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Nummer 118 — 28. Jahrgang Gricheliit «mal wSchent!. «lt den tllustt. LratiSbeUagen ,D>« V«U' und Nür uniere Netuen Leute', sowie den rextdeilagei, .Pt. Reimo-BIatl'. .lluterhaltimg und Wisse«'. .Dt« Welt der Frau', NerzNiltzer Ratgeber'. Da« gute Buch' .Fllmrunt» ftbau'. Monatlicher Bezugspreis 8 Mt. «lnschl. Bestellgeld. Wujeiuummer tv 4 Sonnabend, u. Eoimtagnummer PP S Hauvtschrislleiter> Dr. <». DeSezpk. Dresden. LächUche Freitag» den 17. Mai 1S2- BertagSorti Dresden «uzetgruprets«! Die Igeivaltene Petttzeile!tt» z.aomiicen- aiizeigen „.Stellengesuche it<»4 Die Petiirellamezeile. 8!«mm" breit I FNr Anzeigen autzerbalb de? VerbreilungSgebieiet 4V4 diePetitreNaniezelle Brielgeb. !k»e^. Imgail» bbberer Gewalt erlischt >ede PewNichtuna atti Sieserung lowi» Srsiilluna d. Anzeigen-Rttlträgen t>. Leistung n. Schadeuertatz. Geschllstliche« Teil Artur Venz. Dresden. «leschSstSftell«, Druck u.Berlag i Germania, «>». sllr Berlag und Druckerei.Filiale Dresden. DreSden-A-l. Polierstra^et?. FernrusSlvIS. Postscheckkonto Dresden rior. Bankkonto Gtadtbauk Dresden Rr. nlll» Für chrisNtche Politik und Kultur Redakttun der Eiichsitchen ivulkSzeitang vreSden-Attstadt l Polterstratze >7. aenmn rtgn ttttd 7IIN2. Wege einer Wirtschastsreform Die M i t v e ra n t wo r t u ng d e r juitgen Generation. Rascher Flug bei gutem Wetter — Lebhaftes Interesse in Amerika für den Flug Mir culnehuicn »achsiehcnve Ansftthrungcn dein „AriikU- dienst der Deutschen Zcnin,»,sparlei": Viel und zäh ist im letzten Jahrzehnt um eine neue Ordnung von Wirtschaft und Ge sellschaft gerungen worden. Der unvoreingenom mene Blick in unser Wirtschaft^ und Gesellschaftsleben zeigt mit Eindeutigkeit, dass wir im beängstigenden Aus maße dem „Geldverdieneu um jeden Preis" verfallen sind. Die ganze Volkswirtschaft ist weithin vom priva ten Geldinteresse bel>errscht, weiteste Kreise unseres Volkes und fast alle Lebensbeziehungen sind von rein wirtschaftlicher Wertung bestimmt. Das Wort vom „D ienst am Volk e" ist gar zu oft nur eine sozial ethische Verbrämung privater Geldbeutelinteressen. Der nachhaltige Wille, eine Aenderung unserer Eigentums verhältnisse herbeizuführen mit dem Ziel, einen Miß brauch namentlich großen Eigentums hintanzuhalten und wieder zahlreicheren Familien auch unter der Indu- striearbeiterschast zu einem Eigentum zu verhelfen, fehlt weithin. Die Bemühungen, Arbeitnehmer und Arbeit geber zu einer beruflichen Zusammen, arbeit zum eigenen Nutzen und zum Wähle des Gan zen lebendig zu verbinden, finden vielleicht gerade bei den verantwortlichen und ausschlaggebenden Stellen eine unzulängliche Unterstützung. Sicherlich gibt es noch viele Menschen in allen Schichten und Berufen, die sich von rücksichtsloser Gewinnsucht freigehalten lzaben und an einer Besserung unserer Wirtschaft!icl)en und sozialen Verhältnisse mit Nachdruck und Zähigkeit und auch dem Aufwand letzter persönlicher Kraft arbeiten. Aber der unvoreingenommene Beobachter kann sich doch des Ein drucks nicht erivehren, daß dies Ausnahmen sind, und daß das Gesicht der heutigen Wirtschaft und Gesellschaft vo» Menschen jenes ersten Typs geformt wird. Die gegenwärtige, „auf Kapitalverwendung und Kapitalvermehrung eingestellte Wirtschaftsordnung" ist keineswegs schon an sich schlecht. Solange sie dem höä)- sten und letzten Ziel aller wirtschaftlichen Betätigung dient, dem Volke jene