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DK „«eißerltz. Zeitung" „scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljithrlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einnwnatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan- fkalten, Postboten, sowie ok Agenten nehmen Be stellungen an. UWritz-MW. Amtsblatt Inserat«, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell«! Lheile, die Gpaltenzeil« 20 Psg. für die Königliche UnüshauptmannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redakteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Nr. 43. Die mache Krisls im Sudan. Die Friedensmission, zu welcher General Gordon, begleitet mit den Wünschen und Hoffnungen der ge summten civilisirten Welt, vor wenigen Monden auszog und deren Zweck darin gipfelte, das aufständische Ge biet südlich von Chartum dem Khedive von Egypten zu erhalten, ist als vollständig gescheitert zu betrachten. Der Anfang dieser Mission war allerdings ein viel versprechender; Gordon legte den weiten und gefahr vollen Weg von Kairo nach Berber und von da nach Chartum in erstaunlich kurzer Frist zurück uud in der Hauptstadt des Sudan selbst wurde er mit offenen Armen empfangen. Er hatte sich ja als langjähriger Gouverneur des Sudan das Vertrauen der dortigen Bevölkerung erworben, er kannte die gejammten, so mannichfach verwickelten Verhältnisse im Sudan auf's Genaueste und es ließ sich deshalb dieser warme Empfang erklären und konnte nur die schönsten Hoff nungen auf das Gelingen seines kühnen Unternehmens Hervorrufen und befestigen. Zudem begann Gordon dasselbe mit einem Akte entschieden staatsmännischer Klugheit, wenn derselbe auch in Europa herben Tadel nach sich zog — Gordon gestattete die Wiedereinführung der Sklaverei, welche seit Jahrhunderten in diesen Gegenden üblich ist und die erst seit der Annektion derselben durch Egypten abgeschafft worden war, wenn auch nur in einem Theile des Sudan. Durch diese kluge Maßregel durfte Gordon hoffen, sich die Ge neigtheit der mächtigen Schecks im Süden Chartums zu erwerben, deren hauptsächlichste Einnahmequelle der Sklavenhandel und die Sklavenjagd gebildet hatte und bekanntlich hat gerade das Verbot des Sklavenhandels seitens der egyptischen Negierung mit dazu beigetragen, die Häupter der aufständischen Stämme dem Mahdi in die Arme zu treiben. Leider hat dieser vielver sprechende Anfang nicht den Erwartungen entsprochen, die man infolge dessen von dem weiteren Verlaufe der Mission Gordon's hegen durfte; es ist ihm nicht nur nicht gelungen, weiter nach Süden vorzudringen und an den eigentlichen Centralpunkten des Aufstandes seinen Einfluß geltend zu machen, sowie die isolirten egyptischen Garnisonen zu entsetzen, nein, vielmehr sieht er sich jetzt in Chartum selbst von den Schaaren des Mahdi eingeschloffen und nach den neuesten Mel dungen ist ein rechtzeitiger Entsatz der Stadt proble matisch geworden. Es ist augenblicklich schwer, nach den Ursachen zu forschen, welche das totale Mißlingen der Mission Gordon's herbeigesührt haben, viel näher liegt da zur Zeit die Frage: welche Folgen die Ein nahme Chartums und hiermit die Gefangennahme des tapferen Generals durch die Aufständischen haben würde. Unschwer läßt sich dieselbe dahin beantworten, daß hiermit zunächst der Sudan für die Herrschaft des Khedive unrettbar verloren wäre und daß sogar däs eigentliche Egypten sich den Einwirkungen des Aufstandes nicht würde entziehen können, dessen Wellen ja jetzt schon an die Thore Ober-Egyptens schlagen. Weit bedenklicher wäre aber der Fall Chartums für das englische Prestige, für die gesammte Machtstellung Englands nicht nur in Egypten, sondern überhaupt im Orient, das Ansehen des meer- und völkergebieten den Albions würde hierdurch unzweifelhaft in den Augen der verschiedenen Völkerstämme des Orients einen schweren Schlag erleiden und der Glaube an die Un- Äberwindlichkeit