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80. Itchr-L»s Nr. 134 Freitag, den 12. Juni 1S25 den Folgen des Versailler Diktats befreien kann. Das man in London wohl bedenken. ZSifcholÄwerdaer Mnzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- «annschast, der Schulinspektion und des Haupt-ollamt» -u Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. neuen alliierten Entwaffnungsforderungen kennen zu le'n«. Angesichts der noch ungeklärten Lage waren -war die Erklsi- rungen der Parlamentarier noch stark zurückhaltend, aber immerhin kam die außerordentlich stark« Deunruhiguna. di« in den deutschen politischen Kreisen durch die interalliierte Entwaffnungsnote entstanden ist, unzweideutig zum Lus» druck. Der deutschnattonal« Abgeordnete Laverren- Mitglieder des Ausschusses naht auch der Reichstagspräsident Löbe war anwesend. Reichsaußenminifter Dr. Stresemann eröffnete die De- Niktzlimv Ne D»rch»arschsr«se. (Eigener Informationsdienst.) VsrNa, 11. Juni. (Drahtb.) Wie wir von unterrichts- ter Seit« erfahren, wird sich di« russische vowfetregienmg voraussichllich veranlag seh-n, im Hinbttck auf di, sranzösi« Lrketen, erklärte: „Wir bedauern lebhaft, daß wir durch die Not« in «ine so mißlich« Lage verfetzt worden sind. Sollten Fehler von uns begangen worden sein, so war« es nach unserer Lus» sassung notwendig, deren Wiederholung zu verhüten. Vie unnütz« Soldatenspirlerei gewisser Kreise, vor der wir immer vergeben» gewarnt haben, mutz endlich unterblei» den. Meiner Meinung nach besteht di« Möglichkeit, durch unseren LintrittindenVölterbunddi« Sicher- heits- und Sntwastnungsfrog« restlos zu klären.* Tagesschau. * Der englische Außenminister Lhamberlain lehnt in einer Erklärung in der Genfer Presse ab, sich über die Note zu äußern. Die Veröffentlichung der Note werde in ein oder zwei Tagen erfolgen. * Die preußische Regierungsfrage ist bis zuin Herbst vertagt worden. * Am Mittwoch begann die Sitzung des Auswärtigen Ausschusses über die Entwasfnungsnote. Sie wurde mit den Neven der Minister Stresemann, Geßler, Schiele, v. Schrieben und Neubaus eingeleitet. * An der französischen Front in Marokko haben wei tere Einbrüche der Marokkaner stattgefunden. Au den mit ' bezeichneten Meldungen finden die Leier Aus führliche» an anderer Stelle. Arrzetaenpeet» (in Doldmark): Dl« 43 mm breit« «MUmlttg« Grundschristzeile 20 Pfg., örtlich« Anzeigen I» Vfg-, ^« Sv nun breite Rrklamezeilr (im Textteils SO Pfg. Aahbeog m Papimnaßt zum amtlichen Briefkurs vom Zahltag, iwvch nicht nnrde^er W »um Kur» vom Lage der Rechnung. — Rabatt na Tammelanzeigen tarism. Aufschlag. — Erfüllungsort Die PartetfLhrer z«r Entwaffaaaganote. (Bon unserem Berliner Vertreter.) Vertin. 10. Juni. Unser parlamentarischer Mitarbeiter befragt« Führer der großen bürgerlichen Neichstagsporieten, um di, Stellungnahme der parlamentarischen Kreis« zu den Der Auswärtige Ausschuß vor schweren Entscheidungen. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstage» trat gestern vormittag zur Besprechung der Cntwaffnungsnote unter dem Vorsitz des Abg. Hergt (Dnat.) zusammen. Don der Reichsregieruna waren die Minister Dr. Stresemann, Schiele, v.Schlieben, Dr. Neuhaus, Dr. Geßler und Dr. Kröhne, sowie als Vertreter des Reichsministeriums für die besetzten Gebiete der Generalreichskommissar Schmid er schienen, ferner ein« große Reihe der Vertreter der einzel- nen Länder. Fast säm liche Mitglieder und stellvertretende > Ausschusses nahmen an der Beratung teil; auch der Reichstagspräsident Löbe war anwesend. Reichsaußenminister