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Sächsische Volkszeitung : 22.11.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192111225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19211122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19211122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-11
- Tag 1921-11-22
-
Monat
1921-11
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.11.1921
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Nicht aiitdrüMich zurlickverlangte »nt> mit Rückporto nicht versehene Sinlendungen an die Redaktion werden nicht aufbcwabrt Anietgeu, Annahme von EelchättSanzeigen dir 1V Uhr. von Familienanzeigen bis I I Uhr vorm. — Preis tllc di« Petit.Spaltzetle aller Anzeige» I.«« 4k. >m Reklameteil 4.-4». — Für undeutlich geschriebene iowte durch Fernsprecher aulgegebcne Anzeigen iSnnen wir die Berantwortltchkeil sin di« Richttgkeil der Textes ntchs übernehme« Gegen die Zerstörung der Dieselmotors Berlin, 20. November. Die deutsche Negierung hat durch ihre» Botschafter in Paris an die B 0 t s ch a s t e r t 0 Il se r e n z die nachstehende Note, betreffend den Neubau von schnellaufenden Dieselmotoren gerichtet: Die Interalliierte Marine-Kontrollkommission hat in einer an die Deutsche Marine-FricdenSkominisstvn gerichteten Note vom 20. Juli den Vau von drei schnellaufenden Dieselmotoren bei der Firma Venz in Mannheim mit der Erllärung beanstandet, dass diese Motoren Untcrseebootsmaschine» und somit „Kriegsmaterial" seien. Sie hat die Fertigstellung der Maschinen untersagt und ge fordert, daß sie nicht von Ort und Stelle bewegt werden diirsen. Nachdem di« Marinc-Friedenskonunission diese Forderung als nnbegriindet ziirückgewiesen hatte, hat die Kontrollkommission diese Weigerung in einer an das Auswärtige Amt gerichteten Note vom 25. August als Berlehung des .Ultimatums bezeichnet und ihren Standpunkt unter Berufung auf dieses und ans die darin in Bezug genommene Entscheidung der Votschnsterkonsercnz vom 3. September 4020 aufrechterhalten. Die deutsche Regierung vermag die Forderung der Kommission nicht als berechtigt anzucrkenncn. Es besteht kein Streit darüber, daß es sich bei den frag lichen Motoren weder um Maschinen handelt, die aus dem Abbruch von Unterseebooten herrilhrcn, noch um solche, die für llnler- seebootszwccke bestellt oder jemals dafür bestimmt gewesen wären. Vielmehr sind die Motoren von der Firma neu für gewerbliche Zwecke hergestellt, in einer Form, wie sie, wenn auch noch nicht so vervollkommnet, bereits vor dem Kriege für friedliche Zweite Verwendung gefunden hat. Sie sind also reine FriedenSmnschinen. Die Kontrollkommission scheint nun aus den von ihr ange zogenen beiden Entscheidungen das Recht für sich herleite» zu wollen, zu bestimmen, daß eiu gewisser Maschinen typ in Deutschland nicht hcrgestellt werden dürfe, obwohl er nachweisbar nur zur Verwendung für friedliche Zwecke bestimmt ist. Dieses Recht steht ihr nach Ansicht der deutschen Regierung weder allgemein, noch Im besonderen Falle zn. Dies ergibt sich erstens daraus, daß das Problem der Die selmotoren nicht durch das Ultimatum, sondern durch besondere Entschließungen der Botschasterkonserenz geregelt worden ist. Diese Entschließungen zeigen, daß die Botschasterkonserenz der fried lichen Verwendung dieser Maschinen keine Hindernisse in den Weg legen wollte. Hat sie sich doch sogar mit der Unterbringung der für Unterseeboote bestimmten Motor« in gewerblichen Be trieben einverstanden erklärt. Wenn sie dies unter Vorbehalt ge tan hat, so findet das seine Erklärung darin, das, es sich um Oiegenstände handelte, die ursprünglich für Zwecke der Kriegs- fiihrung verwendet werden sollten, nicht aber darin, daß die Konferenz derartige Maschinen überhaupt als „Kriegsmaterial" angesehen hätte. Mit dieser Annahme wäre namentlich die Ent scheidung vom 1. Juni 1921 unvereinbar, die ausdrück lich zwischen Maschinen als solchen und den beim Einbau wegsal lenden. als „Kriegsmaterial" zu behandelnden Teilen unter scheidet. Es würde dem Geiste dieser Entschließungen nicht ent sprechen, wenn nunmehr der Neubau ähnlicher Maschinen denen etwaige „kriegerische" Merkmale völlig fehlen, für unzulässig er Die Washingtoner Konferenz Washington. 