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Dresdner Journal : 30.12.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186912308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691230
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691230
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-12
- Tag 1869-12-30
-
Monat
1869-12
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 30.12.1869
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303. Donnerstag, den 30 Decencher. X»,a»r»nlt,»rrlsr: l» »,nUl >»»« »tNrNck: 6'xblr.— kixr ^MrlicN: 1 .. 1» „ Moll»tUek:— „ td „ Li»L«li»«Noii»w«r»: 1 „ I» »ritt jLkttlod 2 ?vlr. 8t»«>i>«Ix»>»<ikr, »u»»erv»Id äs» Kuu6»» ko»t »wä 8t«Mpelru»ct>I»xd>i»L »nstralnwrrtsr: kilr <t«o 8»lli» «io«r 1 Nxr Vot«r „Lillxe»»oäl" äi« 2eil«: 3 Kxr. Erscheine»: kAzUod, mit Lu,o»km« ä«r Soll» vo6 e«t«et»U», »b«oä» für ä«u kolxsuä«» Hx DresdnerImnnck. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »ftdratmunnui-»« «»»LNs: LetpeiU: k». , 6vm»u„lo»>» ä«, l)r«i<Io,e aouro«li; «d«Qä»».: N kvoix t'v»e; N-mdL-xl-rt^ -rr»sk5llrt ». U.: U^-»»»»r»i>i E Vo»i.»x, L»rUil. 0»uei^i,'»cd« kuokk., Nuriliiee«»', 8ur«»u, Nvvoi.i-ll Lios»«; Vrsivoo L. 8o»l.ur,i; l. 8r^x<r»x » Xnouocei'^ll-«»», N>»» L I-'xüvxv; krimkeurt » H : ^ixoril'scke Nuelik.; Löl»! X» NLvx»L«. k»ri» N»v-», Lvri irx LOo., (8, 8I»o« <i« I» Nouri« >; kr»x Luul-iou » Vi,o: a,. Oee«l.i« cheranegever: NLoixl. 8ip«ckitioo 6«, Or«iäo«r ^oarLLt», vr„ä«o, L1»r>«Q<tr»,,« tio. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 24. December. Seine Königliche Maje- stät haben dem Oberappellationsrathe Curt Heinrich von Criegern daS Ritterkreuz des Verdienstordens zu verleihen huldreichst geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. München, Dienstag, 28. Drcember, Abends. lW T. B.) Dem Vernehmen nach wird der preu ßische Gesandte am hiesigen Hofe, Krhr. v. Wer- therv, vom I.Januar k. I. an al- Gesandter deS Norddeutschen Bundes accreditirt werden. Karlsruhe, Mittwoch, 28. December. (W. T. B.) Der preußische Gesandte, Graf v. Flem ming, überreichte sein Beglaubigungsschreiben als Gesandter deS Norddeutschen Bundes. Darmstadt, Dienstag, 28. December, Mit- tagS. (W T. B.) Die Zweite Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung die Gleichstellung der inländischen und ausländischen FruerverficherungSgesellschaften beschlossen. Statt 5"° der Bruttopramieneivnahme haben letztere von nun an nur 2^v an die Regie- runa zu entrichten. Darmstadt, Mittwoch, 29. December, Mit tags. (W. T. B.) I» der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer beantwortete der Kriegsminister die Interpellation deS Ada. Dumont, betreffend die Pensionirung höherer Offiziere, dahin, daß er trotz der Mehrbelastung des Budgets durch Ruhe gehalte mit der bewilligten Bauschalsumme auSzu- kommen hoffe, eine etwaige Nachforderung aber rechtfertigen werde. Darauf beantragte Dumont: Die Kammer wolle gegen eine Budgetüberschreitung Verwahrung einlegen. Wien, Dienstag, 28. December, Abends. (Corr- Bür.) Die „Presse" meldet: Der Kaiser hat die Ein wohner von Braic, sowie alle Insurgenten, die sich bis jetzt unterworsen haben, begnadigt, welcher aller höchste Gnadenart dem GM. Grafen Auersperg gestern auf telegraphischem Wege zur Bekanntmachung mitge- theilt worden ist. Laut einer Depesche der „W. Abdp." aus Cattaro vom gestrigen Tage gehen heute