Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis Viertels, s Mk. 30 Pf., d'urch die Post bezogen s Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern HO Pf. ThmM DD, Meckhn m- die UmMlidtk. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittag- s2 Uhr angenommen. Insertionspreis s 0 Pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. für die Kgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger m Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 94. Sonnabend, den 10. August 1895. Bekanntmachung, die Vereinfachung des Schreibwerks bei den Nentengnitinngen betr. Nachdem das Reichs-Versicherungsamt zur Vereinfachung des Schreibwerks bei den Quittungen über Unfall-, Invaliden- und Altersrenten den Berufsgenoffenschaften und Ver sicherungsanstalten anempfohlen hat, in den Anweisungen zu Rentenzahlungen neben dem Familiennamen nur den Rufnamen des Rentenempfängers als einzigen Vornamen einzurücken, inso weit sich derselbe ohne Weiterungen feststellen läßt und nicht dadurch die Möglichkeit von Verwechselungen geschaffen wird, erhalten die zur Entgegennahme von Invaliden- und Altersrenten anträgen zuständigen Gemeindebehörden und Gutsoorsteher des hiesigen Verwaltungsbezirkes zur Nachachtung für die Zukunft Anweisung, in den Rentenanträgen den Rufnahmen drt Ansxrechers oder desjenigen/ der zur Empfangnahme der Rente ermächtigt ist, durch Unterstreichsn besonders hervsrzuheben, damit der Vorstand der Versicherungsanstalt in die Lage versetzt wird, in die Zahlungsanweisungen pp. nur den Rufnamen als einzigen Vornamen aufnehmen zu können. Für die Unterschrift des Empfangsberechtigten auf den Rentenquittungen wird die Zeichnung des Rufnamens neben dem Familiennamen dann genügen, wenn der Berechtigung-, ausweis auch nur diese Namen enthält. Meißen, den 30. Juli 1895. Königliche Amtshauptmannschaft. I. V. Meusel, Bezirks-Assessor. Eine Rede des Großherzogs von Laden. Beherzigenswerthe Worte hat am Sonntag der Gioßherzog von Baden in Karlsruhe auf dem Kriegervereinslage an die alten Krieger und die jungen Soldaten gerichtet. Wir lassen die nun im Wortlaute vorliegende Rede nachstehend folgen. Der fürstliche Mahner sprach der „Karlsruher Zeitung* zufolge: „Vor Abschluß der Festlichkeiten liegt es mir am Herzen, Ihnen meine Gefühle auszusprechen. Die begeisterten Worte und patriotischen Gedanken, die wir eben mit Freudigkeit ver nommen und denen Sie zugejubelt haben, haben Ihr Herz tief erschüttert und erfüllt. Es bleibt danach nichts mehr zu sogen übrig, was die festlichen Empfindungen des heutigen Tages noch stärken könnte, und doch ergreift mich der Anblick so viele, Veteranen, so vieler Th-ilnehmer an dem Kriege von 1870,71 in einer Weise, daß Ich erinnern muß, an alle diejenigen Kräfte und Einrichtungen, welche uns wirklich zum Siege geführt haben. Sie haben eben vernommen, welches die Entwickelung der Zeit war bis zum Kriege und seit dem Kriege. Wir müssen ziemlich weit zurückgehen, wenn wir die ganze Bedeutung Dessen erfassen wollen, was wirklich zum Siege geführt hat. Ich denke dabei zuerst an die großen und unsterblichen Verdienste Kaiser Wilhelms des Großen, der von früh an, als er noch Prinz von Preußen war und hier im Lande den Aufstand bekämpfte, von da an seine ganze Kraft der Neugestaltung und Befestigung tec Armee gewidmet hat. Die Erfahrungen, welche er damals gemacht haben