19. November. Von maßgebender britischer Seite verlautet, daß die Mitglieder der britischen Abordnung sich ans eine Erörterung der Frage des englisch-japa nischen Bündnisses vor dem Konsercnzaussckmß für die Frage des fernen Ostens vorbereiten. Großbritannien betrachte dieses Problem als von überragender Bedeutung. ES wird erklärt, daß Großbritannien vollkommen bereit sein werde, den Abschluß eines zweiseitigen Abkommens oder eine Revision der englisch-japanischen Vereinbarung, die für die Vereinigten Staaten vollkommen einwandfrei wäre, zu erwägen. Eine Schwierigkeit bei dem Entwurf einer solchen Vereinbarung würde jedoch am Ende die Halt» ug des amerikani schen Senates sein, der, wie man annimmt, jeder Verein barung von der Art eines Vertrages abgeneigt sein würde, und es wird daher die Möglichkeit erwogen, einer derartigen Verein barung eine solche Gestalt zu verleihe», daß jeder Gedanke aus ländischer Verwicklungen auSgcschaltet wird. Washington, 20. November. Von hoher amtlicher Seite wird darauf hiugewicsen, daß die amerikanische Abordnung die verhältnismäßige Stärke der Flotten, die in dem amerikanischen VerminderungSvorschlage festgesetzt wird, als grundlegenden Vorschlag ansieht. Von maßgebender Seite ist der Vorschlag gemacht worden, daß, wenn die Washing toner Konferenz eine Verminderung erziele, andere Nationen, die nicht an den Verhandlungen teilnehmen, eiugeladen werden sollen, ihren Anschluß an diese Verminderung zu erklären, damit sich das Abkommen nicht nur auf die nenn Nationen beschränkt, die auf der Konferenz vertreten sind. Die amerikanischen Regierungs- krcise sind der Ansicht, daß über die Probleme des fernen Ostens eine internationale Verständigung, aber nicht ein formeller Vertrag zustande kommen werde. Eine Mit teilung der chinesischen Abordnung besagt, daß China der Erneue rung des englisch-japanischen Bündnisses sich widersetze und auf Aufhebung des Lansing-Jshii-Abkommens bestehe. London, 20. November. Der Sonderberichterstatter der „Sun- dah Times" auf der Washingtoner Konferenz kabelt seinem Blatte, die Mitteilung der amerikanischen Absicht, unbeugsam zn dem Verhältnis 5 :3 zu stehen, sei in einer Art erfolgt, die unzweifel hast nach einem Ultimatum schmecke. Der Eindruck vertiefe sich, daß die Lage sich rasch auf einen Punkt hin kristallisiere, wo England und Amerika eine vereinte Front zugunsten des Pro gramms von Hughes gegenüber dem Beharren Japans aus Ab änderung bilden werden. Von amtlicher britischer Seite wird dem Berichterstatter erklärt, die britischen Vertreter in Washing ton seien übereinstimmend der Ansicht, daß der Erfolg der Washingtoner Konferenz gesichert sei. Auch der klärt werden sollte. Die deutsche Regierung glaubt vielmehr mit Recht davon auSgehen z» können, daß diese Beschlüsse gerade ihren Standpunkt rechtfertigen, wonach die Nenherstellnng schnell- laufender Dieselmotoren, soweit sie nicht ausdrücklich für Unter seeboote bestimmt sind, keinerlei Beschränkungen unterworfen sein kann. Aber selbst wenn die Kontrollkommission durch die Sondcr- entscheidnng in der Diesclmotorcn-Frage nicht gebunden wäre, würden ihr doch weder der Beschluß vom 3. September 1020 noch das Ultimatum