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Nummer 132 — 26. Jahrgang „mal wöch. Bezugspreis für Juni 3,80 Mi,, einschl. BesteligeiS. Anzeigenpreis«: Die Igesp. Petitzeile 30.Z. Siellengesuche 20 Die Petitreklamezeile. 8S Milli« nieter breit. 1 ^k. Osseriengebiihren für Selbstabholer 20 L. bei Uebersenbung durch die Post außerdem Portozuschlag. Ein.zel-Nr. 10 L. Sonntags-Nr. 15 F. Geschäftlicher Teil: Artur Lenz in Dresden. SticklMe FreUag, den 10. ^uin 1027 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigenausträgen u. Leistung v SclmSenersah. Für undeutl. u. d. Fern,, ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir Keine Be»^ antmortung. Unverlangt eingesandte ». m. Nückport«. nicht versehene Manuskripte werd. nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags Haupischristleiter: Dr. B. Desczgk. Dresden. Geschäftsstelle, Druck u. Verla«: Sermania. »i.-Ei. für Verlag imd Druckerei, Filiale Dresden. Dresden-Sl. I, Poliersicatzelr. FernrusvlvIS. Poslschecklonlo Dresden 2703. Banklonlo: Etadlbank Slresde» ?!c. «1719 Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächiische» VolkSzettuug Dresden-Altsladl l. PolieUtraüe 17. Ferurui Mil und 21012. Deutschland und Russland Das Ergebnis -er Unterredung zwischen Skrssemann un- Tschiischerin — An -er -urch -ie Verlrüge von Rapollo un- Locarno gegebenen Lage Hai sich nichls geän-erß Die Elternralswahlen in Sachsen Ein abgeschlossenes, vollständiges Ergebnis der E l - ke r n r a ts w a h l e n in Sachsen liegt zwar bisher noch nicht vor, doch läßt sich schon nach dein jetzigen Ergeb nis — 372 von den 459 Schulen, die im Vorjahre Eltern räte hatten — ein einigermaßen zuverlässiges Urteil bil den. Fest steht, daß sich an dem bisherigen Verhältnis zwischen den Anhängern der christlichen und denen der weltlichen Schule nichts wesentliches geändert hat. Auch in Sachsen bleibt eine überlegene Mehrheit für die christliche Schule bestehen, mit anderen Wor ten: Die mit großen Worten geführte Offensive der Frei denker aller Schattierungen hat kein neues Terrain ge winnen können. Und wenn man alle Begleitumstände dieser Wahl, vor allen Dingen die widerliche Hetze, die mit dem Re-ichsschulgesetz und dem Begriff Konkordat ge trieben worden ist. in Rechnung stellt, so darf man ohne Uebertreibnng von einem achtbaren Erfolge der christlichen Elternbewegnng in Sachsen sprechen, der für die nächste kulturpolitische Arbeit in der Reichspolitik von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein wird. Folgende Zahlen, die wir einer Statistik des Lan desverbandes der christlichen Elternvereine Sachsens ent nehmen, kennzeichnen das Kräfteverlzältnis unter der El- ernschuft im Freistaat Sachsen: An den 372 Schulen, deren Wahlergebnisse vorliegen, wurden insgesamt 2195 ch r i st l i ch e Elternvertreter gewählt, denen 1599 Ver treter der weltlichen Schule entgegenstehen. 1926 betrug das Verhältnis an den gleichen Schulen 2181 zu 1599. Daiiaä) ist also die christliche Mehrheit vcm 582 Sit zen in, Vorjahr ans 596 Sitze in diesen, Jahre erhöht wor den, da die christliche Seite ihren Besitzstand um 14 Man date verbessern konnte. Die weltlichen Vertreter haben genau die Höhe des Vorjahres wieder erreicht. Zusammenfassend betrachtet erscheint also das Kräfte verhältnis zwischen den beiden Weltanschauungsfronteir seit einigen Jahren ziemlich konstant. Nach den bisherigen Erfahrungen wird man auch für die Zukunft kaum mit größeren Verschiebungen dieses Verhältnisses