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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. V >>»> Erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festtage täglich Abend« und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Tonnabend, den 5 Deeember. Preis für das Bierteljahr l^Thalrr. Insertions-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile l Neugroscheu. 1857 Amtlicher Theil. Dre-den, 3. December. Seine Königliche Majestät haben dem Steuerprokurator und Advokaten Friedrich Adolph Kretz sch mann zu Leipzig auf Anlaß sein,« fünfzigjährigen Advokatenjudiläums bas Ritterkreuz de» Albrechtorden» zu verleihen huldreichst geruht. DreSden, 26. November. Von dem Ministerio des Jnnern ist dem Spinnmeister Earl Heinrich Moritz Heinze in Colbitz, für die von ihm am 13. vor. Monat« mit eigener Lebensgefahr bewerkstelligte Errettung eines in dem dortigen Mühlgraben verunglückt gewesenen 6jährigen Knaben- vom Lode des Ertrinkens, dir Lebensrettungs - Medaille in Silber verliehen worden. Bekanntmachung. Nachdem die in Folge der dem zeitherigen Inhaber auf sein Ansuchen bewilligten Veisehung in Ruhrstand zur Er ledigung gekommene Stelle des Sportelfiskal« und Vorstands der ersten Abtheilung des Sportelfiskalats dem bisherigen TerichtsamlSaffessor zu Freiberg Julius Albert Exner unter Ernennung zum Ministerialsekretair übertragen worden ist; so wird Solche« mit Rücksicht auf §. 5 der Verordnung, di« für das Sport,lwejen der Justizämter und königlichen Untergrrichte zu treffende Einrichtung betreffend, vom 31. De- cember 1831 (Gesetz-Sammlung v. I. 1832 S. 1) hier durch bekannt gemacht. Dresden den 30. November 1857. Ministerium der Justiz. vr. von Aschtnsky. ManitiuS. Bekanntmachung. Der Landtags-Ausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden bringt Folgendes zur öffentlichen Kenntniß. Die Auszahlung der besage Ai,hung«list« vom 18. Juni 18L7 ansgeloosten, den 2. Januar 1858 fälligen Kapitalien der s^procentigrn Anleihe vom Jahre 1851 und der laut Ziehungsliste vom 19. Juni 1857 auSqrloosten, ebenfalls den 2- Januar 1858 fällig werdenden Kapitalien der 4procentigen Anleihe vom Jahre 1852 ingleichrn die Bezahlung der am 2. Januar 1858 fälligen Zinsen von den vorerwähnten 4H und beziehendlich 4procentigen Anleihen, sowie der 4procrn- tigrn Zinsen von der vom Staate übernommenen sächsisch schlesischen Eisenbahnactirnschuld, nimmt den 18. December d. I. ihren Anfang und e« können von diesem Tage an die zahl baren Kapitalien und Zinsen, gegen Rückgabe der betreffenden Scheine und ZinScoupon«, sowohl bei der hiesigen Staats schuld,nkasse, al« auch bei dem Hauptsteueramt« zu Leipzig in Empfang genommen werden. Die 5- öffentliche Verloosung der 4'^procentigen Staats- schuldenkaffrnschrin, vom Jahre 1851 und die 3. Verloosung der im Jahre 1852 rrrirtrn 4procentig,n Staatsschulden kassenscheine der vereinigten 18HH Anleihen, welche Scheine sodann den 1. Juli 1858 zahlbar werden, erfolgt den 18. und 17. dieses Monats Vormittag« 10 Uhr, in hiesigem Landhaus,. Zugleich werden die Inhaber von, in früher« Terminen ausgeloostrn, aber noch nicht, zur Zahlung präsentirten königl. sächsischen StaatSpapieren hierdurch wiederholt und dringend aufgefordert, die Erhebung ihrer Kapitalbeträge, zu Vermei dung der sie ansonst unvermeidlich treffenden Zins,«Verluste, nicht länger zu beanstanden. Dresden, am 4- December 1857. Der Landkagsausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. Pfotenhauer. Nichtamtlicher Theil. Acbersicht. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Wien: Tagesbericht. — T «plitz: Einweihung der evan gelischen Kirchglocken. — Ven edig: MacadamisirungS- gesellschaft. Eisenbahnbau betrieben. — Berlin: Zur GeschäftSkrisi«. Vermischte«. — Mainz: Uebertreibun- qen in den Berichten über die Katastrophe. — Aus dem Weim arischen: Der Pestalozziverein. Verbesserungen bei den Geschwornengerichten ventilirt. — Frankfurt: Aus der gesetzgebenden Versammlung. Neuer Darm städter Bankdirector. — Hamburg: Beschlüsse der Bür gerschaft bezüglich der Handelskrise. Anschlag der Kopen hagener Nationalbank. — Paris: Tagesbericht. — Genf: Eisenbahn nach Lyon. — Madrid: Ernennun gen. Anlegung von Kirchhöfen befohlen. — London: Hauptpunkte der Thronrede. — Malta: Lelegraphentau- legung nach Korfu begonnen. — Kopenhagen: Bank- diScont erhöht. Die Bank vom Finanzministerium unter stützt. Vermischtes. — Konstantinopel: Sprengung der Klippen im Euphrat. Zur Suezfrage. — Persien: Turkomanenkrieg. Local- und Provinzialangelegenheiten. Die Zeitschrift de» statistischen Bureau». Feuilleton. Vermischte». Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Hamburg, Freitag, 4. Decbr, Morgen» 1« Uhr. Die Börsenhalle ist mit Kaufleuten angefüllt, welche die Antwort des Raths an das Vommerzium erwar ten. Ein Börsrnanschlag ist bisher nicht erfolgt. Ein Mitglied der Commerzdeputation theilt aber privatim mit, der Rath habe bis Mitternacht geses sen. Der Vorschlag des CommerziumS, für 30 Mill. Mark Papiergeld mit Zwangscours zu creiren, um gute Wechsel damit zu discontiren, sei nicht angenom men worden. London, Donnerstag, 3. December, Mitternachts. Eben hat in beiden Häusern die Debatte über die Adresse zur Beantwortung der Thronrede*) statt gefunden. Im Unterhause kündigte Lord John Russell die Einbringung einer Judenbill an. Disraeli legt der Regierung die Verschuldung der indischen, wie der Finanzkrise zur Last und will für keine In- demnitätsbill stimmen, bevor die Regierung ihre wei tern Pläne mittheilt. Lord Palmerston lehnt diese Zumuthung ab und erwähnt Englands Freundschaft mit ganz Europa, besonders Frankreichs Zuvorkom menheit hervorhebend. Im Oberhause widerlegen Lord Grauville und der Herzog von Argyle die An griffe Lord Derby'S', Ellenborough'S und Overstone s auf das Verhalten der Regierung gegenüber der Fi nanzkrisis, sowie der indischen Frage. Schließlich genehmigen beide Häuser die Adresse. *) Vergl. unten unter London. TLien, 3. December. (W Bl) Gestern Vormittag hat der Erzherzog Ludwig Victor, jüngster Bruder Sr. Maj. d,S Kaiser-, in der Hofburgkapelle das heilige Sakrament der Firmung empfang,«. Die heilige Handlung vollzog der Car dinal Erzbischof Ritter v. Rauscher unter zahlreicher Assistenz. — Vom 6. Dec. angefangen eröffnet der Minister de« Aeu- ßern, Graf Buol-Schauenstein, an jedem Sonntage auf die Dauer der Saison feine Salon« zum diplomatischen Empfang nach den Thearerstunden. — Die FriedhofSang,legenheit der hiesigen evangelischen Glaubensgenossen wird durch einen aus Mitgliedern der beiden Schwestergemeinden Augsburger und helvetischer Confession gebildeten Comite auf das Eifrigste gefördert. Die Mauern dieses GotteSackcr«, sowie die Todtengräberwohnung und die Leichenkammer sind bereits vollendet. Der Aufbau der Fried- hofSkapelle soll im nächsten Frühjahr vor sich gehen. (D Teplitz, 28. Nov. Am heutigen Tage feierte die hiesige evangelische Gemeinde »in erhebende« Fest. E« wurden nämlich zum Beginn de« Kirchenjahr,« drei schöne neue Glocken eingeweiht (in der rühmlichst bekannten Glockengießerei de« Herrn Gruhl in Kleinwelke bei Bautzen gegossen), deren harmonischer Klang die ganze Einwohnerschaft von Teplitz und Umgebung hocherfreute; durch die Lage de« dazu erbauten provisorischen Thurme« auf der Höhe de« Berge«, auf dem die künftige neue Kirche erbaut werden soll, erschollen die selben weithin durch da« ganze Thal und luden auch die entfnnt und zerstreut wohnenden Glaubensgenossen zur An dacht ein. — Dank, tausend Dank den hochverehrten edeln Gönnern unsrer Gemeinde, durch deren milde Beiträge »S möglich wurde, dieses schöne Werk in so kurzer Zeit und so unverhofft vollbracht zu sehen ; Dank insonderheit dem Gliebe unsrer Gemeinde, daü jene Gaben bei christlichen Freunden unS erbat, wie durch eigne Mittel diese Angelegenheit för derte! 