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Wilsdruffer Tageblatt Ilafionale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Tazebiatt» erscheint täglich n»chni. S Uhr für de« ,e» Tag. »egugLpreis: Bei Abholung in »eschLstostelle und den Au«,-bestellen 2 Mit. im Monat, bei Z-stelkn«, durch die Boten 2,3V Md., bei Postbestellun« t Mk. zuzüglich Abtrag» , . ., -„ . gebühr. Einzelnummern MPsg. AllePostaastalteu 28vchöNölü11 fÜV tWNHokUff N. UUlgküLRv PostbotenundunscreAur, doüger uud Drschäflsftelle» ——nehmen z» jeder Zeit B-- Anzeigenpreis: dieügespaltenrNaumzeileMDoldpsennig, die -gespaltene geile der amtlichen Bekanntmachungen 10 Goid-, pfenntg, die s gespaltene Redlamezeile im textlichen Teile 1VÜ Goldpfcnnig. Rachweisungsgebühr ra Goldpsennig. Vor- geschrlebeneErscheinungs. „ tag-und Platzvorschriste» werden nach MS,ltchdei, Fernsprecher: Amt Wllsdruff Nr. 0 berücksichtig!. Anzeige». B«»7»^s«°.-^üchs^du« 8n^°»Ä» d«chHknmf üb'^tittÄ.n Anzeigen «b--n-hm-n wir Keene Garantie. Jede. 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Die übrigen nach Auffassung der Botschafterkonferenz noch nicht geklärten Fragen der Militärkontrolle sind bisher nicht in schriftlicher Form behandelt worden. Die Frage des Oberbefehls gilt auch für die Gegenseite jetzt als end gültig geklärt, über die Forderungen — auch über die Titel und Orden. Es hat schon Stofs zu manchem billigen Witz gegeben, üls angekündigt wurde, es würden in nicht allzu langer Zeit jene Verfassungsbestimmungen abgeändert werden, üe die Titelverleihung ebenso beseitigen wie die Verleihung von Orde n. Man kann darüber spotten, aber mit gewisser Ein schränkung, denn die menschliche Eitelkeit ist nun einmal itwas Naturgegebenes, unabhängig von Raum und Zeit. Das gilt für alle Völker und alle Zeiten; allzuviele gibt 's auch, die die Verleihung eines Ordens oder eines Titels als heißersehntes Entgelt betrachten, mehr manchmal als Neld und Gut. Man Weitz ja, daß auch die erste Franzö sische Republik den Orden der Ehrenlegion schuf, jenen Orden, der seitdem über hundert Jahre hindurch für jeden Franzosen und sür manchen Ausländer lockendstes Ziel war. Und als Napoleon erster Konsul wurde, da hat er rs an der Verleihung von Würden und Titeln nicht fehlen lassen, hat mit der menschlichen Eitelkeit spekuliert und viese Spekulation ist immer richtig gewesen, hat noch nie getrogen und — ist sehr billig. Ehe die Verleihung von Titeln und Orden verboten wurde, ist durch den Kommer zienratstitel, ist durch die Gewährung eines höheren Ordens mancher zur Hergabe größerer Mittel für eine ganze Reihe von Zwecken veranlaßt worden, die es er tragen ließen, daß der Titel, der Orden doch eigentlich ge saust waren. Auch Deutsch-Österreich und sogar die Sowjet republik haben ihre Orden. Daß Bayern vor einiger Zeit einer Reihe von Persönlichkeiten den Ratstitel ver lieh, trug zwar diesem Lande zunächst den Vorwurf ein, sich nicht um die Verfassung zu kümmern, blieb aber ohne jede praktischen Folgen. Die verschiedenen Negierungen versuchen natürlich, dieser Ausnutzung menschlicher Eitelkeiten einen Mantel umzuhängen, den man gerade für einen solchen Zweck immer bereit hat. So hörte man soeben auch wieder aus dem Reichsministerium des Innern, daß sich aus dem bis herigen Verbot Unzuträglichkeiten ergeben hätten rind daß man sich mit Plänen zu einer Neuordnung beschäftige. Gewiß wird cs manchmal sehr angenehm sein, namentlich solchen Ausländern den Dank Deutschlands durch Ordensgewährung oder Titelverleihung zum Ausdruck zu bringen, wo ein m a t e r i e l l e r Dank eine Unmöglichkeit ist. Schwieriger wird die Frage nun allerdings, wenn man sich einmal überlegt, in wessen Händen denn nun die Beschlußfassung