Volltext Seite (XML)
und —— Amtsblatt für den Stadtrath zu waldenb urg 136 Donnerstag, den 16. Juni Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaichek; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Dahler, Cigarrengeschäft an der Brücke; m Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; de Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Witteruugsdericht, ausgenommen am 15. Juni nachm. 4 Uhr. Barometerstand 763 MW. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand 4- 19° 0. (Morgens 8 Uhr -j- 17,5° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 40°/o. ThanPUUkt -s- 6 Grad. Windrichtung: Ost. Daher Wttterungsansfichten für den 16. Juni: Halb bis ganz heiter. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichteustein-Calluberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. vinismus, sondern nur ein von Ueberhebung wie von Kleinmuth gleich weit entferntes ruhiges Bewußtsein des eigenen Werthes, den wir in unserer tiefwurzelnden Neigung zur Selbstkritik oft mehr als nölhig aus den Augen verlieren. Wie würden andere Völker in unseren Verhältnissen die Welt mit dem Preise ihres Namens erfüllen, während wir unser Bestes nur schüchtern vor uns selber eingestehen. Unser Bestes? Es ist nicht bloS unser Heer, das nirgends erreichte Vorbild eines Volkes in Waffen, nicht die nur in wenigen Staaten wiederzu findende gewissenhafte Verwaltung der öffentlichen An gelegenheiten, die unablässige und großartige Fürsorge sür die wirthschaftlich Schwächeren, unser Handel, unsere Industrie, unsere Technik, die keinem fremden Mitbe- werb weichen, unsere Wissenschaft, von der die Welt ge lernt hat, ein ehrenvoller Antheil an allen Künsten, die Führerschaft im Reiche der Musik und der philosophischen Gedanken. ES ist über dies Alles die unschätzbare Ge wißheit, daß wir, bei hoher Kultur, noch ein jugend- kräftiges, im innersten Mark unversehrtes Volksthum unser eigen nennen und mit diesem Volksthum fest ver wurzelt als seinen Schirm und Hort eine starke Mon archie, deren gegenwärtiger Träger sich, allen Anfein dungen zum Trotz, schon jetzt einen Ehrenplatz gesichert hat unter den Besten seines Hause»! Unser Volk hat manche» Stück seiner Selbsterkenntniß auf dem Umwege über da« Ausland gewinnen muffen. Und so wird es mit der wachsenden Einsicht in die Bedingungen der Weltstellung, welche ihm sein Kaiser zu erhalten und auszubauen strebt, immer mehr inne werden, daß unser nationaler Reichthum nichts Köstlicheres aufweist, als die hochbegabte, kraftvolle Persönlichkeit, in deren Hand ein gnädige» Geschick Deutschlands Wohlfahrt gelegt hat! Die noch lebenden „Erbkaiserlichen" auS dem Frankfurter Parlament von 1848 haben bekanntlich bei Gelegenheit des 50jährigen Jubiläums desselben dem Gründer des neuen deutschen Reichs Fürsten Bismarck den Ausdruck der Verehrung und Dankbarkeit übermittelt. Jetzt wird die Antwort des Altreichskanzlers bekannt. Nachdem er verbindlichst gedankt, fährt der Fürst fort: Diese Kundgebung von Männern, welche dem Gange unserer nationalen Entwickelung seit einem halben Jahr hundert nicht nur beobachtend, sondern auch beeinflussend nahe gestanden haben, bildet eine erfreuliche Anerken nung der Politik meines verstorbenen Herrn von einem berufenen politischen Areopag. Zur Spandauer Gewehrfabrik werden gegenwärtig von jedem Regiment oder Bataillon der Armee Büchsen macher commandirt, die einen Kursus in der Ausbesse rung von Fahrrädern durchmachen sollen. In ihrer Garnison müssen sie danach die übrigen Büchsenmacher der Truppentheile unterrichten. Uebcr die Aufgabe der Schutzleute hat der Kaiser bei der Feier des 50jährigen Jubiläums der Berliner Schutzmannschast eine Rede gehalten, in der er sagte: „Als brave und tüchtige Soldaten und brave