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Wöchentlich ersann«, drei -kümmern. Pränumeration«^ Pres« 22j Sgr. (j Thlr.j vierteljährlich, Z Thaler für ha« ganze Jahr, ohne Er Höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. für die Man pränumeriri aus diese« LeibloN der Allg.Pr. Staatt- Zeitung in Berlin in der EroebiNon lMohren - Straße Nr. Aj); in der Provinz so wie im Lutlande dei den Wohllöbl. Post - Aemtern. Literatur des Auslandes. 92 Berlin, Freitag den 2. August 1833. England. Iruvels os an Irisir 6entelman, in sesrek ok a Neli^ion. I!v tlt« Ltlilor ok Captain lioolis momuirs. (Wanderungen eines Irländers, der auf Entdeckung einer neuen Religion ousging.) Von Thomas Moore. 2 Bde. London, 1833. E« wird ohne Zweifel das höchste Erstaunen erregen, daß Herr Moore, — Thomas Moore, —der Britische Anakrcon — der ver traute Ferund Byron « — hier in einem ganz neuen Charakter austritt, «nd sich zwar mit einer gewissen btwundernswerlheu Kühnheit, aber auch mit dem ebenso Erstaunen erregenden stillschweigenden Einge ständnisse des gänzlichen Verkennens seiner Zeit sowohl als seiner «tgenen Kräfte, zum religiösen Polemiker macht. Erwägt man alle Umstände, welche die Erscheinung diese« Buche« begleite», so muß «an seinen Inhalt, subjektiv genommen, zu den mlereffantesten Denk würdigkeiten zählen, zu denen da« menschliche Gemüih jeden Stoff hergab; objektiv aber bilden sie ein trauriges Zeugniß von den Ver- irrungen eine« gebildeten Geistes. Indem wir den Motiven des Herrn Moore nachforfchen, lassen wir kcineswege« diejenigen aus den Augen, die ec selbst angiebt, und wiewohl man es in dem Cbarakler, de» er in diesem Werke annimmt, mit kleinen geschichtlichen Umständen nicht so genau zu nehmen pflegt, f» trägt doch das Ganze nur allzuhäufig das Gepräge de« Gemach ten, obgleich auch der darauf verwandle angestrengte Fleiß gar nicht zu verkennen ist. Er wäre, sagt er, in seiner Kindheit, wie dies ge wöhnlich geschieht, in dem Glauben seiner Eltern erzogen worden; es scheint jedoch, sein Baler scy ein Protestant und seine Mutter eine Katholikin gewesen. Zn solchen Fällen ist cs in Irland herge bracht, daß die Söhne den Vätern, und die Töchler'den Müttern sslgtn. Wo vrel Nr ausgemacht, -»aß Gv» s-cSU»»«ü«rn alle gute Katholikinnen waren, und daß man ihn selbst stets als einen junge» Mann betrachtete, über dessen Religion man nicht ins Reine kommen könne. Es scheint indeß, daß Hr. Moore sich, bis in spä ter Zeil, als einen Katholiken dem Namen nach betrachtete und, wie so viele Andere, seinen eigentlichen Gesinnungen in diesem Punkt wenig Aufmerksamkeit widmete. Er schildert genau die Gemüibslagc «ine« großen Theils der Irländischen Katholiken, indem er uns sagt, daß er sich begnügt habe, bei der Religion zu bleiben, in welcher er erzogen worden, und zwar bloß deshalb, weil cs bei dem Druck, wel cher aus ihren Bekenner» lastete, niedrig gewesen wäre, sie auszuge ben. Als jedoch die Britische Regicrung eine bessere Politik annabm, al« die Katholiken politisch auf gleichen Fuß mit den Protestanten gestellt wurde», da konnte Jeder, dcn nur der Zufall der Geburt zum Katholiken machte, seine Stellung ändern, ohne sich dcn Vor- «ürsen auszusetzen, dic man