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städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand Amtsblatt für die königlichen Beraotwortlicher Redakteur: I« Lertri Der Entschluß der englischen Regierung, die irische Nationalliga als eine gefährliche Verbindung zu erklären und damit deren Unterdrückung anzubahnen, hat in Dublin eine großartige Protestversammlung veranlaßt und den englischen Demokraten Bright angeregt, die englischen Ra dikalen zum Eintritt m die verpönte Verbindung aufzufordern. Im englischen Unterhause bekämpfte Gladstone am Donners tag die Proklamation der englischen Regierung durch einen Antrag, in welchem erklärt wird, daß dem Hause keine Mittheilung zugegangen sei, welche den Erlaß rechtfertige. Der Generalsekretär für Irland, Balfour, sprach sich gegen diesen Antrag aus und widerlegte die Behauptungen Gladstones in entschiedener Weise. Die aus Teheran ein reiß erger und Tageblatt. kömallcheu und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Tagesschau Freiberg, den 27. August. Der deutsche Kaiser nahm vorgestern die von de» Prinzen Wilhelm von Preußen vorgezeigte englische Revolver- Modellkanone in Augenschein. Gestern Vormittag 8'/. Uhr begab sich Se. Majestät zu dem auf dem Bornstedter Feld« stattfindenden Kavallerie-Exerziren und kehrte um 11*/, Uhr nach Babelsberg zurück. Die von dem Kaiser dem Prinzen Ludwig von Baiern zugedachte besondere Auszeichnung soll darin bestehen, daß der Prinz, welcher bereits Chef deS 2. niederschlesischen Infanterie-Regiment- ist, auch L la ouits des Seebataillons gestellt werden soll. Es würde dies eine Auszeichnung sem, dir sich zugleich auf die ganze bairisch« Armee erstreckte, welche dadurch gewissermaßen offiziell eine Vertretung m der Kaiserlichen Marine erhielte. Bis jetzt werden L la. suito des Seebataillons geführt: der General der Infanterie z. D. von Stosch und Prinz Wilhelm von Preußen. Bei dem Manöver in der Eckernförde« Bucht ist es dem Ostseegcschwader bisher nicht gelungen, die Minensperre zu durchbrechen; der Bertheidiger ist vielmehr am Donnerstag zum Angriff aus das Ostseegeschwader übergegangen. Dieser Angriff durch Torpedoboote ist auch in der Nacht zum Freitag erneuert worden. Der Chef der deutschen Admiralität, Generallieutcnant v. Caprivi hat gestern die unter dem Befehl des Korvettenkapitäns Tirpitz stehende Torpedobool-Floliüe besichtigt, deren erste Division Se. K. Hoheit der Prinz Heinrich und deren zweite der Kapitän-Lieutenant Modrig befehligt. Prinz Ludwig von Baiern fuhr gestern von Kiel nach dem Gute de- früheren Oberpräsidenten v Scheel-Pleffen, um Letzterem einen Besuch abzustatten. — Der deutsche Kronprinz und die Kronprinzessin werden mit den Prinzes innen Töchtern Viktoria, Sophie und Margarethe Ende diese- Monats England wieder verlassen und am 1. des nächsten Monats in Vlissingen eintreffen, um am nächsten Tage voraussichtlich schon über München rc. nach Tirol weiter« zureisrn, worauf dann in der Schweiz ein mehr wöchiger Aufenthalt genommen werden soll. — Die „Nordd. Allg. Ztg." versichert gcgentheiligen Zeitungs nachrichten gegenüber, daß eine Verschärfung der Bestimmungen über die Einfuhr von bewurzelten wie unbewurzelten Gewächsen aus Italien schlechthin nicht eingrtreten sei, sondern daß Italien vielmehr ebenso günstig gestellt bleibe, wie jeder andere der ReblauS-Konvention nicht angehörige Staat. — Eine An zahl Preßhefe-Fabrikanten erläßt einen Aufruf, in dem es heißt: .Die Unterzeichneten