und zu verlässige Schutzleute, den Bürgern Berather, Helfer, Retter, den Verbrechern ein Schrecken, seid Ihr der Arm, den ich brauche, Gehorsam zu erzwingen, wenn cs noth wendig ist. Und da wir unsere Kraft aus dem Christen thum nehmen, so haben wir uns heute vor Gottes Altar versammelt. Ich wünsche Euch Allen, daß Ihr in dem selben Geiste treuer Selbstaufopferung und Hingabe in Eueren Beruf aushalten möget wie bisher, dann wird Euch der Lohn und die Anerkennung niemals verweigert werden." Der Kaiser verlieh der Schutzmannschaft ein "Waldenburg, 15. Juni 1898. Die Wahlschlacht steht bevor. Unsere Parteiverhält nisse haben sich allmählich derart entwickelt, daß es sich heute fast nicht mehr um die verschiedenen Parteirich tungen, sondern um die Frage handelt: Bist Du für oder gegen das deutsche Reich. Noch sind nicht dreißig Jahre ins Land gegangen, seit das machtvolle deutsche Reich gegründet wurde, der Stolz und die Freude aller Deutschen, unter dessen Schutz die deutsche Arbeit zu so hoher Blüthe gediehen ist, und schon hat sich ein großer und tüchtiger Theil des deutschen Volke« durch gewissenlose Hetzer, denen nur daran gelegen ist, die Macht in die Hände zu bekommen, durch Wahngebilde s- der Zauber des socialdemokratischen ZukunftsstaateS ist nichts weiter — so weit verführen lassen, daß er lieber heute wie morgen dieses Reich wieder zertrümmern und die alte deutsche Ohnmacht zurücksühren möchte. bald würde Deutschland dann wieder zum Spielball des Auslandes werden. Man sollte meinen, daß da- deutsche Volk in seiner Jahrhunderte langen Geschichte genügende Erfahrungen gesammelt haben müßte, um zu erkennen, daß Zwietracht und Zersplitterung immer zum Abgrunde führen, es scheint dies nicht der Fall zu sein. Sehr beherzigenSwerth ist ein Artikel der „Dr. N." zur bevorstehenden Wahl, in dessen Eingänge Folgende» auS- geführt wird: Einen deutschen Völkerfrühling hat Fürst BiSmarck einmal die glorreiche Zeit unserer nationalen Wieder geburt und Einigung genannt — jene Zeit, in der sich, wie der große Kanzler sagte, Gottes Segen über Deutschlands Politik ausgeschüttet hat, da wir All- al« „ein einig Volk von Brüdern" den Angriffen deS Aus landes entgegentreten konnten, da wir die alten deutschen Grenzlande wiedergewannen, die nationale Einheit be gründeten, einen deutschen Reichstag um uns versammelten, den deutschen Kaiser wiedererstehen sahen. Aber so oft es den Deutschen gut geht, so oft ein deutscher Völker frühling anbricht, dann fehlt, so kündet ein alter natio naler Mythus, auch stets nicht der Loki — jener böse Geist, welcher „den Urwähler Hödur, der die Tragweite der Dinge nicht beurtheilen kann, verleitet, daß er das eigene Vaterland erschlage: der ist es", so ries Fürst Bismarck am 13. März 1885 im Reichstage aus, „den ich anklage vor Gott und der Geschichte, wenn das ganze herrliche Werk unserer Nation wieder in Verfall geräth." Es thut Noth, in den letzten Stunden vor den Wahlen an diese warnenden und mahnenden Worte unseres nationalen Führers zu erinnern. Denn vornehmlich die Vahlen zum Reichstage sind eS, bei denen der Loki den blöden Hödur zu bethören trachtet, daß er den deutschen Aölkerfrühling niedcrstimme. Lebendig und wirksam ist dieser Loki in der Socialdemokratie, die das eigene Baterland erschlagen will, indem sie die Freude an den Blüthen und Früchten unseres Völkerfrühlings zu er sticken, die Kräfte, aus denen solcher Frühling ersprossen ist, zu vernichten und den tödtlichen Haß wider Alles su wecken und zu nähren sucht, was das deutsche Volk einig, groß und stark gemacht hat. Zwei Jahrzehnte stnd jetzt seit dem Attentat eines Hödel und eines Miling verflossen, jenen Tagen der Schmach, die der Strothe Kalender unserer internationalen Revolutionäre ganz