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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911013019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891101301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891101301
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-13
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
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Abomrem entspreis in der Hauptexpeditton oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich->14.5(1, bei zweimaliger täglicher Hustettung ins Morgen-Ausgabe. Haus 5-bO. Durch die Hast bezogen für Deutschtoud uud Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direct, tägliche Kreuzbandsendung ioS Ausland: monatlich -X 9.—. Tie Morgen-AuSgabe erscheint täglich V,7 Uhr, dir Lbrnd-AuSgobe Wochentags 5 Uhr. Lröartion vn- Expedition: JshanneSgaffe 8. Die Expeditton ist ununterbrochen gc- Sfstiet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: vtt* Kleunn's Sortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 1, L«uis Lüsche, Lrühariaesstr. 14, pari, uud AönigSplatz 7. Druck und Verlag von S. Polz in Leipzig. NmjMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. JasertionspreiS Morgrn-AuSgabe: di« Kgespaltene PrtkN ^eile Reclamen unter dem Redactions- rtch (4 gespalten) üO^, vor de» Familien nachrichten (6gespalten) 40 Abend-Ausgabe: die Kgespaltene Petitzeile 40^Reclameo unter dem RedacttouSstrich lägelpaltra) 1 Familiennachrichtrn und Anzeigen verlorener Gegenstände (ügespalteo) 20^. Gröbere Schriften laut miserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zigernsotz nach höherem Tarif. Eytra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbesSrdenuig 60.—, mit Postbesörderuug 70.—^ Annahmeschluß für Äaseratr: Abeud-AitSgab«: LormiktagS 10 Uhr. Morg« n-AuSgab«: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh 9 Uhr. Lei dru Filialen und Annahmestelle» je eia» halb« Stunde früher. Inserat« sind stets an die Ex-eAttt»» zu richte». ^-321. Dienstag den 13. October 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekliilntiimchllily, ^ . die Landtagswahl im 1 Wahlkreise der Stadt Leipzig betreffend. ^ Im I. Wahlkreise der Stadt Leipzig, welcher in die in der Ansnge (-) enthaltenen Wahlbezirke eingetbeilt worden ist, findet die Abgabe der Stimmzettel für die mittelst Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 27. August dieses Jahres ans den 13. Oktober dieses Jahres ausgeschriebene Wahl eines Abgeordneten zur II. Kammer der Siändeversaminlung in dem i» der Nniilge für jeden Wahlbezirk bestimmten Wahllokale während der Zeit von IV Nhr Vormittags nnuntcrbrochen bis Nachmittags 4 Uhr statt. DaS Wahlrecht wird durch Stimmzettel aut-geübt, welche bei der Abgabe uueröffnet in ein verschlossenes Behältniß zu lege» sind. Auf denselben ist die Person der zu Wählenden so zu bezeichnen, dag über Letzteren kein Zweifel übrig bleibt. Stimmzettel, welche dieser Vorschrift nicht entsprechen, ingleicheu diejenigen, welche die Namen mehrerer Personen oder einer nicht Wählbaren Person enthalten, sind ungilttg. Leipzig, am 3. Oktober 1891. Friedrich Otto Hermann Pfeiffer. Carl Rudolf Wunderlich. Friedrich August Herrmaun. vr. Oskar Otto Heinz«. AlphonS Friedrich Dürr. Carl Gustav Schinidt-Söhlmaua. Richard Heinrich Ayrer. Carl Friedrich August Trinckler. Die Wahlvorsteher. Arthur Felix Janke. Franz Julius Emil Stuck. Emil Hermann. Carl Eduard Otto Nebe. Johannes Friedrich Lotze. Ilr. Albert Gentzsch. Earl Ä ottlob Dießnc c. Ansuge G Wahl bezirk Straßen und Plätze, welche der Wahlbezirk nmsatzt. Wahllocal. 