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Dresdner Journal : 15.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188109158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18810915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18810915
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-09
- Tag 1881-09-15
-
Monat
1881-09
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Journal : 15.09.1881
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M 215 Donnerstag, den 15. September. 1881. Ld«»»«»«»t»pr«l»r I» x-LX» n»t-u«: dLdrticd: . . 18 Stark. jtjLkrUvd i 4 Stark 80 kk. Lioaelav Kummer»: 10 kk L—rkald de» deut»et>eo Leiokv» tritt kout- »ad 8temp«Ir»«:KIa8 diu»». luseratenprel«« r kür den kaum siner ^eapalteuen ketitrsile SV PL. Vater „Liossravdt" dis Lette 80 kk. rravdvlaea, arit Luinadiuv der 8o»n- aod keierta^* Ldend» tdr den tollenden RrMerÄmmml. Verantwortliche Redattion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. I»»«rat»aaa»ad»« »a»Mkrt»r I^lpalU: n dtra«»dit«tter, VamariaaiaaTr dx l)r«»dn«r dournal»; «—dar» LarUa Vt« Latpat, L»—I Nr—I», »raaNearr a. Laa»en»t«« t t^v-ter,' N«rU» Vt„ -«Edv,- knU-L»tx»t» «raatdart a. ». »8»«L«a: L-d Lto— N»rll»:S.^on»»et, Iavattd«»daak, Nr—a^LSedlott«, Nr»»l»»: L Star»-«,'» Nürvau; »raaickarl ». ».: L ^ae-«-'»odv öucddiodluoz; vörllt»: (S LtM«r,' «aaaovriö Sc?»a»»ter, kart» NerUa-«raaklar» a. ». »tattert: Da«-« L 6o., Lamdar,: D L1«»d-x,, -td. St«»«-. U « r, » » » « d » r, Lvnist. Lipedition des Oreadnsr donrnal», Oreadeo, /vtn^errtra— t^o. SV. - der Außen Alster sind an vielen Stellen pompöse Ehren« Pforten und Blumenpyramiden errichtet. Von Haveste- hude nach der Uhlenhorst ist eine auf 76 Schuten ruhende Brücke über die Alster erbaut, welche im reichsten Blumenflor, darunter 16000 Georginen, prangt. Auf der Sierichbrücke ist ein von einer mäch tigen Kaiserkrone überragter Triumphbogen in Kuppel- form erbaut, welcher durch vier vom Bildhauer Pfeifer hergesteüte Figuren in mittelalterlicher Tracht geziert ist. Auf der Schwaneninsel in der Alster ist ein Springbrunnen angelegt, welcher armdicke Wasser» strahlen 60 Fuß hoch emporsendet. Der Schmuck de« HasenS und der angrenzenden Straßen macht einen geradezu überwältigenden Eindruck. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Hamburg, Dienstag, 13. September, Nacht». (W T. B.) In Erwartung de» morgen bevor stehenden Besuch» Sr. Majestät de» Kaiser- gab sich schon vom Nachmittag an eine außerordentliche Bewegung der Bevölkerung kund. Große Menschenmassen durchzogen die auf das Reichste geschmückten Straßen oder begaben sich nach Altona, um der dort bevorstehenden Ankunst de» Kaiser» (vgl. die „TageSgeschichte" unter Berlin) beizuwohnen. Durch reichen Schmuck tritt ganz besonder» die Große Bleichen hervor, woselbst eine via trinvapbalis auS 34 haushohen mit Tannenguirlanden geschmückten Mastbäumen errichtet ist. Die Straßen bi» zum Jenisch'schen Hause, wo morgen da» Diner stattfindet, sind mit Guirlauden vollständig überdacht, am HauS- eingang ist ein kostbarer Baldachin von Seide errichtet. Die Lombardsbrücke ist mit Blumen, Laubguirlanden, vier kolossalen Basen, Blumenschalen, Fahnen und Bannern geradezu feenhaft geschmückt. Rundum au Agram, DienStag, 13. September, Abend». (Lorr.-Bur.) Die Landtag-Wahlen aller 3 Bezirke Agrams ergaben glänzende Majoritäten für die Regierung. Die Wähler deS dritten Bezirk» über reichten dem Banu» in feierlichem Auszug eine seidene, mit dem Bildniß de» Banu» geschmückte Fahne. Lon den bekannten 32 Wahlen gehören 21 Sitze der Regierung. Zara, DienStag, 13. September, AbendS. (Lorr.