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PoußliiMchcr Alytigcr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MMMekeiizilMr Jahrgang. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses crsLün: wctcn:'.'L viermal, und '.w— Dirnfta^s. Ntirrwocks. Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher präaum«- ru!i<in enwicbtcn ist. auch bei Beziehung Lurch die Post, I Dnlr. '26 9lgr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, pärer eingebende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Eiuzei me mir n Ngr. — Für die auswärtigen .V.önigl. G.'r.änsürtt.'r und L'.rdträtde, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pauia bei Herrn Natbs!ellervaL:e: Ä. Q'chüo. in Elsterberg bei Herrn F. L. Feustel, in Lchöuecl bei Herrn Eduard Meyer, m Mühltroff bei Herr» Chausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. LIA. 2«. Juli 1864. AuS dem Jahresbericht des Vorstandes der Ptauenschen s Turnerschaft. Di: Veröffentlichung eines Auszuges aus dem Jahresbericht wird wohl Niemandem unzweckmäßig erschein n, der bedenkt, daß der Turnerei die Oefsent- lichkeit ist, was das Sonnenlicht und die frische, freie Luft dem Baume. Be sonders aber dem Turner ist eine offene und aufrichtige Darstellung seiner Sache unentbehrlich, will er anders fortschrelten. Ter erhebende Gindruck, den das leipziger Turnfest auf alle Theilnehmer gemacht, hatte auch bei uns die erfreuliche Wirkung, daß dw Bestrebungen, die bisher getrennten beiden Turngenossenschaften dem Ziele der Einigkeit näher zu bringen, mit dem besten Erfolge gekrönt wurden. Nach kurzen Vcrberathungen unter den Vorständen ward im November v. I. von beiten Vereinen ein Grund gesetz angenommen, welches die Leitung der gesummten turnerischen An gelegenheiten in die Hände eines Ausschusses legte, zu dem jeder Verein 10 Abgeordnete und 5 Stellvertreter absendet. Die Wirksamkeit dieses „Ausschusses der Plauenschen Turne,schäft" hat in der kurzen Zeit seines Bestehens — seit 13. December 1863 — noch keine umfangreiche sein können, indeß ist sie nicht ohne Früchte gewesen. Zuerst hat er dafür Sorge getragen, daß Ordnungsübungen in militäri scher Weise mehrere Monate lang unter Leitung eines gedienten Militärs be trieben wurden. Wenn dieselben auch nur etwa ein Vierteljahr lang einen Theil des regelmäßigen Turnbetriebes ausmachten, so stnd sie doch nicht ohne Einfluß auf die Ausführung der turnerischen Uebungen gewesen. Leider ist es den Betheiligten nicht vergönnt gewesen, über die ersten An fänge des militärischen Exercitiums hinaußzukommen. Der Ausschuß hat sodann Sammlungen für Schleswig-Holstein eingerich tet, deren Erträge dem hiesigen HilsScomite zugeflossen sind. Es läßt sich nicht leugnen, daß das Ergebniß derselben ein besseres hätte sein können und sollen. Wenn auch ein nicht unbedeutender Theil der Mitglieder zu den von dem hie sigen Eomite veranstalteten Sammlungen beigesteuert hat, die große Masse der Turner ist theilnabmlos geblieben. Sie hat offenbar nicht das Bewußtsein ge habt, wie wichtig diese nationale Angelegenheit für unser Vaterland ist. Sie gleicht leider einem großen Theile der übrigen Bevölkerung, der nur dann thätig eingreift, wenn die zwingende Nothwcndigkeit an ihn herantritt. Erklären läßt sich diese Lauheit, die sich nicht blos bei dieser Gelegenheit gezeigt bat, aber zu entschuldigen ist sie durchaus nicht. So ist es auch mit der Theilnahme an, Turnen. Im vergangenen Jahre, vor dem Leipziger Feste, drängte man sich förmlich zu den Vereinen, allein der Zuwachs war nur äußerlich, indem von denen, die sich anmeldeten, nur ein kleiner Theil damals activ war und nur wenige auch nach dem Feste fort turnten. Die Mitgttederzahl beider Vereine ist sich allerdings gleich geblieben, allein von den mehr als 600 Turnern, welche die Planensche