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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189104125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910412
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910412
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-04
- Tag 1891-04-12
-
Monat
1891-04
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1891
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«1Z stch et«t täglich h 6'/. Uhr. Ket«r1i«>,«d LrpktMou JvhameeSgaff« 8. SprechKnil-e« der Nedarllo:i Vormittag« 10—12 Ubr. Nachmittag« b— 6 Uhr. Wr dt« rtUSz-d« M-nillcn-t« dl» Ncdactio» nicht «rdindltch. Lm«tz«« »er fiir die «tchftf«l,en»e K>»mrr brfti««ten Inserate an Sachriitagrn dt« 8 Uhr Nachmittags, «, S,»,l- un» Keftta««» srüh bi«' ,v Uhr. Zu den Filialrn für 2ns.-2lnnahmr: Litt Klemm« Earti«. («lfre» Hahn). Universitätsstraß« 1, Laut« Lösche, Kotharinenstr. 14, Part, und Könlgsplatz 7, «nr bi« /,8 Uhr. eipmer.TilgtblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. MwnnementSprei- vierteljährlich 4», Mk. ia Mt-Leipzig, iacl. Brinaerlvhn ü Mk., I die Post bezoqen 6 Mk. Einzelne Nru. 20 Ps. Beiegeremplar 10 Pf. Gebühren für Ertrabeilagra (in Taqeblatl-Fonnat aesalztl »HNk Pottbesörderung M Mk., mit Postbesörberung 70 Mk. Inserate siuesvaltcnc Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Prcisverzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherin Tarif. Reklamen unter dein RedactionSstrich die taespalt. Zeile 50 Pf., vor den Fa mit tennachrlchtea die Ogespallene Zeile 40 Pf. Inserate sind irels >.a di« ttrpebltio» zu senden. — Rabatt w>rd nicht gegeben. Zahlung praeuuiii'-raixlo oder durch Post nachnahme. ^ 102. Sonntag den 12. April 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. tztk «»> «n» Bekanntmachung, Sdmeldun» Ver Are«» en »etresfenv. reffe Mit Rücksicht auf den bevorstehenden Beginn der Lttermeffr brir.at das unlerzeichnete Polizeiamt die nachstehenden Bestimmungen de« Mrloerrguiativ» mit dem Bemerken in Erinnerung, daß die Vernachlässigung dieser Vorschriften Geldstrafe bis zu ÜO oder eutsorechende Haft nach sich zieht. Hierbei wird bekannt gegeben, daß die An- und Abmeldung »er Metzfremden lediglich dei« Hauptmrideamt Wächtrrstratze Nr. 8 II. Etage zu erfolgen hat und daß diese Meldestelle während der Varwache »er Messe Vormittags von 7 bis 12 Uhr und Nachmittag« von 2 bis 7 Uhr. sowie an den Metzsonntagcn Vormittag« von S bis 12 Uhr für den Verkehr mit dem Publicum geöffnet ist. Leipzig, am 4. April 1891. La» Volijetamt »er ktadt Leipzig, v. 8. 1Ü8S. Bretschneider. Daegner, S. Auszug au« dem Melderegulattv der Stadt Leipzig vom 4. December 1890. K. 12. Jeder i» einem ütasthose oder in einem mil HerbrrgS- »erechtigung versehenen ähnliche» Hause etnkehrcnde und über Nacht bleibende Fremde ist vom Gastwirth oder Quartiergeber, und zwar, fall« er »or 8 Uhr Nachmittag» ankommt, noch am Tage »er Ankunft, andernfalls aber am folgenden Morgen Wiesle»- bi« 10 Uhr beim Meldeamt de« Polizeiamt« Abth. II oder der Polizeiwache de- betreffenden Bezirks schriftlich mittelst des vorgefchriebenen und für jeden Fremden besonders auszusüllen- den Formular« anzumelden. Befinden sich in Begleitung de« Fremden Familienmitglieder, Dienerichost oder sonstige Personen, so sind dieselben auf dem nämlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zu- gleich mit diesen Etlichen Anmeldungen ist auch die Abmeldung der inzwischen abgereisten derartigen Fremden »u bewirken. 