besonderem Wohlgefallen als rühmenswerth zu Werken pflegt. Gegen das geweihte Haupt, das zum Etsten Male wieder die deutsche Kaiserkrone trug, richteten sich die ruchlosen Mörderhände; in Kaiser Wilhelm dem Ersten, der erhabenen Verkörperung unserer wieder gewonnenen nationalen Macht und Herrlichkeit, sollte das eigene Vaterland erschlagen werden. Die Social demokratie war es, die den Mordgesellen die Waffe in die Hand gedrückt und ihnen das Ziel gewiesen hatte. Richtung und Ziel ihres Strebens hat sie seitdem nicht geändert. Heute wie damals ist sie von derselben Mord gier beseelt, von denselben Umsturzgedanken erfüllt, die verwirklicht sein werden, wenn bei den Wahlen der blöde Hödur, der die Tragweite der Dinge nicht beur theilen kann, ihrer Lokistimme nicht mehr zu widerstehen vermag, wenn der Kaiser und die Fürsten im Blute liegen, wenn Staat und Reich zertrümmert sind. Aber weit gefährlicher ist heute die Socialdemokratie als vor zwanzig Jahren; denn der Wähler Hödur hat sie in seiner Verblendung stärker werden lassen. In den Tagen Hödel's und Nobiling's zählte die socialdemokratische ReichStagssraction neun Mitglieder; beinahe sechs Mal so groß war sie im letzten Reichstage. Keine Partei verfügt heute auch nur annähernd über einen so ge waltigen Wahlapparat wie die des Umsturzes. Welcher treue Freund des Vaterlandes könnte sich angesichts solcher Fortschritte des revolutionären Geistes der Pflicht entziehen, an dem Kampfe gegen die Socialdemokratie theilzunehmen, die allem dem den Untergang bereiten will, wofür sein Herz in begeisterter Liebe schlägt! Die wirksamste Waffe in diesem Kampfe ist der Wahlzettel. Wer diese Waffe nicht benutzt, indem er seine Stimme gegen die Vertreter des Umsturzes in die Waagschale wirft, der belastet sein nationales Gewissen mit der schwersten Sünde, mit der Sünde wider das Vaterland, der läßt sich von der Lokistimme umgarnen und macht sich schuldig an dem freventlichen Werke der Vernichtung, das die Socialdemokratie erstrebt. Als inmitten der Erinnerungstage an den Völkersrühling von 1870 und 1871 die vaterlandslose und hochverrätherische Gesinnung der Umstürzler die wüstesten Orgien feierte, da ging ein Sturm der Entrüstung durch die deutschen Gauen vom Kaiserthrone bis herab in die Hütten Derjenigen, die auf Frankreichs Schlachtfeldern ihr Blut für deutsche Ehre, Freiheit und Einheit eingesetzt haben. Morgen an der Wahlurne gilt es, dieser Entrüstung den rechten Ausdruck zu geben; morgen wird endlich dem deutschen Volke die Gelegenheit geboten, sich zur Abwehr der Umsturzgefahren zu ermannen und so den wiederholten ernsten Mahnungen zu entsprechen, die unser Kaiser, unser König Albert und unser Bismarck an alle Patrioten gerichtet haben. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Das Kaiserpaar, da» den Tag vorher dem Armee- Jagdrennen in Hoppegarten beigewohnt, machte Diens tag früh einen gemeinsamen Spaziergang im Thiergarten. Später conferirte der Kaiser mit dem Staatssekretär v. Bülow, hörte die Vorträge der Chefs des Militär- und de« Marinekabinets und empfing den deutschen Consul in Jerusalem v. Tischendorf. Zum 10jährigen Regierungsjubiläum deS Kaisers schreibt die „Nords. Allg. Ztg." u. A.: In seinen Fürsten ehrt ein Volk sich selbst. Es ist das schönste Lob unseres kaiserlichen Führers, wenn an diesem Tage Millionen deutscher Männer bei vorurtheilsloser Vergleichung ihrer Heimat mit dem Auslande aus auf richtigem Herzen sprechen können: „Wir freuen uns, daß wir Deutsche sind." Darin liegt kein eitler Chau Erscheini täglich mit Ausnahme der Tage ncch Sonn- und Festtagen. lunahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 25 Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Tabellarischer Satz wird doppelt berechnet.