-Bur.) Wegen der am 8. d. M. stattgefun- denen Jnsultiruvg der nationalen dalmatinischen Abgeordneten wurden 8 Personen, sämmtlich Auto nomisten, in erster Instanz verurtheilt. Paris, Mittwoch, 14. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Wiederbeginn der Verband- lungea, über den englisch-französischen Handels vertrag ist auf den 1V. d. Mtt. festgesetzt. Bern, DienStag, 13. September, AbeudS. (W. T. B.) Der Bundespräsident Droz und die BundeSräthe Schenk und Ruchonnet haben sich heute mit dem Oberbauinspector v. SaliS nach dem von einem Bergsturz heimaesuchten Dorfe Elm im Canton GlaruS begeben. (Bgl. die Rubrik.Vermischtes" in der Beilage.) Loudon, Mittwoch, 14. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „TimeS" melden auS Kou- stantinopel, ein vorgestern abgehalteaer Mi- nisterrath habe beschlossen, einen kaiserlichen Com- miffar nach Aegypten zur Untersuchung der dor tigen Vorgänge zu entsenden. St. Petersburg, DienStag, 13 September, AbendS. (W. T. B.) Die „Agence russe" meldet: Der Leiter der auswärtigen Angelegenheiten, Staatssekretär Geh. Rath v. GierS, expedirte ein telegraphisches Circular an die Vertreter Ruß lands im AuSlanbe, welche» nächsten» im offi- ciellen Blatte veröffentlicht werden wird, von Danzig au». In dem Circular thrilt Geh. Rath v. GierS mit, daß eine Entrevue zwischen dem Kaiser Alexander und dem Deutschen Kaiser stattgefunden, mit dem Hinzufügen, daß die engen Bande der Verwandtschaft und traditio nellen Freundschaft, welche beide Souveräne verbinden, genügten, um die Beweggründe der Entrevue zu er klären und ihren Charakter zu bezeichnen. Er wolle aber constatiren, daß der warme, herzliche Empfang, der dem Kaiser von Rußland zu Theil geworden, voll ständig den eigenen Gesinnungen desselben entspreche. DaS Circular betont schließlich, daß die Entrevue für die Beständigkeit der zwischen beiden Ländern in ihrem gegenseitigen. Interesse, sowie im Interesse des allge meinen Frieden- bestehenden Beziehungen Zeugmß ablege. Wie die „Agence ruffe" weiter meldet, über reichte der General v. Werder im Augenblicke der Abreise dem StaatSsrcretär Geh. Rath v. Gier» eine hohe OrdeuSdeeoration. Amtlicher Theil. Drr»den, 14. September. Se. Kaiserliche und königliche Hoheit Erzherzog Leopold, Prinz von ToSkana, ist heute Vormittag 11 Uhr 34 Min. von Leipzig hier eingetroffen und hat Sich in da- Hoslager zu Pillnitz begeben. Bekanntmachung, die Ausgabe neuer Zinsbogen zu den 3A> König!. Sächf. Staatsschulden - Cassenscheinen vom Jahre 1855 betreffend. Gegen Rückgabe der im Termine 30. September 1881 ablaufenden Talon- der oben bezeichneten Staats schulden-Cassenscheine sollen vom 15. September diese» Jahre» an neue ZinSdocumente, bestehend au- Talon und Cou pon- auf die 12 Halbjahrstermine 31. März 1882 bi» mit 30. September 1887, bei der Staatsschulden- Buchhalter ei in Dresden und der Lotterie-DarlehnS« casse in Leipzig wochentags während der Vormittags stunden zur Ausgabe gelangen. Die abgelaufenen Talons sind, sofern der Umtausch nicht sogleich abgewartet werden kann, mittels dov- prlter, nach der Nummerfolge geordneter Verzeichnisse, zu welchen Formulare bei den genannten Stellen zu haben sind, einzureichen. Der Umtausch der Talons erfolgt bei der Staats schulden - Buchhalterei in Dresden thunlichst