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Geschäftsstelle und Redaktion, Dresden«A. 16» Holbeinstrahe 46 Nr. 44 LS. Jahrg. Mittwoch den 23. Februar 1916 Fernsprecher 21 666 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147V? I, 0 Br>ng»pret», Au-aab« X mit illustr. Beilage vierNIjiihrlich !k.l0 In Dresden »nd ganz Dcuiich- land frei Hau» 2 82 X: m Ocflerreich 4 4» X. Ansgab« 0 vierteljährlich I.t-il» .«k In Dresden »nd ganz Deutschland frei HauS 2.2» in Oesterreich 4«7 ii. Einzel-Nummer tv Z. Die Süchstsche BolkSzeituna erscheint an allen Wochentagen nachmittags. Anzetgrn r Annahme von Netchnstsanzeigeu bis tV UIn von Aam>>>c»anze>ge» bis 11 Uhr darin Preis sin diePetil-SpaltzeUe SO -f. im ReNa- mcteil «<» z. Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fern- sprecher ausgegcbene öinzetgen lSnnen wk die Beranlwortlichteit für die Richtigkeit deS LepeS nicht übernehme». Sprechstunde der Redaktion: 11—12 Uhr vorm. Organ der Ientrumspartei. Einzige Tageszeitung für die Katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe N nur mit der Wochenbeilage. Ein Jepxelin verloren Kardinal Mercier Aus der Tatsache, daß der französische Minifterpräsi- lient Briand mit Kardinal Mercier in Rom ge sprochen hat, und aus anderen angeblich erlauschten Andeu tungen wollten einige Blätter entnehmen, daß Briand ver nicht habe, Fühlung mit den maßgebenden Kreisen des vati kanischen Staatssekretariats zu nehmen. Entsprechende Sondierungen wären durch einflußreiche Persönlichkeiten aes römischen Adels eingeleitet worden. Demgegenüber er fährt die „Reichspost" von unterrichteter Seite, daß Briand niemals im Vatikan vom Papst oder vom Staatssekretär oder von einem römischen Kurienkardinal wird enipfangen werden können, mag es auch anzuerkennen sein, daß Briand dem kirchenfeindlichen System seines Meisters Combes die ärgsten Härten genommen hat. Das Organ Sonninos „Giornale d'Jtalia" betont, daß die B e - gegnnng zwischen Briand und Kardinal Mercier von Mecheln einerein zufällige gewesen sei und daß das Zwiegespräch beider kaum mehr als eine Viertelstunde ge dauert habe. Auch der „TempS" versucht die Sache so dar- »stellen, als ob die Begegnung unbeabsichtigt gewesen wäre. Als Mercier in der Villa Medici dem Maler Bes- nard zu einem Porträt gesessen, sei Briand zufällig dazu gekommen. Man sieht aus diesem Verschleiernngsversuch, daß die interessierten Kreise eine Art Entschuldigung gegen über den Katholiken Frankreichs und Belgiens dafür ange bracht hielten, daß ein Kardinal der römischen Kirche mit dein Manne zusammenkam, der seinerzeit die französische Kirchentrennnng geleitet hat. Sogar die „Times" gesteht, daß diese Zusammenkunft etwas „Merkwürdiges" habe. Wir können der „Köln. Ztg." (Nr. 175 vom 18. Februar) nur zustimmen, wenn sie schreibt, die Katholiken aller Län der würden jedenfalls die Tatsache h ö ch st befreindli ch finden. Von deutscher Seite müsse man allerdings noch etwas anderes feststellen als den merkwürdigen Takt, der einem Kardinal Verhandlungen mit einem ausgemachten .Kirchenfeind erlaubte. Deutschland, das nwhrlich über Merciers politische Meinungen gut unter richtet sei, habe ihm trotz allem die Romreise ermöglicht und erleichtert, da es sich um kirchliche Angelegenheiten handelte, zu deren Besprechung der Papst den Primas von Belgien bei sich sehen wollte. Als Bischof der katholischen .Kirche wurde Mercier nach Rom gerufen, nicht als Agent des Vier verbandes. Daß Mercier dies vergaß, könne dem apostolischen Stuhl nur äußerst peinlich sein. Die „Köln. Volksztg." bringt einen Artikel gegen den Kardinal Mercier, in den, die Frage gestellt wird: War es Zufall, daß Mercier in Rom mit Briand zusammengetroffen ist, init ihm eine längere Unterredung gehabt hat und daß dann ein Funkspruch vom Eiffelturm verbreitete, Mercier habe Briand Beweise für deutsche Schandtaten in Belgien gckßcben? Der Artikel befürwortet eine veränderte Haltung des deutschen Gouvernements gegen Mercier. In einem weiteren Artikel bespricht die „K. V." die Denkschrift der belgischen Bischöfe an die deutschen Bischöfe und beleuchtet die politische Tätigkeit des .Kardinals, die für die deutschen Katholiken nicht erbaulich zu lesen ist. Kardi nal Mercier. das muß