das Recht zu dem oben gekcnnzeichneien Vorgehen geben. Diese beiden Entscheidungen würden sie nur ermächtigen, zn bestimmen, was von den Beständen, die während des Krieges Marinezwecken gedient haben und sich bei Unterzeichnung des Friedensvertrages im Besitze des Deutschen Rein,es befunden haben, als Kriegsmaterial im Sinne des Artikels 402 zn gelten hat. Daß ihr der Beschluß vom 3. September >020 keine wei- tergehenden Rechte verleihen wollte, ergibt sein -Wortlaut sowie der Umstand, daß er sich als eine reine Ansführnngsbestimmnng des Friedensvertrages darßellt. Das Ultimatum beschränkt sich in diesem Punkte darauf, die bereits im Beschlüße vom 3. Sep tember enthaltene Bestimmung zn wiederholen »nd näher zn er läutern, ohne jedoch darüber hinansgehen zn wollen. Wen» nun die Kommission das Recht für sich in Anspruch nimmt, die Herstellung eines bestimmte» Maschin nlyps zn unter sagen. dessen BenvenSbnrleit für friedliche Zwecke unbestritten ist, so liegt darin eine oficnbare Ueberschrcitiing ihrer Befugnisse. Sie verläßt das ihr einzig und allein zugcwiesenc Feld der Ab rüstungskontrolle und unternimmt es, in die wirt schaftliche Betätigung » nd Entwicklung Deutsch lands nnf das empfindlichste ei n z g r c i s e n. Sie will einen Fabrikationszweig der dciiischen Industrie unterbin den, der weit in die Vorkriegszeit znrückreicht, der wohl, wie biele andere, während des Krieges vorwiegend in dessen Dienst gestellt worden ist, der aber seine natürliche Bedeutung auf dem Gebiet der FriedenSwirtschast hat und immer haben wird. Wie abwegig cs ist, den schnellaufenden Dieselmotor ohne weiteres als typisches Kriegsgerät zn stigmntiesieren, ist bereits in der Anlage der Note vom 27. Oktober 1020 dargelegt. Die dortigen Aus führungen werden !n der bcigesügte» Antnge ergänzt: ans ihr mag auch entnommen werden, welche Tragweite sär die wirlschaft- liche Entwicklung und damit für die Reycirntionssähigkeit Deutsch lands die Vernichtung eines so bedeutsamen und zukunftsreiche» Gewerbezweiges haben würde. Nach alledem sieht sich die deutsche Nrglcrung nicht in der Lage, der For derung der Kontrollkommission Folge zn geben. Sie kann auch nicht anerkennen, daß in der Weigerung der Ma- rine-Friedciiskoinmissioii eine Verletzung des Ultimatums zu fin den ist, und bittet ans Gründe» deS Rechts und der Gerechiigkeit, vor allem aber auch mit Rücksicht auf die in der Anlage erörterten wirtschaftlichen Momente, die Botschasterkonserenz, die in ihrer Note vom 10. November 4920 gerade im Zusammenhang mit der Dieselmotoreii-Frage und In zutreffender Würdigung ihrer Beden tiing erklärt hat, daß sie die wirtschaftliche Letstnngssähigleit Deutschlands keineswegs beeinträchtigen wolle, die Kommission anzuweisen, von ihrem Verlangen abstand zu nehmen. Washingtoner Berichterstatter des „Weekly Dispcich" ist der An sicht, daß trotz des streitbaren Tone- der amerikanischen Preise gegen die japanische Forderung ans Abänderung des anierilani- schen Vorschlages noch nichts eingelreien sei, was etwas anderes als den größten Optimismus rechtfertige. Paris. 20. November. „Matin" meldet ans Washington, Briand werde am Donnerstag abend in Nenyork im LotoSllnb eine Rede hakten und Freit ag ab reise». Mit Viviani blie ben die meisten Mitglieder der französischen Delegation, darunter Philippe Bcrthelot, in Washington zurück, auch die maritimen Sachverständigen; die militärischen Sachverständigen jedoch wurden mit Briand znriickreiscn. Wenn eryoraerlich, habe Viviani stets an Marschali Foch den beste» »n'itcnischeii Sachverständigen. Washington, 20. November. Nach einer Havaömrldiing hat sich die R e u 11 e r k 0 in in'1 s s i 0 >1 gestern mit der Frage des Stillen Ozeans und des fernen Ostens beschäftigt und sich zii- unsten deS Grundsatzes der territoriale» Unversehrtheit svwie es Grundsatzes der offenen Tür und der Gleichheit der Behand lung aller Nationen in China ausgesprochen. Differenzen zwischen Jilpnn und Ametkka London. 