1.14. Di« in Privgthäusern absteigenden Fremden, sogenannt« vks«ch«fre»»e, find, sobald sie länger al» 8 Lage hier verweilen, Westen« am 4. Tage, von erfolgter Ankunft an, vom Onartierwirth dem Meldeamt Abth. ll oder brr betreffenden Poltzeibezirkswache mündlich oder schriftlich mittelst de« vorgefchriebenen Formular« oezumelden. Bet dem etwa in Privaihäuiern Wohnung nehmenden Ncßfre«»eu jedoch hat diese Anmeldung in jedem Falle, auch «in sie nur ein« Nacht hier bleiben, und zwar binnen 84 LtMiden w» der Ankunft an, beim Meldeamt Abth. II zu geschehen. In «lecher Weife ist dt« Abmeldung binnen 3 Tagen, bei Meßfrcmde» diuaen 24 Stunden von erfolgter Abreise de« Fremde» oder etwa erfolgter Wohaung«ünderung an zu bewirken. 8. IS. Beabsichtigt ein Fremder länger al« »ret Lag« hier zu tuenden Fremden bedarf eS In »er Regel der Borzeigung oder Niederlcgung einer Legitimation nicht, doch bleibt der Fremde jeder- zeit verpflichtet, sich auf amtliches Erfordern über sein« Persönlich- leit auszuwrisen. Fremde, welche länger hier verweilen wollen, habe» sich in der Regel in ähnlicher Weste zu legitimiren, wie dies ia 8. 1 bezüglich der Einwohner vorgeschriebe» ist. 8. 18. Für rechtzeitige An- und Abmeldung der Fremden basten nicht nur diese selbst, sondern auch die betreffenden Ouartirrwtrthe, welche Fremde bet sich ausnehmen. Bekanntmachung. Wegen Vornahme von Reiuigungsarbeiten bleibt dir Geschäftsstelle des «tchamte« Wautag, de« 18. AffrU ». A., geschloffen. Leipzig, am 6. April 1891. Der Rath »er Statt Vr. Ge -orgi. yberg. C.e Bekanntmachung. fünfte Annahmestelle »er hiesigen ftävttsche« Etzareaffe, verbanden mit Lparmarkenvcrkauf und Lparkarten- an«ga»r, welche früher der verstorbene Herr Saufmann Jnlt»« ZtNck, hier, Ouerstrafte Nr. 1» pari., geführt hat, ist von heute ab Herrn Saufmann Paul Rö»l, ln Firma H. K. Ridtnn«, hier, von UN« übertragen worden und befindet sich in defft» Geschäft«, räumen Srimmatscher Steinweg Nr. 11» pari. Leipzig, am S. April I89l. Der Rat^ »er Eta»1 Leipzig. Ib. 1180. Georgi. «ff. L. Bekanntmachung. Ter von der Lagerhosverwaltung am 5. Januar 1889 unter Ne. 1304 au«gestrllle, auf Hermann Aaneuwao» lautend« Lager schein über gelagerte: 2 Fässer wein, gez. AA, gewagen 44V d», ist bei uns al« verloren gegangen angezeigt worden. Wir fordern dm Inhaber des Lagerscheins auf, stch m' dem. selben binnen 3 Monaten und spätestens »iS zn« 18. Aull 18V1 an die Lagerhofverwaltung in der bei Verlust jeglichen Anspruchs Lagerhos-Ervedition zu melden. Erfolgt leine Meldung, so wird der Lagerschein unwirksam erklärt und ein neuer Lagerschein ausgestellt werden. " - - - - Leipzig, den 11. April 189 L«gerh<f »er Lta»t Leipzig. Gether. Unbekannter Leichnam. Am S. April o. früh 6'/« Uhr ist in dem an der Reitze Straße in Leipzig-Thonberg gelegenen Rittrrgutsteich« der Leichnam einer unbekannten, ca. 30 Jahre alten weiblichen Perso worden. Wir bitten um schleunige Mtttheilung aller Wahrnehmungen, welche zur Ermittelung der Persönlichkeit der Verstorbenen, deren Beschreibung und Sleidung hierunter ersichtlich ist, dimeu