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> Inserate »erden angenommen: hi« Abends Ü,Lonn- Ll.l» bis Mittag« IL Ubr: Marirnstratze 13. in dies. Blatte ui.tn einc ersolgreich« Beibreilung. Auflage: Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Druck mib Eigenibnm der Herausgeber: Lil'pslh sc Rklchardt. - Pcramwottlicher Aedaclenr: Julius Rkilhar-t. Dresden, den 5 April. — Die Aiitglieder des Bundesrathes, Herr Staatsminister Freiherr van Friesen und Herr Geheimrath i»r. Weinlig haben sich gestern nach Berlin b,geben, um an den Sitzungen des nach den Osterferi n wieder zusammengetretenen Bundesrathes und des morgen seine Thätigkeit wieder ausnehmenden Zteichä tags Theil zu nehmen. — Auch die Stadtverordneten von Chemnitz haben sich einstimmig der Petition der Dresdner Gemeindebehörden an den Reichstag angeschlossen. — Frau Jauner-Krall, welche am Sonnabend zum ersten Mal nach längerer Pause wieder im Hoftheater austrat, wurde bei ihrem ersten Erscheinen als Jenny in der „weißen Dame" mit lebhaftem Beifall empfangen. Ihre Stimme hatte an Kraft, Frische und Anmuth nicht das mindeste verloren. — Die königl. Cadettenschule behauptet auch in ihrer neuen Formation ihren Ruf als eine der tüchtigsten militari scheu Bildungsstätten. Pu dem neuen EursuS sind ihr aber mals mehrere junge Prinzen zur Ausbildung übergeben ivor den, die Söhne des Herzogs Bernhard von Sachsen Weimar. Dieselben lebten bisher in Stuttgart, ihr erlauchter Bater, ein jüngerer "Bruder des Großherzogs von Weimar, hat seine Söhne selbst hierher gebracht. Außerdem hat der Lberhosmeister des Kaisers von Lesterreich, Herr Gras Erenneville, seinen Cohn zur militärischen Ausbildung dem Eadetlenhause t,bergeben. Als im Jahre 1860 die letzten Divisionen der Eadetten mit und vor dem Heere nach Lesterreich marschirlen, erregten sie nicht blos die theitnahmvolle Neugier der Prager, Wiener und Gra zer Bevölkerung, sondern erweckten durch ihre ganze Haltung das lebhafte Interesse österreichischer Militärs. Diese Anerken nung, die sie damals gefunden, spricht sich jetzt u. A. auch darin aus, daß eine so hochgestellte Persönlichkeit wie Graf Erenneville absichtlich die jetzt in einer Umwandlung begriffenen österreichischen Eadettenschulen übergeht, um seinen Lohn einer ausländischen Anstalt zu übergeben. So wird unser Eadetten Haus das kleine militärische Bonn. — Im wissenschaftlichen Eyclus hält heute Herr 1>r. Drechsler einen Vortrag über die Fortschritte der Astronomie ,n der neuesten Zei:. Dieser Vortrag bildet den Schluß der Vortragö Reihe des vergangenen Wattcrballjahis. L Inserat. — kl! epertoir des könig l. H ofth e aterS. Montag: Der alte Magister. Die Braut avs der Residenz — Diens tage Ein geadelter Kaufmann. — Mittwoch: Der Liebes trank Taiizdioerlissement. Frl. Melzcr, erst: Solotänze: in vom ständischen Theater zu Piag, als Grst. — Donnerstag: Don Carlos Carlos: Herr Hanslem, vom kaiserlichen Hoff theaier zn Petersburg, als Gast. — Freitag: Z E. Ein Äu- ioaraphensammler. Z. E. Di- Vallschuhe. Das Tag-buch. N e. Baller — Sonnabend: Undine. — Von dem J ibilanm des Herrn Maschinenmeister Ehr hardt ist noch zu erwähnen, doß auch das Personal der M^ f.hinenw.rkstätttn Nr schlesischen nnd böhmischen Staat.bahn vorgenannte.» Herrn mittelst Deputation in den Vormittags stnnd-n einen grosan silbernen Pokal, umgeben mit einem Lorbeerkranze, überreichen lüß, sowie daß auch eine Deputation oer Maschmenwerksialt von Loban d m Jnbilar ein ütber beschlagenes fei >eS Lierglaö widmete. Das Knaben Musilcher .."omertirte schon von früh 7 Uhr an mehrere Stunden lang in ocr Wohnung des G-feierten. Im Locale Ms hiesigen Lobaucr BiertnnnAs fand am Sonnabend Abend die Ger.elaivermmmi.ung des Atlgemci nen