nach der Reihenfolge der Anmeldung und Zug um Zug. kleinere, bis 10 Talon- zählende Posten haben aber hierbei, um größeren, den schnellen und geregelten Ge schäftsgang hemmenden Personenansammlungen vorzu- beugen, größeren Posten voranzugehen. Bei der Lotterie-DarlehnScasse in Leipzig dagegen wird den Einreichern zunächst das eine Exemplar des Liefer scheins quitttrt auSgehändigt, gegen dessen Rückgabe die neuen ZinSbogen 8 Tage später in Empfang ge nommen werden können. Auswärtige Interessenten haben, da die Umtausch stellen wegen der Talonauswechselung Schriftenverkehr nicht führen können, den Umtausch entweder persönlich oder durch im Orte wohnhafte Beauftragte zu besorgen. Dresden, den 31. August 1881. -er L»idt«g»a»ssch»ß zu Verwalt»» »er Staatrschalde» Dr. jur. Minckwitz. St. Petersburg, Mittwoch, 14. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein kaiserlicher UkaS ord net die Einsetzung einer Localcommisfion zur Br- rathung derJudenfrage in denjenigen Gouvernements an, iu denen die Juden einen bedeutenden Theil der Bevölkerung auSmachen. Diese Commission, bestehend auS Vertretern verschiedener Zünfte und Gesellschaften unter dem Vorsitze deS Gouver- ncurS, soll die nöthigen Thatsachen sammeln. AuS eigener Anschauung find dem Ministerium deS Innern diejenigen Zweige der ökonomischen Thätigkeit der Juden zu bezeichnen, welche auf die Existenz der Stammbevölkerung schädlich einwir ken, und innerhalb zweier Monate Vorschläge zur Abhilfe zu machen. Durch ein Circular des Ministers de» Innern wird dieser UkaS den Gouverneuren bez. Generalgouverneuren von Kiew, Wilna, Charkow, Odessa, MivSk, Mohilew und WitebSk bekannt gegeben. Konstantinopel, DienStag, 13. September, AbendS. (W. T. B.) Wir eS heißt, wird die Pforte ihren ersten Delegirten bei der internatio- nalen Kinanzcommisfion, Server Pascha, alS außer ordentlichen Commissar nach Aegypten entsenden. Washington, Mittwoch, 14. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie auS Lougbravch gemel det wird, verließ der Präsident Garfield gestern zum ersten Male da» Bett nnd brachte eine halbe Stunde im Lehnstuhle ohne Ermüdung zu. ES soll dies täglich wiederholt werden, so lange der Zustand deS Präsidenten günstig bleibt. Die Luvgenaffection verschwindet. Nach dem officiellen Telegramm von gestern Abend war der Appetit und der Schlaf Garfield'S gut; die Wunde und die Einschnitte in der Um gebung derselben sehen besser auS. Die Geschwulst ist im Wesentlichen befriedigend, die Temperatur und Respiration normal, die PulSbeweguug weniger zahlreich und fester. Nur der untere Theil deS rechten Lungenflügels veranlaßt noch Besorgnisse. Dresden, 14. September. Die in Konstantinopel versammelten Dele- girten der europäischen Besitzer türkischer Bond- entfalten nicht nur eme lebhafte, sondern auch eine bei Berücksichtigung der Finanzlage der Pforte Erfolg versprechende Thätigkeit. Vor Allem scheinen die Delegirten von der concilianten Halmng der Ga- lataer Bankier- befriedigt zu sein, welche gegenwärtig die Inhaber der 6 indirekten Steuern sind und dem Vorschläge, einen Theil ihrer Einkünfte aus den in« directen Steuern den europäischen BondLbesitzern ab zutreten und die 8 Proc. Zinsen, welche ihnen gegen wärtig von der Pforte berechnet werden, auf 5 zu reduciren, selbst entgegenkamen. Die Hypothek, welche sie in Händen haben, ist noch für 8 Jahre giltig, und die Annuität, welche sie beziehen, beläuft sich auf 1 Million türkischer Pfund. Der