die UnterwerfungS- adrefsen von Zupa, Maina und Brair mit dem Dampfer „vorwärts" von dort ob. Dem „N. Frdbl." telegraphirt man auS Cat taro ebenfalls vom gestrigen Tage: Laut Meldun- gen aus Budua haben die Insurgenten von Braic Sonntag Mittag zu KoSmac in Gegenwart deS Brigadecommandanten Obersten Schönfeld, dem Kaiser Treue und Gehorsam gelobend, die Waffen abgeliefert. Die in Greben behufs Verhandlungen wegen Unterwerfung vorbereitete Zusammenkunft der Crivoscianer wurde durch das zu Wasser und Lande herrschende Unwetter, welches eine Vereinig ung der Häuptlinge der Ortschaften unmöglich machte, vereitelt. Nur 12 Mann konnten am Platze erscheinen, und hat daher der in Greben anwesende Truppencommandant Graf AuerSperg die Zusammenkunft auf unbestimmte Zeit vertagt. Paris, DienStag, 28. December, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS gesetzgebenden Körpers erfolgte die Wahl deS definitiven Bü- reauS. Schneider wurde mit 19V von 23V abge gebenen Stimmen zum Präsidenten wiedergewählt. Leroux erhielt 7, Jöröme David 2 Stimmen; 23 weiße Zettel wurden abgegeben. Zu Vicepräsiden ten wurden gewählt: Marquis Talhouet mit 178, Chevandier de Valdrome mit 141, Jerome David mit 14V, Graf Daru mit 13V Stimmen. Präsident Schneider sagte in seiner Antritts- rede u. A. Folgendes: Der Brief des Kaisers an Ollivier krönt die wich tigen Aenderungen unsrer Institutionen, welche man eine friedliche Revolution nennen kann. Befürchtun gen und Spaltungen müssen hiervor verschwinden und die Feindseligkeiten sich beschwichtigen. Das Kaiser reich werde alle ^Freiheiten entwickeln. Die mit dem parlamc ntarischcn Regime ausgestattete Kammer möge das Beispiel von Mäßigung und Winde geben. Der gesetzgebende Körper vertagte sich bis zum 1V. Januar k. I. Heute hat die Schwurgericht-Verhandlung gegen Troppmann begonnen. Der Angeklagte bewahrte während der Verlesung der Anklageakte (vcrgl. un- ter .Tagesgeschichte") ,m Ganzen Ruhr und Kalt- blütigkeit, verrieth aber große Erregung, als die Anklageakte auf den an der Familie Kinck verüb ten Berrath zu sprechen kam. Der Gerichtssaal ist überfüllt. Paris, Mittwoch, 29. Derember. (W-T. B) Das „Journal officiel" veröffentlicht einen Brief des Kaisers an den Minister des Innern, de Kor- cade la Roquette, in welchem eS heißt: „Nicht ohne Bedauern acceptire Ich die Demission des Ministeriums, und gern erkenne Ich die Dienste an, welche Sie dem Lande und Mir geleistet haben durch 7 reue in der Ausführung der jüngsten Reformen und durch feste Aufrechterhaltung der Ordnung " Die Minister deS öffentlichen Unterrichts und der öffentlichen Arbeiten, Bourbeau und Gressler, find zu Commandeurcn der Ehrenlegion ernannt worden. Bern, Mittwoch, 29. December. (W. T. B.) Der Vicepräfident deS BundrSrathS, Rüffy, ist gestorben. Konstantinopel, DienStag, 28. December. (W. T. W.) Die Behauptung des „Figaro", der Licekönig habe 75 Millionen Frcs. an die Pforte gezahlt, um den Ausgleich herbeizuführen, wird al- völlig grundlos bezeichnet. Der Vicekönig hat we der eine Zahlung an die Pforte gemacht, noch ist ihm eine solche zugemuthet worden. Dresden, 29. December. Die italienische Presse widmet ihre Aufmerksamkeit vornehmlich dem ökumenischen Concil, dessen Ver handlungen und Ergebnisse allerdings für keinen an dern Staat von so directem und hohem Belange sein dürften, wie für Italien. Daß die mehr oder weniger