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Merger Mitzeiger M Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Gtadträthe zu Freiberg u. Brand. 1872 — nur erst die Münze in den Kleinverkehr kommt. Es ist heute in Süddeutschland der Begriff der neuen Mark schon in den 35 Kreuzerpreisen, nach denen vielfach abgerundet wird, ein geläufiger und dieser notorischen Thatsache gegenüber wird die widersprechende Behauptung der neuen Geldreformer hinfällig. Daß es in Elsaß- Lothringen anders ist, erklärt sich aus dem hier mit nationaler Vorliebe behandelten Franc-System, welches aber sicherlich die Hundert Cents so wenig verdrängen wird, wie die deutsche Mark, die der Straßburger jetzt schon mit 1 Frcs. 25 Centimes ohne jeden Anstand nimmt. Die Eintheilung der Mark in 10 Groschen und in hundert Pfennige wird nicht minder schnell Gewohnheits recht finden, wenn sie nur erst in den erforderlichen Millionen von Hand zu Hand coursiren und die jetzigen Kleinmünzen verschwunden sein werden, wozu allerdings noch ein Zeitraum von acht bis zehn Jahren gehört. Eine volkswirthschaftlich ganz falsche Aufstellung ist es, daß der in Aussicht genommene Pfennig als Hundertstel der Mark unbrauchbar sei. Je kleinere Münzen existiren, desto bester lasten sich die Uebergänge der Preisschwankungen,, die für den armen Mann ihre große Bedeutung haben, finden. Die That- sachen sind sehr lehrreich darüber. In Frankreich ist, weil der Centime unter Napoleons Herrschaft eine äußerst seltene Münze wurde, der Preis des kleinsten Lebensbedürfnisses auf Sous ab gerundet und dadurch unverhältnißmäßig theuer. In Süddeutsch land ist derselbe Mißbegriff der Münzbehörde die Ursache einer nur noch auf Kreuzer auslaufenden Kleinhandelsrechnung, die dadurch gerade die geringsten Bedürfnisse stark vertheuert hat und sie dem Krämer am qewinnreichsten macht. Nehmen wir ein Beispiel: Während man im Norddeutschen Pfenniglande noch Backwaaren zu 2 und 3 Pfennigen findet, weil eben die Pfennige da sind, kostet in Süddeutschland die kaum größere Weste nicht unter einem Kreuzer. Während in Norddeutschlaich Cigarren im Preise von 1 Pf. auf steigend, zu 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 Pfennigen existiren, kostet in Süd deutschland die allerschlechteste Cigarre gleich einen Kreuzer -- 3^ Pfennige und die nächst beste Sorte sogleich 2 Kreuzer, für welchen Preis sie durchschnittlich von viel schlechterer Qualität ist, als die der in Norddeutschland am Meisten gerauchten Cigarren zu 4 und 5 Pfennigen. Deshalb je kleiner der Pfennig, desto bester, desto mehr wehrt er im Kleinbedarf eine Vertheuerung ab, die nicht aus Nothwendigkeit, sondern aus dem Uebelstande her stammt, die Waarenpreise nach den vorhandenen Münzen zu richten. - So entspricht denn unsere neue und langsam schon sich einbürgernde Münzordnung der Mark nach praktischer Betrachtung ihrer Wirkung unseren volkswirthschaftlichen Interessen vollauf und die Theorie der Geldreformer, abgesehen, daß sie so lahm hinterherhinkt, ver dient dagegen auch nicht einmal eine ernstere Betrachtung. Der großen Kaufleute des Welthandels wegen, die in allen Systemen zu rechnen wissen, brauchen wir keine Hieroglyphen anstatt Allen verständlicher deutscher Schrift. ES klingt überdies ungereimt, haß, wenn sich Deutschland dem Dollar unterthan machte und dadurch Y sich mit Nordamerika vereinte, deshalb Franc und Sovereign vor 's- Freiberg, den 19. December 1872. II. Die Mark als ein bisheriges Drtttel-Thalerstück ist für den größten Theil Deutschlands nur eine