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Dresdner Journal : 17.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189705174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970517
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970517
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-17
-
Monat
1897-05
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 17.05.1897
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vrz«,»»rtt»: Für Dre-den vierteljährlich: 4 Mark 50Ps., bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich S Mark; außer halb des Deutschen Reiche» Post- und Sccmpelzuschtaa Einzelne Nummern: 10 Ps Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend» Fernspr -Anschluß: Nr 1295. Dreslmer Journal. A»kA«di,»«,»«e»ktzre«: Für den Raum einer gespal tenen Aeilc kleiner Schrift »0 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Bei Tabellen- und Aissernsatz entsprechender Aufschlag Heran Sieber: Königliche Expedition de» Dresdner Journal» Dresden, Zmmgerstr. 20 Fernspr.-Anschluß: Str. 1295. ^§112. Montag, den 17. Mai, abends. 1897. Diejenigen Bezieher unseres Itattes, welche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Über weisungsgebühr einsenden zu wollen. Die selbe betrügt im ersten Monat eines Biertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Königl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Srueuuuugeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Verwaltung der StaatSeisenbahnen sind er nannt worden: Hempel und Keitel, zeither Bureau- assistenten, als Bctriebssekretäre in Dresden und Chcmnitz; Franke, zeither Stationsassistent I. Kl und Hallbauer, zeither Aufseher I. Kl präd. Stationsvorstand, als BahnhosS- rnspekroren II Kl in Treuen und Dahlen; Rummler, zeither Stationsassistent I.Kl, als Fahrgeldkassierer in Greiz; Arnold, ClauS, Fritzsche und Iphofen, zeither Stalionsassistenten II Kl, als Slationsafsistenteu I.Kl. in Wilkau, Riesa, Glauchau und Leipzig I; Wilhelm, zeither Aufseher II Kl, als Auf seher I. Kl. in Mittweida-Markersbach; die nachgenannten Expeditionshilfsarbeiter als Bureauassistentcn: Berdermann, Fricke, Hellmann, Pietfch, Pröbius, Rofcher, Scheibner und Schöne in Dresden und Büttner und Gerischer in Chemnitz; Bauch', Kröber', Querner' und Schwenke', zeither Schaffner, als Oberfchassner in Hof, Leipzig l, Riesa und Oelsmtz iE; Müller, zeither Weichen wärter II. Kl., als Schirrmeister in Plauen i. V., oberer Bahnhof. Bei der Postverwaltung ist ernannt worden: Eichler, ProviantamtS-Kontrolcur, als Postagcnt in Königstein (Festung). Im Geschäftsbereiche des Ministeriums de» Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die 2. Lehrcrstelle in Frankenthal. Kollator: das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 1000 M Gehalt, 36 M für Turnunterricht und 36 M. anteiliges Honorar für Unterricht in der Fortbildungsschule. Bewerber, unter denen musikalisch gebildete bevorzugt werden, wollen ihre Gesuche nebst elsorterlichen Beilagen bis zum 28 Mai bei dem König!. Bezirksschulinspeltor Schulrat Rabitz in Bautzen ein reichen; — die 2. ständige Lehrecstelle zu Hinterhcrmsdorf. Kollator: das König! Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Die Stelle gewährt außer freier Wohnung und Gartcngenuß ein jährliche» Einkommen von 1000 M, sowie 10 M. für kirchlichen Aushilfedienst. Besuche sind an den Kollator zu richten und mit den erforderlichen Beilagen vi- zum 31. Mai an den Künigl. Bezirlsschulinspektor Schulrat Lehmann zu Pirna einzureichcn. Nichtamtlicher Teil. Tie Auöführungsvkrvr-nuug zu der öster reichischen Lprachrnveror-nung, die das Justizministerium erlassen hat und die soeben veröffentlicht worden ist, hat den Tschechen eine große Enttäuschung bereitet Ihre Presse erblickt in den Durchführungsinstruktionen eine Entwertung der Sprachenverordnungen sowie auch den maS kierten Rückzug der Regierung vor den deutschen Reichsratsparteien und sie ergeht sich in den heftigsten Angriffen gegen die tschechische Reichs ratsdelegation, weil sie diese Preisgcbung der Sprachen - erlasse durch die Regierung nicht zu verhindern ge wußt habe. WaS den Wortlaut der Ausführungs verordnung anlanat, so ist er der „Narodni Lisch" zufolge der nachstehende: .Die Ministerialverordnung vom S. April 1897, betreffend den Gebrauch der Landessprachen bei den Gerichten im König reiche Böhmen, bezweckt die Regelung der Iprachlichen Erledig ¬ ung der Angelegenheiten der Parteien, die nach der Verordnung vom 19. April 1880 aus den äußeren Verkehr der Gerichte mit den Parteien beschränkt war und nunmehr aus da» ganze Ec richtsversahren ausgedehnt werden soll, das sich auf die Er ledigung oder Entscheidung von Parteisachen bezieht Es ob- ltegi somit sämtlichen Gerichten und Staatsanwaltjchasten, die obenerwähnte Verordnung im ganzen Bereiche deS Verhandlung»- (Untersuchungs-, Entscheidung-- und Exe kutiv-) Bersahrens in Z vil - und Strafangelegenheiten im vollen Umfange in Anwendung zu bringen. Da gegen gelten die Vorfchristen der erwähnten Verordnung nicht für den inneren Dienst, der die Sache der Partei nicht betrifft (insbesondere Präsidialangelegenheiten), seiner für den Dienst der Registratur und für den HilsSverwaltungSdienst. WaS zu nächst den ersterwähnten Dienst betrifft, muß vor allem darauf hingewiesen werden, daß Beamte, Bedienstete und Diener, in soweit sie sich im Dienstverhältnisse der Gerichte befinden, namentlich in ihrem persönlichen Verkehr mit den Dienst behörden, nicht als Parteien im Sinne der erwähnten Berord nung anzusehcn sind, und daß deshalb bezüglich deS gericht lichen Verfahrens in Perfonal- und Disziplinarsachen die bis herigen Vorschriften in Kraft bleiben Für streng amtliche Korrespondenzen der Behörden untereinander verbleibt eS somit bei dem bisherigen UsuS. Dies gilt insbesondere von Berichten über statistische Daten, ferner von allen Ausweisen und den zu denselben gehörigen Aufzeichnungen und Verzeichnissen, Anfragebogen und von allen diesbezüglichen Berichten, injosern sich dieselben aus die von der höheren Instanz geforderten Gutachten und Aufklärungen beziehen. WaS endlich die anderen von den Gerichten und Staatsanwaltschaften ge sührten Register betrifft, hat der Grundsatz zu gelten, daß für das Einreichungs-Protokoll und jene Register, in welche den Parteien cinzusehen gestattet ist oder deren Schriften aus Ber langen ausgesolgt werden, der 8 12 dcr erwähnten Verordnung zu gelten hat, daß somit die Eintragungen in düse Register in der Sprache dcr Parteien zu ersolgen haben Alle Auszeichnungen, die von den Gerichten und Staatsanwaltschaften bloß für den Amtsgebrauch geschehen, haben ausschließlich in der bisherigen Art zu erfolgen." Aus dieser Erläuterung der Sprachenverordnung, behaupten die Tschechen, gehe hervor, daß der 8 7 der Sprachenverordnung, der die volle Gleichbercchtig ung beider Landessprachen auch für dasjenige Gerichts verfahren vorschreibe, welches die Angelegenheiten der Parteien nicht betreffe, nunmehr von Einem Minister — die übrigen würden vielleicht nachfolgen — auf den Parteienverkehr beschränkt werde. Die innere Amtssprache, die eigentliche Sprache der Gerichte, solle auch weiterhin die deutsche bleiben. Auf diese Weise sei die sprachliche