prononcirt-liberai, aber fast durchgängig anti-römisch gesinnten Organe der Regierung wie der politischen Parteien in Italien von dem Verhalten der päpstlichen Curie und ihrer die große Majorität bildenden An hänger auf dem Concile nicht sehr erbaut sind, ist be greiflich. Besonders eingehend beschäftigt sich die „Ita lienische Korrespondenz" mir dem jüngsten Vor gehen des apostolischen Stuhls, welcher einerseits durch den Erlaß neuer Bestimmungen in Betreff der Excom- municationen Ist»« »enteatwe, d. h. in die der Utber treter gewisser Gebote ganz von selbst verfällt, anderer seits durch Anordnung einer militärischen Revue über die päpstlichen Truppen zu Ehren der in Rom ver sammelten Kirchenväter den Zorn des officiöscn Blattes gereizt hat. Ucber die neue Bulle Pius' IX. urtheilt dasselbe folgendermaßen: „Dieses Actenstück hat eine Tragweite, die nicht unbeachtet bleiben darf; es prä- judicirt einem Dogma, welches erst verkündet werden sollte, dem von der päpstlrchen Unfehlbarkeit, und schmuggelt in den katholischen Glauben die absurden Verurthcilungen des Eyllabus ein. Es präjudicirt der Unfehlbarkeit, dmn der Papst promulgirt diese neue Constitution „„aus eigenem Antriebe, aus seinem untrüglichen Wissen und aus der Fülle seiner aposto lischen Machtvollkommenheit."" Ist nun dieses Alles nicht bereits die persönliche Unfehlbarkeit, vom Papste selber verkündet? Das Dogma ist fertig, und das Concil kann sich demselben nicht widersetzen, ohne die Einheit der katholischen Lehre zu zerstören." Nach einer gedrängten Zusammenfassung der in dem bercgten Actenstücke wiederholten Anathemas des SyllabuS fährt die „Italienische Correspondenz" fort: „Unter dieser Reihe von Excommunicationen Iswe sententwe, durch Diejenigen bedrohen, die der Promulgation der De- crew des Concils sich widersetzen oder von päpstlichen Dekreten an ein zukünftiges Concil appellircn sollten. Der von den Jesuiten beeinflußte Papst tritt durch diese beiden Excommunicationen einem der unbestrittensten Rechte des Staates, sowie der Kirche zu nahe." „Diese Maßnahme", heißt es am Schlüsse veS Artikels, „zeigt, daß man in Rom entschlossen ist, AlleS daran zu setzen... In Anbetracht des sittlichen und politischen Zustandes der katholischen Völker und der Agitation, welche sich bereits innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche vollzieht, glauben wir kaum, daß Rom die Partie ge winne. Es hat sich einer wichtigen Chance beraubt, indem es der großen Partei der liberalen Katholiken die Möglichkeit nahm, fernerhin ihren religiösen Glauben mit ihrem politischen Glauben in Einklang zu bringen." — Weitere Leitartikel der „Italienischen Correspondenz" sind, mit sich steigernder Schärfe der Sprache, den militärischen Schaugeprängen gewidmet, bei welchen die geistlichen Herren nach ihren Congre- gationcn die „kriegerische Haltung" und „neuerfunde nen Kanonen" der aus einem „seltsamen Gemisch aller Nationen" gebildeten päpstlichen Armee bewundern. „Wenn dieses Schauspiel", bemerkt das officiöse Organ der italienischen Regierung, „vielen Bischöfen etwas Neues ist, so nicht minder der katholischen Welt, welche zum ersten Male in der Geschichte ein Concil unter dem Schutze der Bayonnete und gezogenen Geschütze vereinigt sieht." Die „Jtal. Corr." giebl nun mit schar fen Randglossen einige Auszüge aus den begeisterten Berichten der ultramontancn Blätter. Indem