Volltext Seite (XML)
VknMMH 142. Dienstag, 23. Juni 1914. Der SächWe LrMer Bischofswerdaer Tageblatt Erscheint irden Werktag abend« für Ken folgende« Tag. Der Be- zngtprei» ist einschließlich der S wöchentlichen Beilagen bet Abhokmg ka der Expediton mrrtrljähriich 1 Mb. 80 Pfg., bet Anstellung IUserLt, ««» BefteL»«-e» «ttgege» t» Bemtze«: WeLer'sch« B«chtz«,»l»»g, Sch»I«ratze S der kaiserlichen Jacht „Polarstern" und der deutsche Militär» attachö auf der Newa eine Fahrt zum Meere, wo sie dis Panzerschiffe „Sebastopol" und „Petropalowsk" besichtigten. Gegen Abend stiegen die Teilnehmer an der Fahrt wieder an Land und begaben sich in Hofcmtomobilen in das Winter- Palais. Um 8 Uhr gab -er deutsche Botschafter Graf Pour- talös zu Ehren des Königs ein Diner in der deutschen Bot schaft. Die Botschaftsgebäude prangten in reichem Blumen schmuck. Der König satz in der Mitte der Tafel, zu seiner Rechten die Gräfin Pourtalss. Der König hat seinem Ko- porski-Regiment sechzehn Geschenke für Offiziere und elf für Soldaten verliehen. Außerdem schenkte der König dem Regiment sein Bild mit einer Widmung in russischer und deutscher Sprache. König Friedrich August iu Petersburg. Am Sonntag früh ist König Friedrich August von Sach- Der französische Ministerpräsident Bivinni wird Pom- rarö »ach Petersburg begleiten. Mit den Aufständischen vor Durazzo eingeleitete Ber- Handlungen versprechen einstweilen kein Ergebnis. Die Wege der russische« Politik. Wenn etwas Wahres an dem Gerücht sein sollte, daß der Hofzüg des aus Kischinew nach Zarskoje Selo heimkehren- !den Zarenpaares nur durch einen glücklichen Zufall einen: I verbrecherischen Anschlag entronnen sei, der an die furcht» baren Vorkommnisse des Jahres 1879, speziell an das Eisen» bahnattentat vor den Toren vor Moskau erinnert, so würde damit wie durch einen grellen. Blitzstrahl eine über raschend gefährliche Situation sich enthüllen. Bisher hatte man ja allgemein angenommen daß das russische Reich die Revolution, die zur Zeit des russisch-japanischen Krieges ihr drohendes Haupt erhob, eben so leicht überwunden habe, wie den Krieg selbst. Der eigentliche Nihilismus gehört ja der Geschichte schon lange an, aber auch die neue revolutionäre Strömung, in der sich ein Teil der Arbeiterschaft und das zahlreiche akademische Proletariat zusammengefunden hot ten, schien durch die strengen Maßnahmen der Regierung wirksam eingedämmt. Allerdings hat seitdem kein gerin gerer als Kaiser Nikolaus selbst die anscheinend so glän- DaS Konkursverfahren über das Vermögen der Mtmn Marth« vershel. Tille verw. grw. RLike geb. Nötzle», Inhaberin eines Viehhandelgeschäfts in Bischofswerda wird hierdurch aufgehoben, nachdem der im Vergleichstermine vom 1. April 1914 angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom gleichen Tage bestätigt worden ist. Bischofswerda, am 19. Zstmi 1914. Berta v. Suttner, die Trägerin des Nobel- Friedens preises, ist in Men gestorben. (Weitere Nachrichten unter Letzte Depeschen.) Aboammenw-Bestellungea werden angenommen in der Geschäfts stelle Altmarkt 18, sowie del den Aeitungiboten in Stadt und Land, ebeaso auch bei allen Poftanstalten. — Rümmer der Aettmrgiliste S8S7. — Schluß, der Geschäftsstelle abend« !8 Uhr. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aelteste« Blatt Im Bezirk. Lrfchetnt fett sgqs. MU de« «Sche»tttche« Beilage«: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der SSchfifche Landwirt; Sonntags: Illustrierte» So««tag»dlatt< Die albanische Krisis. Wie aus Durazzo verlautet, sollen die albanischen Auf ständischen bereit sein, Frieden zu schließen. Sie verlangen jedoch Belassung der Waffen und volle Amnestie, und ver weigern die Stellung von Geißeln. An diesem Standpunkte dürfte ein etwaiger Versöhnungsversuch abermals scheitern. Die allgemeine Lage ist sehr ungeklärt. Prenk Bibdoda be findet sich mit seinen Leuten noch immer vier Stunden hinter Durazzo und scheint zu zögern, den Vormarsch gegen Schiak zum Angriff auf die Aufständischen anzutreten. Auch herrscht keine Klarheit, wie AchmedBeiMati, der über Tirana vorrücken und den Kreis der Aufständischen