altgewohnte Münze in neuer Form. In den Guldenländern Süddeutschlands macht ihre Ein führung so wenig Schwierigkeit, daß man damit rechnen wird, sobald dieser neuen Weltmünze die Segel streichen würden. DaS ist eine Phantasie ohne jegliche Berechtigung und wir würden kotz der ' feinen Rechnung, daß 2 Cents -- 10 Pf. — 3 Kr. — 2 Sou» seien, wohl ein kostspieligeres Experiment damit machen, al« wen» ' wir ebenso richtig und einfacher nach der Rechnung münzen, daß 10 Pfennige oder 1 Groschen — 3 Kr. --- 2 Sou« ---- 2 Eent»^ sind. Der Dollar ist nicht ein so mächtiger Äoncurrent des So- , vereign, des Franc und selbst nicht der deutschen Mark, als daß vor ihm alle diese Münzgrößen abzudanken haben. ? Auch mit der deutschen Geldmark werden wir eine reinere Metallbasis des Geldumlaufes als Endziel der deutschen Bankeform erstreben können, und den durch Metallvorrath nicht gedeckten Noten umlauf mehr und mehr beschränk, das circulirende Staattpapier- geld mehr und mehr vermindert sehen. .,. . Lagesyefchichte. Berlin, 18. December. Die „Prov.-Corr." schreibt in Bezug auf den Rücktritt des Fürsten Bismarck von dem Präsidium d«S preußischen Staatsministeriums Folgendes: Fürst BiSmarck, welcher eine Fülle mannichfaltiger amtlicher Geschäfte wahrzunehmen hatte, deren gleichzeitige Bewältigung die Kraft eines Mannes übersteigt, hat sich veranlaßt gesehen, mit Rücksicht auf sein Befinden, welches Schonung bedarf, Se. Majestät den Kaiser und König um Ent hebung von der Stellung eines Ministerpräsidenten und damit pon der speciellen Sorge und Verantwortlichkeit für die Gesammtheit der inneren preußischen Angelegenheiten zu bitten, während er ats Minister der auswärtigen Angelegenheiten dem preüßischen StaatS- ministerium auch ferner angehören würde. Die Erfüllung dieses Wunsches wird dem Reichskanzler nach Lage der Verhältnisse nicht versagt werden können. Die anderweite Regelung des Vorsitzes im preußischen Ministerium, sowie der dabei in Betracht kommenden Beziehungen zu den Regierungen des deutschen Reiches ist Gegen stand weiterer Erwägung der Regierung Sr. Majestät des König«. — Die Kreisordnung hat die Sanction des Kaisers jetzt erhalten. Danzig, 17. December. Auf der kaiserl. Werft lief gestern die Glattdecks-Corvette „Louise" glücklich vom Stapel. Es ist diese Corvette das Schwesterschiff der „Ariadne" und erhält mit ihr die Marine einen recht erfreulichen Zuwachs. Wir berichten mit diesem Ablauf bereits den dritten in diesem Jahre; rechnet man hierzu da vor kurzer Zeit erfolgte Aufschleppen der „Medusa", so constatirt sich hierdurch eine recht energische Thätigkeit unserer hiesigen kaiserl. Werft, der wir im Interesse der großen Anzahl von Arbeitern un serer Stadt, die dadurch ihre Beschäftigung erhalten, ein fernere» >> Gedeihen wünschen. (D. Straßburg, 17. December. Die hiesige Tabaksmanufactur ist, wie die „Straßburger Zeitung" aus authentischer Quelle meldet, auf keines der darauf abgegebenen Gebote zugeschlagen worden, wird vielmehr bis auf Weiteres für Rechnung des Fiscus fortbetriebe» werden. ,, /, » - München, 17. December. Wie wir vernehmen, wurde durch k. Erlaß bestimmt, daß; wie den Offizieren des stehenden Heere», nun auch den Reserve- und! dm Landwehroffizieren der Zutritt zum Hof und die Theilnahmr an den k. Hoffesten gestattet wich, Erscheint t. Freiberg jed. Wochen t. Ab. 6 U. für den and. Tag. Jnser. werben bl« V. l1 U. für nächste Nr. angen. Freitag, 2V. December. Piri» »terttljähri. L» Ngr. Inserat« werben dl« gespalten, gell« ober denn Raum mit I Nar. berechn««.