ihn veranlaßt, bei dem Könige Friedrich Wilhelm IV. Bestimmungen zu erwirken, die eine vollständige Veränderung des Ausbildungsmodus der Armee herbeigeführt haben. In diesen Gedanken, die der damalige Prinz von Preußen kund gegeben, liegen die Anfänge dessen, was von nun an die Armee Großes und Bedeutendes geleistet hat. Sein Gedanke war: J.der Einzelne muß nicht nur ausgebildet, sondern auch erzogen werden und das ist durchgeführt worden. Ich will mich auf Einzelnes nicht einlaffen, sondern nur im Allgemeinen sagen, es ist durchgeführt worden mit der Gewissenhaftigkeit, die nur ein solches Offizierkorps zu leisten vermag, wie cs auch jetzt noch das deutsche ist. Nur wenn diese Voraussetzung besteht, >st cs möglich, diesen Gedanken von der Ausbildung und Er ziehung des Einzelnen ganz und voll durchzuführen. Meine Freunde! Sie werden verstehen, was Ich damit meine. Es ist nicht nur die Armee, es ist das Volk, das auf diese Weise erzogen wird, und Sie Alle haben diese Schule durchgemacht. Ich spreche also zu Solchen, die diese Erfahrung für sich haben und die diese Erfahrung angewendet habe-i in ernstester Zeit und richte mich nicht an Diejenigen, die seit dem Kriege gedient haben und vielleicht noch einmal berufen werden könnten zu dienen, also in der Lage sind zu bewähren, was sie gelernt haben. Sehen Sie, meine Freunde, diese dem Individuum gewidmete Aufmerksamkeit, diese Erziehung des einzelnen Mannes, nicht nur daß er Waffen in der Hand hält und den Rock an zieht, nein, daß er mit Geist und Herz dabei ist, das führt zum Siege, das muß erhalten bleiben. Reiflich aber müssen wir auch gedenken Dessen, was der Hochsclige Kaiser während des Krieges geleistet hat. Denn er hat dort ein Beispiel ge- g den, das uns Allen zur Nacheiferung dient, ein Beispiel der Hingebung, der Aufopferung und der Liebe. Ja, meine Freunde, es sind eigentlich nur zwei Empfindungen, auf die wir den größten Werth legen müssen, damit sie anerzogen werdm wo sie noch nicht vorhanden sind, das ist die Liebe, die größer iit als alles klebrige in der Welt, und der Gehorsam Der Ge horsam, meine Freunde, wird oft auch Disziplin genannt ^cb nehme das Wort gerne in den Mund. Gehorsam ist Allm "u^ denn wer sich nicht unterzuordnen versteht, der kann auch mcht führen. Unterordnung unter die große Ordnung des Staates und des Reiches ist etwas, was auch in der Armee gelernt werden kann und gelernt wird. Sie Alle, meine Freunde die Sie hier vor Mir stehen, haben das bewährt. Ich spreche also nur zu Solchen, die mit mir empfinden und es bethätigt haben. Es gewährt große Befriedigung, solche Leute vor sich zu haben. Ich bringe aber auch noch eine Mahnung, meine Freunde: Wirken Sie in Ihren Kreisen auf die Heranwachsende Jugend, daß sie diese beiden Grundpfeiler des öffentlichen und des staatlichen Lebens in der Familie mehr in sich aufnehme, die Liebe und den Gehorsam. Trachten Sie danach, daß da mit alle jene Bestrebungen bekämpft werden, die nur darauf hinausgehen, diese feste Ordnung zu stören, ja zu gefährden. Davor müssen wir uns hüten, und dafür hilft nichts Anderes als die Schule des Heeres. Bedenken Sie, meine Freunde, daß das Wort „Gehorsam* eines der höchsten, ja das höchste Beispiel in sich schließt, wenn wir es selbst bethätigen. Ich sage: „Gehorsam bis zum Tode am Kreuze!" das ist das Vor bild, dem wir nachzustreben haben, das ist