Gleichberechtigung nicht durchgeführt, sondern von neuem empfindlich geschädigt. Die Erläuterung des Justizministers widerspreche der Gleichberechtigung der beiden Sprachen im Königreiche Böhmen, sie widerspreche dem Wortlaute der Sprachenverordnungen selbst. Die Gleichwertigkeit dcr tschechischen Sprache mit der deutschen stehe hiernach nur noch auf dem Papiere. Auch die radikalen und junatschechischen Blätter und das Realistenorgan , CzaS" sind außer sich. Sie er klären die Sprachenverordnungen durch die Durch führungsbestimmungen des Justizministers für ent wertet und benützen diesen Anlaß zu den heftigsten Angriffen gegen die jungtschechischen Abgeordneten. Nach einer Mitteilung der „Narodni Listy" hat übrigens auch die Oberstaatsanwaltschaft die Jn- struktlvn des Justizministers den Staatsanwaltschaften, und zwar unter dem Vermerk „streng vertraulich" über mittelt. Die Oberstaatsanwaltschaft hat sich, sagt das genannte Blatt, nicht bloß mit dem „Jntimat"^) der Instruktionen begnügt, sondern auch eine Anweisung hinzugesügt, wodurch die Geltung der Sprachenver ordnung noch mehr eingeschränkt wird, als durch die Durchführungsverordnung des Justizministers. In dieser Anweisung wird angeordnet, daß außer den Präsidial- und Personalsachen auch alle Berichte, welche die Staatsanwaltschaften der Oberstaatsanwalt schaft zu erstatten haben, ferner alle Berichte in Preß sachen in der bisher üblichen Weise zu erstatten sind. Nach alledem scheint eS in der That nicht unzu treffend zu sein, von einem teilweisen Rückzüge der Regierung zu sprechen. Ter griechisch-türkische Krieg. Der Handel über die Friedensbedingungen kann nun beginnen. Die Grundprinzipien, von deren An nahme die Pforte ihren Entschluß, die Feindseligkeiten einzustellen, abhängig macht, hat sie in einer Antwort note an die Mächte niedergelegt und sich dabei nicht allzu bescheiden gezeigt. Die Wiederherstellung der ehemaligen Landesgrcnze ist eine Forderung, der sich Griechenland unter den gegenwärtigen Verhältnissen schlechterdings nicht unterwerfen wird, und die auch bei den Großmächten auf entschiedenen Widerspruch stoßen dürfte. Daß die Verhandlungen schon über diesen einen Punkt äußerst schwierig sich gestalten und dementsprechend, ganz abgesehen von den um ständlichen Erörterungen bei der Festsetzung der Kriegsentschädigung, sich in die Länge ziehen werden, liegt auf der Hand. Aufs tiefste zu bedauern aber würde es sein, wenn die Griechen während des Ganges der Verhandlungen versuchen würden, wie am Freitag und Sonnabend die Feindseligkeiten ortzusetzen. Daß sie sich damit nur noch mehr chaden, scheint ihnen gar nicht zum Bewußtsein zu ommen. Vom Kriegsschauplätze liegen folgende Meld ungen vor: Athen, 13. Mai 4 Uhr nachmittag». Nikopoli» wird feit heute srüh bombardiert — Folgende Meldung aus Domokos von heute mittag wird hier veröffentlicht: Die ganze Nacht bis heute früh gn g über die ganze Ebene von Pharfala strömender Regen nieder. Ein türkisches Kavallrriedeiachement zeigte sich, zog sich aber angesichts des Feuer- der griechischen Vorposten zurück Alle Törscr um Pharsala sind von den Türken in Brand gesteckt worden. Athen, 15. Mai, 6 Uhr abends. Das Ostgeschwadcr kaperte im Thermaischen Golf mehrere türkische Schooner und zerstörte durch einige Schüsse die Zelte türkischer Soldaten bei Liftokarya; 600 Mann, die dort lagerten, ergriffen die Flucht Larissa) 15. Mai Aus Pharsala wird von gestern ein Zusammenstoß der türkischen mit der griechischen Vorhut gemeldet Zwei griebische Bataillone wurden zur Verstärkung gesandt. Das Oberkommando bleibr noch in Teles. Die Truppen wünschen vorzugehen