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Sächsische Amts- und Anzetge-latt für Schandau, Sebnitz und Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitimg" erscheint regelmäßig Freitags und ist durch die Expedition in Schandau, sowie durch alle Postanstalten für 10 Ngr. vierteljährl. zu beziehen. — Inserate nehmen an: Hr. Vuchblndermstr. Broscp in Sebnitz, Hr. Kämmerer Hesse in Hohnstein u. Hr. Kaufm. Angermann in Königstein, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Expedition d. DI. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugcbc» bittet. 3. Freitag, den 17. Januar 1862. Der englisch-amerikanische Streit ist bcigelegt. Mag das amerikanische Eabinet durch die Vorstellungen der europäischen Großmächte, oder durch die eigene Uebcrzeugung von der Unmöglichkeit, zwei Kriege auf einmal zu führen, zur Nachgiebigkeit gegen England und zur Auslieferung der gefangcngcnommcuen Süvstaaten- Commissare bewogen worden sein: gleichviel, Europa wird sich Glück wünschen muffen, daß das drohende KricgSwetter sich zerthcilt und der englisch-amerikanische Zwist sein Ende gefunden hat. Die Gefahren, welche ein Krieg zwischen England und Amerika dem europäischen und insbesondere auch dem deutschen Handel und Gewerbflosß vpohten, waren eS nicht allein, welche Europa in Angst über den Ausgang des Streites erhielten: mehr noch waren cs die Gefahren, welche von Frankreich her drohten von dem Augenblicke an, wo England sein ganzes Augenmerk auf den amerikanischen Krieg richten mußte. Frankreich wäre ein solcher Krieg just gaiiz gelegen gekommen. Dann hatte cS freie Hand in den europäischen Angelegenheiten, dann konnte es das große entscheidende Wort in der türkischen, in der italienischen, vielleicht auch in der dcut- sehen Frage sprechen, und Vie ihm „von der Vorsehung zugetheilte" Rolle der Schiedsrichter Europas zu sein und an der „Spitze der Civilisation" zu stehen, wahr machen — und darum schürte eS, hetzte es zum Krieg gegen Amerika. Denn nur wenn England anderwärts' vollauf beschäftigt ist, durfte Frankreich hoffen, mit der europäi schen Karte nach Belieben schalten und seine Grenzen nach „Bebürfniß" „verstärken" zu können. Mit der Beilegung des englisch-amerikanischen Streites fallen die Aclien für Frankreich, werden wahrscheinlich die großen Dinge, die für das nächste Frühjahr in Italien und an der Donau angckündigt waren, einen Aufschub erleiden müssen, und Europa kann wenigstens so lange frei wieder aufathmen, bis eS gelungen sein wird, in einer anderen Weise und an einem anderen Orte die Mine zu legen, welche den „fried lichen" Character des Kaiserreiches noch einmal zur Wahr heit machen dürfte. Wochenschau. Sachsen. Schandau. Nach den Kirchcnnachrich- ten für die Parochie Schandau sind im Jahre 1801 in derselben 173 Kinder, also 22 Kinder mehr, als im Jahre 1860, geboren worden. Von denselben kommen 10l Kin der auf Schandau, 7 auf Wendischfähre, 14 auf Schmilka, 13 auf Ostrau, 15 auf Rathmannsdorf, 23 auf Postel- witz. Hierunter sind 12 uneheliche Geburten, 14 todt- gebvrne Kinder und 3 Zwillingspaare. — Es wurden 51 Paare, also 16 Paar weniger, als im Jahre 1860 auf- geboten, von welchen 21 Paar, also 4 Paar weniger als im Jahre 1860, hier getraut worden sind. — Im Jahre 186l sind überhaupt 101 Personen gestorben, also 24 Pcrwncn weniger als 1860, wovon 57 Todesfälle auf die Stadt, 12 auf Ostrau, 5 auf Schmilka, 2 auf Wcndischfähre, 12 auf Rathmannsdorf und 12 auf Postel- witz kommen. Hierunter befinden sich 3 Selbstmörder und 2 Verunglückte. — Eingerechnet die HauScommunioucn und Confirmandcn haben im Jahre 1861 2277 Personen, also 468 mehr, als 1860 communizirt, von denen 1388 Personen auf die Stadt, 146 auf Ostrau, 257 auf Rath mannsdorf, 106 auf Schmilka und 266 auf Postclwitz kommen. — Wird das Jahr 1861 verglichen mit dem Jahre 1761, so crgiebt sich, daß vor 100 Jahren in der Parochie Schandau nur 48 Kinder geboren wurden, also 125 Kinder weniger, als im Jahre 1861. — Gestorben sind 1761 überhaupt 25 Personen, also 76 Personen we niger, als im vorigen Jahre, in welchem auch 32 Paar mehr aufgcboicn wurden als im Jahre 176l. — Die am 9. d. M. stattaefundencn Erdstöße wur den .auch in unserm Orte mehrfach wahrgenommen. — Nach zahlreichen, dem „Dr. I." zugegangcnen Mittheilungen hat am Donnerstag den 9. d. M. Nach mittag um 3 Uhr 45 Minute» im sächsischen Voigtlande, sowie im Erzgebirge bis Leipzig herabreichend, eine starke Erderschütierung mit donncrähnlichcm Nollen stattgcfunden. In Zwickau namentlich war der Stoß so arg, daß Leute aus den Häusern flohen, weil sie glaubten, diese stürzen zusammen. Aus Elster wird dem „Dr. I." unten» 10. d. M. berichte«: Am Doncrötag de» 9. d. Nachmittags 3 Uhr 48 Minuten verspürte man hier in Elster und Umgegend eine ziemlich beträchtliche Erdcrschütterung, welche von »880 kommend, nachsich verbreitete und mehrere Sccunben andauerte. Drei gewaltige Stöße, denen nach einem sehr kurzen Zeitraum ein vierter, aber wesentlich schwächerer folgte, steigerten die wellenförmige Bewegung, welche die Erde angenommen hatte, in solcher Weise, daß die Häuser zu krachen anfingen, die Fenster klirrten, wie beim stärksten Donncrschlag, Gläser und Flaschen zusam- mcnschlugen und alle in den Zimmer» befindlichen Gegen stände eine schaukelnde Bewegung annahmm. Beschädig ungen an den Häusern sind jedoch nicht vorgekcmmen, wenigstens ist nichts hierüber bekannt worden. Auffallende meteorologische Erscheinungen konnten dabei ebciisowenig