des britischen Leoparden einen argen Stoß erhalten. — Nun, vorläufig hält sich Gordon noch in Chartum, aber jedenfalls ist seine Lage eine sehr precäre und die neuesten Meldungen beweisen, daß auch er in seinen Unternehmungen durch die un erhörte Feigheit der egyptischen Soldaten gehemmt wird, so hat auch sein jüngster Ausfall infolge dieses Umstandes mit einem fluchtartigen Rückzug nach Char tum geendet. Die Lage Gordons bildet zur Zeit unter solchen Umständen den Gegenstand ernster Berathungen des englischen Ministeriums; welche Entschlüsse es Dienstag, den 8. April 1884. jedoch zu seiner Rettung fassen wird, ist durchaus noch unbekannt. Die naheliegende Annahme, General Graham würde nunmehr nach der vollständigen Be siegung Osman Digma's, Befehl erhalten, Gordon Hülfe zu bringen, hat sich als eine irrige erwiesen, da Graham nach den letzten Kämpfen bei Tamanieb nach Suakim zurückgekehrt ist, von wo ans seine Truppen wieder nach England eingeschifft werden sollen; um so begieriger darf man auf die Lösung dieses gordonischen Knotens seitens Englands sein. Lokales rmd Sächsisches. Dippoldiswalde, 7. April. Am Freitag nach Be endigung der Osterprüfungen sand in hiesiger Stadt schule die feierliche Entlassung von 73 Schülern, 3l Knaben und 42 Mädchen statt. Der Aktus, bei welchem Herr Lehrer Buckel die Abschiedsrede hielt, war, wie immer, sehr zahlreich besucht, und verfehlte die feierliche Handlung gewiß nicht, einen hoffentlich bleibenden Eindruck auf die zu Entlassenden und Bleibenden zu machen. Gestern fand nun die Kon firmation von 99 Schülern, 42 Knaben und 57 Mädchen, durch Herrn Superint. Opitz statt. — Wie wir hören, dürfte der Schülercötus unserer Stadtschule einigermaßen in der Zahl zurückgehen, da einem Ab gänge von mindestens 85 Schülern eine verhältniß- mäßig schwache Aufnahme gegenübersteht. Wegen des gerade auf den observanzmäßigen Aufnahmetag, Mitt woch nach dem Jahrmarkt, fallenden Geburtstages Sr. Maj. des Königs, welcher durch Schulaktus zu feiern ist, kann die Aufnahme der neuen Schüler erst am folgenden Tage, Donnerstag, den 24. April, statt finden. — Am Nachmittag des 3. April hat sich in Dit tersbach bei Frauenstein der ledige Oekonomie-Schirr- meister August Wilhelm Hauswald durch Erhängen selbstentleibt. Als Grund hierzu wird unglückliche Liebe bezeichnet. — Bei der am 3. April in Lauenstein stattgehabten Musterung der Militärpflichtigen aus den Amts gerichtsbezirken Lausnstein und Altenberg wurden 67 tauglich zum Dienst mit der Waffe, 5 tauglich zum Dienst ohne Waffe, 35 dauernd untauglich befunden, 15 der übungspflichtigen Ersatz-Reserve I. Classe, 7 der nichtübungspflichtigen Ersatz-Reserve I. Classe, 2 der Ersatz-Reserve II. Classe zugetheilt, und 62 auf ein Jahr zurückgestellt. Die Zahl der Tauglichen gegen über den zur Stellung gelangten Militärpflichtigen ergiebt 37 «/o, was als ein sehr günstiges Resultat zu bezeichnen ist. Pretzschendorf. Im Monat März wurden in die hiesige Sparkasse 13,391 M. 70 Pf. in 90 Posten eingelegt und 1544 M. 32 Pf. in 14 Posten zurück gezahlt. Die Gesamniteinnahme betrug 17,897 M. 64 Pf. in 105 Kaffenposten, die Gesammtausgabe in 22 Posten 18,254 M. 32 Pf. Frauenstein, 6. April. Durch die am heutigen Palmsonntage stattgefundene Konfirmation wurden vor einer überaus zahlreichen Gemeinde 27 Knaben und 29 Mädchen hiesiger Parochie unter die Zahl der erwachsenen Christen ausgenommen. Möchten dieselben stets der Ermahnungen eingedenk bleiben, welche sir von den Eltern, Lehrern und an heiliger Stätte er halten haben! — Die gestern hier erfolgte Aushebung der Rekruten aus dem Gerichtsbezirk Frauenstein lieferte ein günstigeres Resultat als in Freiberg u. a. O. Von den 197 Militärpflichtigen wurden 55 bestimmt zum Dienst mit der Waffe, 1 tauglich zum Dienst ohne Waffe, 60 wurden auf 1 Jahr zurückgestellt, 35 dauernd untauglich befunden, 35 der übungspflichtigen Ersatz reserve I. Klaffe, 8 der nichtübungspflichtigen Ersatz reserve s. Klaffe und 3 der Ersatzreserve ll. Klaffe zugewiesen. Von den zur Stellung gelangten Militär pflichtigen waren demnach 27,a «/o tauglich. 