8. 4. k. 6. 7. 8. 5. 10. II. J2. 13. 1«. 15. Burgstraß« mit Ptcißenburg, Petcrssttaße, Preußergäßchen, Cchloßgasse, Schalstrabe, Sporergäßchen Augustusplatz 3d, 4, 5 und 6, An der 1. Bürgerschule, Gewandgäßcbcn, Goeihcslrabe, Grimmaische Straße, Kupserqäßchen, Magazingasse, Markt, Najchmarkt, Neumartt, Peterskirchhof, Rtttersttaße, SchiÜcrslraße, UlltversitStsstraße ........ Barsußgäßchen, Große Fleischergasie, Kleine Fleiicheraasie, Hainsttaße, Klostergosse, Neu kirchhof, Thomasgäßchen, Thomaskirchhof, Töpferstraße Bahnhossttaßc, Brühl, Georgenstraße, Hallejch« Sttaße, Parkstrabe, Plauenscher Platz, Plaucnsche Sttaße, Wintergartcnstrabe Böttchergübchen, Goidhalmgäsjchen, Katharinenstraße, Löhr's Platz, Nicolaikirchhof, Nicolai- straße, Reichssttaße, Salzgäßchen, Schuhmachergäßchen, Tkeatcrgasse, Thcaterplatz Humboldtstrabe, Löhrstrabe, Lorllingstraße, Psaffendorsrr Sttaße, Uferstraße, Zöllncrstraß« Vlücherplatz, Blücherstroße, Lberhardsttaße, Keilstraße, Rordsttoße, Packhojstraße, Darthenstrahe Eutritzscher Straße, Gerberstraße Berliner Straße, Exercirplatz, Gneisenaustraße, Gohliser Straße, Gothisches Bad, Aeußere Löhrstraße, Nordplatz, Jorkplatz, Jorkjlratze Delitzscher Straße, Erlenstraße und Theresienitraße in Alt-Leipzig, Blüchersiraße, Lange Straße, Lindenstraße, Mariensttaße, Osisttaße, Thcrcsienslraße und Turnerstraße tn Leipzig-Eutritzsch Mbertstraße, Braustraße, Delitzscher Straße 21—127 nnd 18—172, Dübener Straße, Fabrikstraßc, Friedhosstraße, Garlcnstraße, Hauptstraße, Markt, Moctauer Sttaße, Pötzschancr Straße, Querstraße, Schöiieselder Siraßc, Sckiulstraße, Seitengasse, West- straßc und Wiesensrraße, sämmtlich in Leipzig-Eutritzsch Blumenstraße 1—11 und 2—14, Canalstraße, Aeußere Hallcjche Straße 2—26, sowie Kirchweg 12 in Leipzig-Etttritzsch. Augustenstraße, Blumenstraße, Böhuie- slraße, Dorotheensttaße, Aeldstraße, Fricdbosswcg, (Yeorgstraße, Kirchweg, Mägde- burger Straße, Mariensttaße, Tauchacr Weg und VierttlSwcg in Letpzig-iAohiiS Larlstraße. Aeußere Hallesche Sttaße 1—91 und 28—92, Liudrathaler Sttaße und Stiftstraße in Leipzig-Gohlis Llbertsttaße, Autonstraße, Bergsttaße, Bismarckstraße, Böitcherstraße, Brüdersttaße, Eisen- bahnsttaße, Garrenstraße, Hauptstraße, Kirchplatz, Lange Sttaße 27—45 und 47—60, Leipziger Straße, Lindenstraße, Mitlelslraße, Poclenweg, Noientbal- sttaße, Schillersttaße, Schmicdestraßc, Seitenstraße, Sidonieiistraß«, Teichsttaße, UlrichSsttaße und Wilhelmsttaße in Letpzig-PohliS Brausttaße. Breitenselder Sttaße, Untere Gcorgstraße, Aeußere Hallesche Straße 93—143 und 94—132, Kurze Straße, Lange Sttaße 1—24 und 61—65, Louisenstraße, Möckernsche Straße, Schachlsche Sttaße, Sedanstraße, Turucrslraße, Waldsttaße, Wettiner Straße, Wirsenjttabe uud Windmühlenstraße in Lctpjtg-iAohltS . . . Schankwirthschaft von KitzingL Helblg» Schloßgasj« 22/24. Sitzungssaal der Herren Stadtverord neten, Alte Handelsbörse, am Siajch- markte. „Stadtgartrn", Slostergasse 13. „Goldene Kugel", Parksttaße Id. „Stadt London", Nicolaistrabe 14. „Eldorado", Psassendorser Strab« 4. .Hotel du Nord", Blächerstraße 10. „Hotel Palmbaum", Gerbrrstrabe 3. „Gneisenautunnel", Gueiseuaustt. 7 uud Gohliser Straße 3. „BereinShos", Leipzig-Eutritzsch, Delitzschec Sttaße 42. RathhauS in LeipzigHkntritzsch, Markt. Gräsuer's Schankwirthschaft (Inhaber Genze), Leipzig-Gohlis, Augusteuslr. 