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konnte» entweder nur als Brief gegen das Briefporto von 10 oder 20 Pfennigen oder in Form von Postkarten gegen 5 Pfg. durch die Poft versandt werden. Der Staats-Secre- tär des Reichs-Postamts hat diese Einschränkung jetzt auf gehoben und bestimmt, daß im inner» deutschen Verkehr auch die in obiger Weise hergestellten Drucksachen vom 1. November ab gegen die ermäßigte Taxe (3 Pfg. bis 50 Gramm u. s. w.) zugelassen werden. — Das neue Justizministerialblatt für das Königreich Sachsen enthält die vom königlichen Justizministerium unter dem 6. October erlassene Verordnung über das Bormundschaftswesen. Nach dem Etnfüh- rungsgesetz des Bürgerlichen Gesetzbuches fallen vom 1. Januar 1900 kraft Gesetzes folgende Vormundschaften über haupt weg: 1) die Vormundschaften, die nach dem Ab leben oder der Todeserklärung des Vaters über minder jährige eheliche Kinder, deren Mutter noch lebt, einge leitet worden sind, sofern die Mutter nicht etwa wieder geheirathet hat oder ihre elterliche Gewalt ruht oder ver wirft ist; 2) die Vormundschaften über minderjährige ehe liche Kinder, deren beide Eltern noch leben, deren Vater aber selbst unter Vormundschaft steht oder die väterliche Gewalt nicht ausüben kann, wenn die Mutter an der Aus übung der elterlichen Gewalt nicht etwa behindert ist; 3) die Vormundschaften, die über minderjährige eheliche Kinder, der Vater oder Mutter noch lebt, eingeleitet wor den sind, weil sich die Tochter verhetrathet oder das Kind einen eigenen Hausstand gegründet hat und aus der vä terlichen Gewalt entlassen worden ist. In diesen Fällen wurde der verheiratheten Tochter ein Vormund gestellt in den Fällen, wo es ihrer Mitwirkung neben der des Ehe mannes bedurfte. Jetzt ist eine Vormundschaft nur noch zulfissig in solchen Fällen, wenn die elterliche Gewalt des Balers oder der Mutter ruht oder verwirft ish oder wenn die Mutter wieder geheirathet hat; 4) Vormund schaften über minderjährige Kinder aus einer nichtigen oder angefochtenen Ehe, die aufgehoben worden ist, sofern die Mutter noch lebt und die elterliche Gewalt ausüben kann; 5) die Vormundschaft über minderjährige in väter licher Gewalt stehende Kinder, deren Vater hinsichtlich des Kindesvermögens nur die Verwaltung, nicht auch den Nießbrauch hat; 6) die Vormundschaft über eine Leibes frucht, falls das Änd, wenn es geboren wäre, unter der elterlichen Gewalt der Mutter stehen würde; 7) die Vor mundschaft über Personen, die im Auslande bevormundet sind, aber im Jnlande Grundstücke haben, oder in der väterlichen Gewalt eines Ausländers stehen und ein Rechts geschäft im Jnlande abzuschließen haben; 8) die vorläufi gen Vormundschaften über Geisteskranke, sofern nicht der Antrag auf Entmündigung gestellt ist. Die Amtsgerichte haben noch vor dem 1. Januar 1900 die Vormünder zu entlassen. Der Vater bez. die Mutter sind davon zu be nachrichtigen, daß die elterliche Gewalt auf sie übergeht. Der Mutter kann ein Beistand gestellt werden. Das etwa deponirte Vermögen ist der Mutter herauszugeben, so weit nicht einem besonderen Beistände die Verwaltung desselben übertragen wird oder sonst ein Hinderniß vor liegt, der Mutter die Verwaltung zu überlassen, z. B, Ltg Bermögensverfall. Bei unordentlicher Wirthschaft de- Va ters, bei Rechtsgeschäften zwischen dem Vater und feinen minderjährigen Kindern, bei Rechtsstreitigkeiten -wischen Pflegebefohlenen unter sich, für Abwesende und Geistes kranke werden Pflegschaften bestellt. Desgleichen wegen des Vermögens der Kinder, an welchem der Vater wttder die Verwaltung, noch Nießbrauch oder bloß Nießbrauch hat, sowie über eine Leibesfrucht, wenn die elterliche Ge walt der Mutter ruhen oder verwirft sein würde, oder wenn dem Vater die Fürsorge für die Person des Kin des, nicht auch für dessen Vermögen, entzogen ist. Die bisher bestehenden Vormundschaften verwandeln sich in diesen Fällen ohne weiteres in Pflegschaften. Die wei teren Ausführungen der Verordnungen betreffen die Be stellung von Gegenvormündern, die sogenannte General vormundschaft und die am 1. Januar 1900 in