20. November. Einem Soudeibcricbt des Bci'ckst- eistattcrS der Exchange Teleor-E.oinv ans Wa Hanta» ricko!,'? schc >1! die erste Spaltung auf der Wa'liö-gtoncr Konstr.,,? zu droht». T-otz der Waniiinren dir Vereiniatcn ^taaien, daß st- a»i tcr Durchsühning der Hanp!p»icktc der H»alic-*sch-o Vorickläg bcstitn e». stellt sich Jap in ans tcn Siandpnnlt daß se ne Eiioßkampckaiin.iar 70 Pioz. statt der vo» an»rikon'.sche> Seite voigcsckckagencn 00 Pro-., betragen loltc. Tie cimcrikaiustben Delegierten »nt ist tz-u diw P>o ramm deS Staa ösrkielöiS Hnabes «nd wü-crsctzt » sich «»eich'ch d>m 1 ach ihrer Ansicht unnötigr» F uschen. Bon »msuib'ntnr ia> pan scher Sille wiid dagegen iii'tgeteilt, daß Japan in die er Frage einen dem Standpunkt der Verelnigken Staat»» scharf entgcgrn- gesrtzten Standpunkt rim ehme. Exkaiser Kail auf Madeira Funckal, 20. Nob mbcr. Ka.l und Zita sind am Sonnab.nd hier einzet,offen und habe» sich iosort nach ihrem Ansinilia I. oit begeben Die Menge grüßte die Veibannie». London, 20. November. Z» de n Pariser Bericht m.Oel Revier, daß England geneigt kein w irde. die not gen G.idcr süi den Exkaiser Kar! zu geben. Es könne »acht d'e Rcde d von sci». laß die rngliiche Regierung tste Verantwort»»» iür die AuS.ahliing de» für Karl» Lc-«»»iinterhalt benSiigien Betrage» auf sich nehme. Hierüber werde zwilchen dem Boischaflerrat und den verschiedenen Nachrolgestaate« verhandelt, dte wahrscheinlich IS Millionen Pfund Stexlln, z»s«n,«endrin,en werde«. , Die Kreditaklion der Industrie und die Arbeiter und Angestellten Von Dc. G r ir n e n b e rg - Düsseldorf Das Kred'tongebot der Industrie an das Deutsche Reich hat bekanntlich weite Kreise der Arbeiter, Angestellten und Beamten stark erregt und einen Sturm der Emrüstung und des Un willens heraufbeschworen, wie in einer Ne'.he öffentlicher Kund gebungen zum Ansdruck gebracht worden ist; die genannt:» Kreise verlangen strikte Ablcbiiung des Angebots, denn sie fürchten die Folgen wie Entrechtung und materielle Schädi gung der Arbeiter. Angestellten und Beamten und eine uner- tcägitche Abhängigkeit, eine neu entstehende Machtstellung deS Unternehmertums; das Angebot sei eine „Provokation der ge samten deutschen Bevölkerung". (!) Außer der Ablebiiung ver langen sie von der Neichsregierung Garantien für die Zukunft, daß di- Rechte dieser Kreise nicht geschmälert tocrdc». Man kann diese Erregung des Allgemeinen Deutschen GewerkschaftS- bnndes und des Allgemeinen Freien AngestelltenbniideS durchaus verstehen. Man kann auch begreifen, daß die dadurch zunächst bclroffeue» Kreise nicht bloß eine Ablehnung verlangen, svn- dern ihre jetzigen wirischafilicheii Verbäitnisse und ihre Er rungenschaften rechtlich verankern möchten; ja, ich gehe noch einen Schritt weiter und sage: Die genannten Kreise traben be rechtigte Ansprüche auf ihre Forderungen. Andererseits n.nß man aber auch die Sachlage ganz objektiv betrachten und sich die Folge» einer Ablehnung vergegenwärtigen. Ich will, wie ich ausdrücklich herverhcbe, durch meine felgenden Alissührungen gewiß nicht in die Rechte und Entschließungen der Arbeiter, An gestellten und Bccimtcn ciugrecfen. Aber mau darf sich sie Lage, in die ivir allmählich hiiieiiigeraten lind, doch auch nicht länger verheimlichen. Unser ganzes gegenwärtiges Wirtschaftsleben lst ein Chaos geworden. Auf allen Gebieten hat eine an Wahnsinn gren-,ende Preisbildung eingesetzt und damit eine Ilnierbindnng der nötigen Lebenshaltung