enger ziehen soll, sich verhält. Ueber die Stellungnahme Aziz Bey BrioniS, der zu dem gleichen Zweck über Fieri heranrücken soll, liegen keine günstigen Nachrichten vor. Am Sonntagabend gingen freiwillige Artillerie mit dem gleichfalls von der albanischen Regierung gecharterten Dampfer des österreichischen Lloyd „Gisela" nach Norden zu den Stellungen Prenk BibdodaS, um die Bedienung der Geschütze zu übernehmen und Bibda- da die Notwendigkeit des Vormarsches nahezulegen, mit wel chem gleichzeitig eine Gegenbewegung gegen das Lager dec Amtsblatt der Königliche« Amtshauptmmmschaft, der Königliche« SchrMspektion und des Königliche» Hauptz^lamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgericht» und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirk». Tekegr -Adr.' Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Anzeigenprel«: Die bgespaltrne Norpuszrlle oder deren Ran» 12 Pfg, für Inserat« von außerhalb de, Derbrettungsgebiete« 18 Pfg. Die Reklamezetle 30 Pfg. Geringfter Inferatenbetraa 4V Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt nach aufliegendem T«L Erfülluagiort für beide Teil« Bischofswerda. Feftbestellte Inseraten. Aufträge können nicht zurückgezogen werden. banken einer Revolution, welche die Dynastie vom Throne stoßen könnte, sehr wohl in ihre Berechnungen ausgenommen hätten und daß sie vor dieser Konsequenz eines etwa un glücklichen Krieg-verlaufes in keiner Weise zurückschreckten, da sich für den russischen Nationalismus panslawistischer Färbung in dem Kaiserhaus immer noch die verhaßte deutsch freundliche Tendenz der traditionellen amtlichen Politik des russischen Reichs verkörpere. Vergegenwärtigt man sich diese Tatsache, so erhält man auch gewisse Anhaltspunkte für die Beurteilung der Frage, wo eigmtlich die seelischen Wurzeln des angeblichen Attentats zu suchen sein könnten. Ja, die Wahrscheinlichkeit würde ganz entschieden dafür sprechen, daß diese Wurzeln einem ganz anderen Boden entstammten als die früheren Untaten Dabei wäre es freilich ein eigen tümliches Zusammentreffen, daß eine solche Ausschreitung erfolgte in einem Augenblick, wo Kaiser Nikolaus sich den Bahnen der panslawistischen Politik wenigstens in einem Punkte nähert. Denn darüber kann man sich wirklich kaum mehr^ täuschen, daß die Annäherung an Rumänien beseelt ist von dem Gedanken eines möglichen Zusammenstoßes mit Oest rreich-Ungarn auf der nächsten Etappe der Balkan krisis. Ganz gewiß ist Kaiser Nikolaus im innersten Her zen ein friedliebender Monarch, wie er durch starke Bande der Zuneigung mit unserem Kaiser verbunden ist. Aber offenbar haben ihn seine Ratgeber doch zu der Ueberzeugung gebracht, daß ein abermaliges Zurückweichen vor Oesterreich- Ungarn in irgend einer Balkanfrage sich mit der Würde und den Lebensinteressen des russychen Reichs nicht mehr vertrage, und daß auch die deutsche „Nibelungentreue" in einem solchen Falle Rußland von der Verfolgung seines geschichtlichen Weges nicht mehr zurückschrecken dürfe. Und das bedeutet immerhin ein neues ernstes Mom.nt in der politischen Lage. Da, Neueste vom Tag« Eine vom Reichsamt des Innern eiuberufeue Kommis sion zur Schaffung einer einheitliche» deutschen Kurzschrift einigte sich über die Grundlagen einer neue« Schrift. zcnden Ergebnisse der Kokowszowschen Finanzverwaltnng dcSavouiert, und zwar in erster Linie deshalb, weil ihm die goldenen Früchte des Branntweinverkaufsmonopols als eine ungesunde und unsittliche Grundlage der Staitsflnanzen und der Staatswirtschaft erschienen. Soweit war von der höchsten und zuständigen Seite bestätigt worden, daß auch in Rußland nickt alles Gold sei, was glänzte oder zu glän zen schien, eine Erfahrung, die man übrigens schon öfter ge macht hat. Eine Zeitlang hat die ostasiatische Politik Ruß lands geradezu als das Ideal- und Musterbeispiel einer weit sichtigen, geräuschlosen, dabei aber doch energischen und vor allem erfolgreichen auswärtigen Politik gegolten. Was sei nen letzten Grund in einer geographischen Tatsache hatte, nämlich in dem Süllen Ozean, das schien durch eine StaarS- kunst, deren Rezepteandetswo verloren gegangen