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ISIS ^272 Anzeigenpreis: die kletnspaltige Zeile 12 Psg., für auswärtige 15 Pfg. Im Reklameteil die Zeile 80 Pfg. Im amtlichen Teile die gespaltene Zelle 40 Pfg. Annahme der Anzeigen bis spätesten» vormittag« 10 Uhr, sür größere Tag« vorher. Jenisprechtt Ur. 11V. »e;ug«pret« vierteljährlich Mk. 1.80 «inschließl. deS «Illustrierten Unterhaltungsblatt«" in der OeschästSstell«, bei unseren Voten sowie bei allen Aeich«postanstalten. Erscheint täglich abend« mit Au«nahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden Tag. Sek -Adr.: Amts«»«. Ueber die letzten Stunden des Kaisers wird berichtet: Wien, 21. November. Die außerordentlich!: Widerstandskraft, welche Kaiser Franz Joseph bei wiederholten Erkrankungen der Atmungsorg a.»e im letzten Jahrzehnt bewiesen hatte, nährten die Hoff nung. daß auch die letzte Erkrankung des Monarchen vvrübcrgehen würde. Wie aus den BullennS be- kanut ist, hielt der Kaiser bis gestern seine gewohnte Lebensweise ein, nahm Vorträge entgegen und er teilte Audienzen. Die letzten Nächte waren etwas durch Hustenreiz gestört, doch beruhigte die gute Herz tätigkeit und die gleichmäßige Atmung die Aerztr. Auch gestern arbeitete der Kaiser, wenn auch müde und mehr abgespannt als sonst, und empfing Fi. ld- marschall Erzherzog Friedrich in dreivier- telstündiger Audienz; in seiner engsten Umgebung flößte jedoch fein Zustand ernste Besorgnis ein. Erzherzogin Maria Valerie war in den letzten Tagen stets um den Kaiser. Jetzt trafen auch die älteste Tochter, Prinzessin Gisela von Bayern, und ihre Schwägerin, Herzogin Karl Theodor, in Wien ein. Der Thronfolger war ständig in Wien. Montag abend begab sich der Monarch früher als sonst zu Bett. Am 21. Novem ber stieg das Fieber bedrohlich. Erzherzogin Maria Valerie, die ununterbrochen am Sterbelager geweilt hatte, war um 8 Uhr abends nach dem Bahnhof gefahren, um ihre Tochter aus Wallsee zu erwar ten, wurde aber von einem Hofbcamten nach dem Schönbrunner Schloß zurückgerufen. Kurze Zeit nach ihrer Rückkehr hauchte der Kaiser seine Seele ans Die Nachricht vom Hinscheiden des Monarchen wirkte geradezu lähmend auf das Publikum, sie weckte tiefste Ergriffenheit. Ueber den Beginn und Verlauf der Krank heit des Monarchen wird noch mitgeteilt: Leib arzt Dr. Kerzl stellte vor etwa drei Wochen fest, daß die Stimme des Monarchen etwas rauh klang und fand einen leichten Belag im Gaumen. Dec hinzu- gczogene Hofrat Professor Dr. Ortler bestätigte das Gutachten des Dr. Kerzl, doch wollte der Kaiser von Schonung nichts wissen. Nach einigen Tagen machte sich auch ein leichtes Räuspern bemerkbar, worauf abermals Professor Dr. Ortler gerufen wur- oe. Dem Kaiser wurde Gurgeüvasser und Selters wasser mit Milch verordnet. Sonst fühlte der Mo narch sich vollkommen wohl. Die Hartnäckigkeit des Katarrhs flößte jedoch den Aerzten ernste Bedenken ein. Trotz dieser Unbehaglichkeit setzte der Monarch di: Empfänge fort. Montag nachmittag empfing der Kaiser noch nach dem Erzherzog Friedrich das Thron- folgerpaar. Die Nacht zum Dienstag war jedoch weniger gut und die Aerzte gaben bereits wenig Hvssnung. Trotzdem verließ der Kaiser das Bett und begab sich in sein Arbeitszimmer. Er fühlte sich jedoch immer matter, auch machte sich bei ihm Frostgefühl bemerkbar. Puls und Atmung wurden besorgniserregend. Um 1 Uhr trat unvermutet Kräf tevcrsall ein, und gegen 2 Uhr nachmittags erfolgte der erste Anfall von Herzschwäche, den die Aerzte jedoch wieder beheben konnten. Diese scheinbare B fse rung hielt aber nicht lange an und im weiteren Verlauf nahm der Kräfteverfall rapid zu, doch war der Kaiser immer bei vollem Bewußtsein. Nachdem der päpstliche Nuntius schon vor drei Tagen dem Monarchen den Segen des Papstes übermittelt hat te, erschien gestern ein Hofburgpfarrer bei dem kran ken Kaiser, um ihm die Sterbesakramente zu spen den. Ter Kaiser folgte voll Andacht der feierli chen Handlung. Um 7 Uhr abends waren die Aerzte nicht mehr im Zweifel, daß das Leben des Monar chen nur noch nach Stunden zählen konnte. Sanft und ohne eigentlichen Todeskampf entschlief KaUer Franz Joseph 5 Minuten nach 9 Uhr. Verantwort!. Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. «S. Jahrgang. ----- Freitag, dm 24. November Kaiser Franz Joseph -j-. Wien, 21. Wovemöer. Line Krlraausgave der kaiserlichen Wiener Zeitung meldet: Seine k. u. k. apostolische Maje stät Kaiser Kranz Joseph I. stnd stente, 21. Wovemöer, 9 Ahr aöends im Schloß Schönörunn sanft im Kerrn entschlafen. Amts- und Anzeigeblatt für den klmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Der Patriarch unter den Fürsten Europas ist nun heimgegangen, im 87. Lebensjahre hat nach einer Regierung von fast 68 Jahren Kaiser Franz Joseph d^s Zeitliche gesegnet. Tiefe Trauer erfüllt die Völker der Donau-Monarchie, aber auch wir in Deutschland fühlen mit dem Nachbarreiche den schmerzlichen Verlust, denn der greise Herrscher war der Hort des engen Bündnisses, das uns feit Jahr zehnten mit Oesterreich>-Uygarn verknüpft. Ein Le ben hat ein Ende gefunden, reich an pflichttreuem Wirken, aber auch an Tragik, und gerade sein Le bensabend hat durch bittere Ereignisse manche Trü bung erfahren, die bitterste «ber bildete wohl der entsetzliche Weltkrieg, dessen Ende zu erleben ihm leider nicht mehr beschieden sein sollte. Seit dem bewegten Jahre 1848 leitete Franz Joseph die Ge schicke seiner Völker, Freud und Leid mit ihnen tei lend, denn manche Stürme sind über das Land her eingebraust und haben seine Grundfesten erschüttert. Die Donau-Monarchie bot vor allem lange Jahre das beklagenswerte Schauspiel des Nationalitäten- streitcs, und dieser Zwist war es, auf den unsere Feinde spekulierten, in der Hoffnung, daß es dar über zu einem Zerfall Oesterreich-Ungarns kommen würde. Indessen hat ma)i sich gründlich getäuscht, nicht nur, daß der Kaiser stets einen Ausgleich zu finden verstand, hat gerade der Krieg die Völker wieder zusammengeführt und das Gegenteil von dein bewirkt, was die Feinde erhofft hatten, einhellig stehen die Nationen zusammen zur Abwehr der Feinde und gefestigter denn je steht die Donuu-Monarchir da. Hierzu hat unleugbar der greise Monarch bei- getrcgcn, und gerade darum hatte man auf der gegnerischen Seite auf eine verhängnisvolle Wendung in Oesterreich-Ungarn gerechnet, wenn er einmal die Augen schließen würde. Nun ist Franz Joseph heim gegangen, aber der Eintritt eines derartigen Ereig- nifses ist nicht mehr zu befürchten, obwohl ein ju gendlicher Kaiser, der in politischer Hinsicht noch ein unbeschriebenes Blatt darstellt, den Thron b'- stiegen hat. Eines kommt jedoch dem neuen Herr scher zugute: Die Erfahrungen des Krieges bringen den Ernst der Reife, und sie waren auch für Kaiser Kurl eine ernste Schule, in der er sicherlich viel gelernt hat. Alle, die mit dem Fürsten in Berüh rung gekommen sind, schildern ihn als eine auf geweckte Natur, als schlichte Persönlichkeit, die 's verstand, sich auf das trefflichste mit der» Unter gebenen zu stellen und sich beliebt zu machm.' Je denfalls ist er bemüht, sich Vertrauen zu schaffen und dieses werden seine Völker ihm hoffentlich auch entgegen bringen, denn das bildet die Grundlage eines segenreichen Zusammenarbeitens. Das am so mehr in einer schweren Zeit wie oer jetzigen, wo er sich darum handelt, den Donaustrat gegen die andringenden Feinde zu verteidigen und die staat liche Existenz der Monarchie auf dem Spiele stanv. Schwere Last ruht auf seinen jungen Schultern, und auch in Deutschland begleiten ihn die besten Wünsche, daß es ihm vergönnt sein möge, die ihm anvertraute Mission zum Heile des mit uns so eng befreundeten Reiches durchzuführen, dessen Stärke auch für uns von größter Bedeutung ist als Geaen- gewicht gegen jene Strömungen, die den Mittemäch ten einen Platz an der Sonne nicht gönnen wollen. In Kaiser Franz Joseph verliert Deutschland einen treuen Freund und Verbündeten, aber Kaiser Karl wird, des dürfen wir gewiß fein, in den Fußtapfen feines Vorgängers wandeln, in der Erkenntnis, daß nur bei Deutschland die Donaumonarchie ihr Heil suchen kann. str Eibenstock, Larkfeld, hundrhübel, Neuheide, Gberstiltzengran, Schönheide, Schönheiderhammer, Sosa, Anterstiltzengran, Mdenthal usw.