06 Venedig, 1. December. Die hiesige Gesellschaft zur Durchführung des Systems der MacadamSstraßen in den venetianischen Provinzen hat sich unter dem Vorsitze des Podesta Marcello definitiv constituirt. Die Handelskammer von Pavia hat ihre Schritte in Betreff der Beschleunigung des Baue« der Eisrnbahnstrecke Mailand-Pavia und der Ver bindung derselben mit dem sardinischen Eisenbahnnetze bei der lombardisch - venetianischen Eisenbahngesellschaftsdirection erneuert. -j- Berlin, 2. December. Die Fallimente mehren sich täglich und namentlich infolge der Falliten anderer Städte, in neuerer Zeit namentlich Hamburgs. Jndeß sind Rohpro dukte und namentlich Wollen nicht so bedeutend herunter gegangen, als man ursprünglich erwartet,. Bisher waren allerdings wegen Mangels an Käufern die Preise nur no minell, und man nahm an, daß wer mit baarer Kaffe an dcn Platz käme, entschieden gute Käufe machen müsse. AuS einigen bedeutend,rn Käufen der letzten Tage jedoch, wo Mecklenburger Wollen mit 83 und preußisch, Provinzial wollen mit 85 Thlr. verkauft wurden, läßt sich schließen, daß die Preis, geqen Wollschurpreise um 3 — 4 Thlr. und gegen die letzten Septemberpreise um 10 Thlr pr. Centner gewichen sind. tl Berlin, 3. December. Heute Vormittag hatten fünf der angesehensten hiesigen Bankiers und Kaufleute, die Herren Alexander Mendelssohn, Rob. Warschauer, Gelpke, Plaut rind Levy, Vortritt bei dem Herrn HandelSminister, um in Betreff der vom Staate gegen die herrschende HandelScaka» mität zu ergreifenden Maßregeln Vorschläge zu machen. Det Herr Minister ging auf Alles theiknehmend ein, forschte eifrig der ganzen Sachlage nach und gab selbst tief durchdachte und kundige Rathschläge. Hinsichtlich der k. preußischen F t « illc t o ». Der Thnrmbau in Reustadt-Dresden. Vor der Erbauung der jetzigen evangelischen Pfarrkirche zu Neustadt-Dresden waren bereit« zwei andere Kirchen daselbst vorhanden. DaS Jahr, in welchem die erste und älteste, die so genannte Dreifaltigkeit-- oder DreikönigSkirche, gegründet wurde, ist nicht bekannt, doch bestand sie schon im Anfänge deS 15. Jahr. Hunderts; di» Markgrafen von Meißen hatten da« Patronatrecht bi- 1481, wo dasselbe an die Augustiner in Neustadt abgetreten ward. Da» Innere dieses, im Jahre 1514 erweiterten Gebäude» hatte keine Pfeiler und statt de» Gewölbe- eine hölzerne Decke; nur der Chor de» Altar- war gewölbt und etwa- enger al» da» Schiff der Kirche gefaßt. Durch den großen Brand, welcher die Neustadt am 6. August 1685 in Asche verwandelte, ging diese Kirche nebst dem in seiner Nähe befindlichen Echulg^äude in Flammen auf; der Magistrat ließ eS eine seiner ersten Sorgen sein, Kirche und Schule schleunig wiederherzustellrn. Der Wiederaufbau der Kirche ward dem Maurermeister I. B. Knösel und dem Zimmermeister I. A. Boigt übertragen und so thäiig betrieben, daß fie schon am Osterfeste 1688 durch den Oberhof- Prediger vr. Larpzow eingeweiht werden konnte. In der Folge ward diese Kirche durch fromme Wohlihätigkeit nach und nach vülfältig verschönert und bereichert. So erhielt fie im I. 1691 eia zinnernes, noch jetzt vorhandene» Taufbecken, 1693 einen neuen Altar, den der kursächfische Oberhofmaler Bott'child (geb. 1641, -est. 1706) mit einem Bilde zierte, im nämlichen Jahre das sauber gearbeitete Geländer, welche» noch den