Befriedigung seiner Lebensbe dürfnisse zu verschaffen, die eine allseitige Entfaltung der einzelnen Persönlichkeit und des ganzen Volkes er möglicht, kann sie voin christlichen Standpunkt aus nicht verworfen werden. Weder die rationelle Wirt schaftsführung noch die Betätigung des Erwerbsbetriebs ist unerlaubt. Die Einführung rationeller Methoden in die Wirtschaft ist die Uebertragnng eines allgemeinen Vernunftprinzips, mit möglichst geringen Mitteln einen bestimmten Erfolg zu erzielen. — in die wirtschaftliche Praxis, lind der Erwerbstrieb ist au sich ebenso be rechtigt ivie z. B. das Geltungsbedürfnis oder der Ge schlechtstrieb. Doch bedürfen beide der vernünfti- ge n R e g e l u ng. Es dürfen nicht alle Lebensbeziehun gen von Mensch und Wirtschaft, geschweige denn der Menschen untereinander „rationalisiert", also lediglich nach rein rechnerischen, geldwirtschaftlichen Gesichts punkten gestaltet werden. Auch darf der Eriverbstried nicht aus gottgewollten Zusammenhängen losgelöst und verselbständigt iverden. Das Erwerbsmotiv soll An triebsmittel sein für eine sinnvolle wirtschaft liche Betätigung des Menschen, durch die er einen Beitrag liefert für den Unterhalt seines Volkes und zu gleich Anspruch für seinen eigenen Lebensunterhalt er wirbt. Darum nicht: Verdienen um jeden Preis, son dern: Verdienen durch Dienst am Volke, Verdienen durch Dienen. Das k a p i ta l i st i sch e W i r t sch a f ts s yst e m lirgt zweifellos ganz erliebliche Versuchungen und Ge- ährdungen in sich. „Rationalisierung und Geldrechen- laftigkeit" werden gar zu leicht bestimmend für die Ge staltung von Lebensbeziehungen, die unter ganz ande ren Gesichtspunkten betrachtet werden müssen. Nt an denke nur an den Zerfall der Familie. Trotz aller wirt schaftlichen Not hätte er ohne jene Geisteshaltung nicht den erschreckenden Umfang annehmen können. Die Kon zentration des Privateigentums an den Produktions mitteln oder doch der tatsächlichen Verfügungsmacht über dieselben in wenigen Händen gibt eine ungeheure tat sächliche Macht über die breite Masse der besitzlosen Volksgenossen, die für die Beschaffung ihres Lebens unterhaltes auf ihrer Hände Arbeit angewiesen sind. Verbindet sich mit dieser tatsächlichen Macht ein unge zügeltes Streben nach Verdienen und .Herrschen, so ist Friedrlchshafen.IK. Mat. Das Luftschiff Gras Zeppelin hat heute früh um 5.58 Uhr zur festgesetzten Startzeit mit 40 Mann Besatzung und 18 Passa- gieren an Bord sein« Fahrt nach den Bereinigten Staaten von Amerika angetreten. Nach einer Schleife Über dem Heimathafen hat das Schiff das Starigebiet mit Kurs auf Konstanz—Basel in langsamer Fahrt verlassen. Basel. 16. Mai. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" hat bei klarem Wetter und Hellem Sonnenschein das Lberrheintal durchflogen und um 6.55 Uhr die Stadt Walds Hut, um 7.10 Uhr die Stadt Säckingen passiert, lieber Basel erschien das Lustschiss gegen 7.30 Uhr. Dort musste es infolge tiefgehender Wolken ziemlich weit heruntergehen. Schweizerische Flugzeuge gaben dem „Graf Zeppelin" bis an di« schweizer Grenze das Geleite, worauf das Luftschiff in scharf westlicher Richtung auf fran zösisches Gebiet abgeht, lieber der Stadt selbst wurde Luftpost abgcworsen. Lyon. 16. Mai. Früh 10.10 Uhr hat das Luftschiff „Gras Zeppelin" Lyon überflogen. Hamburg, 16. Mai. Die Ha m b u r g - A in e r i k a - L i n i e hat alle ihre ge genwärtig auf dem Nordatlantik schwimmenden