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Schönburger Tageblatt und AMMÄ fir dm AÄtrsth ;» MstSesd-rg. ^ik Dienstag den 21. Januar 189» Filialen: in AUsiadlwaidenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Langcnchurs- darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgaffe; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk 25 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergaffe 2S1L. Zugleich weit verbreitet in den Städten Peuigp Kuuzruk«, Lichteusteiu-Cslluberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Mtstsdt-Waldenöurg, Bräunsdvrs, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen iMbs-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräsenhain, Oberwiera, Obsrwmkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagmitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Waldenburger Anzeiger Graf von Fabrice. Starke. Bekanntmachung, betreffend den Eintritt zum Dienst als dreijährig Frei williger oder als vierjährig Freiwilliger. 1. Jeder junge Mann kann schon nach vollendetem 17. Lebensjahre freiwillig zum activen Dienst im stehenden Heere oder in der Flotte eintreten, falls er die nöthige moralische und körperliche Befähigung hat. 2. Wer sich freiwillig zu drei- oder vierjährigem activem Dienst bei einem Truppentheil melden will, hat vorerst bei dem Civilvorsitzenden der Ersatzcommis sion seinen Aufenthaltsort (in Dresden beim Amtshauptmann von Dresden-Neu stadt, in Leipzig bei dem betreffenden Beamten der Kreishauplmannschast, in den übrigen Bezirken beim Amtshauptmann) die Erlaubniß zur Meldung nachzusuchen. 3. Der Civil-Vorsitzende der Ersatz-Commission giebt seine Erlaubniß durch Ertheilung eines Meldescheines. Die Ertheilung eines Meldescheins ist abhängig zu machen: u) von der Einwilligung des Vaters oder des Vormundes, d) von der obrigkeitlichen Bescheinigung, daß der zum freiwilligen Dienst sich Meldende durch Civilverhältnisse nicht gebunden ist und sich untadel- hast geführt hat. 4. Die mit Meldeschein versehenen jungen Leute haben sich ihrer Annahme wegen unter Vorlegung ihres Meldescheines an den Commandeur des Truppen theiles zu wenden, bei welchem sie dienen wollen. Hat der Commandeur kein Bedenken gegen die Annahme, so veranlaßt er ihre körperliche Untersuchung und entscheidet über ihre Annahme. 5. Die Annahme erfolgt durch Ertheilung eines Annahmescheines. 6. Sofortige Einstellung von Freiwilligen findet, sofern Stellen offen sind, nur in der Zeit vom 1. October bis 31. März statt. Außerhalb der angegebe nen Zeit dürfen nur Freiwillige, welche auf Beförderung zum Offizier dienen wollen, oder welche in ein Militär-Musikcorps einzutreten wünschen, eingestellt werden. Witteruugsbericht, ausgenommen am 20. Januar, nachm. 3 Uhr. Barometerstand 750 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -f- 6 "6. (Morgens 8 Uhr -f- 6°) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 82"/« ---- 3 Grad. Thaupuukt -f- 3 Grad. Windrichtung: Südsüdwest. Daher WitterungsauSfichten für den 21. Januar: Theils wolkiges, theils heiteres Wetter mit Neigung zu kurzen und schwachen Niederschlägen bei wenig ver änderter Temperatur. Hierbei ist darauf aufmerksam zu machen, daß die mit Meldeschein versehenen jungen Leute, ganz besonders aber die, welche zum drei- oder vierjährigen activen Dienst bei der Cavallerie eintreten wollen, vorzugsweise dann Aussicht auf Annahme haben, wenn sie sich, bei sonstiger Brauchbarkeit, bis 31. März melden, aber nicht zu sofortiger Einstellung, sondern zur Einstellung am nächsten 1. October. Wenn keine Stellen offen sind, oder Freiwillige auf die Zeit ihrer Meldung nicht eingestellt werden dürfen, so können die Freiwilligen angenommen und nach Abnahme ihres Meldescheines bis zu ihrer Einberufung vorläufig in die Heimat beurlaubt werden. 7. Den mit Meldeschein versehenen jungen Leuten, welche als dreijährig Frei willige eingestellt werden, wird die Vergünstigung zu Theü, sich den Truppentheil, bei welchem sie dienen wollen, wählen zu dürfen. Außerdem haben sie den Vor theil, ihrer Militärpflicht zeitiger genügen und sich im Falle des Verbleibens in der activen Armee und Erreichens der Unteroffiziers-Charge bei fortgesetzt guter Führung den Anspruch auf den Civilversorgungsschein bereits vor vollendetem 32. Lebensjahre erwerben zu können. 8. Den mit Meldeschein versehenen jungen Leuten, welche bei der Cavallerie als vierjährig Freiwillige eingestellt werden, erwächst, wenn sie dieser Verpflichtung nachkommen, außerdem noch die Vergünstigung, daß sie in der Landwehr I. Auf gebots nur drei statt fünf Jahre zu dienen haben. 9. Diejenigen Mannschaften, welche freiwillig vier Jahre activ gedient ha ben, werden zu Uebungen während des Reserveverhältnisses in der Regel nicht her- angezogen; ebenso wird die Landwehrcavallerie im Frieden zu Uebungen nicht ein berufen. 