sind in Berlin zusammengrtrrtrn, um zu berathen, ob eS im Interesse der deutschen Preßhese- Fabrikanten liegt, der Gesellschaft sür Spiritusverwerthung beizutreten. Wir sind zu der Ueberzeugung gekommen, daß im Allgemeinen das Zustandekommen der Gesellschaft für die W 199 I Erscheint jeden Wochentag Nachmitt. '/,6Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2ü Pf., zweimonatlich 1M. dv Pf. und cimnonatlich 7d Pf. Nichts kennzeichnet die in Oe st erreich. Ungarn obwaltenden schwierigen Verhältnisse besser, als die ver schiedene Beurtheilung, welche die czechischen Ansprüche bei den Magyaren, den Polen und den deutschen Klerikalen erfahren. Während die Deutschliberalrn in Böhmen sich rüsten, bei den Ergänzungswahlen zum böhmischen Landtage nur solche Abgeordnete zu wählen, welche die Prager Land tagsstube nicht eher betreten als bis die billigen Ansprüche der Deutschen erfüllt sind, erhebt sich unter den Czechen Böhmen S-und Mährens ein wahrer Entrüstungssturm gegen den Unterrichts minister v. Gautsch, welcher von dem czechischen Lärm unbeirrt mit der Verminderung der Mittelschulen fortfährt. Sowohl der .Pester Lloyd" wie der polnische „CzaS" betonen, daß die Czechen unter der Aera Taaffe mehr nationale Vor theile errungen haben als irgend ein anderer BolkSstamm und zu dem jetzt gezeigten Unmuth um so weniger Ursache haben, als ihre Begeisterung für Rußland sehr schlecht zu ihrer angeblichen Regierungsfreundlichkrit paßt. Nur die deutschen Klerikalen suchen daS Bündniß mit den Czechen noch aufrecht zu erhalten, deren Partei das von den beiden Fürsten von Liechtenstein inspirirte klerikale .Grazer Volks blatt" ergreift, trotzdem der Minister von Gautsch erst kürzlich durch Aushebung des Bozener Gymnasiums den Klerikalen in Tirol seinen guten Willen deutlich genug bekundete. Von den italienischen Blättern wird die endliche Freilassung des so lange von Ras Alula gefangen gehaltenen Grafen Savoiroux als ein Triumph bezeichnet und in Ab rede gestellt, daß dieselbe unter demütigenden Bedingungen erfolgt sei. Dies dürfte insoweit zu treffen, als der abessinische Heerführer, der früher für die Befreiung des genannten Mitglieds der Expedition Salimbeni eine Anzahl Gewehre und Munition verlangte, sich jetzt mit einer ansehnlichen Geldsumme begnügte. Es erscheint außer Zweifel, daß der Versuch derMobili- sirung eine« französischen Armeekorps schon in den nächsten Tagen stattfinden und daß daS 17. Armeekorps dazu ausersehen sein wird, dieses eigenthümliche Experiment zu vollziehen. Der Oberbefehlsbaber dieses Trupp,nthrils, dessen Hauptquartier sich in Toulouse befindet, General Breart, gilt als ein sehr tüchtiger Heerführer. Von den 85 französischen Generalräthen, deren Session am Montag eröffnet wurde, haben 72 republikanische Vorsitzende gewählt. In dem Generalrath der Vogesen hielt der zum Präsidenten gewählte Staatsmann Ferry eine Eröffnungsrede, in der er seine engeren Landsleute zu ihrer zähen Vorliebe für positive Politik beglückwünschte, welche die Vogesen gegen den Hader, die .oberflächlichen Bewegungen" und gegen den .Pariser Export-Radikalismus" schütze. Im Tarn- Departement erklärte der zum Vorsitzenden gewählte Marine minister Barbey, daß das Kabinet Rouvier keine Kampf- regierung sein wolle, sondern den Frieden und Reformen anstrebe. Sehr scharf wird die auswärtige Politik des Ministeriums Rouvier von der „Justice" Clomenceaus an gegriffen, welche der französischen Regierung vorwirft, sich