Turnerschaft bilden, turnt durchschnittlich ein Sechstel regelmäßig, ein anderes Sechstel er scheint ab und zu, ein drittes findet sich ein, wenn ein Turnfest im Anzuge ist; die ganze andere Hälfte erscheint gar nicht. Rechnet man auf diese letztere etwa 100, denen Alter oder Körperbesckasfenheit die thätige Theilnahme verbietet, so bleiben immer noch Hunderte übrig, die zwar Turner heißen, aber nicht turnen — aus leidiger Bequemlichkeitsliebe. Die Gelegenheiten zum Turnen, im Sommer wie im Winter, sind bei uns so schön wie irgendwo anders, darum ist es recht betrübend, daß die Theilnahme selbst so gering bleibt. Möge es bald damit besser werden! Der Turnbetrieb dagegen zeigt Fortschritte gegen früher. Es kommt daS Schulturnen, d. h. das regelmäßig, stufenweise fortschreitende Turnen immer mehr zur Anerkennung, die Frei- und Ordnungsübungen finden bessere Wür digung, so daß das Kunst- oder Kunststückchenturnen allmählig in die ihm ge bührenden Schranken zurücktritt. Doch leiden die darauf hinzielenden Bestre bungen sehr durch die eben gerügte unregelmäßige Betheiligung beim Turnen, und dann wäre zu wünschen, daß die Leitung der Uebungen in der Hand eines tüchtigen Turnlehrers läge. Als ein Mittel zur Förderung der Turnsache empfiehlt der Ausschuß den Turnern, die deutsche Turnzeitung fleißiger zu lesen. Bei dem ungemein billigen Preise von 12 Ngr. vierteljährlich wird es auch dem weniger Bemittelten mög lich sein, sie zu lesen, wenn er sich mit andern, Turnern oder Nichtturnern, die in seiner Nähe wohnen, verbindet. Es mögen z. B. 12 zusammentreten, so wird der Beitrag von einem Groschen vierteljährlich Niemandem beschwerlich fallen. Sodann hat der Ausschuß angeordnet, daß genaue statistische Notizen über den Turnbesuch geführt weroen; der Zweck dieser Maßregel ist selbstverständlich. Die Hauptthätigkeit des Ausschusses war auf die Vollendung des Turn hallenbaues, die Regulirung des verwickelten Rechnungswesens und die Fest setzung des Haushaltplanes gerichtet. Ein genauerer Bericht darüber wird baldigst veröffentlicht werden, für jetzt nur die Notiz, daß die Turnhallenbau- Nechnung mit ca. 7300 Thlr. abschließt. Gedeckt ward diese Summe durch 4600 Thlr. Sparkassengelder, 1600 Thlr. Actien, das Uebrige aus der Kaffe der beiden Vereine. Der Ausschuß kann nicht umhin, auch bei dieser Gelegen heit allen denen, die das Werk haben fordern helfen, seinen Dank auszusprechen. Zeitungen. Jüchsen. Leipzig, 11. Juli. Der Plan, Herrn v. Beust durch ein „National geschenk" die öffentliche Zufriedenheit mit seinem Verhalten als Bundeslags gesandter in London zu bezeigen, fand seiner Zeit wenig Anklang und galt bald für beseitigt. Man erfährt aber jetzt aus sicherster Quelle, daß nach erlangter Einwilligung des genannten Staatsmanns im Königreich Sachsen unter der Hand die Zeichnung von Beiträgen sür jenen Zweck betrieben und bewerkstelligt worden ist. Die bis jetzt gezeichnete Summe soll sich auf 30000 Thlr. belaufen. Dresden, 18. Juli. Gestern, Sonntag, den 17. Juli, fand hier, vom schönsten Sommerwetter begünstigt, unter sehr zahlreicher Theilnahme das Turn fest des Gauverbandes der sächsischen Mittelelbe statt. Beim letzten Königsschießen zu Meißen wurden an den zwei Frühstücks von den Schützen 18 Fässer Wein, vom Kaufmann Weineck zu Meißen gelie fert, getrunken. Somit kämen auf jeden dieser zwei Tage 1000 Flaschen. Es dürfte für den Leser interessant sein, die gerichtlichen Folgen zu er fahren, die jener traurige Fall hatte, den wir im Winter d. I. aus Meißen erzählten, wo der Bezirksgerichts - Actuar Bernhard allda eine Frau mit dem Stuhlschlttten auf dem Elbeise hinfuhr und mit ihr in s eisige Wasser stürzte. Er wurde gerettet, sie ertrank und wurde bekanntlich erst nach dem Eisgänge wieder aufgefunden. Der Herr Staatsanwalt Hentzschel zu Meißen erhob An-