zu rechnen habe» id. h. sofern die christlichen Eltern auch weiterhin hrer Wahlpflicht genügen), weil es sich dabei doch hier etzthin um Uei^rzeugungen handelt. Der christlichen üeberzeugung auf der einen Seite steht auf der anderen Leite eine Üeberzengung mit stark parteipoliti- s ch e m Einschlag gegenüber, die weltliche Schule als Schlußfolgerung des Sozialismus und als ein Hauptmit- iel zur Förderung der Klassenkampfidee. Wenn man je doch den Zahlen in, einzelnen nachgeht, so ergeben sich doch kleine Schwankungen. Man hat die Wahl ergebnisse der sächsischen Großstädte gesondert zusan,men gestellt und dabei die Erfahrung gemacht, daß sich hier das Verhältnis zugunsten der weltlichen Schule verschoben hat. An den 194 Schule» der Großstädte sind dieses Mal 1271 christliche und 966 weltliche Elternratsvertreter gewählt worden. Im Vorjahre betrug das Verhältnis 1295 zu 938; christlicherseits ist also ein Verlust von 24 Sitzen, welt- liche'rseits eine Zunahme um 28 Sitze zu verzeichnen. Die christliche Mehrheit ist also hier von 357 Sitzen im Vor jahr auf 305 Sitze zurückgegangen. Am größten ivar der Verlust in Chemnitz mit 23 Sitzen, während Leipzig 22, Dresden 7 Sitze einbüßten. Diesem Rückgang der ch r i st l i ch e n E l te r n v e r t r e t e r in den Groß- stüdten entspricht in den Orten mit nur einer Schule eine beachtliche Stärkung der christlichen Position. Hier ist die christliche Mehrheit von 42 Sitzen im Vorjahr auf 102 Sitze angestiegen. Nur dadurch kommt in dem Ge samtergebnis ein Anwachsen der christlichen Elternräte zum Ausdruck. Trotzdem wird man der Entwicklung in den Großstädten auf christlicher Seite in nächster Zukunft »rhohte Aufmerksamkeit schenken müssen. Wenn es drau ßen in, Lande gelungen ist, den planmäßigen Zusammen schluß der christlichen Elternschaft in so erfolgreicher Weise zu fördern, so muß es auch in den Großstädten bei An spannung aller Kräfte möglich sein, die Gleichgültigkeit der Freunde zu besiegen und die Angriffe der Feinde der christlichen Schule obzuwehren. An den katholischen Schulen Sachsens Aiben wir glücklicherweise eine fast restlos geschlossene Einheitsfront für die christliche Schule. Eine besondere Wahlhandlung ist daher auch i» diesen, Jahre an den mei sten katholischen Schulen des Landes nicht erforderlich ge wesen. Das ist ein durchaus erfreulicher Zustund, ein Do kument höchsten Vertrauens zwischen Schule und Eltern haus, zwischen Lehrer und Schüler. Das ist aber auch ein Ehrenmal der katholischen Bevölkerung, die wenigstens in >»Km einen wichtigen Punkt der Fugenderziehung da- Berlin, 8. Juni. Der russische AustenkoinmiHar Tschitscherin solqte am Dienst!,!, in Baden-Baden einer Einladung des Reichs- a»ste»ministers Dr. Stresrman n zu einein Frühstück und hatte im Anschluß hieran init ihm eine liingere Aus sprache. Der Reichsaustenrninisicc nahm hierbei auch Gelegen heit. Tschitscherin die Anteilnahme der Rrichsregicrung zum Tod des Gesandten der Sowjetrepublik in Warschau zum Ausdruck zu bringen. Die in Karlsruhe erscheinende, der Partei Dr. Stress»»,»»-, nahestehende „Badische Presse" macht in ihrer heutigen Aus gabe eine Reihe Angaben über die dreistündigen Minister- besprechungen. Das Blatt schreibt u. a.: Es sei verständlich, dag dem Reichsaußenminister der Besuch des russischen Minister kollegen zu einem Zeitpunkt so kurz nach dem Abbruch der russisch-englischen Beziehungen und direkt vor der neuen Rats tagung in Genf, wo doch unter Umständen neue deutsche