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Weißeritz-Zeitung : 22.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192310224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19231022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19231022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-22
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 22.10.1923
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WeiheritzZeitung Tageszeitung un-Anzeiger sür DWol-iswal-e, Schmie-eberg U.A. BeMgSpreis: Diese Woche 720 000 000 M. mit b Zutragen. Einzelne Nummern 130 000 000 M. Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nummer 3. ; Gemeinde - Verbands - Girokonto Nummer 3. Postscheckkonto Dresden 12 548. Aelteste Ieilung -es Bezirks Dieses Blatt enthä» -ie amtlichen Bekanntmachungen -er Amtshauptmannschafl, -es Amtsgerichts un- -es Sta-trats zu Dippolviswat-e Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breit« Petilzeile 120 M. X Schlüsselzahl 2 000 000, Eingesandt und Reklamen Zeile 300 M. X le weilige Schlüsselzahl. —— —«... i M 247 . - VS- ----- Verantwortlicher Redakteur: Felix Jehne. — Druck und Verlag: Tarl Jeftne in Dippoldiswalde Z Montag den 22. Oktober 1923 89. Jahrgang WM OerilicheS und Sächsisches. Divpoldiswalde. Auf in 75jährigeS Bestehen kann in diesem Sahre der hiesige Frauenverein zurückblicken. Es war daher be schlossen worden, die Hauptversammlung mit einer besonderen Feier zu verbinden und in gröberem Rahmen abzuhalten. Man vatte sie deshalb in den Schühenhaussaal verlegt, upd es war ein grober Kreis, auch Vertreter von Frauenvereinen aus Reinholds hain, Reichstädt und Grohölsa, die zur Feier am vergangenen Sonntag erschienen waren. Nach einem Vorspruch eines kleinen Maden, begrübte die derzeitige Vorsitzende, Frau Bürgermeister Herrmann, die Anwesenden und bat um freundliche Unterstützung durch die Mitglieder in ihrem Amte. Sie dankte allen, die sich um die Förderung des Vereins Verdienste erworben Haden, dankte ihrer Vorgängerin, Frau RechnungSrat Franke, Herrn und Frau Superintendent Michaej, der Leiterin der Anstalt, Fräulein Friedrich, deren aufopferungsvolle Tätigkeit allgemein bekannt ist, dankte vor allem auch Frau Stadtrat Reichel, die nahezu SO Sahre dem Vorstande angehört und auf ihren Wunsch jetzt ausscheidet. Nachdem drei kleine Mädchen ein Wechselspiel zwischen einem Mid und zwei Blümlein aufgesagt hatten, nahm Superintendent Michael das Wort zu einem Bericht über die VercinStäligkeit. Sm tollen Sahre 1848, in der Revolutionszeit sei er gegründet norden, als die Vesten deS Volkes nach einem einigen Deutsch land riefen, als viel kostbares Blut vergossen wurde, und zu einer feit, als Wichern, der Vater der Snneren Mission, seine berühmte Rede über deren Ausgestaltung auf dem Wittenberger Kirchentage hielt. An Hand der Chronik besprach er die Lage um Dippoldis walde um jene Zeit und konnte dann konstatieren, das; die Ent wickelung des Vereins eine gleichmäbige Arbeit von Anfang bis auf den heutigen Tag darstelle. Viele Frauenvereine hätten ihre Tätigkeit der Armen- und Krankenpflege zugewandt, andere unter stützten die Rettungsarbeit der Magdalenenvereine, wieder andere wirkten sür Kinderfürsorge und Kinderheime und -Krippen. Alle seien zusammengeschlossen im Landesverband für christlichen Frauendienst, dessen Prinzip die christliche LiebeSaroeil sei. Wenn jetzt Staat und Gemeinden diese aufnähmen, sei ihnen erst von der Kirche das Gewissen geweckt worden. Kirche