Volltext Seite (XML)
Sonnabend Rr. t02 12. April 184S. MM Deutsche AVgeMeitte Zeitung. MM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Um 2. April hat fich der Mörder seW in die Hande der Polizei geliefert und seine That sofort eingcstandtn. — Vorherrschender Gegenstand aller Unter haltung stnd die st e b e r s ch w e.mm ü n g Ssch i l d e r u n g e n, welche uns aus Schwaben und Franken MkoMrn, obschon Das, waS man liest und Hört, in Nicht geringem Widerspruch!! mit Demjenigen steht, waS Per- N-ve-brick. tveutschla«». ----München- Die Einflüsse auf die Schweiz. Mordtha- ten. Die Ueberschwemmungen -HTHarand Die arbeitenden Klaffen- Adresse nach Hammerstein, "Aus dem Erzgebirge. Der Winter. Die Bergakademie. Der Landtag. — Rundschreiben des Bischof« von Mainz, s Detmold. Die Pfarrer. PttuGe«. (->-) Berlin. Die Industriellen. Jubelfest von Sanssouci. Hr- Schlöffel. Hr. v- Naglex. Hr- v. Humboldt. Die Schweiz- Dänemark- , - Hr. Reichardt. — Die Deutsch-Katholiken in Berlin- — Hr. Göppert. De^evveich. Die Deutsch-Katholiken. Spanien» Die Borfälle bei Berga. Spanische EScadre. W»»8-ritannien. Parlament: die Verhältnisse zu den Vereinigten Staa ten. Die Times über die Oregonfrage. Mazzini. Koanlkreich. Parlament. Der Einfuhrzoll von Sesam. Di« Studenten : in Toulouse. Die Hafenarbeiter in Toulon. Eisenbahnarbeiter. Prcßpro- ceß. Algerien. Die Corvcttc Sabine. Schnelle Fahrt. **pari». Der : Cardinal de Bonald. öHtatien. Alstom- Die französische Gesandtschaft. Die Witterung. Schweden und Rorwegen. Christiania. Der Kronprinz. Die Ant- : wort«adresse. Mnstland und Polen. *Von der russischen Trense- Der Feldzug im Kaukasus. HSSissenschaft und «uns». * Wilna. KaszynSki. Pande» und Industrie. *Leipsio. Börsenbericht. — Lotterie.— Die neue badische Anleihe. — Berlin. Leipzig. Hrndündigungen Deutschs««-. — München, 6. April. Seit die neueste Bewegung in der Schweiz ihren Anfang genommen, hat man ost lesen können, daß München nächst Rom derjenige Ort sei, von welchem aus auf die Haltung der-katholi schen Cantone ein höchst wesentlicher Einfluß geübt werde. Geben wir die Wahrheit dieser Behauptung zu, dann dürfen wir auch die unbedingte stcberzeugustg außsprechcn/ daß sich die Friedenspartci in der Eidsgenps- senschäft, auf welcher Seite sich auch deren Mehrheit befinden möge, von feiner Seite her so kräftig und so umfassend unterstützt sehen werde, als Porz hier aus. Daß seit Jahren zwischen den hervorragendsten Männern lderjenigen Kreise hier, welche man alS die für Rom eifrigst kämpfenden' zu bezeichnen pflegt, und zwischen Gleichgesinnten in der Schweiz lebhafte Verbindungen bestehen, dies erhellt wol, um von allen sonstigen Merk malen Umgang zu nehmen, am besten aus den innigen Verhältnissen, in denen vr. Hurter zu denselben steht. Kein Wunder also, wenn es nicht beim bloßen Ideenaustausche geblieben, sondern dahin gekommen ist, daß allerdings von hier aus thatsächlich auf die Gestaltung der Dinge in der Schweiz genürkt worden ist und noch gewirkt wird. Run diese Dinge »her eine Farbe erhalten haben, die zu zurückschreckcnd ist, als daß sie gefallen könnte; nun inan zu der Einsicht hat kommen müssen, daß man Älter din gegenwärtigen Umständen die wenn noch so bestimmt gehegten Absichten nicht bis zum Aeußelsten verfolgen darf, ohne theils selbst das Aeußcrste gewärtigen zu müssen, theils es über ein ganzes Volk zu brin gen, kann eS auch nicht länger an