ihm unter den früheren Umständen ma chen konnte, und die« war, nach seinem eigenen Geständniß, der Fall mit Moore. „Ick suhlte," sagte er, „nicht allein die Sklaverei, sondern auch die Entwürdigung, zu den verstockten Anhängern eines veralteten Glauben- gehört zu haben." Denn als solche betrachtete tr früher die Katholiken, obgleich er selbst einer war. Wiewohl er daher, aus den ebenerwäbnlen Gründen, für den katholischen Glauben das Leben gelassen hätte, so sreucte er sich dennoch, als der Zeitpunkt eingetrelen war, in welchem er dem Ka tholicismus entsagen konnte, ohne seiner bürgerlichen Ebre ein Opfer zu bringen. Abgesehen von dieser politischen Ansicht des Katboli- «ismuS, genügte ihm derselbe als Religion noch wcit weniger, denn »r sah ihn so, wie er ihm dargcstellt wurde. Das düstere Gemälde brr katholischen Fieligion, wie es in Flugschriften und von Prcdi- gern j„ Irland entworfen wurde, und die Beschuldigungen, welche einige Manner, ausgezeichnet durch Talent und Humanität, gegen diesen Glauben vorbrachlen, den sie als heidnischen Götzendienst ver dammten, ha,,e bei ihm, wie bei vielen anderen jungen Katholiken die Wirkung, paß sie über dic erniedrigende Lage crrölhrlcn, in welche das Schicksal sie versetzt baue, und in der sie ihre Bcrnunst opfern mußten, um conseguent zu bleiben. Moore erzählt, daß er, wiewobl er sich äußerlich unwillig über jene Beschuldigungen zeigte, in seinem Innern ihnen fast beistimmte. Wir dürfen ihm daher gern glauben, daß er die frohe Nachricht von der Emancipation der Ka tholiken mit doppelter Freude empfing, und daß er von ganzem Her zen ausrief: „Gottlob! jetzt kann ich Protestant werden, wenn ich will." Wir wollen nunmehr dcm berühmten Verfasser durch den In halt feine« Buches folgcn, ohne uns einen Zusatz zu erlauben, da wir überzeugt sind, daß der Leser nur mit verwundenem Lächeln die Forschungen Thomae Moore s und deren seltsame Resultate beebach- tcn wird. „Obgleich," sagt er, „in jener Zeit meine« Lebens fo unwissend in Allem, was Religion betraf, wie nur irgend ein junger Herr sevn kann, der seine Zeit aus der Universität, — wäre es auch um sich dem geistlichen Stande zu widmen — zugcbrachl Hal, so halte ich doch von Natur sehr viel religiöses Gesuhl. Ich ging daher jetzt wirklich mit Ernst und Aufrichtigkeit daran, eine neue Religion zu wähle», und da ich cs mir cinmal in den Kops gesetzt hatte, daß ich den Protestantismus wählen müßte, so nahm ich mir vor, daß es ein Protestantismus von der besten und »»verwerflichsten Art seyn sollte. Wie war das nun aber anzufangcn? Ich erinnerte mich einer Bemerkung in der Predigt eines Kandidaten aus unserer Universität, aus welche er großes Gewicht legte, und die ich mir jetzt zur Richt schnur nahm. „So wie die Ströme," sagte der Prediger, „nabe an ibrer Quelle stet« am klarsten sind, so findet man auch das Chrisien- thum am reinsten in den ersten Zeilen nach seiner Gründung." Da ich dir Richtigkeit dieses Satzes als ausgemacht annabm, so war die natür liche Schlußsolge, daß ich in den Lehren und Gebräuchen der frühe sten Zeiten des Cbristenthums nach dem wahren Protestantismus suchen mußte, indem dic Bcrändeinngcn, wctck c sowohl in dcn Satzungcn als in den Gebräuchen