und Christentum hätten schon lange diese Arbeit in die Hand genommen. Weder Parteien, noch Klassen hätten hier zu sprechen, die Anstalt komme allen zugute. Sup. Michael trug dann verschiedenes aus dem Be richt von Fräulein Lincke vor, den diese vor 22 Sahren zum 50jäh- rigen Bestehen der Kinderbewahranstalt versaht hakte. Damals Katte der Verein 91 Mitglieder, in der Anstalt wurden täglich S9 Kinder ausgenommen. Vorsitzende waren von 1848—18S8 Frau Superintendent von Zobel, bis 1862 Frau Rosalie Flemming, bis 1868 Frau Schneidermeister Herklotz, bis 1871 Frau Kaufmann Schmidt, bis 1878 Frau Kaufmann Lincke, bis 1882 Frau Schu- mann, bis 1890 Frau Superintendent Opitz, dann 22 Sahre lang Frau Bürgermeister Voigt, von 1912—1916 Frau Superintendent Hempel und dann bis jetzt Frau RechnungSrat Franke. Die Seele des Ganzen war aber in einer langen Reihe von Sahren <1880 bis 1917) Fräulein Anna Lincke als Kassiererin und Schriftführerin. Aus dem Schluh eines Berichts von Fräulein Lincke hob Super intendent Michael noch hervor, daß damals beschlossen wurde, außer Kindern von 2—12 Sahren auch noch solche unter 2 Sahren auszunehmen, um deren Müttern zu ermöglichen, der Arbeit außer Haus nachzugehen, und erwähnte weiter, daß der stärkste Anstalts besuch mit 16—17 000 Kindern in den Kriegsjahren stattgefunden habe. Derzeit belaufe sich der Mitgliederstand auf über 300, die über 7 Milliarden Mitgliedsbeitrag aufbrachten. Der Stand der Aufnahme suchenden Kinder betrage jetzt täglich 12—14, während der Ferien mitunter auch nur 4. Die Kosten von früher 10 Pf. für den Tag seien jetzt auf gegen 285 Millionen gestiegen. Er regte dann noch die Angliederung eines Fröbelgartens an. Von einem Vortrag der geprüft vorliegenden Sahresrechnung wurde ab gesehen, Dank aber fand die Unterstützung des Vereins durch Bürgermeister Herrmann. Superintendent Michael schloß mit dem Wunsche, daß Gottes Segen auch weiter auf der Anstalt und dem Frauenverein ruhen möge. Nach einem weiteren kleinen Kinder spiel trat eine kurze Pause ein, worauf Superintendent Michael Bürgermeister Herrmann und Stadtverordnetenvorsteher Schu mann begrüßte und den städtischen Kollegien für die gewährte Unterstützung dankte. Er begrüßte weiter Ämtshauptmann von der Planitz, die Bezirkspslegerinnen Frl. Günther und Hellriegel, die Vertreter auswärtiger Frauenvereine und verlas Glückwunsch schreiben des Frauenvereins Seisersdorf und des Landesverbandes, welch letzterer eine Spende von mindestens 12 Milliarden zusichert. Bürgermeister Herrmann überbrachte die Glückwünsche der städti schen Kollegien und eine Spende der Stadt mit dem Wunsche, daß eS dem Vorstand vergönnt sein möge, das VereinSschifslein durch alle Fährnisse hindurchzuleiten. Fräulein Traube Kettner erfreute mit einigen Gesangsvorträgen, Pfarrer Seifert—Oelsa überbrachte die Glückwünsche des Oelsaer Frauenvereins und wünschte besonders der neuen Vorsitzenden, Frau Bürgermeister Herrmann, vollste Befriedigung in ihrem Amte, Frau Oberlehrer Günther—Reinholdshain sprach namens dieses Frauenvereins beste Wünsche aus. Dann nahm Schulrat Sturm das Wort zu seinem Vortrage .Das Kind als Gabe und Aufgabe'. Wie bisher immer, so verstand der Redner auch diesmal seine Zuhörer vom ersten vis zum letzten Worte zu fesseln, und allgemein war wohl das Bedauern, daß er schneller als selbst gewollt zum Schluffe kommen mußte, da der erste Teil der Feier zu viel Zeit in Anspruch ge nommen hatte und der Saal anderweit gebraucht wurde. Redner