können. Leipzig, am 10. April 1891. Da« Psli»ei-«mt »er Stadt Leipzig. In Stellvertretung: IV. 209S. vr. Schmid. «. Persanendeschrrtdung: Stand: anscheinend Dienstperson. Alter: 28—30 Jahre, Statur: kräftig 1,ü« m. Haare: schwarz, Augen: braun, schwarze Augen- brauen, Nase: dick. Mund: gewöhnlich, Sinn: gewöhnlich, Zähne: vollständig, Gesick': oval. Besonder« Kennzeichen: keine, tuetdnng na» sonstige Affekte«: 1 schwarzer Winterpaletot mit Plüfchbesatz, 1 gestrickte schwarz- Vollme "" " " ... und Köpft». Leinwandhemd, 1 Pa»e grüne mit schwarzen Peel«, wärmer. 1 Paar blaue wollen« Strümpfe, I Paar Ledrrssteseletten, ! Portemonnaie mit 27 93 -H. 2 Schlüssel, 1 Paar goldme Ohrring«, 1 Ring (»nechil, 1 schwarzer Regenschirm 1 gelb »nd brauner Handkorb, 1 schwarzer Strohhut mit blauem Baad. Geffentliche Sitzung der Stadtverordnete» Mittwoch, »en 18. April 18»!. Abend» «'/. «hr. t« Lttzungssaale am Naschmarktr. r a g »« o rd a u n g : I. Bericht de- Verfaffungs- und Finanzausschusses über n. Hin- zufügung eines 2. Absatzes an 8. 7 de- Regulativs, die Gehalte der Gemeindebeamten der Stadt Leipzig betr., b. den Entwurf einer Markt-Ordnung für die Stadt Leipzig. II. Bericht des Bau-, bez. Oekonomie- und VersassungsausschuffeS über: Tonto 36 „Wasserwerk" und Speciallmdget „Wasser- werk" des Hausbaltplanes auf das Jahr 1891, sowie die Borlage, beir. Nachträge zu dem bezeichnet«» Cpccialbudget. HI. Bericht des Bau- und Ockonomteausjchusses über: u. vor läufige Belastung von Vorgärten in der Bornaischen Straße in Leipzig-llonnewitz, d. Einhaltung von nur 4,SO m breiten Vorgärten an der Larolastraße auk der Bauparcelle der Herren Lertel und Uhlmann in Leipzig-Eutritzsch. IV. Bericht de« Bau-, Oekonomie- und Ftnanzaiisschiisles über: u. ein Abkoinmen mit den Besitzern der an der Ulrichsgasse zwischen der Seeburg- und Nürnberger Straße gelegenen Grundjtücke wegen Entschädiguiig de» von letzteren infolge der festgcstelllen Fluchtlinie zur Straße obzutretenden Areale«, d. Enlschädigung des von dem Bernhardijchc» Grundstücke an der Coiislantiitstrahe in Leipzig-Reudiiitz zur Straße abzu- tretenden Areales. Bekanntmachung. und Macadamisirungsarbeiten er Fußweg- 13. dirsrS Monats, a» Wegen vorzunehmender wird von Montop, »en I »er Tänbchenwrg aus der Strecke vom Johannisplatz bis zur Kurzen Straße für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 11. April 1891. Der Rat» her Stadt Leipzig, vr. Georgi. Leist IX. 41SS. Istner. Die Schulezpedttion und die Schulcass« bleiben Montag, »en 18. d M., wegen Reinigigung der Räume geschloffen. Leipzig, den 9. April 1891. Der Rath »er Stadt Leipzig, vr. Tröndltn. In dem der Etadtgemeind« gehörigen Hausgrundstück Salz- gäszchen Nr. 2 ist die in der I. Stage gelegene gräster« Wohnung, bestehend aus 7 Stuben, 3 Kammern, Küche, Boden Sal, Zr ch«, Boden kammer» und Sellerablheilungm, vom I. Oktober ». A. ah gegen einhalbjahrige Kündigung anderwrtt zu vermirthen. Mtrthgesuch« werdm ans dem Rathhanse, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, enommen. Leipzig, de» 8. April 1891. Der Rath »er Sta»t Leipzig. I». 