24. VormaligcS Gemeindeamtsgebäude in Leipzig-GohliS, Kirchplatz 1. „Neuer Gasthof", Leipzig-GohliS, Leipziger Straß« 4. „Weintraube", Leipzig-Gohlis, Möckernsche Straße 35. Bekanntmachung. Der Dienst bei den Frrnsprech-VermittelungSanstalten in Leipzig wird auch in den Wintermouaten um 7 Uhr Morgens eröffnet. Leipzig, 10. October 1891. Der Kaiserliche Ober-Poftdtreclor. Waste r. B. Diebstahls-öekanutmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein flacher silberner Ring mit der Graviruug: „Zum An denken", am 2. d. M.; 2) ein Bierseidel von dunkelgelbem Steingut mit Zinndcckel, Malerei und einem Spielwerk am Boden, am 28. vor. M.; 3) 8 silberne Kaffeelöffel mit eingepreßter Fraueuabbildung und dem Zeichen Ick." am 1. d. M.; 4) ein violett- und ein grauseidenes Kleid, beide getragen, vom 28. vor. bis 4. d. M.; 5) ein Ktudermantrl von röthlich grauem gerippten Stoff mit dreifach gefaltetem Kragen und grauen gemusterten Steinnußknöpse», am 6. d. M.: 6) ein Sommer Überzieher von hellgrauem glatten Stoff mit einer Reihe grauer Knöpfe, verdeckter Batterie, schwarz- und braun- carrirtem Futter und gelbem Settchenhenkel. am 5. d. M.: 7) ein Tommerüverzirher von rehbraunem Buckskin mit dunkelbraunem, schräg gestreiftem Futter, Perlmutterknöpsen und Stoffbeutel, am 1. d. M.: 8) 6 Stück Handtücher. 4 Franrnhrmden 2 Manns- beiudru, ein Tischtuch und Bettüberzug, sämmllich weißleinrn, theilS „b. dl.", lHeils 8.", die Mann-Hemden gezeichnet, am 2. d. M.; 9) ein Frauenprlz mit grünem Bezug und handbreitem Bisam- besatz, vom 3. August bis 2. d. M.; 10) ein photographische« Objektiv, im Rahmen gravirt: „stapick Xpllumt Lunbeam", am 2. d. M.; l 1) rin Handwagen, alt, zweirädrig, rothbraan gestrichen, mit Aufsatz. vom g. bis 7. d. M-: 12! ein Handwagen, vierrädrig, mittelgroß, blau gestrichen, mit Letter-Ausso», am 7. d. M.; 13) ca. vv Stück eiserne LustheiznngSrohre. desect, 60 cm laug, 35 cm hoch und 15 cm breit, während der letzten 3 Monate. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Thäter sind ungesäumt bet unserer Ertmtnal-Abtheiluog z,r Anzeige zu bringen. Leipzig, am 10. Oktober 1891. L— Polizei»«t »er Stadt Leiprig. vretschnilder. Br. Lekauntmachung. Tie Räume der NechnungS- und Laffeuverwaltung der Gas anstalten bleiben wegcu Umzugs Freitag und Sonnabend, den 16. und 17. Oktober d. I., geschlossen. Des RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. Lekliiintinachullg. Wegen Reinigung der Geschäftsräume können in unserem Meldc- a»ite, Abtbcilung I, Buchstabe -1—1- (für bleibende Einwohner- Wächterstrabc Nr. 5, 1. Etage, am 16. und 17. dieses Monat- uur dringliche Geschäfte erledigt werde». Leipzig, am 10. October 1891 Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. v. R. 4198. Bretschneider. H. Offene polnei-tvachtmeiker-Ztelle. Bei dem Unterzeichneten Gemcindevorstand ist die Stell« eines Htz»»« zum 15. November d. I. zu besetzen. Mit derielbeu ist »eben freier Uniform eine Jahresbesoldung vou 1500 X und Pensionsberechtigung verbunden. Die Anstellung erfolgt gegen '/«jährige beiden Theilen freistehende Kündigung. Das Execulivpcrsonal besteht zur Zeit aus 1 Wachtmeister, 1 Vicewachtnieister und 16 Schutzleuten. Bewerber, welche gesund und von kräftigem Körperbau sind, ein« gute Schulbildung und im Polizeidienst schon Erfahrung haben, Energie und gute Militairpopiere besitzen, auch nach Befinden eine Prüfung oblegen muffen, wollen sich bis zum »6. d. M. schriftlich unter Beigabe eines jelbswrrferligten und geschriebenen Lebenslaufs und der Zeugnisse melden; nur