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Eine Verständigung der Großmächte. Zur Ehre der europäischen Diplomatie mutz es gesagt werden, daß jetzt doch alle Großmächte Europas bestrebt zu sein scheinen, zu einer Verständigung über dis orienta lischen Streitfragen zu kommen, und das unbotmäßige Serbien zum Frieden und zum Verzicht auf seine an maßenden Ansprüche zu zwingen. Die ganze Weltlage ist ja auch eine derartige, daß für kein einziges großes Kultur volk irgend ein zwingender Grund für einen Krieg vor handen ist, und was ein Weltkrieg für unendliche Schäden an Gut und Blut verursachen würde, das braucht im Zeitalter der Millionenheere nicht erst noch auseinander gesetzt zu werden. Wenn es gelingt, die aktuellen Streit fragen im Orient durch eine Verständigung der Groß mächte friedlich zu lösen, so kann diese schwierige und ge fährliche Aufgabe vielleicht sogar die Hoffnung auf eine viel größere und bedeutsamere Verständigung der Groß mächte verwirklichen helfen, denn die Streitigkeiten im Orient haben wieder einmal gezeigt, in welche großen Gefahren der europäische Frieden geraten kann, wenn außerhalb der bestehenden Verträge plötzlich neue politische Ansprüche von irgend einem Staate gemacht werden, und daß es deshalb wohl die Hauptaufgabe der europäischen Großmächte sein muß, solche angemaßten Ansprüche sofort im Keime zu ersticken. Einer Klarlegung bedarf auch noch die Haltung Rußlands in dem ganzen Streite zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien. Rußland muß darüber endlich Farbe bekennen, ob es seinen mit Oesterreich- Ungarn im Jahre 1876 abgeschlossenen Vertrag über die Besetzung Bosniens und der Herzegowina loyal als eine Vorbereitung der Einverleibung dieser Staaten in die österreichisch-ungarische Monarchie anerkennen will oder nicht. Dieser ganze Vertrag zwischen Oesterreich und Ruß land vom Jahre 1876 hat nur dann einen Sinn, wenn dadurch die Interessen Oesterreichs auf der Balkanhalb insel gewahrt werden sollen. Will jetzt Rußland diesem Vertrage plötzlich eine andere Auslegung geben, so muß Rußlands politische Haltung im Orient überhaupt als ver dächtig und treulos gebranntmarkt werden, und in diesem Falle könnte es allerdings zwischen Rußland und Oester reich zu einer Auseinandersetzung mit dem Schwerte über die Frage kommen, ob Oesterreich seine Interessen im Sinne des Berliner Vertrages auf der Balkanhalbinsel wahrnehmen kann. Wir glauben aber, daß Rußland diese folgenschwere Entscheidung nicht vom Zaune brechen wird, denn Rußland ist am allerwenigsten in der Lage, mit dem Schwerte in der Hand seinen Willen aus der Valkan halbinsel durchzusetzen. Praktische russische Aufgaben gibt es auf der Balkanhalbinsel überhaupt nicht mehr, denn dort ist das Land unter selbständige Staaten verteilt, welche der russischen Vormundschaft nicht bedürfen. Sollte aber die ganze Haltung Rußlands in den orientalischen Streit fragen ein Ausflammen des früher viel berufenen Pan- jlavismus sein, so muß sich Europa und zumal Oester reich erst recht gegen diese Art der panslawistischen Pro paganda, welche die halbe Welt russisch machen möchte, wehren, denn von der russischen Kultur kann für Europa und für die nicht zu Rußland gehörenden slawischen Staaten wahrhastig kein Heil erwachsen. Im übrigen ist auch anzunehmen, daß die russische Regierung ihre Haltung in der orientalischen Streitfrage und besonders gegen Oesterreich doch noch ändern wird, da sie sämtliche Groß mächte und auch Frankreich nicht auf ihrer Seite hat, und ein Spiel mit dem Kriegsfeuer von Se-ten Rußlands eine solche gefährliche und unvernünftige Sache sein würde, daß man die Staatsmänner in Rußland schließlich doch noch für zu klug halten muß, um ein solches Spiel fort- zusetzen Die ganzen Verhältnisse drängen zur Lösung der orientalischen Streitfragen auf einer europäischen Konferenz der Großmächte, und zwar mit einem beschränkten Kon ferenzprogramm, damit auf dieser nicht neue Zwistigkeiten entstehen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das Tauwetter dauert erfreulicher