Altar- Platz der jetzigen Kirche zu Neustadt umgiebt; ferner die ebenfalls «och in der gegenwärtigen Neustädter Kirche befindliche Kanzel und im Jahre 1704 da» gleichfalls den Altartisch der jetzigen Kirche einschließende, eiserne, zum Theil vergoldete Geländer. Auch erhielt sie im Jahre 1704 eine neue, auS 32 Stimmen be stehende Orgel. *) Da» Innere dieses Gotteshauses war, wie wir au» einer noch erhaltenen Abbildung ersehen, einfach, hell und im Geschmack jener Zeit. Zwar hatte man schon im I. 1694 den Grund zu einem Thurme dieser Kirche gelegt; allein die Ausführung desselben mußte, au» Mangel an hinreichenden Mitteln, aufgeschoben werden und die in den Jahren 1678 und 1693 von dem damaligen Stück- und Glockengießer A. Herold gegossenen fünf Glocken der Kirche, welche bi» zum Jahre 1857 da» Kirchengeläute zu Neustadt-DreSden auSgemacht haben, wurden daher in dem Kirchendache aufgehangen. Diese zweite Pfarrkirche hatte jedoch seit ihrer Einweihung kaum 44 Jahre gestanden, al» fie auf Befehl de» König» und Kurfürsten Friedrich August 1. im Jahre 1732 abgetragen wurde. Sie befand sich, eben so wie die erste Kirche, in der Gegend der Hauptstraße, wo jetzt die, im Jahre 1735 erbauten beiden Wasserhäuser stehen; daher da» von der Casernenstraße auf die Allee führende Gäßchen lange Zeit da» Kirchgäßchen genannt wurde. Am 15. April 1732 hatte man den letzten Gottesdienst in dieser Kirche gehalten und am 23. desselben Monat» fing man an, da» Dach abzu brechen, und schon im November gedachten Jahre» war die Kirche bi» auf die Grundmauern abgetragen. Der Bau der jetzigen Neustädter Pfarrkirche wurde im März 1732 unter der Leitung des RaihSzimmermeisterS G. Bähr und de» RathSmaurermeister» I. G. Fehrrn» begonnen und am 29. September 1739 wurde die neue Kirche eingeweiht. Da da» Kirchenvermögen zum Neubau *) Später wurde dieselbe durch da« noch jetzt vorhandene treff liche Orgelwerk Sach. Hildebrand'« ersetzt. nicht ausreichend war, so sah sich der Magistrat genülhigt, ander« Hilfsquellen aufzusuchen. Die Kosten dieses Baue» betrugen in dem Zeiträume von 1732 bi» Michaeli» 1744 die Totalsumm« von 69,76t Thlr. 15 Gr. 11 Pf. Diesen Aufwand zu decken, gab König Friedrich August l. 35,000 Thlr. al» Geschenk; 1266 Thlr. 4 Gr. 8 Ps. betrugen die am Trinitatisfeste 1735 gesammelten Collectengklder; 424 Thlr. 6 Gr. wurden zu diesem Kirchenbau von Privatpersonen verehrt; 24 Thlr. für Holzspäne und 2 Thlr. für alte» Bauholz gelöst ; 15,000 Thlr. Vorschuß, au» dem Ber- rnügen der Sophienkirche, im Jahre 1737 ; 4500 Thlr. Vorschuß, im Jahre 1738; 4188 Thlr. 2 Gr. 6 Pf. Vorschuß, im Jahre 1739, ebenfalls au» dem Aerar der Sophienkirche; und 692 Thlr. 23 Gr. ebendaher, al» Vorschuß im Jahre 1740 entnommen; 5089 Thlr. 16 Gr. 4 Pf. au» der RathSfämmerei vorgestreckt; 930 Thlr. auS den Fond- der Neustädter Kirche selbst dazu nono 1738 verwendet, und endlich 2644 Thlr. 14 Gr. 5 Pf. durch Verloosung von Kirchenstühlen und Betstubenzinsen in der neuen Kirche, bi- Michaeli- >744 gewonnen. Die AuSgabe war mithin der Einnahme gleich, und letztere würde nicht einmal hingrrricht haben, wenn nicht mehrere Gegenständ« der vorigen Kirche, wie wir oben schon erwähnten, für die neue Kirche benutzt worden wären; auS diesem Grunde mußte man auch damal» von der Au«sührung de» Thurmbaue» absehen und denselben auf günstigere Zeiten verschieben, nachdem man die Gründung zu einem Thurme bi» in die Höhe von circa 33 Ellen roh und ohne allen Ausbau beschafft halte. AuS diesen Gründungen, welche au» vier Eckpfeilern von 4hj Elle Stärke bestanden, wie au» den noch vorhandenen Thurmmodellen von 1740 bi» 1744, ist zu er sehen, daß man den obern Theil des Thurme» damals von Holz auSzuführen gedacht,.