Bewerber mit vorzügliche» Zeug- Nissen können berücksichtigt werden. Weimar, den 8. October 1891. Der Gemetndevorstand Grohh. Residenzstadt. Der Oberbürgermeister: Pabst. Elsaß-Lothringen und das Reich. Da- VerbLltuiß Elsaß-LotbringrnS zum Deutschen Reiche bat sich im Lause der Zeit dock wesentlich geändert, und als die Errungenschaft der seit der Wiedervereinigung mit dem Mutterland verflossenen 2l Jabre tritt die allgemeine lieber- zcitgung von der Unauflöslichkeit de« wirderhergestrüt« Zu- sammenbanges der ursprünglich deutschen Provinren mit Deutschland bervor. Ein sehr bemerkenSwerlher Vorgang war die Anrede, mit welcher vr. Petri den vom llrlaube beimkehrendcu Statthalter auf dem Babuhos in Straß- bürg als Vertreter der Mitglieder des LaiideöauSsckmsseS begrüßte. Der Dank sür die Aufhebung der strengen Preß- vorschrijtcn erscheint in dieser Rede als die Nebensache, der Grundgedanke der Rede war in den Worten enlhatten: „Wir werden stets bereit sein, auf der unerschütterlichen Grundlage ber Znsammenzellörigkcit von Elsaß-Lothringen mit dem Reiche Euer Durchlaucht, den Förderer unserer Interessen, den cdel- müthige» Freund der Bevölkerung, nach beste» Lbrästcn in dem Koben Bestreben zu unlerstützen, die politischen nnd wirth- schaftlichen Berbällniste zu gedeihlicher Entwickelung zu bringen, zum Wohle des Reiches und des Landes." AnS diesen Worten ergiebt sich, daß die Zeit deS Protestes vorüber ist und daß sich die Bewohner der ReichSlande in den neuen Zustand emzuleben beginnen. Sie haben cingeseben, daß die Wühlereien der französischen „Patrioten" ihnen nur Verlegenheiten und Schwierigkeiten bereuen, daß geheime Ge- sellschaflen Wohl den inneren Frieden deS Landes gefährden nnd ihm den Genuß der Gegenwart und Zukunft ver kümmern, aber niemals zu rem Ziele führen können, Elsaß-Lothringen aufs Neue mit Frankreich zu vereinigen. Gleichzeitig mit der Ausbreitung dieser Anschauung in den Rcichslandcn ist das Geschrei in Frankreich nach der Rück eroberung Elsaß-Lothringens verstummt. Tie „Patrioten" haben ihre Bedeutung in Frankreich eingebüßt, seitdem eine kräftige und zielbewnßle Regierung ihren Aufreizungen Schranken gesetzt bat. Bei der Lobcngrin-Anssührnng in Paris sind die Kundgebungen der Patrioten wirkungslos verpufft, das entschiedene Auftreten der Polizcimaiinschasten hat die beabsichtigten Ruhestörungen nicht zur Entfaltung kommen lassen, einige Angriffe der berittenen republikanischen Garde haben die erwünschte Wirkung gehabt und gezeigt, daß eö nur einiger Tbalkraft der Regierung bedarf, um dem Treiben der „Patrioten" ein Ziel zu setzen. Der Minister ConslanS hat den dazu erforderlichen Muth bewiesen und damit einen überraschenden und durchschlagenden Erfolg erreicht. Von unzweifelhaftem Einfluß aus die gegenwärtigen Zu stände ist die Hinabstoßung Bvulanger'ö von seiner schein baren Höhe gewesen, die ihn schließlich znm Selbstmord getrieben hat. Eine schwankende und thatenlvse Regierung hatte unabsehbares Unheil anrichten können, streit Boulanger unter ihrem Schutze wahrscheinlich die Macht an sich gerissen hätte, während es nur einer mäßigen Krastanstrengnng be durfte, um die Erbärmlichkeit des Abenteurers in ihrer wabren Bedeutung zu enthüllen. Die Politik der verbündeten Recziernngen in Elsaß Lothringen ist stets durch die Ereignisse in Frankreich beeinflußt worden, und cS ist unzweiselbast, daß die Ausführung der „Patrioten" gegen die Kaiserin Friedrich während ihrer Anwesenheit in Paris den Anstoß zur Wieder- aufhebung