bei aller Ehrfurcht offen ausge sprochen werden, treibt mit der Geduld der deutschen Regie- rung ein gefährliches Spiel, er wird aber schließlich doch er fahren müssen, daß jede Gutmütigkeit auch ein Ende hat. X Der sächsische Gesandte Graf,Rex s In Wien ist gestern, wie der Telegraph am Spätnach- mittag meldete, der dortige sächsisch Gesandte Graf Rex ge storben. Er unternahm kürzlich eine Reise nach Sofia und .Konstantinopel, um im Aufträge Sr. Majestät des Königs dem Zaren Ferdinand und dem Sultan eine hohe Ordens- auszeichnung zu überbringen. Von dieser Reise kehrte er krank zurück. Die erster Nachrichten über den Verlauf der Krankheit ließen, gleich das Schlimniste befürchten, und das ist nun auch eingetreten. Graf Rex wurde am 23. Januar 1868 als der Sohn des. König!. Sächs. Kammerherrn und Majors a. D. Grafen Karl Kaspar von Rex auf Hermsdorf geboren und trat zunächst in das Gardereiterregiment ein. Später wirkte er als Legationssekretär der Sächsischen Ge sandtschaft in München und wurde am 7. Januar 1898 nach Wien versetzt. Am 16. Dezember 1904 erfolgte seine Er nennung zum Wirk!, (sieh. Rvt und zum sächsischen Ge sandten. Graf von Rex war mit der bayerischen Gräfin Marie-Anna zu Pappcnheim vermählt. Aus der Ehe sind zwei Söhne und eine Tochter entsprossen. Ein Vetter von 1 Das Neueste vom Tage Zum Abschuß cincs Zcppclin ^ Paris, 22. Februar. Tie „Agence Havas" meldet aus Bar le Duc: Der gestern abend 8 Nhr herunter- geschossene Zeppelin schwebte mit gelöschten Lich tern in einer Höhe von 1800—2000 Metern und kämpfte gegen den Wind. Sobald er sich in Schußweite befand, be gann die Beschießung. Eine Brandgranate durchbohrte das Luftschiff und blieb an der Seite stecken. Das Feuer ver breitete sich entlang des ganzen Luftschiffes, dessen Umrisse sich hell abzeichneten. Das Luftschiff brannte ohne hörbare Explosionen und sank sodann langsam, beleuchtet von den Stücken der brennende» Hülle, die sich nacheinander ab trennten. Als der Zeppelin den Boden erreichte, explo dierten die von ihnen mitgeführten Bomben. Die herbei geeilte Menge fand nur noch formlose Trümmer. lieber unsere jüngsten Erfolge im Artois wird in einein Telegramm des Sonderberichterstatters deS „Lokalanzeigers", Karl Rosener, aus dem Großen .Haupt- gnartier vom 22. Februar gemeldet: Das in unsere Hände gefallene Grabenstück hat durch seine erhöhte Lage einen ganz besonderen Verteidignngswert für uns. Sein Ueber- gang in unsere Hand vermindert für den Gegnm die Zahl der Möglichkeiten, Einblick in unsere Stellungen zu nehmen. Mehr und mehr gelingt es unseren unermüdlichen Kämp fern im Artois, die Beule, die uns die große Herbstofsensive der Franzosen und Engländer im vergangenen Jahre hier schlug, zu glätten. Vo» ciiicm bedniicrlichcn Mißgeschick ist, wie der „Lokalanzciger" berichtet, der Berliner amerika nische Botschafter Gerard während seines Ausfluges nach den bayerischen Alpen betroffen worden. Der Botschafter hatte sich am Freitag nach Partenkirchen begeben, von wo aus er Skitouren in die Umgegend unternahm. Bei einem solchen Ausflug stürzte er und zog sich einen Bruch des rechten Schlüsselbeines zu. Gestern abend wurde er in einem besonderen Wagen nach Berlin transportiert und in eine. Privatklinik gebracht. Die Heilung dürfte mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Von dcm Lawinciiniigliick im Hochkönig-Gebiet an der Mandelwand wird von der „Voss. Ztg." berichtet, daß bis jetzt 0 2 Tote auSge schaufelt worden sind. Französische Kricgsgewinnstcucr Paris, 22. Februar. (W. T. B.) Die Kammer hat einstimmig einen Gesetzentwurf angenommen, durch den außergewöhnliche Kriegsgewinne mit außerordentlichen Steuern belegt w-rden. Das Gesetz wird bis zum 12. Mo nat nach Beendigung des Krieges in Kraft bleiben. Filipcscu reist nach Petersburg Bukarest, 22. Februar. (W. T. B.) Filipescu ist nach Petersburg abgereist. Der Zeitung „Epoca" zufolge fanden sich auf dem Bahnhofe zur Verabschiedung der rus sische Gesandte und Militärattachee ein. Versenkte Dampfer London, 22. Februar. kW. T. B. „Lloyds" meldet: Die Besatzungen von zwei englischen Fischerbarken, die in der Nordsee versenkt worden sind, sind in LoveStoft ge landet worden. A m sterd a m , 22. Februar. (W. T. B.) Ein