cs, was Christen auszeichnet im Streben und Handeln. Dem folgen wir nach, das tragen wir im Herzen, damit es Ihnen und uns Allen gut gehe. Wenn wir kurzen Rückblick werfen wollen auf die Thätigkeit unseres hochverehrten Hochseligen Kaisers, so will Ich mich ganz kurz fassen. Welch schönes Bild ist es! Das wissen Diejenigen, die es erlebt haben und auch Diejenigen, die es durch die Tradition erfahren haben. Stellen Sie sich den Kaiser vor an der Spitze des Heeres, begleitet von dem größten Strategen der Gegenwart, ja, ich möchte sagen, auch der Ver gangenheit, Moltke, von seinen Rathgebern, seinen Helden, von einem Staatsmann wie Bismarck, der berufen war, das Deutsche Reich zu begründen, von einem Organisator wie Roon, von dem der Kaiser oft gesagt hat, ihm verdanke er die gute und unvergleichliche Heeresorganisation! Und so viele andere wären noch zu nennen, die mitgewirkt haben. Ich beschränke mich aber auf zwei Heerführer, die dem Kaiser am nächsten standen, den hochverehrten Kaiser Friedrich und den Prmzen Friedrich Karl. Leider sind beide früh heimgegangen, aber ihr treues Vorbild besteht für alle Zukunft, solchen Geistern nachzustreben, das ist die wahre Schule der Armee. Ich nehme Abschied, meine Freunde, von Ihnen mit diesen letzten Worten, in der Hoffnung auf Wiedersehen, wo es auch sei, hier oder im Jenseits. Ich rufe Ihnen noch einmal zu: Halten Sie fest an Dem, was geholfen hat, Sie zum Siege zu führen, ver breiten Sie diesen Gedanken in den Kressen der Ihrigen in bester, geeignetst-r Weise und bestätigen Sie mir die Em pfindung, die sie heute im Herzen haben, daß Sie einstimmen in den Ruf: „Unser deutsches Vaterland, das Deutsche Reich und unsere Heimath leben hoch! Die Feier unserer Siege. In wahrhaft erhebender und begeisterter Weise hat man soeben an zahlreichen Orten Deutschlands die Wiederkehr jener Tage gefeiert, welche vor fünfundzwanzig Jahren den deutschen Waffen die ersten glänzenden Siege über den tapfer kämpfenden Feind brachten. Machtvoll flammte hierbei in den Herzen Derer, welche jene große Zeit mit erleben durften, vor Allem aber unter ihnen, die selbst mit auf den blutigen Schlachtfeldern Frankreichs gestritten, wiederum die Erinnerung an die herrlichen Ruhmesthaten von Weißenburg, Wörth und Spicheren auf, und noch einmal berauschte man sich am Gedanken dieser un vergleichlichen Siege, welche sich m ihren Folgen für Deutsch land so bedeutsam erweisen sollten. Zugleich aber mit den Veteranen und den anderen noch lebenden Zeitgenossen aus der Epoche der großen nationalen Erhebung Deutschlands hat auch die Heranwachsende neue deutsche Generation lebhaft mit theil- gencmmen an den Gedenkfesten des 4. und 6. August, sich freudig begeistert an den Berichten und Erzählungen von den stolzen deutschen Waffentriumphen bei Weißenburg, Wörth, Spicheren, und sie wird dies zuversichtlich auch bei den weiteren Jubiläen thun, welche uns das begonnene Silbcrjahr unseres einzig-großen Kampfes wider den wälschen Erbfeind noch bringt. Und gewiß geschieht die Herbeiziehung unserer Jugend zur Feier unserer Ehrentage von 1870/71 mit vollster Berechtigung. Es gilt, die Kunde von dem, was einst bei Weißenburg und Wörth, bei Metz und bei Sedan, vor Paris, bei Le Mans, bei Belfort rc. die Heldensöhne Deutschlands so Bewunderns- werthes und in seinen Folgen so Herrliches vollbrachten, bei uns von