sie die Entfaltung materieller Machtmittel feiten einer Autori tät, deren „geistige Wurzel in den Seelen der Men- schen" begründet ist, etgenthümlich findet, bemerkt sie dazu: „Es ist Etwas im katholischen Bewußtsein, was gegen diese Soldatenparade vor den Bischöfen, gegen die Beziehung der neuen Kanonen zu den Kanons des Concils Protest erhebt." Wenn die „Union" in ihrem Eifer für die römische Armee so weit geht auszurufen, daß „nächst Gott" dieser Armee die Vereinigung des Concils zu danken sei, so provocirt sie einigermaßen den Spott, mit welchem ihr die „Jtal. Corr." ent gegnet: „Bis jetzt hieß es, daß man diese Vereinigung erst Pius IX. und dann dem heiligen Geiste verdanke. Es scheint, daß dem nicht so ist; man muß die In spiration dazu auf die Armee Roms zurücksühren." Wenn ferner das ultramontanc Blatt jene Truppen eine „moralifche Macht" nennt, auf die „das Jahr hundert mit gutem Rechte stolz" sein könne, und welche vor dem menschlichen Gewissen „die Mission des Schwertes" erhöht hätten, und wenn es auf dieselben gar die den Sieg Christi über seine Feinde verkündende Inschrift am Obelisken Sixtus' V. anweudet, so schließt das officiöse Organ feinen bezüglichen Artikel mit der drohend-ernsten Wendung: „Die Soldaten des Papstes mit Christus vergleichen! Das ist die Krönung des Systems, der Glanz des Jesuitismus. Es erübrigt nur, diese „„Missionäre des Schwertes"", diese „„Diener Gottes"" für die Gerechtigkeit, bewaffnet mit dem Ge wehre Remington, am Werke zu sehen. Dort erwar ten wir sie ..." — Doch auch auf einem andern Kampf- gebtcte soll Italien Rom nicht weichen. In ihrem neuesten Leitartikel wendet sich nämlich die „Jtal. Corr." gegen den Ausspruch Veuillot's im „Univers", daß die fran zösischen Bayonnete Rom vor den Gcwaltthätigkeiten Italiens schützten. „Wo sind diese" fragt das officiöse Blatt, „wer bedroht Rom in diesem Augenblicke? Im Gegcntheil hat man in Italien nie weniger als jetzt an gewaltsame Mittel gedacht." Allerdings dürfe die italienische Regierung gegenüber dem voraussichtlichen Triumphe der ultramontanen Ideen, welche den von ihr vertretenen Prtncipien der Gewissensfreiheit, Tole ranz und des Constitutionalismus widerstreiten und die auf nationale Einheit gestützte Grundlage ihrer Existenz bedrohten, nicht glcichgiltig sich verhalten. Aber gegen diese Lehren könne man knne Bayonnete anwendcn, vor denen der Ultramonlanismus sich nicht zu fürchten brauche, sondern man müsse sich mit moralischen Mitteln vertheidt- Alle jene mit dem modernen Staate und der moder- welche fast alle Italiener, die an der Gestaltung des gegenwärtigen Italiens Theil genommen oder dersel ben zugestimmt haben, betroffen werden, bemerken wir zwei von besonderer Bedeutung, welche im Vcra r> gen. nen Civiltsation unvereinbaren Doctrinenheißt es zum Schlüsse, „zielen auf einen sehr bestimmten Gegen stand: auf Italien vor allen Nationen, dessen liberale Regierungsmaxime unmöglich gemacht werde» soll. T aS weltliche Papstthum bat nur mit einem unfreien und getheilten Italien leben können und sich jedem Ein heitsversuche desselben widersetzt. Ehemals wurde das selbe durch fremde Arme unter das Joch gezwängt. Da dieses Mittel ihr nicht mehr »u Gebote steht, nimmt die Eurie ihre Zuflucht zu geistigen Mitteln Einem Feinde, der mit solchen Waffen vorgeht, muß man mit Waffen derselben Art begegnen. Da er die Theologie zum