Hauptvortheil für die Bankier- bei dieser Combination bestände darin, daß ihre Schuldforderungrn an Sicherheit gewinnen wür den. Die „Neue freie Presse" liefert hierfür den Nachweis, wie folgt: Die Convention vom 22. No vember 1879, welche zu Gunsten der Bankiers die 6 indirecten Steuern bi» zu einem JahreSertrage von 1 Million türkischer Pfund hintangiebt, kann von der Regierung, fall- eine köre« wajenrs eintritt, da- heißt, wenn also beispielsweise diese Beträge durch ausnahms weise dringende Bedürfnisse de- Staatsschatzes oder sonst unvorhergesehene Umstände beansprucht würden, suSpendirt werden. Zur Zeit, als man einer fried» liehen Lösung der griechischen Grenzfrage nicht sicher Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. K. Hvftheater. — Neustadt. — DienStag, 13. September: „Krisen", Charaktergemälde in 4 Acten von Bauernfeld. (Neu einstudirt.) Jede Wiederaufnahme eines Bauernfeld'schen Stückes muh, namentlich im Hinblick auf die heutige Bühnenproduction, als ein wesentlicher Gewinn für daS Repertoire und als ein Verdienst um den guten Geschmack dankbar begrüßt werden. Man braucht da« Talent deS liebenswürdigen Wiener Dichters wahrlich nicht zu überschätzen; aber seine sorgfältige Lomposition, die Sicherheit und Natürlichkeit der Charakteristik, sowie die Änmuth de- Dialog- erheben ihn Himmel» weit über die modernen Comödien- und Possenschreiber. Nicht minder hoch, al- diese literarischen Vorzüge möchten wir die gemüthvoll beseelte und tendenzlose Auffassung de« bürgerlichen Leben- anschlagen, welche den handelnden Personen trotz aller geistigen Jnferio» rität unsere Theilnahme sichert. Ost erscheinen un« seine Gestalten wie Bilder au» vergangenen Tagen, doch schädigt die» ihre Wirkung nicht; dafür sorgt die liebevolle und humoristische Zeichnung der menschlichen Schwächen, au» welchen der HerzenlNon wahrhaiier Bonhomie versöhnend herau»klingt. Auch die „Kri sen" versetzen un» in da» gute, alte Wien, wo ein reicher Fabrikant trotzdem ein „schlichter Mann" sein konnte, wo im Katechismus de» bürgerlichen Lapita- listen noch der Spruch existirte: „DaS kann nur ein Cavalier", und wo eS Aussehen erregte, wenn ein Bankier geadelt wurde. Den Fabrikanten Lämmchen, diesen TypuS eines gutmüthigen, simpeln Gatten und Vater-, spielte Hr. Swoboda mit außerordentlicher Delikatesse und feiner Komik, frei von jeder Ueder- treibung. Vortrefflich unterstützte ihn Frau Bayer (Babette, seine Frau.) Die Priska des Frl. Link erfreute durch echte Herzenswärme und spirituelle Ver- sinnlichung wechselnder Seelenstimmung, würde aber durch schärfere Betonung des Lustspielcharakters wesent lich gewinnen. Der Baron Hohenberg des Hrn. v. d. Osten ist ziemlich reizlos; akademische Nüchternheit, Schwerfälligkeit und der grell hervortretend« Mangel an Tournure machen ihn zum Löwen der Gesellschaft untauglich. Hr. Porth repräsentirt in der Partie de- Doctor- würdig vornehme und edle Männlichkeit, und auch Hr. Kramer als alter Diener machte sich um die Gesammtaufführung verdient. Jedenfalls legt die Neueinstudirung der „Krisen" den Wunsch nahe, daS eine oder daS andere Bauernfeld'sche Lustspiel dem Repertoire wieder einzuverleiben. E» würde die» nicht nur dem Publicum, sondern auch den Darstellern zum Vortheil gereichen. Rudolf Günther. San Lazzaro.