über die Titelverleihung und die Ordens gewährung liegen soll. In Bayern hat dies Recht sich das Gesamtministerium Vorbehalten, das ja die Souverä nität des Volkes nach der Verwaltungsseite hin vertritt. Ebenso ist es in Deutsch-Osterreich geregelt. Sollte man die Verleihung von Orden wieder ein- tuhren wollen, so muß man auf das sorgfältigste vermei- im Wert durch allzu häufige Verleihung verdient werden sollen der der Itel nicht aber, wie früher allzu häufig, erdrent. Die Auszeichnung soll nicht dazu da sein, lediglich Knopflochschmerzen zu beseitigen, oder nur weil jemand Geld und gute Worte daransetzt, sich die Frack klappe schmücken zu lassen. Da mag ein Titel helfen, besonders, da ja so mancher Neureiche schmerzlich genug empfindet, titellos durch das Dasein pilgern zu müssen. Man gewähre ihm dieses Feigenblatt für seine allzu menschliche Eitelkeit. Freilich ist die Bewertung der Titel doch eine andere geworden und selbst ein Minister ist jetzt nicht mehr eine Persönlichkeit, deren Würde, deren Höhe jede Vertraulich- keit entfernt. Es muß übrigens sestgestellt werden, daß z. B. der Litel etwa eines Staatsministers a. D. recht hartnäckig wertergesührt wird, auch wenn der Betreffende, von der Gunst der Stunde emporgehoben, auch nur ein paar Wochen oder Monate auf dem Ministerfessel saß Das politische Schicksal der oberen Staatsfunktionäre ist ja heute häufig ein recht ungewisses; aber billiger ist es sicher, wenn man ihnen bei ihrem politischen Tode einen recht schönen Orden oder Titel verleiht als etwa eine hohe Vension bewilligt. Es ist überflüssig, vielleicht schädlich, die Dinge nicht so ru nehmen wie sie sind, vor allem, sie nicht soauszu - nutz e n wie das möglich ist. Die menschliche Eitelkeit ist aber^nün L nicht zuletzt Politisch verwertbare Tatsache und sie läßt sich in Rechnung stellen. Geßler über Seeckts Rücktritt Deutscher Reichstag. (232. Sitzung.) 08. Berlin, 10. November. Auf der Tagesordnung steht zunächst die Abstimmung über vcn kommunistischen Mißtrauensantrag gegen die Regierung. Der Antrag wird bei Stimmenthaltung der Deutschnationalcn zegcn die Kommunisten und Völkischen ab gelehnt. Mit »emselben Stimmenverhältnis wird auch der völkische Mitz- lraucnsantrag gegen die Negierung abgclehnt. Nach der Ablehnung eines kommunistischen Antrages zur Ausnahme der Aussprache über den Stand der Erwcrbslosen- ragc wurde die erste Beratung des Nachtragsetats fortgesetzt. Reichswehrm-nister Dr. Gsßler ging auf die Entlassung des Generalobersten von Secckt ein und meinte, der älteste Sohn des Kronprinzen fei einige Wochen zur militärischen Dienstleistung dem Infanterie regiment Rr. 9 bei einer Übung in Münsingen zugeteilt worden. Diese Sache sei eine außenpolitische und innen politische Unmöglichkeit. Außenpolitisch unmöglich, weil sie mit den Erklärungen in Widerspruch stehe, die die Reichsregierung abgegeben hat, daß sie ungesetzlichen Ein stellungen in die Reichswehr mit absoluter Strenge entgegen- tretcn werde, unmöglich in einem Augenblick wo Deutschland dafür kämpfe, daß endlich mit dem demütigenden System der Militärkontrolle ein Ende gemacht werde. Das Vorkommnis iei auch innenpolitisch eine Unmöglichkeit, weil es im Wider spruch stehe mit den Erklärungen, die er, der Minister, in diesem Hause abgegeben habe. Seit Jahr und Tag bemühe er sich unter Aufbietung aller Kräfte, die Reichswehr aus der Atmosphäre des Mißtrauens hrrauszubringen, aus der sie unter allen Umständen hrrausmüsse. Er lasse sich dabei nicht beeinflussen von professionellen Hetzern gegen die Reichswehr, aber er trage den verfassungstreuen Parteien gegenüber die Verantwortung. Es fei deshalb ganz ausgeschlossen, daß ein Prinz, der immerhin in gewissen Kreisen alS