führte aus: A ls Geschenk, als Gabe, wird das Kind bezeichnet, wenn es auf die Welt kommt. Wenn man etwas schenkt, will man Freude bereiten. Auch das Kind soll Freudsbringer sein. Leider wird in Deutschland Kindersegen vielfach als Schicksalsschlog empfunden. Das ist eine Schmach für ein Kulturvolk. Unsere Vorfahren waren auf ihren Kinderreichtum stolz: bei einem Natur volke auf Sava wird den Neugeborenen sofort die Herrschaft in der Familie übertragen. Die Kinder sind der Sonnenschein des Hauses: man soll sie htnnehmen, wie sie gegeben worden sind: wenn ihre Gabe aucy manchmal enttäusche Mädchen statt Knabe usw.), so solle man doch niemals solche Enttäuschung Wurzel fassen lasten und solches Kind immer mit Augen forschender Liebe betrachten. Mit dem ersten Lebenstag« des Kindes seien den Eltern Aufgaben nestelst. Wie hilflos sei das kleine Wesen. Aufgabe der Mutter sei es, das Kind zu betreuen. Spielend lerne es Handarbeiten begreifen, die für später unerläßlich sind: aus der Mutter Rede lerne das Kind die Stimme wieder erkennen, gewisse Eindrücke mit einander verbinden. So werden die Fundamente gelegt für den geistigen Menschen. Er entsteht im Umgang mit der Familie, die eine Gemeinschaft des Blutes und vor allen Dingen eine solche des Gewissens ist. Nicht immer ist die Erziehung aber fruchtbringend. Wenn Vater und Mutter in verschiedener Weise auf das Kind ein wirken, wenn das Kind unter verschiedenartigen Einflüssen steht, kann sich die Erziehung nicht entfalten, es entstehen schwache, haltlose Charakter. Die Eltern müssen sich über die Erziehung aussprechen, klar sein, wo Milde, wo Strenge walten soll und an den vereinbarten Erziehungszielen festhalten. Weiter müfse dann aber auch Elternhaus und Schule, Eltern und Lehrer häufiger als bisher Gedankenaustausch pflegen. — Wie unterscheidet sich der Mensch vom Tier? Das Tier hat Snstinkt. Hilfloser als das Tier ist der Mensch bei der Geburt, drei Sahre später überragt er alle Tiere, eine Gabe des Sntellekts, eine Aufgabe, die vom Er zieher gelöst werden muß. Ein Tier wird dressiert, ein Kind wird ; erzogen. Auch das Kind muß im gewissen Sinne drefsiert werden, j doch diese .Dressur" (Händchen geben usw.) muß schon im 11., 12. Lebensmonat zurücktreten zugunsten des Sntellekts. Aufgabe der Eltern ist es, alle Veranlagungen des Kindes zu entfalten: ge- chieht es richtig, dann wird sich spielend die Entwicklung zum chasfenden Gliebe des Volkes vollziehen. Kindergärten zu schassen, die Schulen auszubauen, ist heute dringlicher denn je uvor. Unser armes Volk besitzt noch ein köstliches Kleinod, feine Sugcnd. Hierin ist uns eine Aufgabe gestellt, die wir uns lösen können, wenn wir das Wesen der Sugend und die Besonderheit des einzelnen Gliedes berücksichtigen. Reicher Beifall und herz liche Worte seitens der Vorsitzenden dankten dem Redner für seine tiefgründigen und doch allen leicht faßlichen Ausführungen. Nach dem man sich noch einig geworden war, den Namen .Kinderbewahr anstalt' einstweilen weiter beizubehalten, fand gegen 5 Uhr die Feier und die Hauptversammlung des Frauenvereins ihr Ende. — Seit Snkrafttreken der neuen Kirchgemeindeordnung ist unsere Parochie in zwei Seelsorgerbezirke eingeteilt, von denen der eine durch Superintendent Michael, der andere durch Pfarrer Mosen betreut wird. Um nun die Geistlichen auf Familien oder einzelne Personen aufmerksam zu machen, denen in Freud oder Leid geistlicher Zuspruch erwünscht ist, oder bei denen er angebracht erscheint, sind