der schon gewährten Paßerleichtcrungen gegeben hat, aber ebenso falsch ist die Annahme, daß die Annäherung zwischen Frankreich und Rußland in irgend einer Beziehung zu den neuerdings gewährten Verkebrscrlcichterungen in Elsaß-Lothringen steht. Es hat sich einfach hcrauSgestclll, daß die Mißslände, welche die Paßmaßregel nölhig gemacht haben, nicht mehr in dem früheren Umfange bestehen, und deshalb ist die Aushebung angeordnet worden. Deutsche Regierungekandlungen sind niemals der Ausfluß der Laune, der Ralhlosigkcil oder gar der Furcht, sondern sie haben stets ganz besondere und triftige Gründe, und wer sich die Mühe gicbt, diesen Gründen nachzuforschen, wird sic auch stets mit leichter Mühe entdecken, wenn sie auch nicht immer als stich haltig erkannt werden mögen, wie das z. B. in der Evlouial- Politik der Fall ist. Frankreich gegenüber waltet seit dem FricdenSschluß vom 10. Mai l87l das Streben vor, die Erinnerung an die KriegSzciten so viel als möglich zurückzudrängen und einen Zustand auszurichien und zu befestigen, welcher das fried liche Nebeneinanderleben der Deutschen und Franzosen auf die Dauer ermöglicht und verbürgt. Deutschland ist in der Belbäligung diese« StrebenS nicht ermüdet, obgleich ihm das Leben durcd seinen westlichen Nachbarn oft recht schwer ge macht worden ist. Wir haben das Geschrei nach Racke und »ach dem Rückcrwerb von Elsaß-Lothringen als eine Eigcn- thümlichkcit der französischen Nation wenn auch nicht als berechtige in Kauf nehmen muffen, nur um des Friedens willen, wir haben aber andererseits Maßregeln getroffen, um den Franzosen den Friedensbruch so schwer zu machen als irgend Ihunlich. Frankreich hal daraus mit den Be werbungen um die Gunst Rußlands geantwortet und damit endlich Erfolg gehabt. Jetzt, nachdem ein sehr inniges FreundschaftSverhältniß der beiden Mächte ru einander erreicht ist, stießt Frankreich plötzlich über von Friedenövcrsichrrungen. Es vergebt kaum ein Tag, an welchem nicht irgend ein französischer Minister eine friedliche Rede hält, ohne daß dadurch die Fricdciiszuversicht wüchse. Aber in einem Punctc stimmen die FrictenSreden der französischen Minister überein, und das ist in der Bci- seitelassung von Anspielungen auf den Rachckricg. DaS Losungswort ist jetzt die Wiederherstellung des Ranges, welcher Frankreich unter den europäischen Mächten gcbübre, und der Einfluß, welchen Frankreich auf das europäische Gleichgewicht übt. Frcyciuel hat eine neue Formel gefunden, um diesem Gedanken Ausdruck zu geben, indem er in Toulon sagte: Frankreich bedrohe Niemanden, rS wolle den Friede», aber eö wisse auch, daß eS kein sichereres Mittel gebe, uni ihn zu erhallen, als ihn von Niemandem zu erwarte», sondern ihn sich selbst uud der Achtung zu verdanken, die man einflöße. Es ist die sprichwörtliche Ueberhebung und Anmaßung der Franzosen, welche aus diesen Worten hervorleuchlet, aber wir könne» diese Eigenschaften nicht aus dem französischen BolkScharakter entfernen, wir müssen sie als ein nothwcndigcS Uebel in Kauf nehmen. Wir müssen cS uns daran genügen lassen, daß die Vertreter der sranzösischrn Regierung bei jeder Gelegenheit heute ihre Friedensliebe hervorheben, gleich viel, welche Form sie dazu wählen. Freycinet sprach in Toulon von der Sicherheit, wettbc Frankreich die Armee gewähre. Man sollte meinen, daß Deutschland die Absicht hätte, über Frankreich herzusallen, und doch muß sich Freycinet sagen, daß Deutschland den Zeitpunkt, in welchem es zu solchem Mittel mit Aussicht auf sicher» Erfolg