1449. vr. Tröndltn. Wagner Vermielhnng. In dem der vormal. Gemeinde Connewitz, jetzt der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Hausgrundstück Hermannftrafte Nr. 12 in Leipztg-vonnrwitz ist die im Parterre gelegene Wohnung, bestehend aus 4 Zimmern, wovon da» eine derselben event. als Ver- kaussladen benutzt werden könnte, sowie einer Küche und dem zu dem Grundstücke gehörigen Garten sofort oder vom I. Juni ». I. an gegen einhalbjährlichk Kündigung anderwet» zuveruiicthen. Mtethacsuche werden aus dem hiesigen Ralhhause 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegengenommen. Leipzig, den 8. April 189l Dl Ia 1S0S. er Rath »er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wagner. Die z. Z. an Herrn Schneidermeister Meyer vermieihcte Woh nung in der 4. Etage de« Loiiiinun^frundstttck« Neichsstrafte Nr. 1» Sellter'S Hof» bestehend au- 10 Stuben, 4 Kammern, Küchen, Bodenkammern und Kellerabthcilungen, ist vom 1. Oktober ». I. ab gegen einhalbjährige Kündigung andrrwett zu vermirthen. Miethgesuche werden auf dem Rathhaust, 1. Etage, Zimmer Nr. 9, entgegengenommen, woselbst auch sonst etwa gewünschte Aus kunft rrtheilt wird. Leipzig, am 8. April 1891. Der Rath »er Sta»t Leipzig. I». 1433. vr. Tröndltn. Wagner. Der Stand der socialdemokrattschen Bewegung. DaS bezeichnende Merkmal de» gegenwärtigen Stadiums der socialdemokratischen Bewegung ist eine Berminderung der Agitation, und damit in Wechselwirkung steht die Ab- schwächung des öffentlichen Interesses an den Kundgebungen der Socialdemokratie. Die auf dem Congreß in Halle aus» gegebene Parole, die Bewegung auf die Landbevölkerung auS- zudchnen, hat stch als vorläufig verfehlt erwiesen, und c- ist auch nicht abzusehcn, daß darin zukünftig eine Benderung ein- treten werde. (LS ist eine gewisse Rathlosigkeit der Genossen zu beobachten, womit sie der Bewegung einen neuen Antrieb geben, wie sie daS Interesse daran neu beleben sollen. Tie Gelder stießen spärlicher als sonst, in den Kreisen der Socialdemokraten zeigt sich vielfach Enttäuschung über das Maß des Erreichten, man fängt an mit den wirklichen Ver hältnissen zu rechnen und die Frage zu stellen, was denn eigentlich der Zweck der von den Genossen geforderten Opfer sein soll. Auf dem Congreß in Halle hat man sich nickt über die Fassung deS Programms zu verständigen vermocht, weil die Führer selbst nicht zu sagen wissen, waS daS Ziel der Bcweaung sei. Liebknecht hat sich dahin auSgeredet, da'' alles im Leben dem Wechsel unterworfen sei, e- lasse sic deshalb heute noch nicht sagen, wie der Zukunftsstaat l>e schaffen sein werde, nur würbe die Socialdemokratie an die Stelle der Besitzenden treten und die Bertheilung der Wcrthr übernehmen, z. B. der Wohnungen. Der neue Zustand werde allmälig dem alten folgen, der Uebergang werde sich durch ein Teeret ganz friedlich vollziehen. Derartiger Unsinn wird ganz ernsthaft vorgetragen und von Andern nachaebetet, nicht auS Ueberzcugung, sondern weil doch irgend eine Antwort auf die immer ungestümer gestellte Frage gegeben werden muß. Der Pariser Congreß beansprucht nur insofern die Auf merksamkeit der Unbctbeiligten, als sich dabei berau-gestellt hat, daß Einigleit über die zu ergreifenden Maßregeln keines weaS besteht, besonder- nicht über die allgemeine Arbeit- einstellung und über den Achtstunden Arbeitstag. Der Ruf nach der socialen Revolution, der früher bei solchen Anlässen den Mangel an Gedanken ersetzen mußte, ist schwächer ge> worden