der Erkenntniß fehlen, daß man ein- Und umlenken müsse, und mit der Erkenntniß ist auch der Entschluß ver bunden worden. War man daher früher hier eifrig dafür besorgt, die Führer der katholischen Partei in der Schweiz in ihren Bestrebungen für de» Sieg ihrer Sache eifrigst zu unterstützen, so kann und wird jetzt auch der Eifer nicht minder gross sein, mit welchem man von hier aus dafür gewirkt hat, daß durch thüniichste Nachgiebigkeit und durch dasFal- lenlüssen solcher Plane, dir für den Augenblick als eben so unausführbar wie ruhrstörend erscheinen müssen, jedem wirklichen FriedcnSbruche vorge beüat werde. Wie dies in ähnlichen Fällen so oft vorzukommen pflegt, so hören wir auch jetzt, daß der betreffende Entschluß, dessen man sich «Ur freuen kann, nicht so ganz ein freieigner zu nennen, sondern daß er erst durch einen weitern Einfluß von außen hervorgerufen worden sei; man kann die- aber wol füglich auf sich beruhen lassen. Genug, wenn in Luzern fortan billigen AnsoderunM, namentlich in Bezug auf die so fortige Erlassung einer umfassenden Amnestie und auf die Vertagung der Ium Streitapfel gewordenen Jesuitenberufung ein leichteres Gehör ge schenkt wird, als es noch in den jüngsten Tagen der Fall gewesen ist, so wird man von der Wahrheit gar nicht weit abwcichen, wenn man wenig stens einen guten Theil dieser erfreulichen Erscheinung auf Rechnung hie- Men Einflusses bringt. — Am 30. März Abends hat ein Tischlergestllc hier ans Eifersucht seine Geliebte mit einem Hammer todtgeschlagen. Am 2. April hat sich der Mörder seW in die Hande der Polizei geliefert und sonen behaupten, dic Kenntniß von den officiellen Anzeigen der Localbchör- den haben können. f Tharaud, IO. April. Die lebhafte Theilnahme, deren sich IN der neuern Zeil das Gewcrbcwcscn in Deutschland zu erfreuen hat, ist Ur sache, daß sich die Blicke Vieler auf die Verhältnisse der arbeitenden Klassen richten, und das Ereigniß in Schlesien hat mannichfache Stim- men wach gerufen, um durch Rath und Warnung zu rechter Zeit einem Uebel entgegenzutreten, das zwar in sehr verschiedenartigen Quellen seinen Ursprung zu suchen hat, dem aber mit Rathen und Warnen, ja sogar mit Handeln, sobald cs nicht von einer gewissen Seite unterstützt wird, nicht Abhülfe geschehen kann. Die allgemeine Verarmung der Arbeiter ist es, die mit schrcckenerregendem Umfange ihre ersten Folgen in den Vor fällen zu Langenbielau und Pcterswaldau zu erkennen gegeben, und eS möchte den Leitern der allgemeinen Wohlfahrt wol eine schwere Aufgabe sein, dem weitern Umsichgreifen eines solchen Zustandes durch die Mittel allein Schranken zu ziehen, die ihnen zu Gebote stehen. Bieten ihnen nicht Männer die Hand, die weit mehr als sie im Stande sind, zu lei sten, was jenen Behörden kaum möglich sein möchte, so werden Zeit und Mittel verloren gehen und das einzige Resultat dieser einseitigen Bemü hungen dürfte vielleicht darin bestehen, eine scheinbar beruhigte Ober fläche zu gewinnen, während daö Uebel krebsartig und doppelt drohend nach innen frißt. Die Arbeitgeber, die Besitzer der Fabriken find cs, die am ersten und besten Gelegenheit haben, den Zustand ihrer Leute nach innen und außen zu verbessern, sie sind cs, die den Quellen zunächst sitzen und die Mittel kennen und zum großen Theil in Händen haben, um einem Zustand Abhülfr zu leisten, der an dem Marke des VolkS- srammes nagt und fortwirkcn wird zum allgemeinen Verderben, bis