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Schönburger Tageblatt Kifchetnt tSgNch mit «-»nahm» der Tag« nach Sonu- und F^ttagen. Annahme von Inseraten bis Dorm.10 Uhr der Aargabetager. Bezugspret« monatlich 4.70 MI., im oor- aar zahlbar, durch die Post bezogen monatlich SM. Einzelne Nrn. 20 Psg Sonntags-Nr. 2b Pfg Ins«, ratrnprek 1 Zelle 7b Psg., Reklame,etle 88 mm breit 2 Mark, die dreigespaltene Zelle im amwchen Teile I.SV Mk. Hinweise aus Anzeigen und Lingesandte 1 Petit-Zeile SO Psg. Nachw isungrgebühr 2b Psg- Gegründet 1878. Fernsprecher Nr. S. PostschNess- Nr. 8. Postscheckkonto Amt Leipzig Nr. 44S6. Waldenburger Anzeiger. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrats zu Waldenburg. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg. Anzeigenannahmeschluß Vorm. S Uhr am Aurgabetaa Geschäftsstelle in Waldenburg Sachsen, Obergass« 88 Geschäftszeit: Vormittag 7—1, Nachm. 2—S Uhr. 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Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lamprecht« Polymeter 44°/v. Taupunkt -s- 8°. Wiudrichtuug West. RiederschlagSment« bi Heu letzten 24 Stunden bi« früh 7 Uhr: 0,, mm. Daher WitterungSausfichtex für den 26. Juni: Halbheitere» Wrlter. Ein Komplott gegen Lloyd George? Der Reichstag nah« die Verliiugeruug der Kahlen- steuer an. Der Reichspräsident will alle TelvstschntzderbSnde auf- lösen. Las verbot der Schrotmühlen wurde in Prensten a«f- gehoben. Lie rheinischen Rahrungs«ittelhii»dler sind gegen die Sanktionen. Das Saargebiet erstickt im »ohlenüberflutz. Lie Gemeinden des Saargebietes dürfen keine Kntrr- stützungen des Reiches annrhmeu. Südlich do« Gleiwitz fanden heftige Znsammeuftötze zwischen Italienern und polnischen Insurgenten statt. Die französische Regierung Hütt an den Sanktionen fest. Die Sinnseiner brachte« eine« Militärzug zu« Ent gleise«. Lhmchill erkennt die Vorzüge der deutsche« Verwaltung i« vstafrika an. Die englische Arbeiterpartei lehnt de« Auschlutz an die kommunistische Juternationale ab. Zwischen Griechenland und Sowjetruszland herrscht Kriegszustand. I« Oftsibirieu wurden japanisch, Truppe« vo« de« volschewiften angegriffen. In Kava««« kamen i« 3«" ^7 DodeSsälle an Benlen- pest vor. "Wakbenvurg, 2ö Juni 1921. Der ReichSfimanzminister Or- Wirth hat unS zur Deckung des Reichsdefizits von 160 Milliarden Mark einen Thim- borazo neuer Steuern in Aussicht gestellt, deren Aufbrin gung in der alten fluchbeladenen Zeit für ganz unmöglich erklärt werden wäre. Ei« demokratischer Abgeordneter sagte kürzlich, wenn der deutsch« Arbeiter gewußt hätte, was an Unerträglichem ihm die Entente im Versailler Frie den auferlegen würde, dann hätte er niemals die Waffen aus der Hand gelegt. Heute kommt die Reue. Or. Wirth wies in seiner Rede am Mittwoch im Entschädigungsaus schuß des Reichswirtschaftsrates nach, daß d-.e Lösung der Frage, wie neben einer gewaltigen Belastung des Ver brauchs auch der Besitz in hohem Maß« zu den Lasten her angezogen werden könne, die schwerste Aufgabe der Reichs finanzverwaltung sei. Hierfür komme entweder eine Um formung des ReichSnotopsergesetzeS oder ein Ausbau der Reichsvermögenssteuer in Frage, worüber zurzeit Erwä gungen im Reichsfinanzministerium im Gange seien. ES sei wahrscheinlich, daß dem ReichSwirtschaftsrat darüber schon in der nächsten Woche genaue Mitteilung gemacht wird. Ohne schon ein abschließender Programm für die gesamte Deckung zu geben, schildert der Reichskanzler die Gesetzentwürfe, die zurzeit in Arbeit und bis zu einem gewissen Abschluß schon gelangt sind. Genannt wurden die Zuckersteuer, die Einführung- des Sitßstoffmonopol«, die Aenderung des Branntweinmonopols, die neue Körper- fchastSsteuer, die Rennwettsteuer, Leuchtmittelsteuer, Zünd warensteuer, Tabaksteuer, Biersteuer und Mineralwasser- steuer. Die Entwürfe sind sämtlich im Kabinett genehmigt. Geplant sind ferner eine Kapitalverkehrssteuer, Versiche- rungssteuer, Umsatzsteuer und Kraftfahczeugsteuer, deren Vorarbeiten soweit gediehen sind, daß