und dir ernsthaft« Erörterung deS Berathung« stoffeS war so sehr vom Geiste der Langweiligkeit durch drungen, daß r« dem Leser der Berichte Uebcrwindung kostete, sich bis anS End« durchzuarbriten. Aber auch nachdem das endlich gelungen war, Überweg die Empfindung, daß dir Ausbeute mit der aufgewrndekrn Müh« in keinem Ber» hältniß stand. ^ Auch dir Reichstagsverhandlungen über daS Arbeiter- schutzgescy haben da- Interesse an der socialdemokratischen Bewegung nicht wieder aufzutrischen vermocht, obwobi slc in den beiden letzten Sitzungen eine Angelegenbeit betrafen, welche früher viel besprochen worden ist Tie Herren Ringer und Bebel haben gegen di-Ahndung de-ContraetbruckeS einen Aufwand von Entrüstung in- Feld geführt, der die Schwache ihre- StandpuncteS nur »iii so klarer enthüllt hat. Mumlcr v. Berlepsch war sehr geschickt in der Abwehr diese- Ansturmes, er wie- auf diese Thatsactre hin, daß die Engländer Streiks von ungleich größerem Umfang al- die in Deutschland organisirten ohne Contractbruch durckgcsührt habe», und daß man bei Lobnfragen, wo eS sich stet- um dauernde Acnterungen der bestehenten Verhältnisse bandele, sehr wohl 14 Tage warten könne. Die Gegenüberstellung von Unternehmer und Arbeiter gerade bei diesem Anlaß, wo beide Thkile von den neuen Bestimmungen getroffen werden, konnte nur dazu dienen, die Grundlosigkeit de- socialdemokratischen Widerstandes dar- zuthun Ein Streik, der so eilig ist» daß er nicht ri»mal eine Verzögerung um 14 Tage verträgt, entbebrt der inneren Berechtigung. Die Führer der Socialtemokraten fürchte», daß der Arbeitgeber innerhalb ber Kündigungsfrist Gelegen heit zum Ersatz ber abgcbcnben Arbeiter finde» werde. Diese Befürchtung ist sckr berechtigt, aber wenn ibm da- gelingt, dann hat der Streik keinen Boden. Wenn jeder Zeit die nötbige Anzahl Arbeiter zu finden ist, welche unter den bisherigen Bedingungen die Arbeit leisten wollen, dann kommt kein Notbstand in Frage. Die Unternehmer würden sich wodl hüten, bewährte Arbeitskräfte durch schlechtere zu crscvc», wenn sie vor dieser Alternative ständen, daS ist aber in den meisten Fällen nicht zutreffend, weil der Urberschuß des Angebot» von Arbeitskräften erfahrungsgemäß größer ist als die Nachfrage. . ..... DaS ist überhaupt ein Punct, welcher von den Social- demokratcn viel zu sehr außer Acht gelassen wird. Sie richten ihre Forderungen stet- auf Verbesserung der LebenS- dedingungen der Arbeiter, sie vergessen aber dabei die jroße Zahl der Arbeitskräfte, welche brach liegen, weil «e dei der vorhandenen Ueberzabl keine Verwendung inden können. Im socialistischen Staate giebt e« keine un- -eschäftigten Arbeiter, weil die Arbeitszeit so kurz bemessen ist, daß die vorhandenen Arbeitskräfte kaum auSreichen, um die unbedingt nothwendige Arbeit zu leisten. DaS CoalilionS- recht bat seine volle Berechtigung dem AuSbrutungssystem auch bei Einhaltung der Kündigungsfrist ihren Zweck erreichen, eS kommt eben nur auf die Einigkeit an und diese ist bei wirklich vorhandenem Bedürsniß stets zu erzielen. Natürlich muß dabei auch auf die unbeschäftigten, unfreiwillig feiernden Arbeiter Rücksicht genommen werden. lieber da» Recht auf Arbeit ist auf dem Hallenser Con greß nicht gesprochen worden, eS kam weder als Theil der Tagesordnung in Betracht, noch