Heute mit Tagesanbruch setzte sich das Heer in Bewegung. In Pharsala sind Lazaretthe er richtet. Larissa, 15 Mai, 6 Uhr 30 Min. abends (.HavaS"- Melduug.) Ter vom türkischen Oberkommando gefaßte Ent schluß, Tomokos zu nehmen, wird trotz der anscheinenden Un- thätigkeit eifrig verfolgt Zahlreiche Bataillone sind als Ver stärkung in Larissa eingetroffen. Erkundungen der griechischen Stellungen und Bewegungen werden fleißig ausgeführt. Die durch das regnerische Wetter schwer passierbaren Straßen ver zögern den von den Offizieren lebhaft gewünschten Vormarsch "er Türken DaS Borposteugefccht, welches gestern bei dem Dorfe Tfchaerti stattfand, war ohne Bedeutung, sodaß zwei zur Unterstützung gesandte Bataillone wieder nach Phaisala zurück- kehrten Zwei griechische Deserteure, darunter ein Unteroffizier, welche als Führer im Hauptquartier verwendet werden, fagen aus, daß 25000 Griechen Tomokos befestigen Das Leben in Pharsala ist schwierig, da sich die Abwesenheit dcr Einwohner und der Durchmarsch der Truppen fühlbar macht Hassan Pascha, der Kommandant von Pharsala uns die anderen Behörden, die gegen die Fremde» sehr zuvorkommend sind, bemühen sich leb haft, Lebensmittel zu beschaffen Konstantinopel, 16. Mai. Eine Depesche deS Komman danten des 13. Corps in Epirus, welche amtlich bekannt gegeben wird, berichtet auf Grund des Rapporte- des Oberstlieuienants Veli Bei über den Versuch der Griechen, von Arta über Gremenitza aus Gribowo vorzugehen lowie über die Kämpfe aus den Höhen von Giemeuitza und Gribowo. Danach seien die griechischen Truppen mit einem Verluste von 300 Toten zurückgejchlagcn worden. Dcr Divisionskommandant OSman Pascha, welcher diesen Bericht beförderte, fügt hinzu, daß die zuletzt verlangten Verstärkungen abgeschickt worden leien. Die türkischen Truppen hätten die bei der Papaß- Brücke angelangte griechische Infanterie und Artillerie zurück- geschlagen Über die Kämpfe in Ler Nähe von Kumuzades fehlten noch die Einzelheiten Überall wäre bis fpät abends gekämpft worden. Beide Teile hätten ihre Stellungen behauptet. In den nächsten Tagen fei ein energischer Angriff von seilen der Griechen zu erwarten. Tie Verluste der Türken in den dreitägigen Kämpfen feien gering gewesen — Die letzten 32 von Muradli abgegangenen Bataillone sind nach EpiruS dirigiert worden, woselbst außer der dritten auch die vierte Division neusormiert wird. — Der CorpSkommandant in Epirus erhielt den Beseh!, energisch vorzugehen, ebenso er hielt Edhem Pascha neuerdings den dringenden Beschl, den Vormarsch bi» zur alten griechisch-türkischen Grenze zu be schleunigen. Konstantinopel, 16. Mai Von den neu mobilisierten 88 Bataillonen wurden »2 nach EpiruS, 40 zur thessalischen Armee, der Rest nach den Inseln im Archipel und einigen für Landungsversuche günstigen Hafenplätze in der Nähe von Smyrna gesendet. Der Truppentransport von Muradli aus wird in Vieser Woche beendet — Die griechischen Schiffe beschaffen Platamona, im Golf von Salonichi, und kaperten in der Nähe von Katerina ein türkische- HandelSsegelschiff Athen, 16 Mai, 4Uhr nachm. Die griechische Armee in EpiruS hat sich auf Arta zurückziehen müssen, hält jedoch einige Stellungen jenseit der Brücke über den Artafluß besetzt Die Verluste der Griechen in dcr Schlacht bei Gribowo be tragen ctwa 558 Tote und Verwundete, darunter 83 Offiziere — Dem Vernehmen nach befahl die griechifche Regierung den Truppenführern in Thessalien und EpiruS, sich streng in der Defensive zu halten („HavaS"-Meldung) Athen, 16. Mai Griechische Kanonenboote haben die irregulären und regulären Truppen, die Nikopolis und Pre- ves a angegriffen hatten, an