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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. -freitag, den 8. Juni 1866. 23. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage «Ine Nummer. Der Prei« für den Viertel!abraana b-trZat >« Ngr. und ist jedesmal vorausz^ Sämmtttche Königs Postämter nehmen Bestellungen darauf an /inzetgen, welche im nächsten Sluck erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl «in der Redaciion, N der Druckere. d.Bl. in Meisten bi- längsten- Donnerstag Vormittags 8 U r L sofortige Bezahlung besorgt etwaige Beiträge, welch- der Tendenz de« Blatte- entsprechen, m'^ Danke «»genommen, nach Befinden honorirt. . " g-opr« »-«nr« Die Rcüaetion. Umschau. Bon Tag zu Tag sind in der vergangenen Woche die Friedenshoffnungen schwächer geworden und nun ist auch noch der letzte Faden gerissen. Oesterreich hat zwar den Congreß nicht abgelchnt, sich aber zur Bedingung gemacht, daß dort nicht Fragen über Gebietsveränderungen zur Verhand lung kämen. Da nun aber Italien mit heißer Sehnsucht auf Venetien, Preußen mit großem Ap petit auf Schleswig-Holstein warten, so hat der Cvngreßvater in Paris einsehen müssen, daß sein Kind ein todtgeborenes ist. Vor einigen Wochen hieß es, daß man in Wien bereit sei, gegen ent sprechende Entschädigung auf den Rest Italien zu verzichten; es scheint aber, als hätte man damit blos Zeit gewinnen wollen, um die Rüstungen zu vollenden. Jetzt, nachdem ein Wiener Blatt einen Artikel mit den Worten beginnt: Oesterreich! Fertig! wird ein anderer Lon angeschlagen. Leute, die Oesterreichs Verhältnisse kennen, sagten schon da mals voraus, daß es auf die Vorschläge des Con- greffes nicht eingehen werde, denn, was man ihn; bot, konnte eS auch ohne jede Kriegsrüstnng, die das letzte Mark verzehrt, haben; die Menge aber klammerte sich an den Strohhalm Congreß. Wir haben nun den Ausbruch des Kriegs in den näch sten Tagen zu erwarten; auch aus Berlin kommen Nachrichten, die auf ein rasches Vorgehen deuten: Prinz Friedrich Karl, der Sieger von Düppel, ist mit seinem Stabe bereits nach Schlesien abgegangen, ebenso der Kronprinz. Infolge des engen Anschlus ses Sachsens an die übrigen Mittelstaaten, die eine bewaffnete Neutralität beobachten, und auf jeden losschlagen werden, der ihr Gebiet verletzt, ist unser Vaterland nicht mehr so stark gefährdet, wie vor einigen Wochen, als Preußen unsere Regierung im engsten Bündnisse mit Oesterreich glaubte. Der erste Schlag muß in Schlesien fallen, wo allen Nachrichten zufolge ungeheure Massen Militär liegen. Wie Schleswig-Holstein den Anfangspunkt der Ver wickelungen bildete, so wird es höchst wahrscheinlich auch das Ende herbeiführen. Der österreichische Statthalter v. Gablenz hat nämlich auf Befehl des Kaisers die holsteinischen Stände einberufen, darüber ist man in Berlin so erbost, daß man in den kräftigsten Ausdrücken die Zurücknahme dieser Maßregel fordert. Das hierauf bezügliche Schrei ben wird als Ultimatum oder letzter Schritt be zeichnet, und das Gardecorps, das bisher noch ruhig in Berlin und Umgegend lag, hat sich nach Schlesien in Bewegung gesetzt. So wäre denn die ganze preußische Armee in Bewegung. Der König von Preußen hat sich den Oberbefehl über die Armee Vorbehalten. Die Ein wohner in Torgau müssen sich bis zum 8. Juni auf 3 Monate mit Lebensmitteln versehen oder auswandern. Die meisten Landrathskreife müssen Anleihen wegen der Mobilmachung aufnehmen. Die russische Regierung hat alle in Ruß land wohnenden Preußen, welche als Reservisten und Landwehrmänner in die Heimath gerufen wur den, auf Staatskosten bis an die Grenze befördern lassen. — Preußen und Oesterreich waren vom Bundestage aufgesorderl, zu erklären, unter wel chen Bedingungen sie abrüsten wollen. Diese Er klärungen haben sie am I. Juni im Bundestage abgegeben und sie sind von großer,Wichtigkeit. Oesterreich ist bereit, „seine Heeresaufstellung gegen Preußen rückgängig zu machen, sobald es weder auf dem eigenen Gebiet, noch auf dem sei.