Angriffsfelde wählt, muß man sich auf demselben vertheidigen. Will man Italien durch eine mit dem Modelle asiatischer Despotismen gegründete Kirche vernichten, so giebt es zur Vertheidigung nur ein Mittel: die Gründung der Kirche auf dem ent gegengesetzten Principe." Tagesgrschichte. Dresden, 29. December. Vom>Gesttz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 24. Stück vom Jahre 1869 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält: Nr. 106) Verordnung vom 15. December 1869, die Publication des mit dem Ge- sammthause Schönburg wegen der Einführung der auf die Revision der Strafprocrßordnung, sowie die Ein richtung von Geschwornen- und Schöffengerichten be züglichen Gesetze und Verordnungen in den schönburg- schen Reccßherrschaften vereinbarten Nachtrags zu der Uebereinkunft vom 22. August 1862 betreffend; Nr. 107) Bekanntmachung vom 16. December 1869, die Bewil ligung der vom Spar- und Darlchnsverein zu Döbelu erbetenen Ausnahmen von bestehenden Gesetzen betref fend; Nr. 108) Verordnung vom 18. December 1869, den Gewerbebetrieb im Umherziehen betreffend; Nr. 109) Gesetz vom 23. December 1869, die provisorische Fort- erhcbung der innenbenannten Steuern und Abgaben im Jahre 1870 betreffend (abgedruckt in Nr. 300 des „Dresdn. Journ."); Nr. 110) Verordnung vom 24. December 1869, die provisorische Forterhcbung der Steuern und Abgaben im Jahre 1870 betreffend (ab gedruckt in Nr. 300 des „Dresdn. Journ."); Nr. 111) Bekanntmachung vom 20. December 1869, Nachträge zur Arzneientaxe auf das Jahr 1870 betreffend (abge druckt in Nr. 301 des „DreSdn. Journ."). * Berlin, 28. December. Der „St.-A." publicirt heute das Gesetz, betreffend die Erweiterung, Um wandlung und Neuerrichtung von Witwen- und Waisenkassen für Elementarlehrer, dessen In halt aus de» Kammerverhandlungen über dasselbe be reits bekannt ist. — Weiter meldet das amtliche Blatt, daß Heinrich XV. Prinz Reuß j. Linie, Major a la suite deS 7. thüringschen Infanterieregiment- Nr. 96, am 23. d. M. in Meran verstorben ist. (Der Verewigte, geb. am 5. Juli 1834, war Commendator des Johanntterordens im Königreiche Sachsen und Be sitzer de- einige Stunden von Dresden entfernten Rit tergutes Klipphausen ) — Wie die „N. Pr. Z." ver sichert, sind die Mittheilungen hiesiger Korrespondenten über die Absichten des Bundeskanzlers Grafen v. Bis marck in Betreff seiner weitern Bethetligung an der Leitung der Staatsgeschäfte überhaupt oder an einzelnen Aufgaben derselben weiter nichts als Vermuthungen und Kombinationen der betreffenden Journalisten. — Wie die „N. A. Z." berichtet, sind die gutachtlichen Aeußerungen der Universitäten über die Frage der Zulassung der Realschulabiturienten zu den akademischen Studien neuerdings durch das Gutachten der Universität Halle vermehrt worden. Sämmtliche Facultäten dieser Universität haben sich einstimmig da hin geäußert, daß die Zulassung nicht statthaft sei. Dieses Votum gründe sich hauptsächlich darauf, „daß die auf den Realfchulcn erlangte Bildung eine lücken hafte sei und daß den Realschülern diejenige allgemeine wissenschaftliche Ausbildung fehle, welche nicht allein zum Studium der Facultätswissenschaften selbst uner läßlich, sondern auch für die spätere Lebensstellung der Studirenden nothwendig sei." — Der Unterstaatsfecre- Feuilleton. Dresden, 29. December. Inder gestrigen dritten Soiree für Kammermufik brachten die Herren