Schisse an gewiesen, dem Graf Zeppelin während seiner Amerikasahrt in jeder Beziehung behilflich zu sein. Die jeweils in der Nähe iveilenden Hapag-Schiffe werden mit dem Luftschiff in draht» losen Verkehr treten und ihm bei Ortspeilungen und drahtlosen Anfragen jederzeit mit Angaben dienen. Auch andere Reedereien haben ihren Schiffen ähnlickfe Weisungen erteilt. Neuqork, 16. Mai. Der Abflug des Luftschiffes Graf Zeppelin wurde hier um 12.30 Uhr östlicher amerikanischer Zeit bekannt. Die Blätter beschäftigen sich schon jetzt lebhaft mit der zweiten transatlan. tiscl>en Passagierfahrt des Lnfischisfes. der sie umfangreiche mit zahlreichen Bildern geschmückte Betrachtungen widmen. Wie der Leiter des Wetterbiiros. Dr. Kimball bekanntgab. ist das Wetter Im nördliche» Teil des Atlantischen Ozeans. dein Mißbrauch Tür und Tor geöffnet. Den hier skiz zierten Gefahren, die dem gegenwärtigen Wirtschafts system vielleicht in viel stärkerem Maße innewohnen als der Wirtschaftsordnung des Mittelalters, ist die heutige Gesellsä>aft offensichtlich in einem ganz erschreckenden Maße erlegen. Die Mehrzahl der Menschen hat nicht rechtzeitig die Erkenntnis und noch viel weniger den Willen aufgebracht, sich den besonderen Versuchungen und Gefahren mit erhöhter Wachsamkeit und verstärk tem Kräfteaufwand zu widersetzen. Sie ermangelten der rechten Einsicht und der nötigen Kraft, weil ein all mählicher aber tiefgehender Zerfall von Religion und Sitte seit dem ausgehenden Mittelalter der abend- ländisclzen Menschheit den Blick für den reckten Weg auch im Wirtschaftsleben getrübt lind ihren Willen, zu einem gottgewollten Handeln, nachhaltig und auch unter stetem Kampf, geschwächt hat. Diese Einsicht läßt uns den Weg zurVesserung unserer heutigen Zustände ahnend finden. Zunächst und zutiefst tut eine gründliche religiös-sittliche Erneuerung not, jedes einzelnen und der gan.zen Ge sellschaft. Mit dieser religiösen Umstellung wird sich «in« Wandlung auch mancher Kultur- und Lebensanschauungen teils als Auswirkung gleichsam von selbst vollziehen, teils nnihsam erarbeitet werden. Es lväre falsch, wollten wir uns mit einer Gesinnungsändening der wirtschaftenden Menschen begütige». Hand in Hand mit einer Wandlung der Auffassungen von Wirtschaft und Gesellschaft, von ihr angeregt, inspiriert und getragen, aber auch rückwirkend diese Eeisteswandlung stützend und ihr neue Ausweitungs- Möglichkeiten verschaffend, muß sich «ine tiefgrei fende Reforniarbeit an der äußeren Form und Gestalt unserer Wirtschafts und Gesellschaftsordnung vollziehen. Man nigfaltig sind hier die Aufgaben und Möglichkeiten. Es gilt private Monopolinacht zu brechen durch geeignete staat liche Wirtschaftspolitik (Zlvang zur Publizität, Zoll- und Handelspolitik, Steuerpolitik ». a.) und eine Erziehung der Tierbraucber zu vernunftgemäßem Konsum. Maßnahmen. namentlich aus dem mehr südlichen über die Bermudas führen, den Kurs, als i d e a l zu bezeichnen. Explosion im Krankenhaus Eine furchtbare Katastrophe in Cleveland fAmerikaf. Cleveland fOhios, 18. Mai. I», Bestrahlungsraum einer hiesigen Klinik ereignete sich gestern eine furchtbare Explosion. Die Klinik geriet in Brand. Die Explosion hatte weiter zur Folge, daß aus den Laboratorien der Klinik Giftgas ausströmte, das sich i„ der Umgebung dee Klinik verbreitete. Eine Anzahl von Fuggängern, die das plsiig« Gas einatmeten, brach bewußtlos zusammen. Das Krankenhaus, in dem