eines 60-Millionen Volkes. C.n Notschrei ganzer Stände nach Nahrung, Wohnung. Kteidckmg geln durch das gesamte Volk; dazu kommt die unerträgliche Be lastung infolge de? Versailler Friedens, durch Steuer und Ab gaben aller Art. Kein wirtschaftlich Denkender, auch aus den genau,lie» Kreise», kann sich der Einsicht entziehen, daß wir mit Gewalt dem Abgründe zutreiben und vor einer Katastrophe schlimmster Arr stehen. Manche Kreise trösten fick zwar mit dem Hinweis auf Rußland und Oesterrei.ch wo die Zustände ebenso seien, wenn nicht schlimmer, und da? Volk dennoch seinen Lebensunterhalt finde. Dieses ist eine Selbsttäuschung schlimm ster Art; denn wenn wir in Deutschland solche Zustände wie in den genannten Ländern erleben müßten, so würden diese viel schlimmer werde», weil es zu einem Vellen Ilniergange unseres Volkes führen würde. Ein Kiiltiirbolt wie das deutsche kann solche Zustände nicht ducchmachen. Jeder Einsichtige weiß auch, daß solche Zustände, wie wir sie -etz! haben, auch nicht von Dauer sein können, das gesamte Volk muß sich nnturnotwcndig dagegen ausli-hiien, weit es sie nicht mehr ertragen kan» und weil we-te Kreise durch sie bereits vollständig proletarisierl sind. Wir müssen also ans dem Chaos heraus, und zwar baldigst. — DaS Angebot der Industrie zeigt uns einen Weg, aus dem wir möglicherweise aus dem Chaos heraiiSkrinineil können. Aber cS uiilcrliegt gar leinem Zweifel, daß es für weite Kreise einen Rückschritt bedeutet. Andererseits aber würde eine A!>1ebnniig desselben unseren Notstand verlängern mit der Gewißbeit des vollkommenen Ruins. Das aber würde die Veriiichinng der Lebenshaltung aller bedeuten zugleich mit dem Untergang der Industrie. lind weitert Da wir nicht mehr zahlungsfähig sind, um die Schulden a» die Enienle abzuiragen. so liegt die große Gefahr nahe, daß die Entente selbst da-» übergebe» wird, unsere jetzt noch freien NeichStzciriebe, wie Eisenbahn und Post, und alle sonstigen öffentlichen Betriebe ai- Pfand für sich in Anspruch zn nehme» »nd nn sich zu reißen. Daraus würden sich dann aber schlimmer- Folgen ergeben, a!s solche durch das Angebot der Industrie befürchtet werde». Zweifetsohne würden dann die Arbeiter, Angestellten und Beamte» vollständig ent rechtet. rücksichtslos würden die verpfändci-n Objekte anSgeh.'iilet werden. Man verkenne die Gefahr nicht. Ein Beleg dafür ist die Auslassung des französischen „Journal" vom 14. November, das ui eine,» Leitartikel schon daraus binweist, „daß die All!- ier.-n sehr energisch inierbeniercii würden, wenn die Reich?- regieri-iig den Forderungen der Industrie nachgehe". Es muß dock- zu denken geben, daß die Alliierien »'ich jetzt plötzlich ans den Standpunkt der Arbeiter, Augosiollten und Beamte» stellen. Das- bedeutet sicher nichts Gutes für sie und da? gesamte deutsche Volk. Man geht wahrscheinlich mit der Vermutung nicht fehl, daß Absichten der oben angedeuteten Art ^-i ihnen bereits be stehen. Auch die Reichsregicrung scheint nach dieser Nichinng Befürchtungen zu haben, was daran? zn schließen ist, daß die Kahiiieltsberhandliingeii über das Angebot der Industrie bis jetzt eraebniSloS verlaufen sind; hätte sie da? Angebot glatt ab gelehnt so würde das hereit? bekannt geworden sein. Man ver hehlt s-cki bei der Reichsregieriing nnzweiietbnft nicht die Gefahr der Folgen einer strickten Ablehnung. Da man aber ebenso wenig da? Aiiciebot der Industrie annebinen kann, io liegt e» nahe, einen Mittelweg zu suchen. Dicser wird zwar weder die Industrie einerseits, noch die Arbeiter, Angestellten und Beam ten andererseits befriedigen könne», aber er scheint mit möglich zu sein. Jedenfalls ist er das kleinere Nebel.
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