Dresdner Kranken nnd SterbikassenvereinS statl. D r vom Direetor Herrn Aibin Krug erstatt te Geschäftsbericht wies das günstigste Resuüat hinsichtlich dcS Stcigens derNkit gliederzahl und der Vereinsmittel nach. Es sind bereits 352 Versicherungen in der Kranken, Gesundheitspflege und Sterbe kasse vorhanden; namentlich war die Gesundheitspflegckasse bis aus 71 Mitglieder gcstiegn ; Dieselbe gewährt freie Kur und sxistirte bish r in Dresden noch nicht) Die von 52 Mitglie dern besuchte Generalversammlung erledigte nuhreres G sckäfi- Uche und zollte man am Schluß dem Directormm (Kaufmann A. Krug, -tt. mini. Krug, Adv. JadAchz und dem gesammtcn Ausschüsse Tank für umsichtige Verwaltung. Das Haupt- bureau der G-sck,chaft befindet sich bekanntlich bei Herrn Kauf mann Oettiich, Reuegaste Rr. 7. — Der oberlausitzer Sängerbund hat beschlossen, gegen Mitte August einen KrerSlängertag auf dem Berge Lrsinn bei Pittau abzuhaltcn und den Ertrag des Conccrts, bei welchem sich all« 12 Vereine beiheiligen werden, dem Fond zur Er richtung eures Marschner-Dcnkmals in Zittau zu überm-isen. — Ein grober Exeeß fand am Sonnabend Abends spat und zwar in dcr zehnten Stunde in einem bekannten Gast Hause auf der Scheffelgnfse statt. Es verlangten dort zwei Schuhmachcrgesellen in ihre Schlafstelle, die ihnen die Wirthin nicht offnere und zugleich die Herausgabe d-r Betten ver weigerte. Die so Zurückgewiesenen stießcn nunmehr unter große.n Lärm die Thür entzwei und suchten sich mit Gewalt Eingang zu verschaffen. Ein herbeigcrufcner Gendarm konnte mit den Wüthenden nicht fertig werden und wurde selbst ge- mißhandetl, so daß er blutete. Nach und nach hatte sich die Zahl der Gendarmen bis auf fünf vermehrt, die aber nur mit größter Mühe und Roth und unter Mithilfe von Civilisten die beiden Ruhestörer bändigen und fesseln konnten. So mit Stricken und Riemen gebunden und um sich beißend, wurde das wüthcnde Paar auf einem Handwagen nach der Polizei gefahren. — Wer sich für reine Nacehunde interesstrt, dem wird die Notiz nicht unwillkommen sein, daß H-rr Rittergutsbesitzer von Prosch auf Waltersdorf bei Freibcrg vor Kurzem dem hiesigen zoologischen Garten zwei prächtige Exemplare von jungen Hündinnen der berühmten Leonbcrger Nace geschenkt hat. Ein neuer Beiveis, wie viel Gönner unser zoologischer Garten zählt. — Der bekannte Eisenbahn-Unternehmer Vr. Stroußberg, mit besten Persönlichkeit unser Berliner Bnefschreiber die Leser unseres Blattes wiederholt bekannt gemacht hat, hat den preu ßischen Kronenorden dritter Klasse erhalten. Das preußische Abgeordnetenhaus hat in dcr letzten Sejsionsperiode über diesen Hcrrn in einer Weise geunheilt, daß diese Auszeichnung dop pelt ausfällt. — In Kamen; haben am 31. März die Arbeiten an der Eisenbahn, und zwar auf dem Bahnhofsterrain, be gonnen. — Leipzig. Im Rosenlhale unweit der Leil nitzbrücke ist am 28. Marz der Leichnam eines unbekannten Mannes, der sich erhängt hatte, aufgesunden worden. Der Letztere ist ungefähr 40 Jahre alt und 71 Zoll groß gewesen und war jedenfalls jüdischer Abkunft. Ein Theil seiner Wäsche war mit 8. gezeichnet. — II. Freibcrg. Seit Eröffnung der Freibcrg-Chem nitzer Bahn ist auf unserem Bahnhof der Aufenthalt der Per sonenzüge, gleichviel ob von Dressen oder Chemnitz kommend, aus vier Minuten, sage vier Minuten, vorgeschrieben wor den. Nun muß man aber den Heidenmirrwarr mit angesehen haben, den ein Aufenthalt von nur dieser Dauer bei dem großartig gewordenen Verkehr auf unserer Bahn veranlaßt, um begreiflich zu finden, daß es rein unmöglich ist, diese Em Achtung für die Dauer bcibehalten zu können. Anlangend zu- söMrst die Passagiere, so fragen wir billig, wie es möglich jein kann, daß Rese, mit der Lertlichkeit obendrein vielleicht