Helferinnen gefunden worden, die gewissermaßen ein Bindeglied zwischen dem betreffenden Geistlichen und dem ihnen anvertrauten Bezirke bilden sollen. Die Gemeindediakonie, die nach wie vor Fräulein Hellriegel ausübt, wird damit nur inso fern berührt, daß die Helferinnen auch sie auf der Krankenpflege Bedürftige aufmerksam machen sollen. Am Sonntag versammelten sich 17 Helferinnen (2 waren entschuldigt) in der Superintendentur und zogen mit den Geistlichen in die Kirche auf den Altarplah, wo sich auch Mitglieder der Kirchenvertretung eingesunden hatten. Der Gottesdienst stand diesmal unter der Ueberschrist: „Das Evan gelium und die Frauen." Brachte schon die Schriftverlesung die Erzählung von Martha und Maria, so beantwortete Superinten dent Michael in der Predigt die Fragen: „Was Hot die Frau dem Evangelium zu danken, und waS kann sie für das Evangelium tun?" Sesus hat das Weib aus der Erniedrigung emporgeyoben, nun soll sic auch als Priesterin in Haus und Gemeinde dem Herrn dienen. Anlaß, die Bedeutung der Frauen im kirchlichen Leben zu vetonen, gab das Fest des 75jährigen Bestehens des Frauen- vereinS, der in dieser langen Zeit durch Ausübung praktischen Christentums besonders an der Kinderwelt (Kleinkinderbewahr anstalt) höchst segensreich gewirkt hat. Nach der Predigt wandte sich Superintendent Michael vom Altar au- an dir Helferinnen, las ihnen die auf die Helferschaft bezüglichen Paragraphen der neuen Kirchgemeindeordnung vor und wies sie in ihr Helferamt ein mit dem Hinweis, daß sie wie oben schon erwähnt, als Verbindung des geistlichen Amts mit den Gemeindegliedern das christliche Leben fördern und heben helfen möchten. Gott möge ihre Helfersdienste segnen. — Am Sonntag nachmittag trat im Reichskronensaale die Gruppe Dippoldiswalde des Elbaausängerbundes in einem Gruppen konzert auf, in dem Massenchöre unter Leitung des Gruppen liedermeisters Kögel—Dresden und Einzelgesänge der Vereine Dippoldiswalde (Männergesangoerein, Eintracht und Sängerchor vereinigt), Possendorf, Eisenwerk Schmiedeberg, Dopvelquarkett Rabenau, Großölsa, Reinhardtsgrimma und Apollo Rabenau zum Vortrag kamen. Bis auf ein Lied, besten Komposition im Gegen satz zu dem ernsten Text zu leicht geschürzt erschien, war die Aus wahl der Lieder zeitgemäß und glücklich. Mit den Ausführungen konnte man bei allen Liedern, natürlich das vorhandene Stimmen- malerial in gerechte Berücksichtigung gezogen, höchst befriedigt sein. Gewaltig wirkten die Massenchöre, und muß besonders anerkannt werden, in welch zwingender Gewalt der Liedermeister Kögel nach nur wenigen Gesamtproben die große Masse (gegen 400 Mann) zu tertgemäßer Bortragsweise zu bringen weiß. Aber auch den einzelnen Vereinsleitern ist Anerkennung zu zollen, die ihre Sänger so wohlgeschult vorbereitet haben. Der Hauptzweck des Konzerts, in dieser schweren Zeit die Pflege des deutschen Männer- gesangs zu üben und sich gegenseitig anzuseuern, ist vollkommen > erreicht worden. Darum war es auch gerechtfertigt, daß der Gruppenobmann Mieth den Sängern und den Ltedermeistern, be- onders dem Gruppendirigenten Kögel, für ihre Leistungen herz- l ichen Dank aussprach, wofür mit dem Hellrieaelschen Gruppen- j sprach quittiert wurde. Mit dem Gesang von Adams Abendlied schloß das wohlgelungene Konzert. _ — Glück zu! Nachdem, wie berichtet, am Montag der Ilnter- rlcht an der hiesigen Deutschen Müllerschule begonnen hatte, ver sammelten sich am Sonnabend abend die Angehörigen des Ver eins „Glück zu!" in