Thätigkeit tretenden Gemeindewaisenräthe und deren Ersatzmänner. Sie sollen noch vor Neujahr über die in ihrem Bezirke sich aufhaltenden Mündel und Pflegebefohlenen die ent sprechenden Mitthetlungen erhalten. Bis alle diese Ein richtungen getroffen sind, wird es auf den Amtsgerichten noch viel Mühe und Arbeit kosten, denn die Neuerungen find doch zum Theil sehr durchgreifender Natur. — Wochenplan der Königlichen Hostheater zu Dresden Opernhaus. Dienstag: Die verkaufte Braut. — Mittwoch tzm» ersten Male, zum Besten deutscher Bühnenangehöriger): Di- Fledermaus. — Donnerstag: Der Evangelimann. — Freitag: Erstes Sinfoniekonzert. — Sonnabend: Die Königin von Saba. (Anfang 7 Uhr.) — Sonntag, den 29. Oktober: Lohengrlm - Schauspielhaus. Dienstag: Der Herr Senator. — Mittwock Kollege Crampton. — Donnerstag (zum ersten Male): Pellea- und Melisande. — Freitag: Die Makkabäer. — Sonnabend : Pelleas und Melisande. — Sonntag, den 29. Oktober: Gygcs und sein Ring. Oschatz. In Ganzig brannte am Sonnabend Mittag das Gutsgehöft Carl Robert Werners bis auf die Um fassungsmauern nieder. ES Witt) Brandstiftung vermu- thet. Der Calamttose hat versichert. X Dresden, 23. October. Die „Deutsch« WaM" de - öffentlicht folgende, dem Landesverein der deutsch-sozialen Reform partei im Königreich Sachsen von Dr. LeydS aus Brüste! zug -- gangeme Zuschrift: „Der Gesandte der Südafrikanischen Republik bechrt sich dem LandeSverein der deutsch-sozialen Reformpattei im König reich Sachsen seinen herzlichen Dank zu sagen für die warm - und aufrichtige Theilnahme, die der Landesverein an dem si> betrübenden Ereigniß in Südafrika zu nehmen beliebt. Der gleichen Sympathiebezeugungen thuen zu so ernster Stunde ganz, / besonders wohl und wird sie die Regierung zu Pretoria und da- Volk der Republik gebührend zu schätzen wißen. Schmiedefeld btt Großharthau, 21. Octoberau. Hu hat sich gestern ein entsetzliches Familiendrama abgespielt. Bn gewaltsamer Oeffnung des HauseS fand man den Witthschafts bescher und ScharwerkSmaurer Winter, dessen Frau und zwc- Kinder im Alter von 1 und 4 Jahren todt vor; die letzteren mit eingeschlagenen Köpfen, die Frau mittels eine- seidenen Hals tucheS erwürgt, den Mann erhängt. Ob das Dunkel, welches über dieser grausigen That ruht, je gelichtet wird, bleibt dahin gestellt. , Winter wird als ein fleißiger, thiittger Mann geschildert. Montag, SS. Oktober 1899, Abends Hwtzsch- Mke. N N K, r, Gegen Säumige wird gemäß 8 11 der WafserwerkSorduung verfahren. Riesa, am 18. Oktober 1899. Der Rath der Stadt vr. Wegeli«, tzk-R. Die in Zeithain auSgebiochene Maul» und Klauenseuche ist erlösche« und wird deshalb die über diesen Ort verfügte Sperre wieder aufgehoben. Großenhain, am 23. Oktober 1899. königliche Amtshaoptmannschaft. Bekanntmachung. Der Wasferzins auf das 3. Bierieljahr ist längstens bi« ZINN 25. Octoder laufenden Jahres an die Stadthauptcaste abzuführen. FernsprechfleWe «r. LV. Bekanntmachung Tie von dem unterzeichneten Kirchenvorstand für die Kirchgemeinde Ries« «rtt Poppitz u»s Mergeadorf als Gemeindeschwester angestellte Diakonissin (Schwester Helene) wird mit dem 23. Ottober d. I. ihre Thätigkeit beginnen, die vornehmlich darin besteht, daß sie den Kranken, insbesondere den unbemittelten Kranken der Parochie unentgeltliche Handreichung Gut bez. sie ver pflegt. Wird der Dienst der Gemeindeschwester für einen Kranken begehrt, so wolle man das in ihrer Wohnung (Paufitzerstr. 2« II) melden oder in Abwesenheit der Schwester auf die Tafel an ihrer Wohnungsthür schreiben; auch werden in der Pfarramtsexp^ttio« derartige Meldungen angenommen. Eine bestimmte Sprechstunde hat die Schwester nicht, doch wird sie früh bis 8 Uhr, Abends von 7 Uhr an und Mittags zwischen 12 und 3 Uhr in der Regel in ihrer Wohnung auzutreffen sein. Riesa, den 21. Oktober 1899. Der Kirchenvorstand. Friedrich, Pf. 2759 8. Freitag, den 27. Okt. 1899, Borrn. 10 Uhr, kommen^ im V«rstttg.-Lokal« deS Kgl. Amtsgerichts hier ! gelber Schrttbsekrrtär und 1 Nähmaschine gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Riefa, 21. Oktober 1899. Der Ger.