TronPratendcM gelte, in einer ungesetzlichen Weise in die Reichswehr aufge- nommcn werde. Dafür habe ihm gegenüber Generaloberst von Seeckt volle Verantwortung übernommen. General von Heye, der jetzt die Leitung übernommen habe, hätt^ damit eine fchwierige Ausgabe bekommen. Er werde sich vor falschen Freunden hüten müssen, vor Leuten, die sich an ihn herandrängen werden und die kein Verständnis hätten für die Verpflichtungen gegen die Republik, die man mit dem Eid aus die Verfassung übernommen habe. (Lebhafte Zu stimmung.) Herr von Heye wäre gern in den Reichstag ge kommen, um sich vorzustellen. Er werde das beim Heeresetat tun. (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.) Daraus konnte sich keine andere Folgerung ergeben, als daß der Ches der Heeresleitung seinen Abschied nehmen mußte. Wie der Minister weiter aussühne, hätte er von oen Vorgängen keine Kenntnis bekommen. Aus seiner Darstellung ginge hervor, daß das, was geschehen sei, nicht ein Akt des Starrsinns war, sondern der Staatsraison. Diese sei stark genug, sich gegen jedermann durchzusetzen; das habe dieser Fall bewiesen. Es sei tragisch, daß sie sich auch gegen jemand durchsetzen mußte, der so außerordentlich viel zur Stärkung der Smats- auiorität beiaetraaen babe. Er. der Minister, bätte es aü- A geicym, tn Fragen der Staatsraison Kompromisse zu macneu. Der Übergang habe sich ohne jede Erschütterung vollzogen. Das sei ein Beweis einerseits von der Loyalität des Herrn von Seeckt, andererseits dafür, wie festgefügt die Reichswehr dastehe. Abg. Ersing (Ztr.) warf die Frage aus, wie die Kosten für den Nachtragsetat, die zusammen mit den Dawes-Lasten über eine Milliarde ausmachen, aufgebracht werden sollen. Der Redner ging dann auf die Abfindungsfrage ein und meinte, daß der Hohenzollern-Vergleich in Preußen unvorteilhafter sei als das Reichstagskompromiß. Das Fürstensperrgesetz müsse verlängert werden. Abg. Dr. Cremer (D. Vp.) lehnte die sozialdemokratischen uud kommunistischen Anträge zur Fürstcnsrage ab, weil die Fürsten nicht anders als andere Staatsbürger behandelt werden dürften. Seine Partei sei überzeugt, daß die Reichs wehr jetzt konsolidiert ist. Sie diene dem Staate so wie er ist: loyal und ohne heimlichen Vorbehalt Einer zeitgemäßen Reform der Weimarer Verfassung würde feine Partei sich nicht widersetzen. Sunchuanfangs Armee in der Auflösung. Ein Aufruf der Pekinger Negierung London, 10. November. Wie ans Schanghai gemeldet wird, hat General Sunchuanfang das Los seines Vorgängers Wupeifu bereits geteilt. Seine Armee befindet sich in Nanking in vollster Auflösung. Die Kantontruppen gehen in Eilmärschen auf Nanking vor. Unter diesem Eindruck hat sich die Pekinger Zentralregierung an alle Mililärbesehlshaber gewandt, die Feind seligkeiten einzustellen und die Zukunft Chinas einer National versammlung zu überlassen. Nm die Aufhebung der Mtlisärkontrolle. Der englische Standpunkt. Paris, 11. November. Wie die Telegraphen-Union von guLunterrichteter englischer Seite erfährt, hat der englische Bot schafter in Paris, Lord Crewe, im Auftrage der englischen Re gierung Briand bei seinem Empfang am Dienstag vormittag mst- geleilt, das; nach englischer Aufsossung die Aufgabe der Inter alliierten Militärkontrollkommission in Deutschland beendet sei, da Deutschland die am Versailler Vertrag ihm auferlegten Ab- riistungsbestimMUNgen durchgeführt habe. Den:. Uebergang der MMärkontrolle auf den Völkerbund stände nach Auffassung der ! enalischen Regierung nichts mehr im Wege. General Walch hat am Dienstag Briand erklärt, das; hie zwischen der Roichs- regicrung und der Interalliierten Militärkontrollkommission noch bestehenden Streitpunkte nicht so erheblich seien, daß deswegen die Aufhebung