viel leicht eine Partei cs vortheilhaft sinket, denselben auszubeutcn. Wol erscheint es vielleicht manchen jener reichen Fabrikherren eine unbillige und vorlaute Federung, daß sie sich neben den großen Sorgen, die ih nen der Betrieb ihrer Geschäfte aufbürdct, auch noch dem Einzelinteresse ihrer Arbeiter widmen sollen, und die Macht der Gewohnheit läßt diese Zumuthungen wol manchem derselben geradezu lächerlich erscheinen; sie ha ben ja bei Errichtung ihrer Etablissements nur den Erwerb im Äuge ge habt und sind zufrieden mit dem Bewußtsein, dadurch auch Hunderten ihrer armen Mitbürger Unterhalt zu gewähren; sie sehen ja täglich, wie selbst dir Wissenschaft, ja leider auch vie erste und höchste, von vielen ih rer Besitzer nur als Melkende Kuh betrachtet wird, und haben das Recht, zu sagen: Warum sollen wir mehr thun als diese, da ja Erwerb unser alleiniger Zweck ist. Es ist wahr, das Recht einer solchen Federung an sie läßt sich nur aus der Humanität qblciten, und Gerüchte haben manchem Mitgliede die ses Standes Ansprüche auf den Besitz der Humanität streitig machen wollen; allein wer wüßte nicht, daß dies Ausnahmen sind, wie sie allen Ständen angehören? Bei Vielen, vielleicht bei der Mehrzahl bedarf eS ge wiß nur der Erinnerung, daß sie durch ihre Pflichten als Ehristcn — und glücklicherweise hat dieser Name in unserer Zeit wieder die Bedeutung erhal ten , die eine Zeit lang davon getrennt schien —, daß sie durch Christen pflicht verbunden sind, sich ihrer ärmern Brüder anzunchmen, und di« Ge legenheit, Gutes zu wirken, nur Wenigen in dem Umfange geboten ist wie ihnen, und wird das Gefühl in ihnen wach, daß cs wol ein erheben deres Bewußtsein gewährt, statt vielleicht IO,UW Thlr. mehr Geschäft, 100 Menschen mehr glücklich gemacht zu haben; gedenken sic der Zeit, da dieses Bewußtsein das Einzige sein wird, was ihnen bleibt von Allem, was sie erworben; bedenken sie, daß in dem Segen, der solche Thätig- keit lohnt, in dem Ergebnisse solchen Wohlwollens gegen jeden einzelnen ihrer Arbeiter eine segensreiche Saat cmporkeimt für ihr Volk, eine Saat, die reiche Früchte trägt, noch nach Jahrhunderten in weiten Kreisen, dann werden sic nicht mumen, Hand anzulegen, um Versäumtes nachzuholen und Andern ein Beispiel zu geben zur Nacheiferung. Der Segen dieses Wirkens wird nicht ausbleiben; ihre Geschäfte, die bisher lediglich auf dem physischen Bedürfnisse der Armen beruhten, werden dann auf dtren Liebe gebaut sein, und Liebe ist ein starker Fels. Gewinnen dann die Säumigen umher die Ueberzcuguna, daß eine solche Geschäftsführung den Flor des Geschäfts besser schützt als Plusmacherei; sehen sie die Fabriken solcher Männer cmporblühen, wie eS gar nicht anders möglich ist, dann werden auch ihnen die Augen aufgehen, und ähnliche Mittel werden zu gleichem Zwecke führen. Erfolge wie die angedeuteten werden von alten Praktikern gern in Zweifel gezogen; wir müssen uns daher um so lebhafter darüber freuen, auf ein Bcistnel aus dem Leben Hinweisen zu können, daS unsere Be hauptung rechtfertigt. Die deutsche Gewcrbezeitung enthält in Rr. 2l eine Beschreibung der Spinnerei zu Hammerstein bei Elberfeld, »poraus zu ersehen, wie musterhaft nicht nur der Betrieb der Fabrik selbst eingerichtet ist, sondern daß auch eine Freischult, eine Kranken- und UnterstühunaSkasse, eine Sparkasse und eine Rähschule mit dersel ben verbunden find, und wie die Besitzer, die Herren Jung, sich de»