des Ehristcnlhum« spaler einlraten, wie uns dec Prcdigcr sagle, dic Ursachen „jenes verderbten ReligionS- Svstems wurden, welches in der Welt uitter dem Namen des Papst- ibums Eingang sand." Ich konnte demnach nicht zweifeln, daß die einzig wirksame Art, meinen Zweck zu erreichen, nämlich ei» Pro testant im wahrsten und reinste» Sinne zu wcrden, darin bestände, sogleich zu jener Morgcnrölbc unsere« Glaubens cwporzuklimmen und mich mit de» Meinungen und Lehren derjenigen, aus welche sie ihr erste« Licht wars, recht zu durchdringen." „Da ich die klassischen Studien mit vielem Fleiße betrieben batte, so war ich vertraut genug mit dem Laieinischen und Griechi schen, um mich an die Kirchenväter in ihrer eigenen Sprache zu wage».. Meine Kcnnlniß ter heiligen Schrift war bis jetzt nur dürftig gewesen; ich beschloß aber, das Lesen der Bibel mit dem Forsche» in den Schriften ibrer ersten Ausleger »eben einander ge ben zu lassen, so daß aus diese Weise Tert und Kommentar sich ge genseitig erläutern möchten." „So ging ich denn mit einem Eiser, dessen Aufrichtigkeit we nigstens einige» Erfolg verdiente, an mein Werk der Selbstbckebrung. Ei» großer Schritt zur Annahme eines neuen Glauben« war bereit« durch da« nahe an Verachtung gränzeiide Gefühl gelhan, mit wel chem ich auf den alten zurückblicktc. Indem ich der ganzen Reihe papistischer Abscheulichkeiten, als Transsnbstanliatton, Reliquien, Fasten, Fegefeuer, Anrufung dcr Heiligen re., mit frohem Muthe und, wic ich glaubte, aus immcr den Abschied gab, öffncie ich, ein lernbegieriger Schüler, mein Gcnmth jenen erleuchtenden Wahrhei ten, welche nunmehr au« einer reineren Religion aus mich herab- stiömcn sollten." Beim Beginn jener Arbeiten, denen er sich jetzt widmen wollte, fand er, daß stc immcr besser von Stallen ginge», je Weiler er darin vorschrill. Bald aber »ahm er mil großem Erstaune» wahr, daß von den fünf heiligen Männern, welche man apostolische Kirchen väter nennt, weil sic mit den Aposteln selbst oder ihren unmittel- barc» Schülern verkehrt hatten, Einer nichts Geringere« war, al« ein Papst, ein wirklicher Papst, und zwar der dritte, der diese« Amt nach St. Pctcr betleidcic. Die« war dcr kcilige Clemen«, der nicht allein «in Mitarbeiter St. Paul«, sondern von diesem selbst vrdinirl war. In dem Werke, welches diese« erstaunliche Faktum anfbewahrlc, entdeckte unser Kandidat des Protestantismus auch eine andere nicht minder überraschende Neuigkeit, nämlich, daß die Kirche zu Korinth sich an die Kucke zu Rom um Beistand und Belehrung gewandt hatte, woraus derselbe Clemen« eine Antwort erließ, welche allgemein als eines dcr inlercffanlcsten Monumcnte geistlicher Lite ratur, die wir besitzen, anerkannt ist. Hr. Moore ging nun zunächst zu den Schriften des heiligen Ignatius über, ter dem Apostel Petru« unmittelbar in dem Bischofs sitz zu Antiochien folgte. Diesen Bischof hält man für da« nämliche Kind, welche« unser Heiland ausnahm und mitten unter seine Schü ler, als ein Muster zur Nachahmung, niedcrsetzle.^ Auf jeden Fall konnte Niemand besser mit der Wcise und den Ansichten der Apcstel bekannt sevn, als dcr hcil. Ignatius. Es mußte daher unserem an gehenden Protestanten sehr stark auf das Herz fallen, in diesem