unbckannt, in diejem säst lächerlich kurzen Zeitraums ein na lürliches Bedrängnis, die Zulänglichkeit der betreffenden Räum lichkeiten erst noch uorausges.tzt, befriedigen, oder auch an der gebot nen Duelle, wenn auch nur: auf das Einfachste, für des Leu es Nahrung und Nochdur?! besorgt sein können. Letzterer ist fast nur aus die G-fcchr hin: schun zu blcchur, zu genügen; denn ehe ein Passagier die Restauration erreicht, sich hier durch die namentlich an Sonn und FZttagen sehr zahl eich vcrne- t'ircn Gäste bis zum Büffet durchgearbeilet, und Etwas de stellt, das Gewünschte im glücklichen Falle erhalten und selbst verständlich auch bezahlt hat, sind eben die bestimmten vier Minuten vorüber, und dcr Reisende sieht sich der reizenden Alternative auSaesetzl: entweder da» Empsangcae zum grös.t.-n Theile suchen lassen zu müssen oder d n Al gang des Zugs zu versäumen. Hiernächst betrachte man die Abheyereren des Zugspersvnals. Da giebl eS bei Ankunft des Zugs Thüren zu öffnen, Meldungen zu machen, die auf dem P rron bereut gehaltene Tasse Warmbier oder Kaffee hinunter zu stürzen, umhceiricnde Passagiere zurecht zu weisen, Passagiere einzu lassen, tuclleichl selbst noch ein natürliches Bedürfnis; abzurna- chen: Alles dies in jenen ominösen vier Minuten. Nun einen Blick nach dem Postwagen. Ta sollen Massen von Poststücken ab- und eingelad.n Briesbeutel hinausgegeben und übernom men werden, Alles in den gedachten uier Minuten. Bei dem Packwagen begegnet man denselben Hetzereien. Von einem Vergleich der Signaturen mit den Begleitscheinen Seiten der B amten kann nach unserem Dafürhalten dabei kaum die Rede sein, noch weniger abcr von eincr nur einigermaßen sorglichen Behandlung der Stücke. Es gellt eben in Allein drüber und drunter. Dazwischen eilt der außerordentlich diensteifrige Bahn Hofsvorstand, die vier Minuten nach Secunbcir abwägcnd, auf und ab, mahnend und drängend, denn die gebotenen vier Mi nuten sind eine peinlich kurze Zeit. Wo abcr, fragen wir, bleibt da auch nur ein Schein von Rücksicht gegen das re sende Publikum, gegen alte oder schwache Männer und Frauen, die mühsam dem Coupe entsteigen, um vielleicht cm raum mchr anfschicbbares BedüZniß zu befriedigen, erschreckt von dem Rufe „nur noch 2 Minuten!" ängstlich aus ihren Sitz zurück- ftüchtcn, um nun bis Dresden oder Chemnitz denn auf den übrigen Zwischenstationcn soll ein noch kürzerer Aufenthalt be stehen) eine ivai,re Höllenqual auszustehen? Und wie kann es envlich unter solchen Umständen, wo Jeder mit seinen ei genen Bedürfnissen kaum zu Stande kommt, mit dcr nöthigen Hilfe bei eingetretenen Erkrankungen bestellt sein? — In der Thal, unbegreiflich bleibt es, wie die Bahndirection eine solche Bestimmung überhaupt nur hat treffen können für eine Sür- tion, für welche ein Aufenthalt von 15 Minuten noch lange kein übermäßiger sein winde. — Wurzen, 2. April. Eine besondere Art von Frei zügigkeit kommt jetzt in den Provinzialstädten zum Ausdruck, die als eine besondere Species von „Preß"-Freiheit, ihr Un wesen treibt. Wie mehrere sächsische Städte, so wurden auch wir in letzter Zeit von verschiedenen Subscribenten-Pressern heimgesucht; so erschienen z. B. in Wurzen, nachdem bereits vorher von einem preußischen Pianisten Nochlitzer, Cassa ver einnahmt, Leistung jedoch ausgeblicben war, im Laufe der letzten 5 Wochen wohl allein aus Berlin drei derartige Per sonen, ein Professor, der sich überstürzte und roenig motivirte Vorträge über das Jenseits hielt, eine Sängerin, die ebenfalls nicht herbeigewünscht worden war, und eine — Dichterin, sich Frau Rittmeister Lehmann nennend, die in nicht zu bescheide ner Weise, theilwcise vielleicht gar unter Vorspiegelung un wahrer Empfehlungen ihre Gedichte — die sie