Forde rungen gegenüber de» Westmüchten angemeldet werden könnten, nicht besonders angenehm kam, inan glaube annehmen zu dürfen, das, Stresemann Herrn Tschiischerin auch zum Aus druck gebracht habe, dast er den Zeitpunkt seines Besuches schlecht gewählt Hab«. Die neue Aktivität Tschitjcherins sei erklärlich. Besonder, sei der Abbruch seiner, Kur der Absicht entsprungen, die Hände wieder selbst auf das Austenkommissariat in Moskau zu legen, um einmal die europäischen Kabinette zu beruhigen und andererseits tn Moskau zu dämpfen, um weitere Folgen aus dem Abbruch der Beziehungen mit London zu ver hindern. Wie bei Briand habe Tschitscherin auch bei Strese mann Versicherungen dahingehend anznbringen versucht, dag er im Interesse der guten außenpolitischen Beziehungen sich in Moskau in der Richtung bemühen werde, daß die bolschs. wistische Propaganda sich in dem Nahmen halten solle, der die diplomatischen und politischen Beziehungen nicht mehr stören könnte. Bezeichnend für Tschitscherins Willen zur Be ruhigung sei die Eröffnung der Aussprache mit Stresemann ge wesen. Im einzelnen, so schreibt das Blatt, sei natürlich über sie Unterhaltung Tschilscherins-Siresemann keine Mitteilung zu er warten. Tschitscherin scheine der Meinung zu sei», daß sich aus dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit England zunächst keine weiteren Folgen für Rußland ergeben könnte», als sie in der unterbliebenen Anerkennung durch die Tschecho slowakei und Jugoslawien, zu der die beiden Staaten gerave bereit waren, zu erblicke» seien. Was Frankreich und dle letzten Verhandlungen mit Briand betreffe, so habe Tschitscherin wohl aus der Tatsache, daß die sranzösisch-russischsn Verhandlun gen weitergchen. die Folgerungen a.bleitc» können, daß Frank reich noch nicht daran denke, dem englischen Beispiel zu folgen. Stresemann habe Tschitscherin neben dem Hinweis ans die Un bequemlichkeiten, die aus der ungeeigneten Mahl des Zeitpunk tes der Besprechung erwachsen konnten, natürlich auch die be stimmte Versicherung gebe» dücsen, daß sich in der Haltung Deutschlands gegenüber Rußland, wie sie durch den Locarnocrirag mit seiner Auslegung des Artikels ,6 des Völkerbundspaktes und andererseits durch den Rapallovertrag festgelegt wurde, nichts geändert habe und nichts ändern werde. Schließlich brauche es den deutschen Außen minister ja nicht immer in Verlegenheit zu führe», wenn die westliche» Mächte über unsere Beziehungen zu Rußland mehr wüßten, als hinter ihnen stecke schöne Vorbild restloser Einigkeit darbietet, wie es heute in anderen Fragen leider so selten ist. Sorgen wir aber auch dafür, daß diese Vertrauensseligkeit eines Ta ges nicht in Saumseligkeit Umschläge. Denn es stehen kulturpolitische Entscheidungen bevor, die uns den Erfolg nicht kampflos in den Schoß wersen, die vielmehr ein politisches Bekenntnis von uns verlangen, also ein Prüfstein dafür sein werden, ob wi>^ nicht nur aus Bequemlichkeit oder in Worten, sondern in der Tot und in der Wahrheit zur christlichen Schule stehen. Es ist lei der Tatsache, daß die Gegner der christlichen Schule heute auch offene Gegner des T o l e r a n z p r i n z, i p s . des Grundsatzes der Gleichberechtigung der drei Grundschul arten sind, wie er in der Weimarer Verfassung verankert worden ist. Besonders die Sozialdemokratie »rächt in letzter Zeit gar keinen Hehl mehr daraus, daß ne auch in Bor der Antwort Polens Warschau, 8. Juni. Im Zusammenhang mu Sem weiandiemnord fans gestern lit Uhr abends