49. Jahrgang. — Das in vor. Woche von den „Muldenthaler Coupletsängern aus Döbeln" hier gegebene Concert eignete sich, bis auf einige Stücke, für ein anständiges Publikum nicht und erregte gerechtes Mißfallen, — nur Wenige zollten einigen Beifall. Solche Vorträge tragen nur zur Sittenverderbniß und Gleichgültigkeit gegen Moralität bei. Das „Muldenthaler Männer quartett aus Roßwein" dagegen bringt auch launige, aber immer in den Grenzen des Anstands gehaltene Vorträge; darum verwechsele man beide nicht mitein ander ! Dresden. Nach dem Finanzgesetz auf die beiden Jahre 1884 und 1885 werden die Ueberschüsse und Zuschüsse des ordentlichen Staatshaushalts auf jedes der beiden Jahre auf 69,923,022 Mark festgesetzt und wird außerdem noch für beide Jahre zusammen zu außerordentlichen Staatszwecken ein Gesammtbetrag von 17,656,705 Mark ausgesetzt. Zur Deckung des Aufwandes für den ordentlichen Staatshaushalt sind zu erheben: die Grundsteuer nach 4 Pf. von jeder Steuereinheit, die Einkommensteuer, die Steuer vom Gewerbebetrieb im Umherziehen, die Schlachtsteuer, ingleichen die Uebergangsabgabe vom vereinslündischen Fleischwerke, die Erbschaftssteuer und der Urkunden stempel. Die zu außerordentlichen Staatszwecken be willigte Summe ist, insoweit sie nicht durch einen Theil des Verwaltungsüberschusses aus der Fiyanz- periode 1880 und 1881 gedeckt wird, aus den Beständen des mobilen Staatsvermögens zu entnehmen. — Obschon die neue Justiz-Organisation schon seit mehr als drei Jahren in Wirksamkeit ist, besteht doch noch bei dem Publikum vielfach Unklarheit über die Titel- und Rangverhältnisse. Bet den Landgerichten, deren jedes sich wieder in eine Mehrzahl von Kammern theilt, liegt die geschäftliche Leitung in der Hand des Landgerichtspräsidenten und der Landgerichtsdirektoren und die Näthe sind die Mitglieder der Kammern. Der Landgerichtspräsident hat gleichen Rang mit dem Oberst, die Landgerichtsdirektoren haben gleichen Rang wie die Stabsoffiziere und die Amtshauptleute; die Landgerichtsräthe und Staatsanwälte haben gleichen Rang mit den Hauptleuten und ihnen stehen in dieser Beziehung die Amtsrichter gleich. Hat der erste Staats anwalt den Titel „Ober-Staatsanwalt" und der erste Amtsrichter den Titel „Ober-Amtsrichter," dann haben diese Beamten den Rang der Stabs-Offiziere und der Amtshauptleute. — 22 Pfarrämter sind zur Zeit im Geschäfts bereiche des evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums erledigt. — Die Jagdsaison ist nunmehr völlig zu Ende, nachdem vom I. April ab in Preußen die Schonzeit für wilde Enten und in Oesterreich für alles Edel- nnd Damwild begonnen hat, denn die paar Schnepfen oder Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild, welche hier und da etwa erlegt werden, spielen wahrlich keine nenuenswerthe Nolle. — Der im Jahre 1869 mit dem Sitze in Zwickau begründete Mobiliar-Brandversicherungs-Verein ehren voll verabschiedeter Militärs im Königreiche Sachsen, welchem gut gediente, sowie noch aktive Militärs, in gleichen auch Ersatzreservisten erster und zweiter Klaffe beitreten können, hat soeben seinen Rechenschaftsbericht auf das Jahr 1883 veröffentlicht, dem wir Folgendes entnehmen: Die Mitgliederzahl betrug Ende Dezember 1883 21252 mit 78 618 390 Mark Versicherungs summe. Die jährlichen Beiträge betrugen 140000Mk., die Aufnahmegebühren circa 6000 Mk.; an Brand schäden waren im letzten Jahre 77066 Mk. (gegen 16 000 Mk. weniger als im Jahre 1882) zu gewähren. Das Gewinn- und Verlustkonto schließt mit einem Ueberschuß von 36643 Mk., wodurch sich der disponible Fonds auf 90036 Mk. und der Reservefonds auf 39 774 Mk. erhöht. — Lebhafter als in den Vorjahren verspricht in