Geschlecht zu Geschlecht fortzupflanzen, damit sich das deutsche Volk stetig bewußt bleibe jener bedeutungsvollen Zeit und seiner damals so schwer errungenen nationalen Güter. Eben deshalb ist schon immer das Sedanfest gefeiert worden und eben deshalb begehen wir nun jetzt das silberne Jubeljahr der weltgeichichtlichen Ereignisse, welche unserem Volke die lang ersehnte Einheit, das neue Reich unter dem Hohenzollern-Kaiser- thum und hierdurch mit einem Male die führende Stellung im Rathe der Nationen Europas, sowie gewaltiges Ansehen auf dem ganzen Erdenrund brachten. Gerade aber die neue Generation ist besonders berufen, diese Erinnerungsfeste mitzu- feiern, wird sie doch früher oder später sicherlich dazu bestimmt sein, mit dem Schwert in der Faust zu schirmen und zu wehren, was die Väter einst auf ihrem blutigen Siegeszuge durch die fränkischen Gaue erstritten und errangen. Darum müssen jedoch auch die Angriffe und Bedenken, welche von verschiedenen Seiten bereits immer gegen unsere Sedanfeier erhoben wurden und die nun auch jetzt wieder an läßlich der begonnenen Jubiläumsfestlichkeiten von 1870 laut werden, zerstieben wie die Spreu vor dem Winde. Ueber den Hohn und Spott, mit welchem die sozialdemokratische Presse die Jubelfeier unserer großen Siege begrüßt, kann man füglich mit stillschweigender Verachtung hinweggehen, aber bedauerlich bleibt daß auch aus den noch patriotisch gesinnten Kreisen des Volkes fier und da Stimmen laut werden, welche die kräftige Feier der deutschen Heldenthaten von 1870/71 als nicht mehr ange zeigt finden. Sie sprechen von einem Großziehen des deutschen Cbauvnnsmus, von einer gefährlichen Herausforderung des fran- zösischen Selbstgefühls und der französischen Empfindlichkeit, und was sonst noch dergleichen seltsame Einwendungen gegen die würdige Begehung der Gedenktage von 1870/71 sind. Aber auch diese ängstlichen Bekrittellungen unserer nationalen Jubel feier verdienen im Ernste kaum eine Widerlegung; wenn wir das Gedenken unserer Siege lebendig zu erhalten suchen, so ist das kein Chauvinismus, sondern lediglich die vollberechtigte Pflege eines wahren Patriotismus Nach den Gesinnungen und Gefühlen der Franzosen gegenüber unserer Nationalfeier brauchen wir wahrhaftig nicht zu fragen, sie haben uns hierein nicht das Mindeste hineinzureden, falls wir sie hierbei nicht provociren, und das ist bislang nicht geschehen und wird auch weiterhin nicht geschehen, dafür bürgt der deutsche Charakter. So wollen wir denn getrost, wie wir soeben die strahlenden Erinnerungstage an Weißenburg, Wörth und Spicheren jubelnd begangen haben, auch die noch kommenden Silberjubiläen von Metz, Sedan rc. freudig begehen, damit der frische Hauch dieser Strömung das erhebende Bewußtsein vom damals Gewonnenen erneut stärke und auch für weiterhin lebendig erhalte. Tagesgeschichte. Der gegenwärtige Aufenthalt unseres Kaisers in England soll nach Versicherungen von verschiedenen Seiten eine größere politische Bedeutung tragen, indessen dürfte es sich hierbei wohl zunächst nur um Combinationen handeln. Daß die jeweilige Anwesenheit des deutschen Herrschers auf englischem Boden einen gewissen politischen Hintergrund nicht entbehrt, kann ja zugegeben werden, besonders diesmal, wo in England mit dem Ministerium Salisbury eine dem Dreibunde und dessen Zwecken zweifellos freundlicher gesinnte Regierung wieder