schreite» konnte, unbenutzt hat vorübrrgehen kaffen, also muß eS ibm dock wobl nicht ernst gewesen sein mit seiner angeblichen Absicht, Frankreich anzugreiscn. Elsaß Lothringen ist durch die Entwickelung, welche sich in den letzten 2l Jabre» vollzogen hat, zu dem Schluß ge kommen, daß der Rachefeldzug Frankreichs noch lange aus sich warten lassen kann, augerdem scheint die Bevölkerung der ReichSlande sich überzeugt zu haben, daß die Stetigkeit der Verhältnisse in Deutschland doch einem Zustande vorzn- ziebcn ist, welcher unaufhörlich Uinwälzungen in Aussicht stellt. Der Deutsche sehnt sich nach Festigkeit und Tauer der Verhältnisse, in denen er lebt, der Trieb nach Ver änderung ist eine französische Eigenschaft. Es scheint, daß die Erkeniilniß dieses Unterschiedes jetzt in Elsaß-Lothringen zum Durchbruch gekommen ist. * Leipzig, 13. October. * Der Kaiser und die Kaiserin sind gestern Nachmittag 3','« Uhr mittelst EonderzugeS von Potsdam nach Hubertus stock in der Schorfhaide abgereist. In der Begleitung der Majestäten befanden sich Oberhofmarschall Graf Eulenburg, Hosmarschall Graf Pückler uud Kammcrberr von dem Knesebeck. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht ein Schreiben desFrcikcrrn von Bülvw, EompagnicsübrerS der Schutztriippe» in Lstafrika, worin die in den Zeitungen veröffentlichte Kritik des Vorgehens deS Lieutenants ZelcwSki in allen Puncten vertheidigt und als durch die dortige Lage geboten hingestellt wird. * Der „National-Zeilung" zufolge bat der Vorstand der Anwaltkanimcr gegen die beiden Vcrtbeidiger in dem Heintze'schcn Mordproceß Rechtsanwälte I>r. Ballicn nnd Itt. Eoßmaiin die Einleitung der DiSciplinarunlcrsuchuug beschlossen. * Ueber die landwirtb sch östlichen Arbeiter-Ver hältnisse in Bayern spricht sich Generalsecrelair Prof. O. May aus wie folgt: Durch die in Folge der Nonnencc>lc»nität nothwendia gewordene Waldardeit wurden der Landwirlhickwst viel- Arbeitskräfte entzöge», wodurch sich der ohnedies sehr fühlbare Arbeilerniaugcl in noch höherem Maße geltend machte. Die in dieser Hinsicht vcrlautt»ancn Klage» steigern sich von Jahr zu Jahr. Die immer schwieriger werdenden Arbciterverhältnijje sind für manche Landwirthe ein zwingen- der Grund, ihre Güter zu verkaufen oder, was in der Regel noch schlim mer ist, die heimathliche Stätte zu zertrümmern und sich allzu srüh von der gewohnten Arbeit ins Privatleben zurückzuziehen. Die icheinbar angenehmere Lage der Arbeiter in den Städte», höherer Verdienst in industriellen Betrieben, verlockend freieres Leben in den Städten gegenüber strenger Zucht und Ordnung im bäuerlichen Haushatte sind der wesenllichste Grund zum Zuge in die Stadt. Eine Gleich stellung der ländlichen Arbeiter mit de» in den Städten und in den Jndusttiebezirke» beschäftigten Arbeitern ist ein kaum zu befriedigen des Verlangen; und selbst au den Orten, wo unter dem Drucke zwingender Nolhwendigkeit die höchsten, dem Verdienste der städtischen und industriellen Arbeiter nahe kommenden oder gleichen Löhne bewilligt werden müsse», wird über Mangel an brauchbaren Ar- bester» und über geringere Arbeitsleistung bei gesteigerten Ansprüchen geklagt. Diese Klage» verdienen die ernsteste Auimerksaiistcst, und zwar nicht blos im Interesse der Landwinhjchast, sonder» überhaupt im Hinblick aus die auch i» die 3teihe» der ländlichen Arbeilec sich eindrängcnde Agitation jener Leute, die troll der wohlgemeinte» llnsall-, Altcrs-und Jnvaliditätsvcrsichermigdurch fortwährende Ausreizuiigzur Unzufriedenheit