Mk.; Gerste 4 Mk., (bisher 2,28 Mk., 2 Mk.); Hafer 6 Mk. (bisher 4 Mk., 2,80 Mk.); Serstenmalz 6,25 Mk. (bisher 4 Mk., 3,60 SM. Weizen 6,80 Mk. Für diese HauptgetreidearkM sollen die Zölle durch die Handelsverträge nicht unter gewisse Beträge Die Sprache der Zahlen im Lichte der jüngsten Bankkrachs. Mit Stolz verkündet der Mathematik»» seinen Schülern, daß im Reiche der Zahlen im Gegensatz zu vielen anderen Wissenschaften die absolute, reine Wahrheit herrsche und die meisten Menschen sind derselben Meinung. Aber ach, Du armer Erdensohn, die letzten Bankkrache haben Dir ge zeigt, daß die Zahlen nur rein mathematisch be trachtet, die pure Wahrheit enthalten, werden diese Zahlen aber in Beziehung zu anderen Dingen un« vorgeführt, so können sie leicht nur den schönen Schein bedeuten, ja sogar zu förmlichen Lügrnnetzen werden, in denen die Kapitalisten und Geschäftsleute gefangen und auSgeplündert werden. Der Bericht des Konkursverwalter» der verkrachten Leipziger Bank hat uns in Zahlen die Entwicke lung dieser vornehmen, alten Bank vorgesührt, und au» dieser Entwickelung kann man sehen, daß die schönen, sicheren Zahlen oft da» schrecken erregende Segentheil von dem Zustande darstellen, den sie prunkvoll vorführen. Auf ihrem langen Lebenswege hatte die Leipziger Bank mit dem mäßig hohen Aktienkapital bi» zu 18 Millionen Mark verhältnißmäßig recht gut prosperirt, da wurde in kurzen Zwischenräumen in den Jahren 1890 bi» 1898 da» Aktienkapital von 18 Milli onen auf 48 Millionen Mark erhöht und die frühere Durchschnittsdividende von 6 Prozent, ein immerhin guter Gewinnanthril, stieg auf 10 Proz. Die Zahlen zeigten also glänzende Geschäfte, einen brillanten Stand der Bank an, aber di« Zahlen — logen, denn nach 5jährigen sogenannten glänzenden Geschäften und hoher Dividenden- vertheilung war die Leipziger Bank radikal bankrott, 48 Millionen Mark Aktienkapital und angebliche 15 Mill. Mk. Reservefonds fort, fort in 4 bi» 5 Jahren und bei glänzenden Geschäften und hohen Dividenden! Kann da noch ein Mensch Zahlen trauen, wenn man nicht die einschlägigen Verhältnisse kennt? Oder kann «an im Ernste etwa_UPÜW«u wollen, daß die Leipziger Bank Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Viehhändlers und Schankwirths Ernst Adolf Tille in Rammenau wird heute am 25. Juli 1901, Vormittags 9 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Gemeindevorstand und Ortsrichter Hcmfe in Rammenau wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum SS. August ISO» bei dem Gerichte anzumelden. , Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in § 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 21. August 1901, Vormittags 10 Uhr, — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 4. September 1901, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgcgeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum S1. August 1SV1 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Bischofswerda. - ««Ich» tn dies»« Blatte dir «etteste Verbreitung »erd« bi« Montag, Mittwoch un» Freitag früh 9 Uhr angenommen und kostet dir viergespalten« Lorpurzrilr 10 Pf., unter „Eingesandt" 20 Ps. «ertngster Jnseratenbetrag 2b Pf. — Einzelne Nummer 10 Ps. er sächsische IrMker, Bezirksauzeiger für Bischofswerda, Stolpe« «uv Umgegend. A«tSvl«tt da Kgl. AmtShm-tmmmschast, der Kgl. SchsliWeetim «. de« «gl. HuHtzollamter zu Bau-eu, Wie de« M Amtsgerichts Md des Stadtnahes zu vischOwada. . Weizen 6,50 Mk. Für dies« sollen die Zölle durch di« herabgesetzt werden, und zwar Roggen nicht unter 5 ML, Weizen nicht unter 5,50 Mk., Gerste nicht unter 3 Mk. und Hafer nicht unter 5 Mk. Dann sind von den landwirthschaftlichen Zöllen etwa folgende noch hervorzuhrbrn: Pferde, je nach Werth 30—300 ML (bisher autonomer Zoll 20 ML BertragSzoll 10-20 ML); Stiere und Kühe 25,ML (bi»hrr S ML, 9 ML); Jungvieh 15 ML (bwher S ML, 5' ML); Kälber 4 ML (bisher 3 ML, 3 ML); Ochsen 12 ML kür den Doppelzentner Lebendgewicht (statt bisher 30 Mk. und 25,Iw ML pro Stück); Schweine 10 Mk. ür den Doppelzentner (statt bisher S und 5 Mk. für da» Stück); Fleisch und Speck frisch 30 ML (biShrr 20 ML, 15 oder 17 ML); einfach zu- bereitet 35 ML (bwher 20 ML, 17 ML); zp« 11 auf das Amtsblatt: „Der sächsische Erzähler" für die Monate August und September llDIH üS11IIII oH ü^II werden zu dem Preise von-1 Mark von allen kaiserlichen Postanstalten, Landbneftragern, m JA der Expedition dieses Blattes, sowie von unseren Zeitungsboten angenommen. i WM- Inserate finden in der bedeutend gesteigerten Auflage unseres Blattes, im gejammten Amtsgerichtsbezirk und weit darüber hinaus vorteilhafteste und wirksamste Verbreitung. Die Expedition des „sächsischen Erzählers". Politische Weltschau. Der Kaiser hat während seine» Aufenthalte» in Molde von dort au« wiederholte Au«flüge und Spaziergänge unternommen. Der Monarch und seine Begleitung erfreuen sich de» besten Wohlsein». Da» Befinden d«S früheren preußischen Kultusminister» vr. Bosse soll sich leider derart verschlimmert haben, daß eine Wieder Sernfprrchftrtt« Nr. D». «Ds, Bestellung« ««dm bei all« Postanstaltm de« dmtfchm Mr Reiche«, für Bischofswerda und Umgmmd bei unirren früh Zritungibot«, sowie tn d« Exped. d. »l. angenommen. SSnfnnvfünfstgft-r Jahrgang.