Concertmeister Lauterbach und Kammermusiker Hüll- weck, Göring u. Grützmacher in vorzüglichen Aus führungen Quartette in v. Nr. 31 von I. Haydn, Beetho- ven's Ois-moll-Quartett op. 131 und als Novität ein Quartett 6-moll op. 14 von R. Volkmann zu Gehör. Ohne ungewöhnliche Tiefe und Macht der Gedanken, der Seelenstimmung und kunstvollen Gestaltung zu ent falten, interesstrt dies letztere durch talentvolle, warme, natürlich melodiöse Erfindung, tüchtige, sormklare Durch arbeitung, fein empfundene und geschmackvolle Führung der Stimmen; es entwickelt Geist und eigenthümltche Züge ohne gesuchte Getstreichigkeit und prätensiöse Phra sen, bietet eigenartige Kombinationen in der instrumen- . talen Behandlung, ohne den Wohlklang und den ge danklichen Fluß aufzugeben. Volkmann's Quartett ist eine höchst anziehende fchätzenswerthe Komposition, deren Gehalt durch an- spruchslo e Wahrheit gewinnt; die Vorführung desselben kann nur mit Dank empfangen werden. Beethoven'- 6i» moll-Quartett ist unter dessen letzten Quartetten vielleicht al- dasjenige hervorzuheben, wel ches mit der genialen Größe und dem pocstcretchen Tiefsinn seiner Ideen und ihrer, ost mit strenger con- trapunktifcher Logik vollendeten Gestaltung, zugleich die höchste Sympathie für unsre Empfindung am leich testen gewinnt. Man folgt unwiderstehlich dem magi schen Kreise dieser Tonsprache, welche das geheimste Walten der Seele erschließt und immer wieder den Sim» mU dämonischer Gewalt gefangen hält, wenn er eben ihrer räthselvollen, märchenhaften Rede entschlüpfen möchte. Und die Instrumente, welche zu uns sprechen, erscheinen wie ihrer materi llern musikalischen Function enthoben, sie tönen nur als geistige Verkünder der Ideen. Die Spieler müssen sich hüten, Härten zu mil dern und abzuschleifen, die inhaltschwere Sprache ge fällig zu machen. Es ist ein höchstes Lob der Aus führenden, daß sie mit edler Auffassung und künst lerischer ausdrucksvoller Gestaltung des Vortrags und Zusammenspiels dieser poetischen Wirkung nahe kom men, sie in einzelnen Sätzen der beiden großen Haupt- abtheilungen in schöner Weise erreichten. Nur sei die Bemerkung erlaubt, daß das Violoncell überhaupt ost mit z» heftigen Druckern und Accenten im Ton her- vortrttt, die dann auch die nächststehenden Stimmen zu ähnlicher Behandlung heraussordrrn, und nur an Stel len höchsten Aufschwungs und dramatischer Kraft den pathetischen Ausdruck heben sollten. Das bevorzugte Können, welche- die Spieler zu hohem Genüsse der Hörer stet- bewähren, legt ihnen um so mehr die Pflicht auf, die letzten Quartettdichtungen Beethoven'», welche sich schwächer» Kräften ganz und gar entziehen, nicht selten und wie ausnahmsweise zu Gehör zu bringen, sondern sie vielmehr durch öftere und regelmäßigere wiederholte Vorführungen der inttmcrn Kenntniß und Befreundung im musikalischen Publicum näher zu brin gen. Damit steigert sich auch in natürlicher Weise die vollkommene freie Beherrschung in klarster Darlegung und schönster Versinnlichung ihre- Inhalt- und somit wieder da- Veiständniß und die fesselnde Kraft für da- Gemüth und die Phantasie der Hörer. C. Banck. Die englische und die deutsche Freiheit. Eine praktische Illustration. (Fortsetzung aus Nr. 302.) London, im December 18SS. Am gefährlichsten sind die Bterhäuser, die nebst dem Bier noch ein anderes Geschäft betreiben. Diese wissen immer die Wachsamkeit der Polizei