Dr. Stresemann eröffnete die De batte mit längeren Darlegungen, in denen er den vorläu figen Standpunkt de» Kabinett» zur Entwaffnungsnote kennzeichnete. Soweit die Entwaffnungsnote die Belange der Reichswehr berührte, erörterte sie Reichswehrminister Dr. Geßler. Di« Beanstandungen, di« in der Entwasf- nungsnote sich gegen di« Organisation der deutschen Polizei richten, besprach Reichsinnenminister Schiele, wahrend Reichsfinanzminister von Schrieben sich über die Wirkungen der Note auf den Haushalt des Reiche» und die Rentabilität der Reichswerke auslieb. Im Rahmen des wirtfchastlichen Fragenkomplexes, der durch di« Entwaffnungsnote beein- stutzt wird, äußerte sich Neichswirtslyaftsminister Dr. Neuhaus. Im weiteren Verlauf der Sitzung nahmen die Abae- ordneten Graf Westarp (Dnat.), Dr. Breitscheid (Soz.), Dr. Spahn (Zentrum), von Rheinbaben (Dt. Vp ), von Freytag- Loringhoven (Dnat), Dr. Bredt (Dimch. ver.), Dr. HStzsch (Dnat ), Frau Gohlke (Komm.), o. Lindeiner (Dnat.) da« Wort. Hieraus wurden di« Verhandlung«, abgebro chen. Eine neu« Sitzung de« Auswärtigen Ausschusses soll einberusen werden, sobald die angekündigte Note über den Garantievakt in Berlin eingetroffen ist. E» ist nach Eintreffen der Not«, falls der Inhalt unge fähr den Mitteilungen der Havas-Aaentur über di« Eini gung »wischen Briand und Chamberlain in Genf entspre chen sollte, mit sehrernsten Auseinandersetzun gen im Auswärtigen Ausschutz zu rechnen. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenBolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Lwdtvirtfchaftlich, Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt IS. — Dm» und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernspr.Rr.rst erklärte: „Schon jetzt kann ich feststellen, daß die alltieewn Forde rungen zum wesentlichen Teil für Deutschland ganz un annehmbar sind. Wir können niemals zugeben, datz die Stellung des Generals von Seeckt als Oberbefehls haber der Reichswehr angetastet wird, da wir an der ein heitlichen Führung der deutschen Reichswehr festholten müssen. Dies hat absolut nichts mit unserer persönlich« Einstellung zu General v. Seeckt zu tun, sondern es handelt sich für uns lediglich um die militärische Seite der AngS- legenheit. So, wie die alliierten Regierungen sich ole Durchführung der Entwaffnungsfrage gedacht haben, Et sie für dos deutsche Reich ganz undiskutabel, und man kann noch gar nicht absehen, ob man über die alliiert« Forderungen auch nur verhandeln kann. Die schwierige Lage der Außenpolitik erkennen wir an, aber wir erwar ten von der Regierung, datz sie in diesen wichtigen Lebens fragen nicht nachgibt. Die Forderung auf Zerstörung eines Teils der Anlage des Kruppwerkes und anderer industri eller Einrichtungen steigert die Schärfe der alliierten For derungen zur Unerträglichkeit." Eine Nuance zurückhaltender äußerte sich der volkspar teilich« Abgeordnete, Geheimrat Rietze« „Eine endgültige Stellungnahme zu den alliiert« Ent- wasfnungsforderungen ist im gegenwärtigen Stadium der Prüfung der alliierten Note nicht möglich. Wir werden abwarten, welche Verhandlungsmöglichkei ten sich ergeben. Die Reichsregierung muß ihr Möglich stes tun, um wesentliche Abänderungen in den alliierten Entwaffnungsbedingungen zu erzielen. Eine endgültige Stellungnahme wird sich meiner Auffassung nach erst aus dem Charakter der in Aussicht stehenden französischen Sicherheitsnote ergeben. Sicherheitspakt und Entwaff nungsfrage stehen in einem so engen Zusammenhang, daß es vielleicht denkbar wäre, auf dem Verhandlungswege zu einer erträglichen