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Amts- und Anzeigeblatt für den und dessen Umgebung. L8S4 Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreiS: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock sLs"« Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 1l. Jahrgang. Donnerstag, den 4. Januar Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Bekanntmachung, Erziehungsberichte der Vormünder betreffend. Die bei dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte in Pflicht stehenden Herren Vormünder werden hierdurch aufgefordert, zur Vermeidung Von Strafauflageu spätestens bis zum 1. Ieöruar 1894 die vorgeschriebencn, gewissenhaft und auf Grund vorheriger genauer Feststellungen zu erstattenden jährlichen Anzeigen über die persönlichen Verhältnisse und die Aufführung ihrer Pflegebefohlenen anher einzureichen. Formulare sind bei dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte und auf dem Lande bei den OrtSrichtern unentgeltlich zu haben. Eibenstock, am 27. Dezember 1893. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Staab. Bekanntmachung. Nachdem die Einweisung der neu- bez. wiedcrgewählten Stadtverordne ten am 2. dS. Mts. stattgefunden hat, setzt sich das Stadtverordnelen-Collegium im Jahre 1894 folgendermaßen zusammen: 1. Drittel. Herr Kaufmann Wilhelm Dörffel, „ Restaurateur Emil Eberwein, „ Lehrer Emil Herklotz, „ Kaufmann Alfred Hirschberg, „ Fleischermeister Karl Müller, „ Hutmachermeister Hermann Rau, „ Kaufmann Gustav Emil Schlegel. 2. Drittel. Herr Gärtnereibesitzer Bernhard Fritzsche, Her: Greßuhrmacher C. W. Lorenz nun., , Kaufmann Bernhard Löscher, „ Brelmühienbesitzer Richard Möckel, „ Schneidermeister Hermann Pfefferkorn „ Kaufmann Gustav Emil Titlet, „ Kaufmann Otto Rudolf Unger. 3. Drittel. Herr Kaufmann Gustav Diersch, „ Nähmaschinenhändler Ludwig Gläß, „ Buchbruckereibesitzer Emil Hannebohn, „ Baumeister Oswald Kieß, „ Kaufmann Alban Männel, „ Schlosser Eduard Porst, , Zeichner Max Scheffler, unv es ist Herr Kaufmann Wilhelm DSrsfel zum Vorsteher und Herr Buch druckereibesitzer Emil Hannebohn zum Viee-Vorsteher des Collegiums ge wählt worden. Eibenstock, am 3. Januar 1894. Der Rath der Stadt. »>-- KSrncr. Han«. Bekanntmachung, den Sammelplatz der Feuerwehr betr. Nachdem das städtische Magazingebäude in vergangener Nacht abgebrannt ist, wird hierdurch angeordnet, daß sich die Feuerwehrmannschaften in vor kommenden Brandfällen bis auf Weiteres in der CarlSbaderstraße vor pem Königlichen Hauptzollamt zu sammeln haben Eibenstock, den 3. Januar 1894. Der Rath der Stadt. »r. Körner. Deutschland im Jahre 1893. Beim Beginn eines neuen Jahres ist ein Rück blick auf das abgelaufene fast selbstverständlich. ES ist schon in allen Tonarten gesagt worden, daß einzig die Aufrechterhaltung des Friedens das an dem alten Jahre lobenSwerthe ist. Gleich bei Beginn des Jahres 1893 tobte der Meinungskampf um die Militärvorlage. Nachdem der Reichstag im Januar wieder zusammengetreten war, gelangten in demselben zunächst die Steucrvor- lagen, die die Mittel zur Deckung des in Aussicht stehenden Mehrbedarfs für HeereSzwecke bieten sollten, zur Verhandlung. Der alte Reichstag setzte diesen Vorlagen großen Widerstand entgegen und die Reichs regierung sah sich daher zu der Erklärung veranlaßt, daß sie die dem Reichstage vorgelegten Steuerent- würse fallen lasse und neue Vorlagen einbringen werde, wobei prinzipiell daran sestgehalten werden sollte, daß die schwächeren Schultern zu schonen sind und der Landwirthschaft keine neuen Lasten aufgelegt werden dürfen. Wegen der Militärvorlage suchte der Abg. v. Huene einen Vermittelungsvorschlag auf Grund der zweijährigen Dienstzeit für die Infanterie durch zubringen; indessen schlug der Versuch fehl und so wurde dann am 6. Mai der Reichstag aufgelöst. Am 4. Juli trat der am 1k>. Juni neugewählte Reichstag zu einer kurzen Session zusammen und am Ib. Juli wurde der in einigen Punkten geänderte Gesetzentwurf wegen Erhöhung der Präsenzziffer de« Heeres angenommen. Der neue Reichstag weist gegen früher eine erhebliche andere Zusammensetzung aus; in ihm traten die Antisemiten zuerst in einer Stärke auf, die bei vorhandener Einigkeit unter ihnen genügt hätte, um eine eigene Fraktion zu bilden. Die So zialdemokraten errangen zehn Sitze mehr, als sie im früheren Reichstage innehatten, während die in zwei Lager gespaltene deutschsreisinnige Partei aus dem Wahlkampfe mit starken Verlusten hervorging. Trotzdem die Militärvorlage durchgedrungen war, hatte die Regierung doch keineswegs eine erleichterte Stellung, denn nun handelte eS sich darum, auch die Mittel für die Durchführung der Reform zu be schaffen. Für das erste halbe Jahr ist