10. Militärpflichtigen, welche sich im Musterungstermin freiwillig zur Aus hebung melden, erwächst dagegen hieraus ein besonderes Recht auf die Auswahl der Waffengattung oder des Truppentheils nicht. Dresden, am 16. Januar 1890. Kriegs-Ministerium. "Waloeuvurg, 20. Januar 18b0. , Die Ansprache, welche Kaiser Wilhelm II. an das , Präsidium des deutschen Reichstages gehalten hat, hat . wegen der ungewöhnlich starken Betonung der Frie- densaussichlen allerwärts guten Eindruck gemacht. ' Diesbezügliche Meldungen kommen aus London, Wien und Rom; in Paris natürlich weiß es ein Theil der Blätter besser, was Kaiser Wilhelm will, als dieser ) selbst. Der Kaiser ist indessen in alle Verhandlungen der Diplomatie eingeweiht, und an seinem Wort läßt : sich weder drehen, noch deuteln. Aber cs giebt einen ; Frieden, der die Frucht gegenseitigen Vertrauens, und j einen Frieden, der die Frucht des Mißtrauens ist. Glaubt man an die Freundschaft, an die Selbstlosig keit der Nachbarn, so folgert man aus dem Anblick des gesicherten Weltfriedens, daß nun die Zeit gekom men sei, die schwere Rüstung wieder, wenn nicht ab zulegen, so doch zu erleichtern und zu vermindern. Traut man aber dem Nachbar nicht über den Weg, so schließt man vorsichtig, daß nur deshalb wir nicht angegriffen werden, weil wir stark sind. Leider ist es nur die zweite Art der Friedenszuversicht, welcher der Kaiser Ausdruck geben konnte. So gesichert ist die Lage keineswegs, so freundschaft lich sind unsere Beziehungen zu den Nachbarn noch lange nicht, daß wir nicht Wehr und Waffen sorgfäl tig hüten müßten. Kaiser Wilhelm betont nachdrücklich die Nothwendigkeit, zu Wasser, wie zu Lande, die mi litärische Rüstung im besten Stande zu erhalten. Die Gegner blicken sich einander kampfbereit an, sie messen sich mit den Augen, aber sie wissen nicht annähernd sicher, wer die Oberhand gewinnen wird. Keiner traut dem Anderen, aber er traut auch nicht sich selbst voll kommen, und darum hält er Frieden. Geändert haben sich die Regierungen nicht, wie der Umstand beweist, daß zum russischen Neujahrsfest fast ausschließlich Panslawisten befördert oder ausgezeichnet sind, aber sie sind sich der Schwere der Verantwort lichkeit bewußter geworden. Jenseits der Vogesen weiß man, daß man mit einer Kriegserklärung Alles auf eine Karte setzt; an der Newa Hal man die Noth wendigkeit eingesehen, gleichfalls zu einer neuen Be waffnung überzugehen. Der russische Finanzminister von Wyschnegradski hat zu Rüstungszwecken 1O'/2 Millionen Rubel ausgeworfen. Die Rüstungen sind thatsächlich noch nirgends beendet, und deshalb erscheint der Weltfriede heute allerdings völlig gesichert. Bei der Handgreiflichkeit dieser Beweggründe hätte sich Wyschnegradski die tönenden Worte sparen können, die er über die Besserung der Lage von Europa an den Czaren richtete: „Die Geschichte wird ihr gerech tes Urtheil darüber fällen, welchen Antheil daran die von Festigkeit und Ruhe, Offenheit und unverbrüch licher Friedensliebe getragene Politik Eurer Majestät gehabt hat." Indessen aus welchen Beweggründen auch die Mächte Frieden halten, jedes Jahr ruhiger, wirthschastlicher Entwickelung ist Gewinn. Und wenn dann nach der Ausrüstung und Ausbildung der zehn oder mehr Mil lionen Streiter in Europa mit kleinkalibrigen Repetir- gewehren die Waffentechnik, wie zu erwarten steht, abermals folgenschwere Fortschritte macht, welche sich die Armeen vor der letzten Kraftprobe aneignen müs sen, so darf man hoffen, daß darüber so viele Jahre vergehen, um die Völker zu der Erkenntniß zu brin gen, daß sie besser und wohlfeiler als auf ungeheure Rüstungen den Frieden auf wechselseitiges Vertrauen gründen könnten. Bis dieser Friede des Vertrauens j kommt, wird die alte Welt schon Genugthuung em pfinden, daß der Friede des Mißtrauens wenigstens für Jahr und Tag nicht dem Kriege zu weichen droht. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Unser Kaiser hat das Präsidium des preußischen Herrenhauses empfangen, welches zugleich mit der Mel- düng von der Constituirung des Hauses der Trauer j um den Heimgang der Kaiserin Augusta Ausdruck gab. Der Monarch dankte mit herzlichen Worten. Sonn abend Vormittag arbeitete der Kaiser nach einer Spa zierfahrt mit den Generalen von Waldersee und von Hahnke, empfing die persönlichen Meldungen mehrerer Offiziere und ertheilte dem Herzoge von Ujest, dem Schloßhauptmann von Solemacher - Antweilen, dem Oberhofprediger Or. Kögel und dem Consistorialprä- sidenten Or. Richter aus Stettin Audienzen. Am Sonntag wohnten beide Majestäten dem Gottesdienste bei und speisten Mittags im Palais der Kaiserin Friedrich. Vorher empfing der Kaiser die Präsidenten des preußischen Abgeordnetenhauses, die Herren von Köller, von Heeremann und von Benda, in besonderer Audienz. Herr von Köller machte dem Kaiser die Mittheilung von der erfolgten Constituirung des Hau ses und überbrachte zugleich das Bedauern desselben über den Heimgang der Kaiserin Augusta. Der Mo narch äußerte in seiner Erwiderung die Hoffnung, daß das Abgeordnetenhaus seine Geschäfte zum Segen des Vaterlandes erledigen möge. Se. Majestät berührte auch speciell die Frage der Gehaltsaufbesserung der j Beamten und bekundete seine lebhafte Theilnahme für ! diesen Gegenstand. Darauf wurde das Präsidium auch f von der Kaiserin Friedrich empfangen.