Lösung zu kommen." Der greise Zentrumsführer Abgeordneter Dr. Spahn bezeichnete die alliierte Rote al» eine ausgesprochen« Un freundlichkeit gegen Deutschland, wobei zu untersuchen wäre, welch« Absichten der Alliierten hinter den Entwaffnungs forderungen stecken. Weiter erklärte der Parlamentarier: „Ich versteh« nicht, au» welchen Gründen die alliierten Ne gierungen die Vorlegungen neuer Gesetze über die Durch führung der Entwaffnungsbestimmungen durchDeutfchland verlangen. Der Reichstag hat bereits im Jahr« 1V2V eine ganze Reihe solcher Gesetze verabschiedet, die auch die Zu stimmung der alliierten Kontrollkommission gesunden hoben. Die neuen alliierten Entwasinungsforo«rungen wirken demütigend u. erschweren nach jeder Richtung auf die Fortführung einer ruhigen Wiederausbaupolitik. Ich hoste aber, daß es zu Verhandlungen komm« wird, bei denen abgewartet «erden muß, wie stark sich di« deut schen Gegenargumente auswirken können.^ Der Demokrat Postscheck-Kout»: Amt Dresden Nr. LSL1. Gemeinde- veedands^rottasi« Bischofswerda Konto Nr. 64. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher ietrirbes der Zeitung oder der Beförderungseinrich- der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreise«. England rmter den Folgen von Versailles. Von vr. Paul Ostwald. „England hat keine großen Staatsmänner mehr", die ses Wort eines englischen Militärs zu einem deutschen Diplo maten bald nach dem Abschluß der Versailler „Friedensver handlungen" wird immer mehr zur Wahrheit. Denn was hat England durch unsere völlige Vernichtung und gänzliche Wehrlosmachung anderes erreicht, als daß Frankreich ein derartiges militärisches und machtpolitisches Uebergewicht sich auf dem europäischen Kontinent hat aneignen können, wie England es nie bisher erlebt, und wie es durch seine bekannt geschickt betriebene Politik des europäischen Gleichgewichts auch immer zu verhindern verstanden hatte. Wenn Eng land vielleicht meinte, auch diesen Grundsatz seiner Politik, die es seit den Zeiten Elisabeths befolgt hatte, und dem es seine Größe verdankt, jetzt im Zeitalter der Weltpolitik ver zichten zu können, so hat sich gerade das als ein schwerer Irrtum erwiesen. Gewiß handelt es sich heute für die Lon doner Politik nicht mehr wie früher in erster Linie um eine europäische Orientierung, sondern aus England ist heute das britische Weltreich geworden und seine Sicherheit verlangt die volle Aufmerksamkeit der Londoner Diplomatie, und hat für diese bei allen ihren politischen Berechnungen voranzu stehen. Aber wie England ohne Rücksicht auf Europa früher nicht Weltpolitik treiben konnte, so kann es das britische Weltreich jetzt noch um so weniger. Die europäische Gebun denheit des britischen Weltreiche» ist nicht beseitigt, die Lon doner Politik kann weltpolitisch fick nicht frei betätigen, so lange sich das englische Mutterland durch eine europäische Kontinentalmacht bedroht fühlen muß. Denn auch das Mittel hat versagt, da» die Londoner Politiker nach dem Weltkrieg erdachten, um die Abhängigkeit der britischen Sicherheit von der de» englischen Mutterlandes zu lösen, der Völkerbund. War dieser Völkerbund von Lloyd George und den anderen dazu»ausersehen, Europa ^in englische Hände zu spielen, mit seiner Hilfe auch dem europäischen Kontinent cme Mächtekonstellation zu schaffen, wie sie den jeweiligen britischen Reichsinteressen entsprach, so hat sich gerade dieses Instrument zu einem solchen französischer Machtpolitit ent wickelt. Denn überblicken wir die bisherigen Leistungen der Völkerbundspolitik so haben diese