*) Novelle von Otto v. Leitgeb. ES war am Abende einer heißen Sommertage« der Jahre- 1871. Die Sonne stand schon tief im Westen; über den Marku-platz lagerten sich schon breite Schatten, nur die Kuppeln de- alten Dome» ") Nachdruck Verbote»» flammten noch auf wie Goldgluth, im letzten Strahl de- sinkenden Tage-gestirn-. Unter den Procuratien wogte eine bunte Menge von Spaziergängern, Einheimischen und Fremden, die die kühlere Abendluft genießen wollten oder die Musik abwarteten, die heute, wie häufig de- Abends, hier ihre Weisen vortragen sollte. Vor dem Cas« Quadri saßen zwei distinguirte junge Männer und sahen dem Treiben auf dem weiten Platze müßig zu. Der Jünger« von ihnen war eine kräftige, doch schlanke, hohe Gestalt, mit feinen, vornehmen GesichlSzügen, die ein kleiner Bart noch kaum beschattete. Der Andere war kleiner und ge drungener, auch älter und gebräunter al- sein Gefährte. Er hatte Jenen schon längere Zeit beobachtet, wie er nachdenklich, fast träumerisch auf die Menge sah, die vor ihnen vorbeifluthete, und doch nicht- zu sehen schien. Offenbar waren seine Gedanken weit, weit fort, denn er schrak förmlich zusammen, als ihn jetzt die Stimme seines Freunde- jäh aus seiner Träumerei wrckte. „Holla, Fred, schaust ja ganz nachdenklich drein? — Denkst Du etwa, wo wir Heuer vor einem Jahre waren? Auf Eilmarsch von ChalonS nach Metzl" — „Ja", erwiderte Alfred nachdenklich. „In Kurzem kommt der Jahre-tag meiner Verwundung! — Mich kränkt noch immer, daß ich nicht an Deiner Seite weitere Lorbeeren pflücken konnte, Paul." — „Bahl Ich hätte schon mit Dir getauscht", sagte Paul tröstend. „Und Du hattest Dir Cousinchen Arabella'» sorgsame Wartung wahrlich ehrlich genug verdient, nachdem Du selbst so Biele aufopfernd ge- war, sprach man auf der Pforte bereit» davon, die Verwaltung der 6 indirecten Steuern den Galataer Finanzleuten wieder abzunehmen. Wenn die Bankier- Heute mit den Bondsbesitzern ein Abkommen im ange deuteten Sinne treffen, dann geben sie ihren Forde rungen in dem Sinne eine größere Sicherheit, daß diese Forderungen durch die allgemeine Finanzcombi- nation zur Regelung der ottomanischen StaatSschulden- frage garantirt werden. Sie würden dessenungeachtet die Verwaltung dieser Einkünfte, welche die fremden BondholderS controliren könnten, behalten und der den ErtragSeingängrn die Priorität haben. Die Deleairten der Bondsbesitzer haben die- Anerbieten in ernstliche Erwägung gezogen, ohne daß natürlich ein derartige« Abkommen m,t den Bankier- die mit der Regierung eingeleiteten Verhandlungen tangiren würde. Zur Orientirung über die Aussichten, welche sich für die Gläubiger deS türkischen StaateS eröffnen, dürfte ein Schreiben auch für weitere Kreise Interesse haben, welche- der neuesten „Politischen Lorre- spondenz" auS Konstantinopel vom 9. d. zugegangen ist und in welchem e- heißt: Durch die Lonferenz, welche die Delegirten mit den Bankier» von Galata gehabt haben, ist die Situation um Viele» klarer ge worden. Die Bankiers, welche sehr genau wissen, auf welche Weise die ihnen gehörige Schuld durch über triebene Zinsen und Zinsen für Zinsen angeschwollen ist, die sich namentlich bewußt sind, daß sie im Falle emeS Widerstande» durch ein kaiserliche» Drcret zum Aufgeben der von ihnen jetzt al» Pfand festgehaltenen Einkünfte genöthigt werden könnten, haben sich sehr fügsam gezeigt. Sie haben freiwillig den Vorschlag gemacht, daß die Interessen, welche ihnen bezahlt wer den, von 8 Procent, zu denen sich die Pforte bequemen mußte, auf 5 Procent reducirt werden. Wa» die Annuitäten betrifft, so erwarten sie die Vorschläge der Delegirten. Man