-Vollz. dein» Kgl. AmtSger. das. -Sek. Eidam. ld r-. SS. Aahrg. Das Riesaer Tagebialt erscheint lebe» Ta- Abend» mit Ausnahme der Sonn» und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa Strehla oder durch unsere Träger frei M» Hau» 1 Matt SV Pfg., btt Abholung am Schalter der Kaiser!. Postanstalten 1 Matt 25 Pfg., durch den Briefträger frei in» Hau« 1 Matt 65 Pf. Atqtt-enMnmihtitr für die Rümmer de» AnSgabttagw bi» vormittag 9 Uhr ohne Vewähr. Druck und vertag von Langer » Winterlich in Mesa. — Geschäftsstelle: Kastantenpraße SV. — Für He Redactton vermtvortlich: Herman« Schmtdt in Mesa. iesaerG Tageblatt irrrd Anzeiger (Mrttlltt mü AW-n). Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts «nd des Stadtraths M Riesa. S47 br. , gangen war. Plötzlich indeß scheute das Pferd und raste mit ^m Wagen die Hauptstraße herauf, dabei einen für den Jähr ig ''markt bestimmten, mit Manufacturwaaren beladenen Handwagen überrennend, denselben zertrümmernd sowie die Maaren in Stücke ett b, do rS idk ry zerreißend; weiter aber wurde leider auch ein Kind überfahren, glücklicherweise aber nicht schwer verletzt und endlich fiel- dem Thtere noch ein weiterer, mit Aepfeln, grünem Gemüse rc. be ladener Handwagen zum Opfer. Letzterer wurde ebenfalls zer trümmert und der Inhalt weithin auf die Straße geschleudert. Durch Anfahren an eine Straßenlaterne kam daS Pferd dann zum Stehen und konnte festgehalten werden. Infolge deS Jahr marktes, der einen regeren Verkehr auf der Hauptstraße bedingte, hätte das Thier leicht noch größeres Unheil anttchten können. — Gestern hirlt der Niederelbegau in unserer Stadt sein 2. diesjähriges Gauvortnrnerturnen ab und zwar zum ersten Male in der den hiesigen Vereinen gütigst überlaßenen neuen Turnhalle. Aus den Ortschaften des Gaues hatten sich die Thttlnehmer zahlreich eingefunden. Vormittags punkt 10 Uhr begann unter Leitung des Herrn Gaulurnwarts Hauste-Riesa daS Turnen, das zunächst in Kenlenschwingen bestand, hierauf folgten Hebungen am Reck und endlich Spiele; auch wurde im Werfen des Schleuderballes unterrichtet. Das Turnen nahm gegen 1 Uhr sein Ende, worauf Nachm. von 2 Uhr ab im Hotel Kronprinz Sitzung stattfand. Einen höchst angenehmen, an regenden Eindruck machte die neue Halle auf die einheimischen uiw fremden Jünger Jahns! Dieselbe ist hell, geräumig und mit Parkettfußboden versehen, daher staubfrei; in hygienischer Be ziehung also den Anforderungen gerecht werdend. Die alt« Turn halle läßt diesbezüglich viel zu wünschen übrig. Der Staub, der hier beim Turnen aufgewirbelt wird, ist jedenfalls für die Ath- mungSorgane nicht von Vortheil. Gewiß würden die Reihen der Turner noch zahlreicher besetzt sein und wohl auch ältere Herren würden sich in den Männerriegen unserer Turnvereine den so nützlichen turnerischen Bewegungen hingeben, wenn ihnen «Ine staubfreie Halle zur Verfügung stünde. — Bisher waren die durch Kautschukbuchstaben unter Verwendung eines Stempels oder Typenhalters hergestell ten Schriftstücke von der Beförderung gegen die ermäßigte DruckfaHentaxe ausgeschlossen. Derartige Schriftstücke — Am Sonnabend Wend iu der sechsten Stunde wurden von ruchloser Hand die Scheune des Gutsbesitzers und Gemeinde- vorstaudes Kurze in Moritz, und dann das Stallgebäude des Gastwitths Arnold daselbst in Braud zu stecken versucht. Auf dem Heimwege begriffene Hantnverker bemerken im Vorübcrgehen die sich bereits zu einem Jener entwickelnden Flammen und es gelang ihnen, dieselben in Gemeinschaft mit den herbcigerufenen Besitzern rechtzeitig zu ersticken. Inzwischen hatte der Brandstifter eine in der Nähe auf dem Felde befindliche, der Gutsbesitzerin Frau derw. Hoyer gehörige, ca. 120 Schock Roggenstroh enthaltende Feime angezündet und diese brannte total nieder. — Eine aufregende Scene spielte sich heute Vormittag auf der Hauptstraße ab. In Nähe der Schützenstraße hielt ein ein spänniges Geschirr, das Pferd vorschriftsmäßig abgesträngt, wäh rend der Geschirrführer zu einer Besorgung in ein Geschäft ge- Oettliches und Sächsisches. Riesa, 23. Oktober 1899. — Se. Maj. der König reist heute Wend nach Werms-