als Bestandtheil de- Pro gramm-. Als im vergangenen Winter die unbeschäftigten Arbeiter in Berlin Brrsammlunaen abhieltrn und sich mit Eingaben an dir städtischen Behörden wandten, da stellte es stch heraus, daß diese Leute lediglich auf die ihnen von dieser Seit« gebotene Hilft angewiesen waren, die Genossen thaten für die unfreillig feiernden Arbeiter nicht». Die Social- demokraten haben bei Berathung de» Arbeiter-Jnvaliden- gesetzeS eifrig dagegen protesiirt, daß sie in die Kategorie der unterstützungsbedürftigen Personen eingereiht werden, sie haben aber nicht dafür gesorgt, daß dem vorhandenen Be- dürfniß nach Unterstützung in Arbeiterkreisen Genüge ge leistet wird. Wie wäre eS, wenn die Socialdemokraten, statt gegen die Einführung von Maßregeln gegen den Contractbruch streikender Arbeiter Widerstand zu leisten, der Frage näher treten wollten, wie der Noth der ohne eigene Schuld beschäftigungslosen Arbeiter gesteuert werden konnte. Eine Partei, welche die Ungleichheiten deS Besitzes beseitigen will» müßte doch zuerst in den Kreisen, auS welchen sie ihre Daseinsberechtigung her- lritet, für Ausgleichung dieser Unterschiede Sorge tragen. Für Agitation-zwecke werden im socialdemokratischen Lager große Summen aufgebracht, der arbeitslosen Arbeiter wird mit keinem Worte gedacht, eS sei denn, wenn sie durch Streik ihre Arbeit verloren haben. * Leipzig, 12. April. * Die in Aussicht genommene Conferenz über die Handwerkerfrage, welche unter Theilnahme von Com- miffarirn des RcichSamtS des Innern und de» preußischen Handelsministeriums abgehalten werden soll, wird, wie aus Berlin verlautet, erst nach Pfingsten stattfinden. * Die »Hamburger Nachrichten" veröffentlichen folgenden Dank de- Fürsten Bismarck: »Zu meinem Geburt-tage habe ich aus allen Gebieten des Reiche» und von Deutschen im Auslande Glückwünsche und freundliche Begrüßungen erhalten. In der Freude, welche ich darüber empfinde, ist eS mir ein HerzenSbcdürfniß, auf jede ein zelne dieser Kundgebungen in gleichem Unifangc und mit gleicher Wärme direct zu antworten. Es schmerzt mich, daß ich in dieser Beziehung ein Schuldner, wenn auck ein dankbarer, meiner Freunde bleiben muß. Di« Zahl der Eingänge ist, zu meiner Freude, so groß, daß ich auf die Beantwortung jede» einzelnen auch dann würde ver- ziHteo müssen, wenn meine Arbeitskräfte erheblich größer wären, al« sie sind. Ich hoffe deshalb von Herzen, daß meine Freunde, die mich durch ihre guten Wünsche erfreut haben, Nachsicht mit mir haben werden, wenn meine Kräfte * Dir Meldungen über die Person de« an Barkhausen Stelle in da-CultuSministerium zu berufenden Unter staatSfecretair- sind, wie officiö« verlautet, mit Vorsicht aufzunehmrn. Soweit ersichtlich, ist bisher eine Persönlich- keit für da« fragliche Amt bestimmt überhaupt nicht in« Auge gefaßt. * Die kurze Urlaubsreife de» Minister« der öffentlichen Arbeiten v. Maybach nach dein Süden giebt zu Der- muthungen eines MinisterwechselS Anlaß. Dem gegenüber ist darauf hinzuweisen, daß in diese Zeit der Todestag der Gemahlin de« Minister« v. Maybach fällt, daß diese in San Remo beerdigt ift und daß Herr v. Maybach schon wieder holt um diese Zeit mit kurzem Urlaube nach der Riviera gereist «st. * Der »Hamburgische Corrrspondent" bringt mit dem Datum Hamburg folgendes