Bord genommcn. Somit sind in ganz EpiruS die Feindseligkeiten eingestellt. — In Domokos sind heute mehrere von den aus Kreta zurückgekehrten Offizieren eingctroffen. Das Regenwetter verursacht viele Krankheitsfälle. Athen, 16. Mai (,,Havas"-Meldung.) Der frühere Kriegsminister Oberst Smolcnitz, welcher den Obersten Manos bei der epirotischen Armee ersetzt, ist gestern nach Arta ab- gereist. Tagesgeschichte. Dresden, 17. Mai. Ihre Majestät die Königin werden nach den zur Zeit getroffenen Dispositionen nächsten Donnerstag, den 20. Mai, früh 7 Uhr Karlsbad verlassen und nachmittags I Uhr 37 Min. hier eintreffen. Allerhöchstdieselbe gedenken einige Stunden in Villa Strehlen zu verbringen und Sich an demselben Tage nachmittags 4 Uhr 30 Min. zu einem mehrwöchigen Aufenthalte nach Sibyllenort zu begeben. Dresden, 17. Mai. Gestern nachmittag H4 Uhr fand bei Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Georg in der Prinzlichen Villa zu Hosterwitz Familienlasel statt, an der Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich August, der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg sowie die Prinzessin Mathilde und der Prinz Albert teilnahmen. Dresden, 17. Mai. In einem hiesigen Blatte ist auf die jüngst erlassene Verfügung des Königl. Preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten hingewiesen worden, wonach in Preußen bei Aufstellung der Fahrpläne für die Schnellzüge thunlichsteine Grundgeschwindigkeit von 75 Km in der Stunde zu Grunde gelegt werden soll. Hieran wird die Erwartung geknüpft, daß eine gleiche Maßregel auch für Sachsen Platz greifen möchte Von unterrichteter Seite gehen uns hierzu folgende Mitteilungen zu Schon jetzt fahren die sächsischen Schnellzüge im allge meinen mit einer Grundqeschwindigkeit von 75 km. Hier aus folgt selbstverständlich nicht, daß eine Strecke von 75 km wirklich in 1 Stunde durchfahren wird Vielmehr bedeutet der Begriff der Grunogeschwindigkeit lediglich, daß der betreffende Zug die höchste, also die Grund geschwindigkeit nur unter den günstigsten Verhältnissen erreicht, nämlich auf horizontaler oder wenig geneigter Strecke und unter der weiteren Voraussetzung, daß weder Kurven, noch zu durchfahrende Stationen mit ihren Weichenanlagen zu einer Abminderung der Fahrgeschwinoig- keit zwingen Sobald diese Bedingungen fehlen, kann die Grundgeschwindigkeit nicht eingehalten werden TaS Maß der Einschränkung aber ist nicht der Willkür der Bahnverwaltungen überlassen, sondern durch die vom Reichskanzler veröffentlichte, für alle Haupteisenbahnen Deutschlands giltige Betriebsordnung begrenzt Der Grund für diese Einschränkung liegt auf der Hand: je stärker die Steigungen und je schärfer die Kurven einer Strecke sind, desto mehr muß die Fahrgeschwindigkeit im Interesse der Betriebssicherheit vermindert werden, um insbesondere dem Lokomotivführer die Gewalt über den Zug zu erhalten und ein Herausspringen der Wagen aus den Gleisen un möglich zu machen Wie sehr solche Verhältnisse auf die Verlängerung der Fahrzeiten einwirken können, erziebt folgendes Beispiel. Nach der Betriebsordnung dürfen die Schnellzüge fahren Lunst und Wissenschaft. Nesidenztheatcr. — Am 15.Mai: „Trilby", Schau spiel in vier Akten nach George du Maurier von Paul M. Potter (Zum ersten Male.) Daß die englische dramatische Litteratur (denn von Poesie kann da nicht mehr die Rede sein) schon seit langer Zeit die Losung des Theaterdirektors aus dem Proiog zum „Faust": Euch ist bekannt, was wir bedürfen, Wir wollen stark Getränke schlürfen, So braut mir unverzüglich dran! zu der ihren gemacht hat, daß sie zu ihren starken Ge tränken die