ausnahmslos im Dienste Frankreichs gestanden. Cs ist daher gleich, ob wir dabei an Oberschlesien, Ruhr, Rhein, Saar, Memelland, Danzig den ken. Immer und überall hat England in solchen Fragen im Völkerbünde vor Frankreich zurückweichen müssen, ja es hat sich sogar, wie das die Kölner Räumungsfrage beweist, gegen seinen W'll-m und auch aeaen sein besseres Willen zum Bruch der Versailler Bestimmungen zwingen lasten. Möglich aber Ist das olle» nur gewesen, weil die englische Politik durch da» auch von ihr mitverbrochene Versailler Diktat in einen cireulus vitiosus von englischer und britischer Sicherheit hineingeraten ist, au, dem schwer «in Herausfin- den ist. Jedenfalls bedarf es dazu ganz anderer Persönlich- feiten, als sie London gegenwärtig aufzuweisen hat, und am allerwenigsten erscheint Chamberlain mit seiner Voreinge nommenheit für die Erhaltung der Entente mit Frankreich dafür geeignet, der englischen Politik di« Wege zur Freiheit und Selbstbestimmung zu west«. Sind wir uns nun über diesen Hintergrund klar, vor dem seit einigen Monaten die Herren Briand u. Chamberlain ihren Eiertanz um da» deutsche Sicherheit» an gebot austübr- ten. so haben wir all« Anlaß, mit einer genügend« Dosts Skepsis dem Ende dieser Vorführungen entgeg«zuseh«. Sollen sich überhaupt noch einige Aussichten auf «in für uns tragbares «'gebnis dieser Verhandlung« eröffnen, so kann das von unserer Seite nur dadurch geschehen, daß wir fest und eindeutig zu unserm Angebot stehen, daß wir keinen Zweifel darüber lassen, besonders London gegenüber, wel ches Maximum an Sicherheit wir von Frankreich eigentlich dadurch erkaufen. Nur so ist zu hoffen, daß wir die Wucht der Stimmen stärken, die sich sowohl in der englischen Presse wie in der gesamten englischen öffentlichen Meinung mehren und die verraten, wie sehr man doch anfängt, für das eng lische Prestige zu fürchten, wie stark man die lächerliche Lage empfindet, in dieChamberlainEngland dadurch gebracht hat, daß er sich bereit finden ließ, die Nichträumung der Kölner Zone und des Ruhrgebietes in engsten Zusammenhang Mit der deutschen Abrllstungsfrage zu bringen. Mehr zu tun ist allerdings nicht unseres Amtes, wie das besonders allen denen gesagt sein soll, die mit ihrer Begeisterung für Frank reich und den famosen Völkerbund immer noch nicht bei uns alle werden. Für uns kann es nur ein Entweder — Oder geben; die Entscheidung aber, ob ein Sicherheitspakt zustande kommt, der Europa die Gewähr eines wirklichen Friedens gibt, lieg: nicht bei uns, sondern bei England. Die Zeiten, in denen zwilchen britischen Reichsinteressen und französischer Machtpolitik in Europa ein Kuhhandel auf unsere Kosten er folgreich durchgeführt werden konnte, sind vorüber, denn Deutschland ist trotz allem doch wieder zu einem außenpoliti schen Faktor geworden, mit dem gerechnet werden muß. Ein Sicherheitspakt ohne Deutschland bleibt, wie unser Reichs außenminister richtig betonte, ein Pakt gegen Deutschland, und der Friede Europas wird dann weiter gestört sein. Die Folgen aber davon werden nicht nur wir, sondern auch Eng land zu spüren haben. Es ist vielleicht für lange Zeit der letzte Augenblick gekommen, wo England sich von den für die Sicherheit seines britischen Weltreiches schwerwiegen mag DerSSHlWLrzi rescheinunaswets«: Irden Werktag abmds wr den folgend. Tag. B,,ug»prer» sür die Zeit eine» halben Monat«: Frei in» Hans halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abdolen in der Geschäftsstelle Im Falle höh« wöchentlich SO Pfg. 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