auf der einen Seite auf Giers, auf der andern auf Bismarck zu stützen und die französische Republik in der Achtung des fielen Volkswillens in Bulgarien von Italien beschämen zu lassen. König Leopold von Belgien erhielt von dem bel gischen Konsul in Zanzibar Cazenave die bündigsten Ver sicherungen, daß die von dem dortigen französischen Konsul aufrecht erhaltene Nachricht von der Ermordung Stanleys der Begründung entbehre. Die in diesen Tagen von der Fischerbevölkerung in Ostende verursachten ernsten Ruhe störungen zogen ein scharfes militärisches Eingreifen nach sich, bei dem es leider zu Blutvergießen kam. getroffene Meldung, daß von dort der bisher gefangm gehaltene Ayub Khan mit anderen afghanische» Häuptlingen nach dem russischen Gebiet entkommen sei, läßt neue Ver wickelungen in Afghanistan befürchten. Auf der Fahrt von Krasnoje Selo soll am letzte» Sonnabend ein als Gardeoffizier verkleideter Nihilist auf den Kaiser von Rußland zwetmal geschossen und einer der Revolverschüsse den Rock des Zaren gestreift haben. Inzwischen ist das russische Kaiserpaar auf der Dacht Derschawa nach Kopenhagen abgereist. Dieser Ausflug deutet auf den Willen des Zaren, in die entbrannten Orient wirren nicht handelnd einzugreifrn. ES wird dem Peters burger Kabinet wohl klar gemacht worden sein, daß die in Konstantinopel angeregte Besetzung BulganenS nicht ein« seitig von einer Macht, auch nicht auf Grund einer Erfisch« russischen Uebereinkunst geschehen kann, sondern lediglich kraft eines, von den Vertragsmächten erhaltenen Auftrages. Prinz Ferdinand von Koburg, der am Montag sein« Einzug in die bulgarische Hauptstadt hielt, empfing von der Morte die Mittheilung, daß sie die Besitzergreifung des bulgarischen Thrones als ungesetzlich ansehe, und von dem Sultan selbst die Aufforderung, Bulgari« wieder zu verlaffen. Der bulgarische Ministerrach beschloß darcurf am Mittwoch, dies« letzt« Schritt als ungeschehen zu bettachten, aber eine Verständigung mit der Pforte zu such«, von der man kein thatkraftiges Eingreifen ermattet, bo ein solches nur zu blutigen Wmpfen führen würde. Besser wäre es jedenfalls, das Feuer in Bulgarien nur auf seinen Herd zu beschränken, bis es in sich erlischt, statt Maßregeln zu treffen, die ein« Wettenbrand Hervorruf« könnten. t« Jahr-«« Sonntag, den 28 August Die Woche. Wohl nicht ohne Grund unterließ es der deutsche Reichskanzler bisher, dem Leiter der auswärtigen Angelegen heit« Oesterreich-Ungarns, dem Grafen Kalnoky, über Zeit und Ort der von diesem Staatsmann gewünschten Zusammen kunft etwas Bestimmtes mitzutheilen. Am Vorabend des französischen Mobilisirungsversuchs und angesichts der Ver brüderung der russisch« Panslavisten mit den Führe« der französischen Pattiotenliga möchte der deutsche Reichskanzler Alles vermeiden, was in Petersburg Mißtrauen erwecken könnte. Ob mit Recht oder mit Unrecht, jedenfalls rechnet es die russische Regierung dem Grafen Kalnoky als Unter lassungssünde an, daß der bisherige ungarische Honved- offtzier Prinz Ferdinand von Koburg nicht energischer an der bedenklichen Bulgarensahrt gehmdett wurde. Wenn auch dadurch noch keine gegensätzliche Mächte-Gruppirung geschaffen worden sein dürfte, sieht sich die deutsche Reichs - regierung als die berufene Wächterin dcS Berliner Vertrages doch zunächst veranlaße, dem Friedensbruch in Sofia schärfer entgegen zu treten als dies voraussichtlich von Oesterreich Ungarn, England und Italien geschehen wird, In dieser Angelegenheit