weise fort und verschwinden die Schneefelder immer mehr und nur noch an den Feld- und Waldrändern zeigen sich Schneestreifcn. Einen übergroßen Wasserreichtum zeigt diesmal unsere Weißens; noch nicht, während aus den ver schiedensten Landesteilen schon Hochwasser gemeldet wird. — Am gestrigen Dienstag nachmittag trat unter strömen dem Regen auch das erste Frühsahrsgewitter aus. — In der Prüfungs-Ausführung der hiesigen Stadt- kapelle, die am Montag abend im Schützenhause stattfand, zeigten die ausgelerntcn Musikschüler recht anerkennens werte, zwei davon (Jähne auf der Violine und Biesold auf der Flöte) ganz vorzügliche Leistungen. Die .Weltzeritz-Zeliung' «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhcrgchen- oenAbenden ansgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. ZS Pfg., zweimonatlich 34 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern tv Psg. — Alle Postan- ^jaltcn, Postboten, sowie MsereAusträgerneymen Bestellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate werden mit 14 Psg., solche aus unserer Ämtshauptmunnschaft mit12Pfg.dle Spaltzeil« oder deren Nanni berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische undkvmplizierteJnserate mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, inr redaktionellen Teile, di« Spaltenzcile 80 Psg. Awtsölati für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. , Verankworllicher Redakteur: Paul Jehnr. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 34. Donnerstag, den 25. März 1908. 78. Jahrgang. Gemäß 8 14 Absatz I des Gesetzes vom 30. April 1906, die Unterhaltung und Körung der Zuchtbullen betresfend, wird bekannt gemacht, daß die Ssaplköranß der bei der Königlichen Amtshauptmannschast angemeldeten 2llvd1bllNvll im Monat April dieses Jahres in folgenden Ortschaften erfolgen soll: SoiwLdovck, SM 3. LprII, 1/29 Uhr vormittags in Luaskvltn, 10 in SMuäork, 1/212 »» »» in ««lodsrcktsßrlmms, 4 „ nachmittags in vaansrsaork, '/26 »» »» in Luedsn; rrvitLS, Ävo IS. LprII, 9 Uhr vormittags in kLuIsckorl, 10 »r »» in rimlsdsw, 11 i» »» in Kuppvlläork, 3 „ nachmittags in llüodoockork, 5 »» »» in Vdvrounllsrnckark; wootass, Soo 19. LprII, 8 Uhr vormittags in vldoraäorl, '/2i0 I» I» in vdsresrsäorl, II n u in SvIedstLüt; kreltae, ävn 23. LprII, 8 Uhr vormittags in vlppoläiswslcko, 9 »» 1» in MsäsrlrLuvväort, 10 1» I» in vbsrlrLnvvaork, 2 „ nachmittags in ALalläorl, 3 »» I» in Lsckkäorl; MovtLS, Svll 28. LprII, 9 Uhr vormittags in »v«rw3läv, 11 »» " in Kötkoadaod, 3 „ nachmittags in krlsäarsSorl. Die Orlsbehörden wollen dafür besorgt sein, daß von den Eigentümern der ange meldeten Bullen deren Bereitstellung in ihren Gehöften zu den angegebenen Zeiten er folgt, und daß — um Unglücksfälle zu vermeiden — die Bullen tunlichst wlt kiuk versehen, sowie am Ringe uaä an der Kopf oder Halskette vorgeführt werden. Die Herren Gcmeindevorstände haben bei den Körungen anwesend zu sein. Die Anmeldung von Bullen zur Körung Hot bis zum 31. März bei der König lichen Amtshauptmannschast zu erfolge»! König!. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 19. März 1909. Am 26. Februar dieses Jahres ist in Obernaundorf ein großer, schwarzer, kurz haariger Zughund männlichen Geschlechts verendet, dessen Sektion Tollwut ergeben hat. Da dieser Hund am 22. Februar '.909 in Vdsrosvvüorl und kadovLU frei umher gelaufen ist, wird die über Löroollso bki kossvlläork, Sorias, krollölss, Sünlodon, kossonäork mit Siitorgnt, Soikorsüork, 8povdtrit2, Wovüisokvarsüork mit Staats- korstrovlvr und MImsäork mit SMorsut verhängte Uunetespei-ne dis sm 22. Aal Siosos Makros verlängert. Im übrigen wird auf die Bekanntmachung voin 16. Januar dieses Jahres — Weißeritz-Zeitung Nr. 7 — verwiesen. 360 0. Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 20. März 1909. In das Handelsregister ist am 18. März 1909 auf Blatt 191, die Firma Holz stoff-Fabrik Niederschlottwitz Otto M. Reimann in Schlottwitz betr, eingetragen worden: Die Firma lautet künftig: Reimann L Echtler, vereinigte Holzstoff-Fabriken Schlott witz und Bärenhecke in Schloltwitz. In das Handelsgeschäft ist eingetreten der Ingenieur Franz Mar Alfons Echtler in Dittersdorf bei Glashütte als persönlich haftender Gesellschafter. Die Gesellschaft ist am 23. Februar 1909 errichtet worden. Sie haftet nicht für die im Betriebe des Ge schäfts entstandenen Verbindlichkeiten des bisherigen alleinigen Inhabers. Die in seinem Betriebe begründeten Forderungen gehen nicht auf die Gesellschaft über. Zur Vertretung der offenen Gesellschaft bedarf es der Mitwirkung beider Gesellschafter. Dippoldiswalde, den 22. März 1909. Das Königliche Amtsgericht. Aufforderung. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einschätzung zur Einkommen- und Ergän zungssteuer den Beitragspflichtigen bekannt gegeben worden sind, werden gemäß 8 46 des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juli 1900 und 8 28 des Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 alle Personen, die hier ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, denen aber die Steuerzettel nicht haben behändigt werden können, aufgefordert, sich wegen Mitteilung der Einschätzungsergebnisse bei der hiesigen Stadtsteuereinnahme zu melden. Stadtrat Dippoldiswalde, am 22. März 1909. Holzversteigerung. Schmiedeberger Staatssorstrevier. Schenks Gasthof in Schmiedeberg. 3V. März 1909, vorm. 1/28 Ahr: 2 h. u. 2619 lv. Stämme, 51 h. u. 13075 w. Klötzer, 758 w. gek. u. 357 w. Derbstangen i. g L., 60085 w. Neisstangen. Nachm. 2 Uhr: '/2 rm w. Nuhscheite (ungesp), 101 rm h. u. w. Brennscheite, 77'/2 rm h. u. w. Vrennknüppel, 191/2 rm h. u. w. Zacken, 130/2 NN h. u. w. Äste. Schläge in Abt. 7, 32, 44, 46, 113. Durchforstungen in Abt. 7, 19, 41, IN. Einzelhölzer in Abt. 111, 112, 113. Kgl. Forftrevierverwaltung Schmiedeberg. Kgl. Forstrentamt Frauenstein. — xDie erste diesjährige Versammlung des Vater ländische»» Arbeitervereins fand am vergangenen Sonntag im „Hotel Goldner Stern" statt und war erfreulicherweise recht gut besucht. Zunächst wurde den Erschienenen von einem Herrn, Mitglied des Vaterländischen Arbeitervereins in Meißen, ein interessanter Bortrag geboten, welcher die Verhältnisse Sachsens vor hundert Jahren behandelte und dankbare Anerkennung fand. Eine kleine Abendunter haltung, in welcher ernste und heitere Vorträge seitens der Mitglieder dargeboten wurden und ein Tänzchen hielt die Teilnehmer der Versammlung noch einige Stunden in fröhlicher Stimmung beisammen. Auch ein Dresdner Mitglied des Vaterländischen Arbeitervereins konnte man als Gast begrüßen. Reichstädt. Etwas ganz besonderes wurde uns Dienstag durch den Ortsverband Dippoldiswalde des Flottenvereins geboten, der im Körnerschen Gasthofe einen Vortragsabend veranstaltete. Vor vollbesetztem Saale sprach Herr Marinepfarrer a. D. Wangemann aus Leipzig- Gautzsch über „Japans Entwickelung zur Seemacht, ein Vorbild und eine Warnung für uns". Der geschätzte Redner, der sich auch hier wieder die gespannteste Auf merksamkeit der Anwesenden zu sichern wußte, erzählte von der Geschichte der Japaner, von ihrer Lebenshaltung, ihren Sitten und Gewohnheiten. Herr Pfarrer Wangeniann, der auf seinen Reisen mehrmals Japan und die Japaner besucht hatte, gab dann Erklärungen, wie es möglich ge wesen sei, daß sich das Land in so kurzer Zeit zur Welt macht emporgeschwungen. Japan den Japanern sei in allen politischen Handlungen das oberste Gesetz, und wer sich dem entgegen stelle, sei als der größte Feind des Landes einer später» Rache sicher. Wie Japan, nachdem es von Rußland im japanisch-chinesischen Kriege um den Friedens preis betrogen, alles getan habe, dieses Land zu demütigen, sei jetzt das Streben darauf gerichtet, den Vereinigten Staaten den Frieden von Portsmouth heimzuzahlen. Der Opfermut der Japaner in allen der Ehre und Ansehen, der Wehrfähigkeit und Weltmachtstellung des Landes dienenden Dingen soll und möchte für uns ein schönes nachahmenswertes Vorbild sein. Eine Reihe Lichtbilder aus dem russisch-japanischen Kriege folgten. Allgemeiner Beifall und die sofortige Anmeldung vieler Anwesenden als Mitglieder des Flottenvereins gab Herrn Pfarrer