Tele- gramm aus Maasluis meldet: Der englische Dampfer „Onsel" brachte heute abend zwei Mann von der- Besatzung des niederländischen Dampfers „La Flandre" an Land, der bei Galloper auf eine Mine gelaufen und gesunken ist. ihm, Graf Artur von Rer, wirkte als deutscher- (Gesandter in Teheran, in Peking und bis zum Ausbruche des Krieges in Tokio. Ein zweiter Vetter, der vor einigen Jahren ver storben ist, rvar der bekannte Kammerlierr Graf von Rex aus Zehista, der sich besonders in den Kreisen der Dresdner Gesellschaft großer Beliebtheit erfreute. Der verstorbene Graf sowohl wie seine Gemahlin waren in der Wiener Gesellschaft, besonders aber in künstle rischen Kreisen, ungemein gesclützt. Der Graf selbst wa- Maler und hatte einen hervorragenden Anteil an dem Ge lingen mehrerer Ausstellungen von Künstlerdilettanten der Wiener Aristokratie. Gräfin Rex ist Vizedoyenne der Damen des diplomatischen Korps. Graf Rex war auch eifri ger Jäger. Sein verbindliches, liebenswürdiges Wesen schuf ihm in Wien während seiner 18jährigen Tätigkeit zahlreiche Freunde, wodurch ihm seine Mission wesentlich erleichtert wurde. Große Aufgaben hat ein sächsischer Gesandter am Wiener Hofe nicht zu lösen, aber immerhin gab es manche Frage zu besprechen, die Aufmerksamkeit und Erfahrung beanspruchte. Beides besaß der Graf. Sachsen betrauert den Verlust eines treuen Ratgebers und Vertreters, der ge wissermaßen in den Sielen gestorben ist. Ter Dank des Vaterlandes ist ibm gewiß. X'' Dresden, 23. Februar. Wolffs Säclstischer Landes dienst erführt z» dem Ableben des sächsischen Gesandten in Wien Grafen Rex noch folgendes: Der Tod mfolgte um 2 Uhr 15 Min. nachmittags. Die Krankheit des Grafen, den seine Gemahlin unermüdlich pflegte, nahm von allem An fang an einen gefahrdrohenden Verlauf. Das Ableben wurde sofort dem Kaiser Franz Joseph, dem König von Sachsen und dein Ministerium des Aeußeren gemeldet. Mi nisterpräsident Graf -Stürgkh fuhr bald darauf bei der sächfischen Gesandtschaft vor und drückte im eigenen Namen sowie im Namen der österreichischen Negierung das Beileid anläßlich des Ablebens des Gesandten aus. K aiser F r a nz Jo s e p h sandte sofort nach dem Empfang der Tranernachricht von dem Ableben des sächsi- fclxen Gesandten folgendes Telegramm an die Gräfin Rer: Mit tiefempfundenem Bedauern vernehme ich soeben das Ableben des Grafen Rudolph Rex. Ihres nach kurzer Krankheit verschiedenen Gemahls, und es drängt mich. Ihnen, liebe Frau Gräfin, und Ihren .Kindern aufrichtig zu versichern, daß ich den Schmerz über diesen überaus schweren unerwarteten Verlust von ganzem Herzen teile. Dem Ver blichenen, de» ich wegen seiner vornehmen persönlichen Eigenschaften und seiner langjährigen ersprießlichen Tätig keit als Gesandter des Königs von Sachsen an meinem Hofe besonders hochschätzte, werde ich stets eine ehrende Erinne rung bewahren. Der Weltkrieg Ocsterreichisch-ungarischcr Kriegsbericht Wien. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart den 22. Februar 1016: R il s s i s ch c r und S ii d v st l i ch c r Kriegs schauplatz. Nichts Neues. I t a l i c ii i s ch e r K r i e g s s ch a n p l n «. An der Jsonzo-Front waren die Artilleriekämpfe im allgemeinen, namentlich aber bei Plava, recht lebbaft. Eins unserer Flngzeuggefchwader »nternabm einen An griff auf die Fabrikanlagen in der Lombardei, Zwei Flug zeuge drangen hierbei zur Erkundung bis Mailand vor. Ein anderes Geschwader griff die italienische Flugzeugstativn und die Hafenanlagen von Desenzano am Garda-See an. Bei beiden Unternehmungen wurden zahlreiche Treffer in den Angriffsobfekten beobachtet. Trotz heftigen feindlichen Artilleriefeners kehlten unsere Flugzeuge wohlbehalten zurück. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: v. Höfer, Feldmarschall-Lentnant. Der türkische Bericht über die Aufgabe von Erzerum K o u st aiitinovel. 22. Februar. Amtlickie türkische Mitteilung. „Unsere Armee hat sich ans militärischen Rück sichten ohne Verlnst in tuest!ich von Erzerum gelegene Stellungen zurückgezogen, nachdem sie die 15 Kilo meter östlich der Stadt befindlichen Stellungen, sowie 60 alle Kanonen, die nicht weggeschafft werden konnten, an Ort und Stelle zerstört hatten. Tie von den Russen verbreiteter;