da» Kabinett dem nächst darüber beraten kann. Eine Erhöhung der Zölle, insbesondere aus Kaffee, Tee, Kakao und sertige Erzeug nisse ist vorgesehen. Besprochen wird zurzeit die Frage der Erhöhung der Sohlensteuer, deren wirtschaftliche Folgen eingehend vorher geprüft werden müssen. Hinter diesen Steuerplänen soll übrigens der Abgeordnete Erzberger stecken. Es ist kein Zweifel, daß diese Steuerlast dar deutsche Volk zu völliger Verarmung führen muß. Tiefe Eingriffe in die deutsche Sozialpolitik werden vorgenommen »erden muffen, ja das deutsche Volk wird vielleicht gezwungen werden, die ganze Sozialversicherung einzustellen. Das sozialdemokratische Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, Biedermann, meint sogar, die Einführung eines ArbeitS- dienstjahreS sei wahrscheinlich, auch werde der Gedanke der Ableistung einer neunten und zehnten Arbeitsstunde erwo gen werden müssen. Der Ertrag werde ausschließlich dem Staat zur Erfüllung seiner Verpflichtungen an die Entente zufüeßen. Diejenigen, die durch die wirtschaftliche Entwickelung und durch die steigenden Abgaben eine erhebliche Einbuße an ihrem Vermögen erlitten haben, darunter besonders auch die kleinen Rentner und Grundstücksbesitzer, sehen mit Sorgen den neuen Projekten über die Einführung weiterer Brsitzsteuern, sowie Zwangs-Hypotheken auf Grundbesitz und Gewinnbeteiligung de« Reicher an den Betriebs-Einnahmen, entgegen. Es ist indessen anzunehmen, daß es auch hier heißen wird, nicht» wird so heiß gegessen, wie e- gekocht wird. Es muß die Frage beantwortet werden, ob die neuen Abgaben in der bisher erörterten Form möglich sind, und diese Frage scheint von der Mehrheit der deutschen Volksvertretung nicht bejaht zu werden. Menn es hier über zu einer Meinungsverschiedenheit kommt, so liegt «S nahe, daß die deutschen Wähler zur Entscheidung aufge- rusen werden, das heißt, eS ist nicht ausgeschlossen, daß eS im Herbst zur Ausschreibung von Neuwahlen kommt. Wir haben in Deutschland noch immer Unruhen genug, als daß wir eine Auflösung des Reichstage- mit Freuden begrüßen könnten. Der Wahlkampf würde sehr heftig sein und allen Zwischenfällen Tür und Tor öffnen, so daß die Interessen des RährstandeS nicht wenig geschädigt werden könnten. Wenn sich also eine Einigung über die Steuer- angelegenheiten erzielen läßt, ist diese gewiß einer Aahl- schlacht vorzuziehen. ES muß sich zeigen, ob wir uns so weit wieder aus uns selber besonnen haben, daß wir alle den Wahlspruch de- preußischen Ministerpräsidenten Tteger- Wald ünnehmen können, erst Deutscher und dann Partei mann I Und die Frage der Erhaltung eines deutschen Na tionalvermögen« ist doch in der Tat weit mehr al» eine Parteisache, e« ist eine deutsche Angelegenheit, eine BolkSsache. Die Beunruhigung, die solche Steuerpläne Hervorrufen müsse«, ist schlimmer, als die Entscheidung selbst, denn sie lähmt Tatkraft und Unternehmungslust. Der Kampf, wel che» der Gewerbeflsiß und die Geschäftstüchtigkeit mit Ab- fatzstockung und verringerter Kaufkraft zu führen haben, »erträgt keine Verschärfung durch solche Pläne, die mehr der Phantasie, als der genauen Berechnung entspringen. Wer die tatsächlichen Verhältnisse des Nährstande» betrachtet, der kann keine Experimente dulden, die eine Verschiebung unserer Solidität herbeiführen müssen. Wen» die finan zielle Notlage de» Deutschen Reiche» zu außerordentlichen Maßnahmen zwingt, so haben die letzten ihre Begrenzung in der wirtschaftlichen Kraft der Bevölkerung. lieber die Kombinations-Politik hinaus geht die Macht der Tatsachen. Die Notwendigkeit, daS Geld aufzubringen, zu dessen Zahlung un» da» Londoner Ultimatum verpflichtet, verführt leicht dazu, nach Vorschlägen zu greisen, welche al» die einfachsten erscheinen, während sie in Wahrheit doch sehr schwierig sind. Auch die Einkommensteuer und da» Notopfer erschienen verhältnismäßig leicht zu verwirk lich:», and jetzt nimmt da» Herumdoktern daran kein Ende. Roch ^einmal dürfen wir un» diesen Steuer-Sport nicht er lauben. Der Steuerzahler droht