Gesiiinungsgenosse» sür ihre verwerflichen Zwecke zu werben unablässig bestrebt sind. Eine wesentliche Verschlechterung der beklagcnswerthen Dienstbotenverhältnisse besteht darin, daß an Stelle des früher allgemein üblichen jährlichen Dienstverhältnisses und jährlicher Entlohnung der landwirthjchaftlichen Dienstboten daS Tinge» »ud Lohnauszahlen aus einige oder je nur eine Woche ge- trete» ist. Diese einschneidende Veränderung in de» früheren Formen der landwirthschastttchen Dienst- und Rechtsverhältnisse hat das so lange Zeit zum Wohle der Dienstherrschaft und der Dienstboten be- slandene Band gemeinschaftlichen Zusammenlebens in schädlichster Weise gelockert. Ter Landwirth ist gcnötdigt, in driiigender Arbeitszeit Leut« auszunehmen, die mit landioirthschastlichen Arbeiten weniger oder gar nicht vertraut sind und deren Umgang mit den noch im Dieiistvcrhältniß stehenden Arbeitslcuten von 'verderblichstem Einfluß ist. Tie Folgen dieses veränderten Zustandes sind für beide Thrile vom Uebel. Ter Dienstherr fühlt sich nicht mehr in dem Maße veranlaßt, die Dienstboten als zu einer Familie gehörig zu behandeln und für dieselben besorgt zu sein, wie ehedem, und den Dienstboten mangelt der Sinn der Anhänglichkeit zur Dienstherrschaft, mit dem wöchentliche» Empfang des Lohnes verliert sich der Reiz znm Sparen, die hierdurch zu begründende Seßhaftigkeit des Arbeiler- standes wird immer seltener, und was in der einen Woche verdient wurde, geht in der anderen durch Nichtsthnn und Herumwandern verloren. Ob und wie cs möglich ist, dieser immer schwieriger werdenden Arbeilercalamität bessernd enlgegcnzutrctr», ist eine Frage, deren Lösung eine der wichtigsten Ausgaben auf wirthschastlichem uud socialpvlilijchem Gebiet ist und ernstliches Zusammenwirken von Seiten der Arbeitgeber unter sich, sowie auch befondere Unterstützung von Seiten des SlaaieS aus dem Wege der Gesetzgebung als ein un- abwtisbarrS Bedürsnitz erforderlich macht. * Der Zusammentritt des badischen Landtags erfolgt am 20. November. * Die während der Anwesenheit deS Kaisers unterlassenen Straßcndemonstrationen in Prag wurden amSomitag Abend fortgesetzt. Eine czecbische Menge zog joblcnd und pfeifend durch die Straßen. Vor einem deutschen Hause, wo Pereatruse ertönten, trieb die Wache die Menge aus einander. Dieselbe sammelte sich jedoch vor dem deutschen Theater wieder an und suchte in das Innere emzudringcu. Zabl- reicbe Zuschauer eilten erschreckt auS dem Hause. Die Wackr nnd berittene Wachmannschaften vertrieben endlich die Menge. * Eine Deputation der Pester Bürgerschaft unter der Führung deS Oberbürgermeisters erschien gestern Morgen bei dem Ministerpräsidenten Grafen Szavarv und verlieh der Freude Ausdruck, daß die Vorsehung den Monarchen bei der Rosenthaler Eisenbahn-Affaire gnädig bewahrt bade. Ter Ministerpräsident sprach die freudige Bereitwilligkeit auS, diese Kundgebung der Hauptstadt des Landes an die Stufen de« Thrones gelangen zu lassen. Auch die Üongrcgationen mehrerer Comitate sprachen sich im gleichen Sinne an«. * Ja der Schweiz stimmt bekanntlich das Volk selbst über seine Gesetze ab. Natürlich ist dort auch nicht jeder Mann ein geborener Politiker, nicht jeder hat Zeit, täglich eine Wulst Blätter und Brochurcn zu lesen, um sich zu orien- tircn, sondern cS giebl auch Leute, die sich uock um ,hr Brod kümmern und die sich und die Ihrigen anständig durchs Leben schlagen. Aber di« Stemmen drrser Leute falle» auch
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