erst abzuliefern beabsichtigle mit — 10 Ngr. im Voraus bezahlen ließ. Der artige Subscribenten-Preffcr suchen insofern „das Glück un verhofft beim Schopf" zu fasten, als sie in Begleitung eines Packirägers oder Gesellschaftsdieners gewöhnlich nach Auskund schaftung einiger Adressen die Einwohner möglichst unverhofft und unvermuthet, in ihren Wohnungen überfallen, und durch unerwartetes theilwcise brüskes, gewöhnlich nicht bescheidenes Wesen, in der Regel um 10 Ngr. zu brandschatzen suchen. ")S. Z.) Eonecrt von Julius Ltocküauscn. Hotel de Saxe, am 3. April. Gleich der kupfervergoldeten Neiterstatue August des Starken, welche in der Hauprallee unweit der Brücke unver wandt nach Nord Osten schaut, blickten auch wir auf die große Reihe der stattgefundenen Conccrle zurück. Man wähnte die Brücke abgebrochen durch welche die Virtuosenströmung gegan gen, da aber kam noch ein Sänger von Ruf; der Stuhlrichter im Eoncertsaal ordnete die Plätze, dcr Billetoerkauf ging flott und in den letzten Stunden wurde auf der Gallerte des Saa les in begrenztem Raum Vas goldbetreßte rothc Tuch heraus- gehangen was eine Hofloge verkündet. Nach diesem purpurnen Siegeszeichen schauen di Concertgebcr wie die Prlger von Mecca nach dcr Fahne des Propheten, ihr Hoffen ist kein leerer Wahn, eine reiche Zuhöreroersammlung hat sie nicht geräuicht. Wer ci klärt die passionine Neigung zur Musil in unfern Tagen? Die Neigung für Künste rst überhaupt in Thätig- kerl Folge des F iedcns und ruhig gewordener Tage; aber di-: übrigen Künste bleiben doch in verhältnißmäßig viel be scheideneren Grenzen. Natürlich! Cie zu genießen bedarf es e uer gründlicheren Bildung als sie der musikalische Genuß in Anspruch nimmt. Er ist dcr bequemste, und wenn er größe ren S PS ist der erregendste. Wie sollte ihm das größere Publikum fehlen? So auch SrockhausenS Eenc.rt, das durch die Anwesen hei! I Königl. Hoheiten des Kroiipnuzcn, sowie des Prinzen Georg nelst Gemahlinnen geehrt und von ver Elite der Ge. sellschalt b sucht wurde. Slockhansen. obgleich seine Stimme in den höheren Tagen gelitten und nicht mehr Das ist, womit er vor 13 Jahren besonders auf Mir Rheinischen 'Musikfesten wirkte, ist trotzdem ein Künstler der außer Stimme und schö n.m Vortrag öS noch besonders vermag, das von rhm gewählte Kunstwerk rein und perfect zur Darstellung zu bringen. Welche vollkommene Herrschaft über die Tonbildung und Vas Vermö gen: unter allen Umständen auch dem Ton jepc-mal die ge hörige Klangfarbe zu geben, ihm den Ausdruck zu verleihen der erforderlich ist zur Ausprägung dessen, was der Componist gewollt hat. Hierzu Verständnis; und poetischer Sinn, m» von innen heraus die Aufgabe geistig zu erfassen und zu beleben; hierzu des Sängers Coloratur, sowohl die rasch fließende der mode.nen, als die gewichtige der früheren Gesangsivcise, Tril ler, Manieren aller Art lind in jeder Nüaneirung vollkommen ausgebildet. Beweis hiervon gab die vorgestern Abend zuerst gelungne Arie des ersün Richters aus Susanns von Hän del. Wie tr.silich faßte er den Character dcr Person urrd Situation nach den durch die musikalische Darstellung gezebe nen 'Momenten in «in bestimmt ausgeprägtes Bild. Ueberall wohlabgemessenes Licht und richtige Färbung, was sich auch in den später gesungenen Liedern: „Zürnende Diana" und „Nacht- stück" von Schubert, kuud gab, nicht mineer im Lied von Rnbinstein „Es blinkt der Thau" und „Schöne Wiege meiner Leiden" von Schumann. — Zu dem Künstler Julius Stoähausen gesellte sich an jenem Abend ein Eoncert sür die Elarinette von Julius Rietz, vor getragen von dem Herrn Kainmeriiuisikus Julius Kaisier. Ein dreifacher Julius und besonders ein heißer Moment für den Bläser dieses allerdings schön gestalteten, aber für den Hörer I