ihrem Vereinslokal zur Semester-Antritts kneipe und konnten dazu einige Ehrenmitglieder, A.H. und «ine größere Zahl neuer Mitschüler begrüßen. Sn seinen Willkommen- Worten wies Präside Firl auf die schwere Zeit hin, die manchen verhindert habe, wie erst beabsichtigt, wieder an die Schule zurück- zukehren. Trotz aller Nöte, die für die Zukunst noch gar nicht abzusehen seien, hoffe er aber doch auf einen den vergangenen Semestern gleich würdigen Verlauf des Semesters 23/24, und er s bat alle um tatkräftige Unterstützung. Seiten der anwesenden ! Kartellverbindung Saxonia—Glashütte wurde betont, die treue j Freundschaft In der jetzigen Zeil erst recht hochzuhaltrn. Gewerbe- > oberstudienrat Direktor Meller knüpste an an das Kommerslied ! „Einst lebt ich so harmlos in Freude und Glück" und betonte, daß nur Arbeit, Arbeit der Hand u;pd Arbeit des Kopfes unS hoch bringen könnten, und daß im Müller beide gepaart sein müßten. Er forderte, den Blick vorwärts zu richten, nicht von der „guten alten Zett" zu sprechen, mutig den Kampf aufzunehmen, die Zeit an der Schule zu nutzen und sich in frohen Stunden neue Lebensfreude zu schaffen. Er wünschte allen für das neue Semester besten Erfolg, das (das 82. der Anstalt) ein gleich schönes wie die früheren werden möge und wünschte weiter jedem auch viele froye Stunden, damit er gern zurückdenke. Kommersgesang, ein Fuchsenulk und noch manch frohes doch auch ernstes Wort hielt die Korona noch lange beisammen. — Diebe drangen in vergangener Nacht in die vor dem Niedertor gelegene Scheune des Rohschlächters Hermann Scharse ein und entwendeten einen größeren Posten Fleisch, man spricht sogar von einem ganzen Pferde. Sie versuchten dann auch in die Scheune des Handelsmannes Hegewald einzudringen, doch leistete das Schloß Widerstand, sodaß es bei dem Versuch blieb. — Heute Montag morgen 8 Uhr hak an unserer Volksschule der Unterricht für das Winterhalbjahr begonuen. Die ferien reichere Zeit ist vorüber, zu ernster Arbeit haben sich Lehrer und Schüler nun wieder zusammengefunden, damit das gesteckte Ziel bis zu den Osterprüfungen „Zensuren und Versetzungen" erreicht werde. Mag anderwärts schon eine Einschränkung des Unter richts in Hinblick auf Kohlenmangel beschlossen worden lein, so ist unS von solche Maßnahme für unsere Schule nichts bekannt und bleibt uns hoffentlich in aller Znteresse auch erspart. — Schwere Stürme lobten in der vergangenen Nacht, doch ist der angerichtete Schaden gering. Auch die elektrische Zu führungsleitungblieb diesmal intakt. Die abnorm hoheTemperatur, die gestern bis 18° S zeigte, ist aber wenig herabgegangen. — Wie uns von der Preisprüfungsstelle des Kommunalver bandes mitgekeilt wird, werden die reichsrechtlichen Bestimmungen über Preisschilder und Preisverzeichnisse nicht allenthalben beachtet. /Zur Vermeidung von Bestrafungen wird auf die Beachtung der Vorschriften hiermit nochmals yngewiesen, zumal die Polizeiorgane angewiesen worden sind, gegen die Säumigen unverzüglich Anzeige zu erstatten. Malter. Am Freitag nachmittag gegen 5 Uhr wurde auf hiesiger Flur oberhalb der Eisenbahnbrücke die Leiche eines Er trunkenen aus der Talsperre gelandet. Sie wurde als die des Verwaltungsinspektors im Hauptstaatsarchiv K. festgestellt. K„ der sehr solid lebte und glücklich verheiratet war, scheint durch die politischen Verhältnisse zu diesem Schritt getrieben worden zu sein. Er hatte sich morgens von zu Haus entfernt und war tagsüber von verschiedenen Personen an der Talsperre auf