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Freitag. 4. 16. Januar 1863. Erscheint Dienstags und GM.MM 4 M LLWerßerrtz-Ieituna. anstalten. ! " Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Klatt der Königtichcn Gerichts-Ämter nnd Stadträthe Zv Dippoldiswalde, /ranenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswald«. Tagesgefckichte. Dippoldiswalde. Am Vormittag des 13. dieses Monats wurde in der Kloake des hiesigen Gasthofs zur Sonne der Leichnam eines neugeborenen Kindes gefunden. Den Nachforschungen der hiesigen städtischen Polizeibehörde gelang es bald, die unnatürliche Mutter in dem Dienstmädchen Christiane Schutte aus Eichwald in Böhmen, die in genanntem Gasthofe diente, zu entdecken. Nach ihrer Inhaftnahme hat sie in dem ersten Verhöre gestanden, die Mutter des Kindes zu sein; sie sieht ihrer gerechten Strafe entgegen. Das Kind war 2 Tage vorher, in der Nacht zum Montag, geboren; cs ist das zweite der Verbrecherin. — Ein Ehepaar a»S Reichenau, das mit Pferden und Wagen am Morgen des 12. dieses Monats hier angekommen und namentlich in einigen hiesigen Nadler- und Gslantcriewaaren-Handlungen kleine Einkäufe gemacht, dabei aber verschiedene, mehr oder weniger werthvolle Gegenstände geschickt gestohlen hatte, wurde noch an demselben Vormittage durch die rühmliche Vi gilanz und Umsicht unseres Stadtwachtmeisters Ull man» arretirt und der strafenden Behörde übergeben. Es sollen wohlhabende Leute sein, die derartige Es- camotagen nicht brauchen, aber schwerlich auch wieder vornehmen werden. Dippoldiswalde, 14. Januar. Am 11. d. Mts. verschied allhier an den Folgen eines unheilbaren schmerz haften Leidens Herr Gerichtsamts-Assessor Carl Ernst Wolf, ein Mann, der wie selten einer, in allen Kreisen, mit dem er in Berührung kam, sich der all gemeinsten Zuneigung und Hochachtung erfreute, ein Biedermann im wahren Sinne des Worts. Geboren am 4. Februar 171)4, wurde er, nach auf der Univer sität Leipzig glücklich beendigtem Studium der Rechts wissenschaft, bereits im Jahre 1816 als Vice-Actuar bei dem vormaligen Justizamte Frauenstein und im Jahre 1817 bei der Amtshauptmannschaft Freiberg als Secretär angestellt und practicirte dann vom Jahre 1818 an zunächst in Frauenstein und später allhier in Dippoldiswalde als Ädvocat. Auch ward ihm, nächst den Functionen eines Finanz-Procurators und Special- Ablösnngs-Commissars, die Verwaltung mehrerer Pa- trimonialgerichte (Reichstädt, Berreuth, Reinhards- grimma) bis zu deren Abgabe an den Staat übertragen, von welchem letzteren selbst er bei der neuen Gerichts organisation im Jahre 1856 in seiner letztbekleideten Stellung übernommen wurde. — Der selig Entschlafene hatte im Allgemeinen eines, unter günstigen bürgerlichen und häuslichen Verhältnissen in fast stets ungetrübter Gesundheit und mit einer bis noch vor wenig Monaten an ihm wahrzunehmenden seltenen Rüstigkeit zuge brachten Lebens sich zu erfreuen. Er war ein uner müdlich thätiger, von Pflichttreue durchdrungener Ar beiter in seinem Berufe; in seinem häuslichen Leben galt er als das Muster eines guten Familienvaters; allen Denen, mit welchen er in näherer Beziehung stand, war er ein aufrichtiger, wohlmeinender Freund und Berather. Wie irgend ans Jemand, so paßt wohl auf ihn der alte Spruch: „Er hat uns nie, als nur durch seinen Tod betrübt." Die allgemeine Hochachtung, welche der Ent schlafene genoß, gab sich auch in der zahlreichen Teil nahme kund, unter welcher die irdische Hülle desselben heute zu ihrer letzten Ruhestätte geleitet wurde. Er ruhe sanft; sein Andenken aber wird unter uns in Ehren bleiben. D. /X Altenberg. Vergangenen Freitag brach die 13jährige Tochter des Bergmanns Claus in Geising beim Rnscheln ein Bein nnd verletzte sich auch sonst nicht unbedeutend. Es sind deren Eltern um so mehr zu bedauern, als sie erst am Neujahrstage einen hoffnungsvollen Sohn begraben haben. — So un schuldig an und für sich das Nuscheln ist, so ist doch Vorsicht dabei zu beobachten, die der Jugend in der Regel abgeht, und es darf auch nicht zum öffentlichen Aergerniß werden, wie es leider auf unserm Markt platz der Fall ist. Die Jugend, die sich bis zum späten Abend da herumtummelt, wird dann von der erwachsene» Jugend beiderlei Geschlechts, die auS der Flechtstube sich einfinden, abgelöst; die Pfade über den Markt sind sehr geglättet, man hat Noth, die selben am Tage sicher zu betreten und läuft dabei Abends noch Gefahr, von Handschlitten überfahren zu werden. — Die längst erwartete Braud-Commission bat ihr Werk beendet und billige Rücksichten gegen die Calamitosen in Bezug auf den Neubau walten lassen. Dennoch hat sich dabei ergeben, baß 6 der abgebrann ten Hausbesitzer Bedenken tragen, sich wieder einen eigenen Heerd zu gründen. Dresden. Die Schutzmaßregeln gegen Einschlep pung der Viehseuche sind gemildert worden, da die Seuche in Böhmen erloschen ist. lDie betreffende Ministerialverordnung wird in nächster Nr. veröffentlicht werden.) — Die Notiz in vor. Nr. d. Bl. (die von uns mit einem Fragezeichen begleitet wurde), bezüglich der Neubauten in Dresden im vorigem Jahre ist dabin zu berichtigen, daß die Ziffer 1598 sich auf neucnt- standene Wohnungen bezieht, während die Zahl der nenerbauten Häuser 259 beträgt.