sich etwa 250 Kranke befan den, wurde grösstenteils zerstört. Bon den Insassen des Kran kenhauses dürste keiner ohne Schaden davougekommen sein. Nach den letzten bekannt gewordene» Angaben ist die Zahl der Todesopfer der Krankenharlsexplosions Kata strophe »uinnehr aus 08 gestiegen. Bei 40 lebend Gebor genen. di« in andere Krankenhäuser gebracht worden sind, be steht ivenig Aussicht, sie am Leben zu erhalten. Die Todesfälle sind zum grösste» Teil durch die sich entwickelnde» Giftgase »er. ursacht morden. Bis jetzt ist nur bei 4 oder 5 Leiche» der Tod durch Verbrennung sestgestellt worden. Kochofenunglück in Spanien Santander. >5. Mai. In der letzten Nacht explodierte aus der Insel Orio ein 00 Me- ter hoher Turm, in dem der Druck für die heiße Luft erzeugt wird, die durch Röhre» ins Innere der Hochöfen geführt wird. Der Turm stürzte aus die Baracken, in denen sich 18 Arbeiter aushielten. Als diese die Explosion hörten, versuchten sie aus den Baracken zu fliehen, was jedoch nur 10 Arbeitern gelang, ivährend 8 Arbeiter unter de« Trümmer,, begra ben wurden. Da aus die Explosion ein Brand solgte. erlitten 3 der Verschütteten de,, Feuertod, die 5 anderen trugen sehr schivere Brandwunden davon. die die Ausvtlvung ves Arbeiters, die Organisation des Pro duktionsprozesses und der Wirtschaft betreffen, müsse» die Arbeftstätigkeit wieder in den Berufsgedanken und in ein lebendiges Bewußtsein betten; neue Formen der Gemein schaftsarbeit von Arbeitgeber und Arbeitnehmer werden den Gedanken der Verufsgemeinsci-nfi im Dienste des Bolts- gaiizen neu erwecken und stärken. Eine besonders liebe volle Reforniarbeit muß beim Eigentum einsetzeu. linier Eigentumsrecht, das vielfach zu stark von einer indivi dualistischen Rechtsanschauung geformt ist. bedarf einer den veränderten Wirlschaftsverhültnissen und gesellschaftlichen Zustände» besser angepaßten Fassung und Abgrenzung. Es muß gesetzlich Vorsorge getroffen werden, daß der Ge« brauch des Eigentums, namentlich des großen Eigentums an Grund und Boden und an den Produktionsmitteln, sich jenem obersten Zweck aller Erdengüter imterordnet: alten Menschen zum Lebensunterhalt zu dienen und ihnen ein« allseitige Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu ermöglichen. Zugleich muß durch geeignete gesetzliche Maßnahmen und besonders durch eine entsprechende aügemeine Einkommens-, Wohnungs- und Sivdlnnqspolrtik wieder eine größere Zahl von Menschen zu Eigentümern gemacht lver« den, nicht nur auf dem Lande, sondern gerade auch unter der Industriearbeiterschast. Di« Borteile des Eigentums: die Verwurzelung mit dem Boden, das Gefühl voller per sönlicher Freiheft und Unabhmcgigkeft in einem ivenigstens kleinen Rahmen, das Gefühl des Zuhauseseins usw. sollet« gerade auch dieser Schicht zugutekommen, die heute noch weithin dos Gefühl der Sicherheit, des Verbundenjeins mit dem eigenen Bolle und Geborgenseins in einer Gemein schaft von Gleichberechtigten entl»ehren. All diese Reforniarbeit, mag es süh nun um die Er ic e u e r u n g unserer geistigen Einstellung oder um eine Aenderung der Zustände Handel», wird selbstverständlich nur allmählich vor sich gehen, ähnlich einem langsamen Waclfstum oder dem lang wierigen Umbau eines Hauses. Unser alter Aufgabe ist es, in Geduld und Ausdauer, ein jeder a» seiner Stelle, daran mitzuarbeiten und den Mut auch daun nicht zu l-ertieren, rvenn es uns nicht gelingt, unser Ziel ganz zu erreiche»«.