im Belvedere rin« Beratung statt, an der Marschall Piliudski, Vize - Ministerpräsident Bartel, Austen- minisier Zaleski und Innenminister Skaldkowski teilnahmen. — Das Ministerium des Neuster» hat versprochen, den Wunsch der Sowjetgesandtschast, dast der Rechtsvertreter der russischen Ke- sandschast Dr. So ko lass bei der Vernehmung des Mörder» und der gerichtlichen Voruntersuchung hinzugezogen wird, zur endgültigen Erledigung an das Jnituministeriuin weiter;»- leiten. » Der Lext -er rusnicye»» Äole Moskau, Juni. Der knterkmifttsche Außenkommissae Litminofj hat gestern abrnd dem polnischen Gesandten Batet knlgend« Rot« überreicht: „Die Regierung der Somjrtunion rryieir >oevrn die telrgra- phische Mitteilung von der Ermordung des bevollmächtigte« Vertreter» der Sowjetunion in Pole», Wojkow, durch einen russischen Monarchisten. Die Regierung der Sowjet, union kann nicht umhin, eine Parallele zu ziehen zwischen diesem unerhörten Verbrechen und einer ganzenRrihevon Alte», die aus die Zerstörung der diplomati schen Vertretungen der Sowjetunion im Aus lande Hinzielen und eine direkt« Bedrohung de« Frieden« darstellcn. Der Zwischenfall in der russischen Botschaft in Pe- king und im Konsulat von Schanghai, der polizeiliche Angriff gegen die Handelsdelegation in London, der provokatorisch: Bruch der diplomatische» Beziehungen durch England: alle dies« Alte haben die Tätigkeit terroristischer reaktio närer Gruppe» ausgelöst, die in ihrem ohnmächtigen und blinden Hnß gegen die Arbeiterklasse zum politischen Mord ihr« Zuflucht nehme». Die Sowjetunion ist der Ansicht, daß die Ermordung ihres Gesandte» auch eine Folge der Tatsache ist, dast d i e p » l ni s ch« Regierung nicht alle notwendigen Mastnahmen gegen die verbrecherische Tätigtest der russischen gegenrcvolutio- nären Verbände aus polnischem Gebiete ergriffen hat, die bei der gegenwärtigen Spannung der internationalen Beziehungen besonders gefährlich sür die Sache des Friedens ist. Die Regie rung der Sowjetunion hatte bereits früher die Aufmerksamkeit der polnischen Regierung aus die Tätigkeit der meisten Terro- risten gelenkt und hatte sie wiederholt auf die Möglichkeit von Provolationen von seiten dieser Elemente hingewicsen. Di« Sowjetregierung, die infolgedessen nachdrücklich und mit gröstter Entrüstung protestiert, ist der Ansicht, daß die polnische Regierung ihre Verantwortlichkeit an dem Verbrechen nicht bestreiten kann und behält sich das Recht vor, nach Eingang vollständiger und detaillierter Berichte über das in Warschau begangene Verbrechen aus diese Frage zurück- z u l o m m e n." diesem wichtigen Punkte den Geist der politischen Ber« stündigung auf der demokratischen Grundlage eines Kom promisses nicht mehr anerkennt. Es darf darauf hinge wiesen werden, daß sich der K i e l e r P a r r e l i a g ein stimmig zu einer Entschließung bekannt hat. in der es unter anderem heißt: „Die Sozialdemokratie erstrebt di« Weltlichkeit des gesamten öffentlichen Schul-, Erzie- hnngs- und Forschungswcsens . . . Die Ausschaltung der trennenden religiös-weltanschaulichen Gegensätze ist eine wesentliche Voraussetzung sür die Schaffung leistungs fähiger Echulkörper und für die Erzielung pädagogisclzek Höchstleistungen." Mit solchen Phrasen sucht eine Partei ihre schulpoiitischeu Ziele zu begründen. die nichts GeriM geres uorhat, als ihre parteipolitische Engherzigkeit aus dem Wege über die Schule schon in die Köpfe der Jugend hineinzutragen, die ossenbar mit der Klalsenk am v st