unter der Last zusammen- zubrechen und dann hört da» Steuerzahler, von selbst auf. politische MMR-fcha«. Dextsche» «el». Der frühere amerikanische Botschafter David Jahne Hill ist in Berlin ringrtrofsen und im Hotel Adlon abgestiegen. Or. Hill soll nach der Herstellung de» Frieden-zustande« wiederum zum Botschafter der Bereinigten Staalen in Berlin auSersehen sein. Im bayerischen Landtag berichtete Minister Oswald über da» deutsche Gegenmaterial auf dem Gebiet der Krieg-ge- fangenenmißhandlung. Der Reichsrat erklärte sich für Weitersührung der alte« Handelrflagge bi» 1. Juli 1922. Ler Gesetzentwurf über die Beamtenau»schüsse ist vom Reichtrat angenommen worden. Nach offiziellen Angaben der interalliierten Kommission haben in Oberschlefien 60 Prozent der Bevölkerung und Kö Prozent der Gemeinden für Deutschland gestimmt. Der von den Generalen Höfer und Hennicker au«ge- arbeitete Räumung-Vorschlag soll von der interalliierten Kommission angenommen worden sein. Der Bund der oberschlefischen Beamtenschaft hat eine Ein gabe an die interalliierte Kommission gerichtet, in der sie um Hilse und Erlösung von den Unterdrückungen, die sie durch die Polen erleiden muß, bittet. Im Reichshaushaltrausschuß de« Reichstag» machte der Reichs- Minister Or. Rathenau vertrauliche Mitteilungen über die Möglichkeit und die Voraussetzungen einer systematischen Wiederausbauarbeit in den zerstörten Gebieten Frankreich». Die französischen Sachverständigen haben am Frei tag Berlin wieder verlassen und find nach Park- zurückge- kehrt. Die Besprechungen find resultatlo« verlaufen. Die Vereinigung der Rheinischen Nahrungsmittel-Groß händler Sitz Köln faßte in ihrer Mitgliederversammlung am Mittwoch einstimmig folgende Resolution: Die heute in Köl» versammelte Vereinigung Rheinischer Nahrungsmittel Groß händler erhebt nachdrücklich Einspruch gegen da» durch nicht» wehr zu rechtfertigende Fortbestehen der Zollgrenze am Rhein und de» Emser Genehmigungsverfahren». Der rheinische Großhandel wird dadurch von seinen Bezugsquellen und seiner großen Kundschaft im unbesetzten Gebiet teils ab geschnitten, teils läuft er durch die Verzögerung de» Ver fahren» auf die Dauer Gefahr, seine Kundschaft auf der anderen Rheinseite zu verlieren. Erleichterungen der Zölle und de» Verfahren« können diese Gefahr nur mildern, aber nicht beseitigen. Erträgliche Verhältnisse können nur durch die völlige und sofortige Aufhebung der Zwangsmaßnahmen geschaffen werden. Angesicht» der allgemeinen Notlage im Saargebiet berührt eine Verfügung der Regierungskommission sehr merkwürdig, welche den Gemeinden und allen öffentlichen Anstalten und Körperschaften verbieten, Unterstützungen oder Zuschüsse de» deutschen Reiche», de» preußischen oder bayrischen Staate« oder einer Dienststelle dieser Regierungen ohne Genehmigung der RegierungSkommisfion zu beantragen oder anzunehme«. Die Genehmigung der Regierungrkommisfion wird man kn den meisten Fällen wohl vergeblich nachsuchen, und so ist diese Verordnung wieder ein Glied mehr in der Lo-trennung»- Politik der genannten französischen Behörde. Da Frankreich außerstande ist, die Förderung der Saar gruben voll aufzunehmeu, erstickt da« Saargebket kn Koh» lenüberfluß, der allerding« nicht der Bevölkerung zugute kommt, sondern aus den Halden lagert. Die Folge davon ist, daß sich die französische Grudenverwaltung zu Preiser mäßigungen verstehen mußte. Franzöfischerseit» wird nun versucht, sür den Saarkohlenüberschuß neue Absatzmöglich keiten zu schaffen. So versucht die Grubenverwaltung u. a. auch den Berekn der Saarkohlenhändler, der vor dem Kriege bestand, zu gewinnen, um ihn zum Vertrieb der Laarkohlen nach Deutschland wieder ausleben zu lassen. Wie verlautet, haben kürzlich in dieser Angelegenheit Besprechungen in Mann heim stattgesunden. Durch eine Bekanntmachung de« preußischen Staatrkom» miffar« für BolkSernährung vom 22. Junk wird die Verord nung über Schrotmühlen vom 11. Dezember 1920 auf gehoben, sodaß alle Beschränkungen hinsichtlich der Benutzung