zu hintergehen und sind das Rendezvous der Diebshehler, die hier auf die jungen Diebe warten, um ihnen Alles abzukaufen, Wa ste bringen können, einen einzelnen Schuh, oder ein Stück Fleifch, oder eine Peitfche, oder ein Sacktuch rc., natürlich für ein Zehntel feines Werthes, fo daß der arme Dieb an Werth von 10 Thalern stehlen muß, um 3 oder 4 Schillinge zu bekommen, womit er sein Essen, seine Schlafstelle und sein Theater zu bezahlen hat. Diesen Hehlern ist nach dem Gesetze, wie es bis jetzt besteht, fast unmöglich, an den Leib zu kommen. Die jungen Diebe wollen nicht gegen sie zeugen, sie wagen cs nicht, sie selbst verrathen sich natürlich noch weniger. Die Polizei ist außer Stande, mit diesen fertig zu werden, welche die Quelle von mehr als der Hälfte der Verbrechen ist, die hier in London begangen werden. Die Polizei hat nicht daS Recht, ein Bier haus, dessen Besitzer ein Hehler von dieser Sorte ist, zu untersuchen, ausgenommen, wenn sie mit einem „^»r- rao»" versehen lst, den ein „m,gi,»r,ie" auSstcllte. Bevor jedoch so ein „Worrsnt" erlangt werden kann, sind dir gestohlenen Sachen längst an sichern Ort wett fortgefchafft. Parallel mit denen laufen eine Art Kram läden, die Leihhäuser der Diebe, von denen wir weiter unten erzählen wollen. Bor der Hand kommen wir zu den Nachtherbergen unsrer interessanten Gesellschaft. Wie bereits bemerkt, stehen die Nachtherbergen un ter der Aufsicht der Polizei in Bezug auf Reinlichkeit und Ventilation. Diese Herbergen kann man t» 3 Klassen eintheilen. Ersten- solche, wo die Gäste 4 Pence oder ca 3 Ngr. pro Nacht bezahlen und die nur von anständigen Arbeitern frequenttrt werden. Ein Dieb oder zwei deutiges Frauenzimmer findet daselbst keine Unterkunft. Da- eine dieser Klasse, das wir besuchten, hat 270 Betten, und manche seiner Gäste wohnten da seit 10 bis 20 Jahren, ja wir fanden da eine Familie, die seit 27 Jahren in der Anstalt lebte und fünf Kinder darin zur Welt brachte. Das Haus ist sehr ordentlich gehalten und hat ein Lesezimmer, Sitzzimmer rc. Eine lange Liste von Regeln, die Jeder beobachten muß, ziert die Wände. Unter andern heißt es in diesen Gesetzen, daß kein Credit gegeben wird, daß jeder Gast spätestens um 1 Uhr Morgen- an Wochentagen und um Mitternacht an Sonntagen sich zurückziehcn muß, daß in den Schlafzimmern nicht geraucht werden darf. Wer in den Kleidern auf dem Bette liegend ertappt wird, muß Strafe zahlen für Wäsche. Wer eine ganze Woche im Hause wohnt, hat Sonntag frei, wer jedoch am Sonntag betrunken oder ruhestörend ist, verwirkt diese- Privilegium. Nicht weit davon kamen wir in eine andere Herberge von ganz verschiedenem Charakter. Obgleich hier der Preis für die Nacht nur um einen Pence niedriger ist, versicherte uns unser Führer, daß wir hier nichts al- bereit- bestrafte Diebe und ihre Helfer finden würden. Wir stiegen zuerst in den Keller hinab, wo die Gäste leben und ihre Küche bereiten, wir sanden un- in einer Gesellschaft, die von der oben beschriebenen DiebeSgesellschaft wieder ganz verschieden war. Hier fanden wir die sogenannten Brtteldteb« beider Geschlechter. Sie saßen alle um ein große- Feuer herum, an welchem sie ihr Essen kochten, schwatz ten und lachten. Alle diese Leute ernähren sich dem Anschein naH vom Betteln, sind aber Diebe und — da waren Blinde und Lahme, die sahen und gerade
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