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vlatte« ein, schr wi» Amtsblatt . für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Uintsgencyre un v zu Dippoldiswalde und Irauenstein Spaltenzeile »der verr» Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. —Einge sandt, im räaktionellea «heile, di, S 20 Pfg. u». u,u^r.u.ich drei- DieiiStag, Donners tag und Sonnabend. — ' Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern w Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be- Veranttvortlicher Redacteur: Paul Ithnt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten NnterhaltungSblatt". Mit land- «nd hauSwirlhschastlicher Monatsbeilage. Nr. 89. Donnerstag, den 2. August 1894. 60. Jahrgang. Der Traum der Polen. Eine große Nachsicht, Milde und Schonung, welche zumal in Oesterreich und Preußen gegen die polnische Grenzbevölkerung im Osten geübt wird, hat bei einem Theile der phantasiereichen Polen wieder einmal den Traum erweckt, als könnte die polnische Sache noch einmal eine europäische Frage mit der Wiederherstellung des Königreiches Grobpolen im fabelhaften Hinter gründe werden. Sehr voll haben zumal auf dem jüngsten polnischen Journalisten- und Schciflstellerlage in Lemberg die Herren Polen den Mund genommen. Der Schriftsteller Herr Celichowski aus Posen rühmte in glänzender Rede aus dem Schriststellertage in Lem berg vor den aus Deutschland, Oesterreich und Ruß land herbeigeeilten geistigen Bertretern desPolenthumS, daß zumal in Preußen in den letzten Jahren die pol nische Sache einen großen Aufschwung genommen habe, in Posen, Westpreußen und sogar in Schlesien lebe das Polenthum wieder auf. Ein anderer Pole, vr. Parizewski, erklärte auch in Lemberg, daß man viele Jahrzehnte, hindurch das preußische Schlesien für einen verlorenen Posten des Polenthum angesehen habe, daß Schlesien aber jetzt schon ganz bedeutend für den pol nischen Gedanken wieder gewonnen sei. Schon einige polnische Zeitungen erschienen in Oberschlesien und der polnische Bauer und Arbeiter Oberschlesiens fühle sich schon ganz wieder als Pole. ES wäre nun gewiß eine üble Nebenwirkung der Schonung, welche man seit dem Rücktritte des Fürsten Bismarck in Berlin den Polen angedeihen läßt, wenn denselben das groß polnische Blut wieder zu Kopfe stiege, und sie eine Agitation entfalteten, welche auf die Verwirklichung des polnischen Traumes gerichtet ist. Aber der pol nische Traum wird nur ein Traum bleiben, dies kann man schon jetzt den Herren Groß- und Kleinpolen ins Stammbuch schreiben, denn die politischen Naturgesetze stehen der Wiedererrichtung des Polenreiches schnur stracks entgegen. Polen ist ja bekanntlich drei Mal getheilt worden und seine einzelnen Theile sind drei mächtigen Reichen Preußen, Oesterreich und Rußland einverleibt worden. In dieser Dreitheilung Polens stiegt die Unmöglichkeit, wiederum ein Großpolen zu errichten, denn durch die Errichtung eines solchen würde nicht nur Rußland, sondern auch Oesterreich und Deutschland stark geschädigt. Drei starke Großmächte stehen also unmittelbar dem Plane entgegen, und für Frankreich, England und Italien ist schon längst die Leit vorbei, um für die Wiederauflichtung deS Polen - reiches zu schwärmen, geschweige Soldaten und Geld dafür zu opfern. Man braucht überhaupt in Berlin, Wien und Petersburg nur „Nein"! etwas deutlich dem Traume der Polen gegenüber zu sagen und die pol nischen Hirngespinste verfliegen. Denn wie sind über haupt die Polen Preußens und Oesterreichs dazu ge kommen, in Lemberg von dem grobpolnischen Traume zu träumen, und. von einem großen Fortschritte der Polnischen Sache zu fabeln? Offenbar nur deshalb, weil es ihnen in der freien Landeskultur Preußens und Oesterreichs recht gut geht. In Russisch-Polen, wo eS den Polen miserabel geht, hat man nichts von dem Traume gehört. Schlecht lohnt sich danach aller dings die Nachsicht im Nationalitätenkampfe, doch Preußen, resp. Deutschland braucht ja den Polen gegenüber, wenn sie eS nicht mehr verdienen, ja auch nicht mehr nachsichtig zu sein. -LoLaks und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der hiesigen Etadtgemeinde ist auch für das Jahr 1894 für die unter ihrer Verwal tung stehenden Deutschen Müllerschule eine Unter stützung von 4500 Mark seilen deS Ministeriums deS Innern gewährt worden. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkaffe I wurden im Monate Juli 884 Einzahlungen im f Betrage von 66666 Mark 81 Pfg. gemacht, dagegen erfolgten 403 Rückzahlungen im Betrage von 73 328 Mark 97 Pf. Schmiedeberg. Das diesjährige Scheiden - und Vogelschießen der hiesigen Schützengesellschakt wurde am 29. und 30. Juli abgehalten. Der erste Tag des Festes war infolge der sonnigen Witterung recht zahl reich besucht und wurde durch die Anwesenheit der Brudervereine aus Dippoldiswalde und Rabenau, die an dem Auszuge sich mit betheiligten, besonders aus gezeichnet. Das am zweiten Festtag stattfindende Königsfrühstück, welches die beiden Könige, Herr Kauf mann Büttner und Herr Kurhauspachter Reinicke, den Schützenbrüdern und mehreren Ehrengästen spendeten, verlief auch Heuer in allseitig befriedigender Weise; ebenso das am Abende dieses Tages abgebrannte Feuer werk und die herrliche Illumination vieler Gebäude. Die Königswürde erlangten diesmal Herr Hausbesitzer Kempe und Herr Baumeister Fritzsche. — Nach der am 29. Juli ausgegebenen Kurliste haben sich hier bis jetzt 207 Parteien mit 468 Köpfen angemeldet. Nassau. Seiten der Kgl. Kceishauptmannschaft Dresden ist dem Klempnermeister Martin hier für die am 22. Juni bewirkte Errettung eines KindeS vor dem Tode deS Ertrinkens eine Geldbelohnung von 50 Mk. zugebilligt worden. Joßnäbach. Da nach bezirksthierärztlichem Tuk- achten eine bei dem hiesigen Gutsbesitzer Emil Edmund Funke umgestandene Kuh mit Milzbrand behaftet gewesen ist, hat deren Kadaver in vorschriftsmäßiger Weise vergraben werben müssen und sind gegen Weiter verbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaß regeln getroffen worden. Funke besitzt noch 12 Rinder, welche bei vorgenommener Untersuchung inSgesammt gesund erschienen. Glashütte. Das am verg. Sonntag abgehaltene Kinderfest verlies bei günstigster Witterung sehr schön. Ein reges Leben fand nach dem anmuthig anzusehenden Fesizuge auf der Schießwiese statt. Kinderlust und Elternfreude sah man überall. — Am letztvergangenen DienStag Vormittag wur den zwei hiesige Einwohnerinnen im Walde von Kreuz ottern gebissen und nahmen, nachdem sie sich so schnell als möglich nach Hause begeben hatten, sofort ärztliche Hilfe an. Hoffentlich werden keine üblen Folgen für dieselben zurückbleiben. — Auch unser so lieblich gelegenes Städtchen ent wickelt sich ohne jedes Zuthun immer mehr und mehr zu einem Sommeraufenthaltsort. Jedes Jahr kommen einige Sommerfrischler mehr, und die Wiederkehr der früher hier Gewesenen beweist am Besten, daß dieselben sich hier wohlgefühlt haben. Dresden. Königin Karola gedenkt am nächsten Dienstag von Eichwald nach Dresden zurückzukehren. — Prinz Max traf am Montag, von Eichstädt über Eichwald kommend, in Pirna ein und wurde von seinem Vater, Prinz Georg, empfangen. — Die Anschüttungen zur Verbreiterung der Marienbrücke behufs der Anlage zweier weiterer Etsenbahngeleise werden eifrig gefördert. Auf einem Jnterimsgeleife werden die KieSmaffen von der Elbe auf der Hafenbahn über Cotta nach der Marienbrücke transport.rt und von hier herabgeworfen. Zur Zeit füllt man die Strecke vom Allstädter Packhos bis zur Ostraollee aus. Die Brücke über das alte Weißeritz- flußbett, welche den Verkehr zwischen der Moxstraße und der Friedrichstadt vermittelt, wird demnächst ab gebrochen, die Steigung nach Friedrichstadt beseitigt und die Straße vollständig neu angelegt werden. Gleichwie am Ausgange der Wettinerstrabe wird man auch dort eine Eisenbahnbrücke als Bindeglied zwischen die Eisenbahndämme einbauen und weiter abwärts, wo die spätere Eisenbahnbrücke link» nach der Elbe zu abbiegt, einen steinernen Brückenkörper mit Bogen er bauen. Die Ausschüttung deS alten Flußbettes nnd die Einebnung deS angrenzenden Gebiete» wird zur Zeit mit vielen Arbeitskräften vorgenommen. — Wie vetlautet, ist von der kgl. Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen eine höchst zweck mäßige Verordnung erlassen worden. Zur Verhütung von Waldbränden durch Lokomotiven hat nämlich genannte Direktion angeordnet, daß sämmtliche an Waldungen entlang aufgestellten Telegraphenstangen zwei Meter vom Erdboden ad einen halben Meter hoch mit weißer Oelfarbe angestrichen werden sollen, und daß die Führer der Maschinen gehalten sind, an der so gekennzeichneten Strecke das Feuer nicht zu er neuern. Mit dem Anstrich der Telegraphenstangen auf der Strecke Treuen-HerlaSgrün ist bereits begonnen worden. Wilsdruff. Nachdem das von Civil-Ingenieur Oskar Beyer, Dresden, Vertreter der Firma Siemen» L Halske, Charlottenburg, errichtete und Fabrikbesitzer Gustav Fischer gehörige Elektrizitätswerk seit ca. '/» Jahr in Betrieb ist, wurde in der Gemeinderaths- Sitzung beschlossen, elektrische Straßenbeleuchtung einzusühren und die Ausführung erstgenannter Firma ,u übertragen. Es werden 20 große Bogenlampen aufgestellt. Mit den Arbeiten beginnt man in diesen Tagen; bereits am 4. September soll« die Straßen im Glanze des BogenlichtS erstrahlen. Copitz. Im hiesigen Orte sind zwei tiefbedauer- liche Fälle von Blutvergiftung vorgekommen. Der im besten Mannesalker stehende Ziegelarbeiter Sch. hatte sich vor ca. 8 Tagen einen Holzsplitter in den Fuß getreten. Am Sonntag verschied er an der hierdurch verursachten Blutvergiftung. Der Verstor bene hinterläßt eine trauernde Wittwe mit einem Kinde. — Der zweite Fall betrifft das 10jährige einzige Töchterchen des Schiffseigners E. Daflelbe hatte sich ebenfalls vor ca. 8 Tagen im Garten wahrscheinlich einen rostigen Nagel in den Fuß getreten. Man legte der Sache Anfangs keine so große Bedeutung bei. Als man den Arzt ries, war eS zu spät. Am Sonntag ist das Mädchen, nachdem in Folge der Blutvergiftung Kinnladenkrampf eingetreten war, verschieden. Diese Fälle mahnen von Neuem an die Vorsicht, welche Eltern beim Barsubgehen ihrer Kinder beobachten möchten. Leider wird immer noch recht viel gesündigt in Bezug auf das Wegwerfen und Liegenlaffen von Glasscherben, Holzlatten mit Nägeln u. A. m. Wie leicht es um ein Menschenleben geschehe» ist, dafür geben die zwei tiesbetrübenden Vorkommnisse einen traurigen Beleg. Freiberg. Schwerverletzt, mit einer klaffenden Kopfwunde und vom großen Blutverlust völlig erschöpft und besinnungslos wurde am Sonntag Abend in ihrer Wohnung die Ehefrau deS arbeitsscheuen Hand arbeiters Kühnert auf ihrem Bette liegend aufgefunden. Nach Aussage ihres achtjährigen Knaben hatte der Vater mit einem Beile die Mutter ins Gesicht ge schlagen; die Aermste hatte 2 Stunden ohne Hilfe ge legen, ehe der Knabe seinen heimkehrenden Brüdern von dem Geschehenen Mittheilung machte. DaS Beil hatte der Knabe aus Angst vor dem Vater, daß er wieder kommen möchte, unter dem Bette versteckt. Frau «. wurde in das Krankenhaus überführt. Als ihr die Besinnung zurückkehrt«, sagte sie, daß eS ihr schlecht sei; auf Befragen nach dem Thäter schwieg die Aermste. Kühnert ist flüchtig geworden. Merkwürdiger Mise ist im Hause von der Unthat nicht» bemerkt worden, nur im Nachbarhaus will eine Frau gehört haben, daß zwischen K. und seiner Frau ein Streit stattgefunden hat. Freiberg. Der Centralau-schuß hat den Schluß der «rzgedirgischrn Gewerbe- und Industrie-«u»-