waren, zur Basis unabsehbarer Erfolge zu werden. So schien es, bis die Herrlichkeit eines Tages eben doch zusammenbrach, und zwar in einer so demütigenden Weise, wie seit dem Jahre 1870/71 keine Großmacht mehr sie erlitten hatte. Aber bei alledem konnte man glauben, daß die russische Regierung in der Wiederbefestigung des inneren Staatsgefüges ebenso viel Glück wie Energie gezeigt habe, und es wäre eine große Überraschung, wenn sich nun wirklich Herausstellen sollte, daß daß man sich auch in dieser Beziehung getäuscht habe. Bon giündticken Nennern der russischen Verhältnisse, wenigstens wie sie sich in den Hauptstädten darstellrn, hat man allerdings in der letzten Z u d?S öfteren wieder daS Wort Revolution kören können. Ader es erklang in einem ganz besonderen Zusammenhang, nämlick im Zusammenhang mit der Möglichkeit eines Krieges. Es wurde behauptet, daß die extrem-nationalistischen Kreise Rußlands den Ge. sen aus Zarskoje Sselo mit Gefolge und -en seiner Person attachierten russischen Offizieren in Petersburg angekom men. Die Stadt ist reich mit Fahnen in russischen und säch sischen Farben geschmückt. Zur Begrüßung hatten sich einge- funden die höheren Zivil» und Militärbehörden, der Kom mandant des 18. Armeekorps General der Kavallerie von Krusenstern, Divisionsgeneral, Generalleutnant Freimann, der Gouverneur von Petersburg Graf Adlerberg, der Der- treter des Polizeipräsidenten Generalleutnant Wendorf, der deutsche Botschafter Graf PourtalSs, der bayerische Gesandte Freiherr von Grunelius, die Mitglieder der deutschen Bot schaft und Abgesandte der Stadt, an ihrer Spitze der Bür- germeister von Petersburg Graf Tolstoi. Eine Kompagnie des Bielomorsky-Regiments erwies die militärischen Ehren. Graf Tolstoi bot dem König auf einer silbernen Schüssel Brot und Salz dar und hieß ihn im Namen der Hauptstadt willkommen. Nach der Begrüßung begab sich der König in die mit Blumen geschmückte katholische BonifatiuSkirche, wo er dem Gottesdienste beiwohnte. Nach der Messe in der Bonifatius- kirche besuchte der König das WinterpalaiS und die Eremi tage und empfing sodann eine Abordnung des Ausschusses fiir den Bau eines Denkmals auf dem Schlachtfelde von Leipzig, sowie Vertreter der sächsischen Kolonie in Peters- bürg. Sodann fand ein Frühstück im Winterpalais statt, dem der deutsche Botschafter, eine Abordnung des 4. Ko- porski-Regiments, dessen Chef der König ist, das Gefolge und der russische Ehrendienst des Königs beiwohnten. Da- rauf besichtigte der König die Isaak-Kathedrale. Am Nachmittag machten König Friedrich August, die ihin attachierten Offiziere, der Marineminister, der Kommandant Aufständischen von Durazzo ausgeführt werden würde. Die Lage in Durazzo. In der Nacht vom Sonnabend lief die „Herzegowina" abermals ouS und beschoß die feindlichen Stellungen in der Richtung von Porta Romana und Kawaja. Da in der Nacht in Durazzo abermals Gewehrschüsse von Unbekannten abgegeben werden, erließ der holländische Kommandant Kroon die Anordnung, daß jeder Mann, der in der Stadt Schüsse abfeuert, mit fünf Jahren Gefängnis bestraft wird. Der Sonntag verlief vollkommen ruhig. Um etwaigen aber maligen UeberrumpelungSversuchen vorzubeugen, wurden an sämtlichen einigermaßen gefährdeten Punkten Verschanzungen und Drahtzäune errichtet, sodaß ein Eindringen oeS Feindes in die Stadt selbst im Falle eines uner warteten U-berraschungsangriffS ausgeschlossen erscheint. Hinter den Verschanzungen liegen überall starke Abteilungen der Mirditen und Malissoren auf Wachtposten. In Durazzo hat sich daS freiwillige Artilleristen-KorpS or ganisiert. Es wählte den preußischen Rittmeister von der Lippe zum Kommandanten, der seinerseits dem Befehl der holländischen Offiziere untersteht. Gleichzeitig brachte daS Freiwilligenkorps sein vollstes Vertrauen zu den holländischen Offizieren zum Ausdruck. Diesen Beschluß unterbreitete Rittmeister von der Lippe dem Fürsten, der ihn genehmigend zur Kenntnis nahm. Der albanische Gesandte in Wien. Kaiser Franz Joseph empfing dm albanischen Gesandten Sureya Bev Blora in Audienz. Der Gesandte überreichte fein Beglaubigungsschreiben.