und ab laufend beobachtet worden. Die Leiche wurde nach Seifers dorf gebracht und von dort nach Dresden überführt. Reinholdshain. Der Einladung zu einem kirchlichen Familten- abend waren am Freitag abend viele Gemeindeglieder aus Rein holdshain und umliegenden Dörfern gefolgt. Sup. Michael be tonte in seinem Begrüßungswork: Gerade weil die äußeren Ver hältnisse so trostlos sind, brauchen wir etwas für unser inneres Leben. Er behandelte dann die Frage: Wie stehts um unsere Kirche? berichtete von» Verhältnis zum Staat, den Nöten der Zeit, wieviel günstiger die katholische Kirche dasteht, aber auch von dem Segen der Not, die manchen aus der Gleichgültigkeit aufgeweckt hat. Er sah die schwere Zeit als einen Uebergang an und erhoffte eine bessere Zeit, wo auch die Kirche erstarkt und gefestigt dastehen wird, wenn nur jeder das Zeine tut, und schloß mit der Mahnung zur Treue nicht nur im Geben, sondern auch in der persönlichen Teilnahme am kirchlichen Leben. Auch in Retnholdsheln sollen wieder Bibelstunden gehalten werden. Weiterhin hatten die kirchlichen Zugendveretne von Dippoldis walde den Abend ausgestaltet und ließen die Arbeit des Land manns von der Saat bis zur Ernte am Auge vorüberziehen in anmutigen lebenden Bildern, umrahmt von Gedichten, Solo- und Chörgesängen, von Frl. Hellriegel am Klavier begleitet. Auch Kinder vom Lande nahmen teil. Sm übrigen sorgten Vorträge des Posaunenchors, Lieder für Gitarre und Mandoline u. a. für reiche Abwechslung. Eine Sammlung brachte die große Summe von über 3b-Milliarden für die Innere Mission und unser Kirch gemeindeleben. Herzlichen Dank allen Spendern! Ein wohlge lungener Abend. MagS in den Herzen nachkllngen, was er sagen wollte, daß wir auch in schwerer Zeit Grund zum Danken haben und tm Aufblick zum lebendigen Gott nicht zu verzagen brauchen! Ulberndorf Sn Espigs Gasthofe fand am Sonntage ein Konzert des Dippoldiswalder Kirchenchors unter Mitwirkung des kirchlichen Bläserchores statt, das in allen seinen Teilen wie vor 14 Tagen in Oberhäslich uns einige schöne Stunden bereitete und in seinem ganzen Verlaufe einen angenehmen Genuß und eine gemütvolle Unterhaltung bereitete. Schmiedeberg. Nach langem, schwerem Leiden ging am 19. Oktober Pfarrer em. Birkner zur ewigen Ruhe. 40 Fahre lang hat er als Pfarrer unseres Kirchspiels gewirkt und gewaltet, manch schöne Stunde mit seinen Pfarrkindern feiern können, aber auch schwere, prüfungsreiche Tage und Wochen, besonders auch während der Wassersnot 1897 durchlebt, wurde doch damals das Schmiedeberger Kirchspiel ganz besonders hart betroffen. Verschiedene Male hat Pfarrer Birkner als Ephoraloerweser gewaltet, auch war er schriftstellerisch tätig. Voll tiefer Trauer stehen die Kirchgemeindemilglieder an seiner Bahre. Luchau. Hier wurden vor einigen Tagen 3 Treibriemen ge stohlen. Für Wiedererlangung sind 3 Zentner Welzen ausgesetzt. Pirna. Die Eingemeindung von Copitz nach Pirna ist vom Ministerium des Snnern mit rückwirkender Krast vom 1.10. an genehmigt worden. Die formell« Uebergabe sinket am 1.11>stakt. Planitz. Die Bielschule mußte geschloffen werden, weil der Vorrat an Koks vollkommen erschöpft ist und keine Mittel vor handen sind/ Heizmaterial zu beschaffen. Die Lehrerschaft bat di« Forderung an die Regierung gerichtet, den unhaltbaren Zustand umgehend zu beseitigen. «,d«wtsch Ein hiesiger Fleischermeister beg«ng Selbstmord, well er dl« Rhein-Ruhr-Abgabe nicht bezahlen konnte.
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