einfach auf die Matrikularbeiträge verwiesen worden — ein Noth- behelf, der natürlich auf die Dauer keinen Bestand haben kann. Eine Konferenz der Finanzmintster der Einzelstaaten, die in Frankfurt a. M. staltfand, suchte nun die Grundzüge für ein Reichsfinanzprogramm, daS die Verhältnisse der Etats der Einzelstaaten zu dem Reiche annähernd sestlegen sollte. Der Miquelsche Plan, der eine gründliche Umgestaltung umfaßte, sand keinen Anklang, wobei allerdings partikularistische Strömungen ausschlaggebend gewesen sein mögen. Die Thronrede, mit der der Reichstag eröffnet wurde, bezeichnete es denn auch nur als Ziel der beabsich tigten Reform, „daß unter Beseitigung der bisherigen Schwankungen die Anforderungen des Reiches an die Einzelstaaten in ein festeres Verhältniß zu den Ueber- weisungen gestellt werden und daß ein gesetzlich fest gelegter Antheil an den eigenen Einnahmen des Reiche« für einen vorher bestimmten längeren Zeit raum den Einzelstaaten zugesichert wird". Der in diesem Sinne ausgearbeitete Gesetzentwurf betr. die anderweitige Ordnung des Reichsfinanzwesens scheint jedoch im Reichstage nur sehr getheilten Beifall zu finden, wenngleich eine Beschlußfassung darüber noch nicht vorliegt. Die neuen Steuervorlagen betr. Wein, Tabak und Börse überläßt daS Jahr 1893 gleichfalls dem neuen Jahre als unangenehme Erbschaft. Dagegen hat der Reichstag die drei „kleinen Handelsverträge" mit Rumänien, Spanien und Serbien angenommen und die Abstimmung darüber wird von vertragSfreundlicher Seite als eine Art Generalprobe für die voraussicht lich Ende Februar stattfindende Abstimmung über den bis dahin wohl abgeschlossenen Handelsvertrag mit Rußland angesehen. Die Konservativen, insonder heit die Agrarier, finden durch die Handelsverträge die Interessen der Landwirthschaft aufs äußerste ge fährdet und sind im vollen Zeitungskampfe gegen den Reichskanzler. Wahrscheinlich auf diesen Umstand lassen sich die mannigfachen Krisengerüchte znrückführen, die sich während der letzten beiden Wochen deS Jahre« mit dem Kanzler und dem Finanzminister Miquel be schäftigten und deren Existenz von halbamtlicher Seite entschieden in Abrede gestellt wurde. Vielleicht trifft man da« Richtige, wenn man anstatt „Krisen" da« Wort „Reibungen" setzt. Jedenfalls hat cS der Kanzler nicht leicht, sich mit den verschiedenen Gegen strömungen und mit einem Reichstage ohne geschlossene Majorität abzufinden. Unter diesen Umständen ist e« al« ein besondere« Glück zu betrachten, daß wenigsten« in den interna tionalen Beziehungen de« Reiche« anscheinend fried liche Verhältnisse obwalten, und daß diese erhalten bleiben, ist der Wunsch, den wir dem neuen Jahre mit auf den Weg geben. Hagesgeschilyle. — Berlin, 2. Januar. Der „Nationalzeitung" zufolge soll Se. Maj. der Kaiser bei dem gestrigen Empfange der Generalität sich befriedigt über die Entwickelung des deutschen Heerwesens im abgelaufenen Jahre geäußert haben. — Elsaß-Lothringen. Bei den diesjährigen Rekruteneinstellungcn konnte man wieder die Wahrnehmung machen, daß zahlreiche aus dem fran zösischen Sprachgebiete stammende junge Leute, trotzdem sie ihre gesammte Schulbildung unter der deutschen Verwaltung genossen haben, der deutschen Sprache gar nicht oder nur sehr mangelhaft mächtig waren. Die gleiche Beobachtung kann man machen, wenn solche Leute vor den Gerichten zu thun Haden. In den meisten Fällen besaßen die Betreffenden bei der Entlassung au« der Schule genügende deutsche Sprachkenntnisse, haben diese aber wieder vergessen, da e« ihnen an Gelegenheit zum Deutschsprechen fehlte. Wenn man nicht will, daß die gesammte Schul arbeit umsonst sei, wird nichts andere« übrig bleiben, als nach und nach in allen Gemeinden des franzö sischen Sprachgebiets Fortbildungsschulen einzurichten, die von den der Schule entlassenen Knaben einige Jahre lang besucht werden müßten. Die Bedeutung solcher Schulen für die Ausbreitung der deutschen Sprachkenntnisse liegt auf der Hand. Besonders frucht bringend könnten dieselben wirken, wenn mit ihnen deutsche Volksbibliotheken verbunden würden. — In Mittel- und Süditalien ist die Tem peratur ungewöhnlich tiek. Die Eisenbahnlinie Sol- mono-Rom ist durch Schneeverwehungen unterbrochen; bet Canzano liegt der Schnee zwei Meter hoch. In Capiianeta und Puglien sind die Bahnlinien ebenfalls infolge furchtbarer Schneestürme gestört; ein von Ne apel kommender Zug wurde bei Savignano blockirt. Auch in Kalabrien sind fast alle Bahnlinien verweht, die Abruzzen durch die Schneestürme ganz unpassirbar. «»eale und sächsisch« Nachrichten. — Eibenstock,3. Jan. Die vor einigen Wochen im hiesigen Magazingebäude versuchte, aber ohne Folgen gebliebene Brandlegung hat den Thäter nicht