gröbsten Essenzen und die schärfsten Gewürze verwendet, braucht nicht mehr gesagt zu werden Immer hin, so gewiß neunundneunzig Hundertstel der englischen Effektschauspiele und Poffen nichts mehr und nichts minder sind, als handfestes Fabrikat, so giebt es doch auch unter ihnen noch Unterschiede und das neuvorgeführte „Tnlby" hat vollen Anspruch darauf, als eines der sinnlosesten, unbedenklichsten, auf die platteste Unterhaltung und die geschmackloseste Spannung zugleich berechneten Machwerke bezeichnet zu werden Das Schauspiel ist nach einem höchst erfolgreichen Sensationsroman bearbeitet, der ohne Zweifel um vieles besser und feiner, motivierter und auSgeführter ist, als der sackleinwanddcrbe CanevaS, der vom Theater schriststeller der Regie und den Schauspielern zur Ausfüll ung überliefert wird, der aber doch in der Hauptsache einen Siebenmeilenstiefelschritt in den Aberwitz und den Nervenkitzel um jeden Preis bedeutet. Die Strecke, die seit Wilkie Eollins und seiner „Frau in Weiß" zurück gelegt worden ist, stellt sich beim Vergleich mit „Trilby" wahrlich nicht unbeträchtlich dar In dcr Hauptsache handelt es sich in dem Roman wie im Stück um das traurige Geschick eines höchst braven, überaus liebens würdigen und großherzigen Pariser Wäschermävchcns und Modells von irischer Abkunft, die ihrem ge liebten englischen Maler William Bagot, genannt Little Billie, am Vorabend ihrer Hochzeit von einem unglaublich musikalischen Bösewicht, der alle Zauber kräfte dcr Hypnose besitzt, grausam entrissen und wider ihren Willen zu einer berühmten Sängerin ver wandelt wird Trilby O Ferra! hat nämlich die wunder barste Stimme von der Welt, :st aber so unmusikalisch, daß sie keine Note von der anderen unterscheiden, ja überhaupt, ohne daß der hypnotische Hexenmeister neben ihr steht, keine Note singen kann Man sieht, um wie viel besser cs unsere unmusikalischen Bühncngestirne haben, sie singen einfach falsch und man wird gut thun, künftig einen Kapellmeister zu bestellen, dcr sie hypnotisch zwingt, richtig und sogar ergreifend schön zu singen Dcr hypno tische Verbrecher, Hr. Svengali, der aus den östlichen Ländern stammt, wo ohnehin kein Nagel und kein Strick hält, und der Trilby umlauert hat wie der Wolf das Lamm, schleppt sein Opfer durch die Welt und läßt sie singen, singen, prügelt sie auch zuweilcn, bis er sich wieder nach Paris wagt und hier erkannt, entlarvt und auf der Bühne verdientermaßen vom Teufel geholt wird, das heißt vor den Augen der Zuschauer an einem Herz schlag stirbt Die arme Trilby freilich ist doch verloren, keine Macht kann ihr Jugend, Gesundheit und Glück wiedergeben Und da- ist wirklich Schade, wenn man sich sagt, daß ein paar wohlverdiente Maulschellen, die Trilby im ersten Akte, als Svengali sein Hokuspokus beginnt, dem Hypnotiseur verabreichte, den Lüstern und nassen Jammer der späteren Akte unmöglich und unnötig gemacht hätten Ein Glück ists jedenfalls, daß auch in der Welt, in der die unbekannten Kräfte herrschen, dcr Schwindler zum Zauberer wird, der Krug nur so lange zu Wasser geht, bis er bricht, sonst könnten ja alle Zuschauer, die weder gelacht noch gelächelt, sondern die Begebenheit höchst ernst genommen haben, nicht einmal ruhig schlafen gehen Im Ernst, wenn denn doch mit Gespenstern auf den Brettern hantiert werden soll, so halte ichs mit dem pommerschen Pastor, den auf seinem abendlichen Heimweg über den Friedhof regelmäßig ein kalter unheim licher Hauch aus der Gruft seines bisherigen Gutsherrn anwehte und ihn über den ganzen Rücken schauern ließ. Entrüstet erklärte er endlich, Junker Han» habe das Recht zu „spöten", aber cr