glaubt, daß sie sich mit 800000 per Jahr, anstatt 1100000 Pfund, welche ihnen jetzt aus den Einkünften der 6 indirecten Steuern bezahlt werden, begnügen werden. Vielleicht dürste man erstere sogar auf 750000 Pfund herabsetzen, vorau-gc'ctzi daß die Obligationen von den Delegirten al» erste Hypothek der 6 indirecten Steuern auSgegeben, an xortsnr ausgestellt und daher verkäuflich gemacht werden. Die Situation der Delegirten stellt sich nunmehr folgender Weise dar: Die 6 indirecten Steuern, welche jetzt 1280000 Pfund einbringen, werden ihnen mtt Abzug von 800000 Pfund, welche den Bankier» für ihre Obligaticneu bezahlt werden müssen, abgetreten. Es bleiben daher den Delegirten 480000 Pfund al» Ueberschuß der 6 Steuern. Hiervon muß jedoch ein bedeutendes Einkommen abgezogen werden, welches bis her in Thessalien auS den an Griechenland abgetretenen Dlstricten eingeflossen ist. Da jedoch durch eine ver besserte Administration und namentlich durch die etwa einzuführende Tabaksregie da» Einkommen vermehrt werden dürfte, so soll die obige volle Ziffer beibehalteu werden. Hierzu kommen 240000 Pfund als Tribut von Ostrumelien, wodurch das den Delegirten zuge- wlesene Einkommen auf 720000 Pfund erhöht wird. Man darf aber nicht vergessen, daß Ostrumelien diesen Jahresbeitrag von 240 000 Pfund während der letzten 2 Jahre nicht bezahlt hat, sondern daß die Pforte während dieser 2 Jahre statt 480000 Pfund, blo» 80000 Pfund erhalten hat, weil die Provinz nach gewiesen hatte, daß sie den vollen Bettag noch nicht zahlen könne und sie sogar kürzlich genöthigt gewesen ist, eine Anleihe abzuschließen. Welche ExecutionS- mittel würden den Delegirten im NichtzahlungSfalle zu Gebote stehen? Dasselbe gilt in Bezug auf den bul garischen Tribut, der jedoch in dieser Rechnung aas 200000 Pfund angeschlagen werden soll, so daß die Totalsumme auf 920000 Pfund erhöht wird. Die Einkünfte von Cypern und die Erhöhung der hegt und gepflegt hattest. Schließlich war'« Dir ja auch gerade so unangenehm nicht, wie?" „Laß doch die Schnurren", sagte Alfred abwehrend; „glaubst Du noch immer, daß ich mich für Arabella interessire?" — Ein eigenthümliche« Lächeln spielte um feinen hübschen Mund. „Nun, wir wollen die Sache unentschieden lassen", entgegnete Paul, indem er sich eine frische Ligarre an zündete. „Willst Du aber heute gar nicht rauchen, Fred?" „Danke, eS ist genug schwül hier. Ich weiß über haupt nicht, was uns nochmal- nach Venedig zog. Wir hatten dem alten Neste doch schon auf unserer Herreise Visite gemacht, und nun sind wir wieder zwischen den dumpfen alten Palästen. Wahrhaftig, ich säße tausend Mal lieber schon auf der Heimreise im Loups!" Paul hatte die Ligarre auS dem Munde genommen und sah seinen jüngeren Kameraden erstaunt an. „WaS hast Du nur?" fragte er kopfschüttelnd. »Ich dachte noch mit Dir ein paar romantische Mond scheinnächte in der Lagunenstadt zu verleben, und nun kommst Du mit diesem rapiden Heimweh. — WaS ist Dir? — Schon in Florenz bemerkte ich diesen Miß- muth an Dir, weswegen Dich auch die schöne prio cip««8» Ottilia den malinconieo teckeseo nannte. — Ging Dir denn der Abschied von der zarten Lorinna in Rom gar so zu Herzen?" Alfred lachte gezwungen. „Ich begreife Dich nicht, Paul. Glaubst Du wirk lich, daß ich mich iu eine verblaßte alte Leinwand ver lieben kann? — Aber, weißt Du, ich mache Dir eine« Vorschlag, hier ist e« so schwül, daß wir schon de«»
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