Dementi: Vor Kurzem machte eine Mtttheilung eines Berliner Börsenblattes die Runde durch die deulsche und auowartige Presse, daß der vor Kurzem zum Eommaudeur des IX. Armeeevrps ernannle General der Eavallcrie Gras v. Watdersee vom Kaiser für de» Posten de« Statthalter» von Elsaß-Lothringe» auSersehen sei. Wir ind In der Lage, versichern zu können, daß jene Mtttheilung moinentan jeglicher Begründung entbehrt. Unser gut unter richteter Berichterstatter bemerkt, daß von einer Designtrung ui» so weniger die Rede sein könne, als mindesten- sür die nächste Zeit der Kaiser keinerlei Veranlassung habe, an eine anderweitig» Be- setzung des Statlhatterposlen« zu denke», daß ferner der Fürst von Hohenlohe sich sehr wohl aus seinem Posten fühle und absolut nicht de» Wunsch hege, von demselben zurückzutreie». Vor der Hand sei also die obenerwähnte Millheiliing mindestens sehr unwahrscheinlich. Eine Depesche deS „Wotfs'schcn Bureaus" giebt diesem ziemlich merkwürdig gewundenen Denicnti weitere Verbreitung. AuS diesem Grunde nebincn auch wir davon Notiz, obwohl eS eine- solchen Betonen» gar nicht erst bedarf, daß „vor der Hand", wie der CScwährSman» deö „Cor- respondenteil" sich auSdrückt, ri» Wechsel in der Person de» kaiserlichen Statthalters überhaupt nicht in Frage kommen lau». * Zu dem Zwist innerhalb der conservativcn Partei nimmt jetzt auch die coiiservative „Schlesische Zeitung" daS Wort, indem sie vor einer llederschätzung de» AnbangcS der „Kreuzzeitung" warnt. Bei der Berathung über die Landgemeinde-Ordnung, die augenblicklich im Ad- geordiictenhauft slattfindet, werde sich zeigen, wie wenig es gerechtfertigt ist, die ganze Fraction mit der Gruppe Hammer- stein glcichzusteUen. Vorkommnisse der letzte» Zeit, wie namentlich der Ankauf des „Deutschen Tageblattes" durch die „Krcuzzcituna", batten den Einfluß der äußersten Rechten nicht gestärkt, sondern den Widerstand der Gcsauimt- leitung der Partei gegen das Vvrdrängen einer ejlrcmcn Politik nur noch vermehrt. * Der „Sächsische Gustav-Adols-Bote" veröffent licht unter der Ucberschrift „Ist kein Luther da?" de» folgenden Mahnruf: Mitte März ist in Berlin der alte Windthor st gestorben. Bei einem Tod« »st die Welt in eine» förmlichen Taumel verfallen. Lian hat ein Aufhebens von diesem Mannc gemacht, wie es beim Tode eines gekrönten Hauptes nicht anders Halle geschehen können. Ein Fürstbischof hat an seinem Sarge eine glänzende Lobrede ge- halieu, der Kaiser hat einen prachtvollen Kranz gespendet, die Zei- tungen brachte» täglich spaltenlange Artikel über den Verblichene», und nicht blos die katholischen, sondern auch die evangelische», ja selbst die liberalsten unter ihnen. Wochenlang las man da Tinge, wie „Großer Mann", „Populärster Man» Deutschlands", „Hut ab vor dein großen Patrioten" und Achnliches. Jeder reichStrcue Deutsche, jeder evangelische Christ muß darvb tief betrübt sein. Ter Windtborst-Taiimel ist »in Zeugnis, traurigen Niedergangs echt deutscher Gesinnung und evangelischen Ehrgefühls! Das, Windtlwrst ein gescheuter, witziger Kopf war, wird Niemand bestreiten. Ein großer deutscher Mann war er nichtl Nie hat es einen verstecktere» Charakter, nie eine» schlauere» Fuchs gegeben! Er war jahrzehntelang Gegner deS Reichs, und sein Ledciilang glühender Feind deö EvaiigeliumS