müsse dann wenigstens als ehrliches ordentliches Gespenst, mit leibhaftigem Knochengeripp und hohlen Augen erscheinen Schon Lessing hat in der Ham burgischen Dramaturgie zu erwägen gegeben, daß Ge spenster nicht zu dreist sein dürften: „das Gespenst, das sich Dinge herausnimmt, die wider alles Herkommen, wider alle gute Sitten unter den Gespenstern sind, dünket mich kein echtes Gespenst zu sein, und alles, was die Illusion hier nicht befördert, störet die Illusion" Wer, Ler noch einen Rest gesunden Sinns beisammen hat, glaubt einen Augenblick lang an die Vorgänge, den Kon flikt, die Gestalten dieses traurigen Effektschauspiels, wem flößt die dreiste Verwendung zur Stunde noch völlig un ergründeter, zu Drcivierteln dem CharlatanismuS und dem Gaunertum angehöriger angeblicher Naturgcheimniffe zu einer Bühncnsensation etwas anderes, als den Widerwillen ein, daß es nichts, aber auch gar nichts giebt, was man nicht, um die Leute zu verblüffen und aufzuregen, mit ernsthafter Miene vortragen würde, während man sich selbst ins Fäustchen lacht „Trilby" gehört als Kunstwerk in den Bereich der musikalischen „Schmarren", mit denen berühmte Virtuosen ihre großen Abgänge zu verzieren pflegen. Wie geschmack los, leer, roh und grell dergleichen sein mag, seine Wirkung verfehlt eS nie, die unmusikalischen Leute jauchzen und stehen aus den Stühlen, die anderen kehren sich schweigend ab Entbehrt die Handlung des Schauspiels jeder Be gründung, und sind die Figuren kaum mehr als Holz stöcke in allerhand malerischen Gewändern, so ist die Spannung doch stark und die Abwechslung groß, der Ver fasser arbeitet mit Überlieferungen nicht bloß aus dem Originalroman, sondern aus allen erdenklichen Sen- sationLgeschichten und Sensationsdramen der Welt, wie denn Herr Svengali offenbar ein Urenkel des Doktor Joseph Balsams DumaSschen Angedenkens ist. Erfindungen dieses Schlages erfordern den dar stellenden Virtuosen und mit einem solchen, mit Hrn. Emanuel Reicher, sind Hr Svengali und die arme Trilby bei uns eingezogen Neichers Svengali ist ein Musterstück der Kunst einer unwirklichen und leeren Theater figur einen Schein von Leben und eine Art Inhalt zu leihen, den Anstrich einer dämonischen Kraft festzuhalten, durch eine Skala von unheimlichen Tönen die lechzende Goldgier und Machtgier des würdigen Musikers und Hypnotikers zu vergegenwärtigen und die Rolle in wechselnden Situationen immer wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken Es verschlägt wenig, daß uns das Seelische der Gestalt vollkommen kalt läßt, ihre Wirkung ist aus sichtbare und greifbare Dinge gestellt und von seinem ersten Erscheinen im Atelier der jungen eng lischen Maler bis zum meisterhaften Zusammcnbrechen im Tode, ist der Svengali de» Hrn Reicher eine virtuose Leistung, mit der sich freilich ein höheres schauspielerische» Vermögen nicht erweisen läßt, die aber ihrer Geltung beim Publikum gewiß ist. Nächst dem Gast zeichnete sich Frl. Flora Garnow (Trilby O Ferral) durch sehr natürliche» Spiel, namentlich in den beiden ersten Akten au» Die Herren Burmester (Little Billie), I>r. Manning (Sandy), Hans Sturm (Gecko), die Damen Hermany-Bendix (Mrs. Bagot) und Hänsel (Madame Vinard) strengten sich wacker an, der Handlung zur» gewünschten Effekt zu verhelfen Wenn dieser Effekt öfter wider Willen ein komischer, statt ein tragischer wird, so ist » nicht ihre Schuld. Das Natürlichste und Vergnüglichste im ganzen Stück ist eine Polichinellquadrille im zweiten Akt, die als wohl berechnete» Licht in die theatralisch düstre Grundstimmung hereinsällt Adolf Stern
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