stellt sich Deutschland wenigstens insoweit zu Rußland und Frankreich, als es sich entschieden weigert, der in Sofia recht unvorsichtig geschaffenen vollendeten Thatsache nachttäglich seine Zustimmung zu ertheilen. Dar auf mußte der Prinz von Koburg bei der ihm bekannt« Vertragstreue Deutschlands im Voraus gefaßt sein, zumal er wußte, daß er nicht von dem rechtmäßig« Parlament des vom Berliner Kongreß geschaffenen und unter dcn Schutz Europas gestellten Bulgarenstaats, sondern von einer Nationalversammlung zum Fürsten gewählt war, welche als Vertretung der von Europa noch nicht aner kannten Vereinigung von Bulgarien und Osttumelien zu dieser Wahl keine gesetzmäßige Berechtigung besaß. Die Fahrt deS Prinzen von Ebenthal nach Sofia gilt der deutschen Reichsregierung um so mehr als eine Verletzung des Berliner Vertrages als dieses Wagstück von dem Suzerän des Bulgarenstaates, dem Sultan, entschieden mißbilligt wurde, außerdem aber jede Bürgschaft dafür fehlt, daß dadurch ruhigere Zustände in dem vielgeprüften Lande hergestellt werden Nach der Stellung, welche der bulgarische Kriegsminister Nikolajew in letzter Zeit der Re gentschaft gegenüber einnahm, erscheint die Zuverlässigkeit des bulgarischen Heeres unter dem jetzigen Regiment doch noch etwas fraglicher als unter der Herrschaft des Siegers von Slivnitza; noch gefahrdrohender ist aber der Wider wille der orthodox« Hierarchie gegen den katholischen Prinzen, bei dessen feierlichem Empfang der Metropolit Clement von Soffa kühn genug war, eine Lobrede auf Rußland zu halten. Vermuthlich wäre es dem deutschen Reichskanzler hochwillkommen, wenn der zum Fürsten von Bulgarien gewählte deutsche Prinz das Unhaltbare seiner Stellung baldigst einsehen und friedlich nach seinem Schlosse Ebenthal zurückkehren würde. Rußland kann nichts Besseres thun, als den Zeitpunkt abwarten, wo Prinz Ferdinand sich fieiwilligzur Rückkehr entschließt, denn wenn auch die gesummten Machte unter Deutschlands Führung das Vor gehen des Koburaers in Bulgarien als gesetzwidrig er klären und ihre Vertreter aus Sofia abberufen, so ist es doch noch sehr fraglich, ob sie auch einem bewaffneten Ein schreiten Rußlands ihre Zustimmung ertheilen würden. Dagegen erheben sich sogar in Frankeich bereits gewichtige Stimmen und würden die meisten übrigen Mächte ent schieden Einspruch erheben. In Petersburg fühlt man sehr gut, was jetzt von der deutschen Politik abhängt, und des halb werden die Maßregeln gegen die Ausländer Plötzlich wieder sehr milde gehandhabt und ist die Absicht der pan- flavistischen Kreise Rußlands, e ne Adresse an den General Boulanger abzusendm und ihn zum Besuche Moskaus ein- zuladen, noch rechtzeitig vereitelt worden. Um fast uner trägliche Mißhelligkeiten zu beseitigen, sollen demnächst zwischen Deutschland und Frankeich wegen des Aufenthaltes der deutschen Landesanaehörigen in Frankreich und der Fran zosen in Deutschland Verhandlungen stattfinden. — Das für die wirthschaftlichen Verhältnisse Deutschlands wichtige Unter nehmen einer Aktiengesellschaft für bessere Verwerthung des Spiritus ist zur Stunde noch nicht gesichert. Fürst Bis marck bezeichnete das Unternehmen als ein nützliches und wünschte demselben gutes Gedeihen; von einer Betheiligung glaubte er indeß mit Rücksicht auf seine ministerielle Stellung Abstand nehmen zu sollen. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom- » FH »HM men und beträgt der Preis für die gespaltene Zelle Z FH FH oder deren Raum 1k Pf. »w»