und der evangelischen Kirche, Ultra»,vntaner Lurch und durch, von jesuitischem Geiste angekränkelt. Wunderbar — ein BiSmarck ist abgethan, und daS deutsche Volk, da» evangelische Volk deutscher Nation begeistert sich sür einen — Windthorst! Ist kein Luther da? Keiner, der hintritt vor Kaiser »nd Reich »nd gegen diese« Treiben protestirt und in dieser wirre» Zeit die Fahne beuljch-evangclischer Gesinnung hochhall? Ach Gott vom Himmel sieh' darein! Ein Patriot. * Bei der LandtagSersatzwahl in Mettmann für den verstorbenen Abg. Rumpfs (uat.-lid.) wurde Landralh Roebrig mit 1l8 Stimmen gegen den »ätivnallidcralen Kaufmann ColSmann gewählt. Laudrath Rochrig wird jedoch das Mandat ableyne». * Bon den beiden ostfricsischen Adgg. on vHülst (nat.-lib.) und Hacke (frcis.) ist eine Interpellation im Reichstag cinfleczangen, ob der Reichskanzler daS llr theil des Kriegs Ministers über die ostfricsischen Land- wehrleute gerechtfertigt finde. Ter Kriegsministcr hatte bekanntlich vor den Ferien eine Aciißerung gclhaii, welche aus die Schulbildung und den Patriotismus der ostfricsischcu Landwchrlcute ein ungünstiges Licht warf und in der dortigen Gegend außerordentliche- Aussehen erregt hatte. » 1° * Großfürst Michael Michailowi tsch, dessen Ausstoßung auS dem russischen Heere bereits gemeldet ist, bat sich de kanntlich am letzten Mittwoch in Sa» Remo mit der Gräfin Merenberg vermählt. Der Vater seiner Ge mahlin, Prinz Nikolaus von Nassau, ist seil mehrere» Jahren nn Winter ein ständiger Gast in Eannes gewesen, und eü war nicht unbemerkt geblieben, daß der Grosstürst der durch Schönheit und Geist ausgezeichnete» Gräfin besondere Aufmerksamkeit erwies. Dennoch batte nicht leicht Jemand auS diesem Ilmstande eine ebelichc Verbindung voraus gesehen. Trotzdem soll die Ebc seit letztem November eine beschlossene Sache gewesen sein Am 3. April reiste» der Großfürst Michael, Prinz Nikolaus und die Gräfin Merenberg von EanncS ad, angeblich, um einige Tage in Italien zu verweilen. In Wirklichkeit aber ging die Reise nach San Remo, wo die Trauung vollzogen wurde. Der Prinz von Nassau hat seine Dienerschaft schon entlassen und wird nicht vor der nächsten Saison nach Cannes zurückkcbrcn. Auch der Großfürst Michael hat schon seiner Dienerschaft und den Eisenvahnangcstclltcn die üblichen Geschenke ziikommcu lassen, waö beweist, daß auch er einstweilen nicht nach Cannes zurückzukebrcn beabsichtigt. Der Zorn des Zaren über diese Heirath ist vielleicht dadurch hervorgerusen worden, daß die Gräfin Merenberg eine Enkelin Puschkin- ist. Eine Ver bindung eines seiner Fainilicnanacbörigen mit einer Enkelin de- großen rcvolutionairen DicytcrS muß allerdings dem Selbstherrscher aller Reußen entsetzlich erscheinen. Großfürst Michael und seine junge Gemahlin werden indessen finden, daß sich auch außerhalb Rußlands leben läßt. * AuS Belgrad wird berichtet: „Die mehrfach ver breiteten Gerüchte, daß Paste zeitweilig die Minister- Präsidentschaft zurücklegcn wolle, um sich mit der Erledigung verschiedener finanzieller Fragen, wie vor Allem der Stadt- anlcihc, befassen zu könne», sind undegriindet. Sic sind Wohl dadurch entstanden, daß, wie dekaum, Paste es gern gesehen hätte, wenn er seinerzeit die Ucdcrnahmc tcr
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