der Interalliierten Militärkommission verzögert wer den müßte. Auch er soll damit einverstanden gewesen sein, daß ihre Befugnisse demnächst auf die Organe des Völkerbundes über gehen. Wie in gut unterrichteten französischen Kreisen verlautet, wird General Walch dermrächst nach Berlin reisen, um mit den deutschen Behörden eine letzte Rücksprache zu haben. Man er wartet ihn vor Beginn der Völkerbundsratssitzung nach Paris ! zurück. Verwertung der ehemaligen Milftärgebäude — finden ! mündliche Verhandlungen mit der Interalliierten Kon- t trolkommission und mit der Botschafterkonfereuz statt. ' Diese Verhandlungen sollen möglichst beschleu- f nigt werden, damit bei dem Zusammentretcn des Völker- z bundrates im Dezember der Übergang der Militär- § koutrolle an den Völkerbund beraten werden kann. Neuer Konflikt in der SNverdSlosenftage. Der Sozialpolitische Ausschuß aufgeflogen. Im Sozialpolitischen Ausschuß des Reichstages stand der Regierungsentwurs über die K r i s e n f ü r f o r g e zur Debatte, wonach den ausgesteuerten Er werbslosen Unterstützungen bis zum 31. März gezahlt werden sollen. Ein deutschnationaler Antrag, die aus gesteuerten Erwerbslosen wie bisher durch die Wohl fahrtspflege unterstützen zu lassen, wurde abgelehnt. An genommen wurde jedoch mit den Stimmen der Kom munisten, der Sozialdemokraten, der Deutschnationaleir s und der Völkischen, also den Hauptparteien der Oppo sition, ein kommunistischer Antrag, der sämtliche Be schränkungen in der Erwcrbslosenfürsorge auf heben und die Zahlung der Unterstützung unbegrenzt fortführen wollte. Hierauf erklärte der Ausschußvorsitzendr, Abg. Esser (Ztr ), daß der Regierungsentwurf gefallen sei und die Beratungen ausgesetzt werden müßten. Er schlug vor, am Donnerstag die Beratung des Arbcitsge- richtsentwurfs vorzunehmcn. Hiergegen erhob Abg. Andrö (Ztr.) Einspruch, indem er erklärte, daß die Ver treter der Regierungsparteien sich nicht in weiteren Bera tungen des Ausschusses beteiligen könnten, bis nicht eine Klärung der Mehrheitsverhältnisse erfolgt sei. Die Vertreter der Ncaierunasvarteien könnten sich Mckft ms Ha mpeimanner behandeln und sämtliche Anträge und Abmachungen unter den Tisch fallen lassen. Der Vertreter der Deutschen Vokkspartei schloß sich aus drücklich diesen Erklärungen an. Hierauf vertagte sich d r Ausschuß. Dieser Vorgang im Sozialpolitischen Ausschuß hat in parlamentarischen Kreisen großes Aufsehen hervor gerufen. Es ist eine Art K r i s e n st i m m u n g entstan den. In Kreisen der Regierungsparteien machen sich Stimmen geltend, die aus der gegenwärtigen Lage keinen anderen Ausweg sehen als n e u e R e g i e r u n g s k o a - liNon oder Auflösung. Nis erhöhte ArheLLsLssenurrLsrstützung Die Verordnung der Reichsregierung. Wie amtlich nütgeteilt wird, sind die Höchstsätze der Erwerbslosenfürforge durch Anordnung des Reichs- urbeitsministers vom 8. November 1926 nach Benehmen mit dem Verwaltungsrat des Reichsamts für Arbcits- vermittelung mit Wirkungvom 8. November 1926 heraufgesetzt worden. Die Erhöhung betrügt für Erl werbslosc, die keine Familicnznschläge beziehen und nicht dem Haushalt eines anderen angehören, 15 26, für alle übrigen Hauptunterstützungsemyfänger 10 Ferner ist die obere Grenze für die Erwerbslosenunterstützung in der Weise erweitert worden, daß auch für das vierte Kind (den fünften Familienangehörigen) der Familienzuschlag voll gezahlt wird. Die Anordnung gilt bis zum 31. März 1927. Soweit die Gesamtunterstützung den durchschnittlichen Arbeitsverdienst vergleichbarer Arbeitnehmergruppen er reichen würde, dürfen die Familienzuschläge die Unter stützung, die der Erwerbslose für seine Person erhält (Haup.tnnterstützung), nicht übersteigen. Die selbständigen