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Sonntag, 14. Oktober >988 x;. Sahrgang. M.48« Dr<»I>t<m'chr»t: Rachrtchten DrM,rn gernwiecher- Lammkinunim« «LS«, Ru, ür Nachtgeiprüche, Rr Innil Lchntt eitun., u, HaurinetchStNsteNe: D:e»den-A- l Mar'enftrake »8/<s Nr,«n«ge»atzr vom I, »1» 1». Oktober lss» bet täglich zweimaliger Zustellung Ire! Hau« k.7v MI Postbezngesretl lür Monat Oktober g.n> MI. ohne Poll»utte»una«gebühr. Einzelnummer lg PIg. Auhcrhalb Dreiden» 20 Pin. »Inzetgenpreile! Die Anzeigen werde» na» Sioidmark berechnet! die einipaltige »a mm breite Zeile Sb Psg.. iiir aubwSrt« tv Big. ikamiltenanzeigen und S ellen- grluche ahn- Rabatt lb P'g.. auberbalb LS Psg., die lio mm breite ReNamereile rno Big. anher- halb 2S0 Psg. Osiertengebühr »0 PIg. Auswärtige Austräge gegen Vorausbezahlung Druck ii. Besag! Liepl» » Reichord», Dre«be», PosNcheck-Klr >0«i« Dresden Rochdruck nur mil reut O nel enangobe Dr'Sdn.Nachr. zuäinp. Unverlangte Lchriilhücke werde« nicht au bewabr» Sm l W W rempo Amerika entgegen MM Sonntag morgen tn Bermudas ermattet Standortsmeldunven von Bord -es Luftschiffes F r t e d r i ch s h a s e n, 18. Okt. Nach einem 8,82 Uhr bei der Funkstation des Lustschissbaues in Friedrichshofen «„gegangenen Fu » kspruch von St o r d des Schisses war der Standort des „Gras Zeppelin" um diese Heit 82 Grad nördlicher Breite und 8Ii Grad westlicher Länge. Das Lnstschiss kommt nnnmehr in ein Gebiet, das von Dampfern nur wenig besohrcu wird. Die dort verkehrenden Schisse haben entweder eine sehr schwache oder gar keine Funkanlage an Bord. Es wird kaum möglich sein, daß das Lnstschiss aus diesem Teil der Fahrt sunkentclcgraphischc Verbindung erhalten kann. Die Zone erstreckt sich zwischen dem 81. und 4». Breitengrad. Man dars sich also nicht wundern, wenn man in de« nächsten Stunden nichts mehr über das Schiss hören wird. Rach der Wetterlage dürste „Gras Zeppelin" direkten 1t » r s aus die Bermudas-Inseln nehmen, die es bis Sonntag sriih 1 Uhr amerikanischer Zeit sll Uhr m. e. Z.s erreicht haben wird. Voraussetsung dasür ist sedoch, das, auch die weitere Fahrt glatt vonstattcn geht und keine Gegenwinde eine Kursänderung notwendig machen. Die Möglichkeit hiersitr besteht insofern, als das nord- amerikanische Hoch augenblicklich langsam nach Osten abzieht und einem zurzeit noch im Entstehen begriffenen Tiefdruck gebiet Platz macht, dessen AusILnser sich bis zur Fahrtroute des Lnstschisscö hinzlchc». Sollten die hierdurch hcrvor- gcrusenen starken Gegenwinde das Schiss so behindern, daß cs nur sehr schwer vorwärts kommt, so wird man sich ent schlichen müssen, nochmals bcizndrchcn nnd eine der südlichen amerikanischen Küsteustationen anznsliegcn. Borläusig sedoch liegt hierzu »och kein Aniah vor. Der Meiterverlauf des FluveS Horta, 12. Okt. Das Lnstschiss „Graf Zeppelin" hat um tt Uhr die zur Azorcngrnppe gehörende Insel Sau Miguel i« einer Entfernung von SN Meilen passiert. Neu York. 18. Okt Die drahtlose Station Chatham der amerikanischen Radto-Marinekorporation hat einen Funk- I-ruch des „Gras Zeppelin" aufgcsangen. nach der das Lösl ichst! mit einer Geschwindigkeit von ltN Kilometer und unter sehr günstigen Bedingungen direkten linrsaus dieBermndaoinscln genommen hat. — Die Funkstation Ehatam hat heute nacht 1 Uhr mittel europäischer Zeit folgenden weiteren Funkspruch vom „Gras Zeppelin" ausgcsangcn: „Wir befinden uns KL» Kilometer westlich von den Azoren in einer Höhe von 42» Meter, mit einer Stnndcngcschwindigkcit von durchschnittlich 12» Kilo meter. Das Wetter ist gnt. Fahrtrichtung Bermuda. Wir hassen, wen» das Wetter sich hält, Sonntag mittag ein- zutresscn. An Bord alles wohl." Die W i n d v e r h 8 l t n i s I c aus der Route des Zeppelins sind am Sonnabend srüh s o g ii n st i g, dah das Lust schiss gute Fortschritte macht. Zeitweise wird eine Ltnndcn- geschwindigkeit von «4» 11» Kilometer erreicht, so dah alle Aussicht besteht, dah „Gras Zeppelin" die Einbuhe an, Zeit zu Beginn der grollen Fahrt zum grohen Teil; »jeder ausholcn dürste. In Bermudas ist das Boro-^ «eter gestiegen. Bei nordöstlichen Winden von ctwa^ rl>-Lt,i„i>cnkilouictern ist die Wetterlage so günstig, wie es den Umständen nach crhosst werden könnte. Der Himmel ist nur wenig bewölkt. Reuyorkcr Meteorologen sind über den Zeitpunkt, an den, der „Gras Zeppelin" in Lakchi rst eintreksen dürste, ver schiedener Meinung. Einige Sachverständige weisen daraus hin. dah möglicherwciie starker Gegenwind in der diahc der amerikanischen Küste den Flug verlang samen könnte, so dah die L a n d u n g e r st a m S o n n t a g - abend zu erwarten wäre. Berlin, 18. Okt. Die deutsche Versuchsanstalt sür Lnst- sahrt in Adlershos hat heute vormittag 11 Uhr von Bord des .Gras Zeppelin" wieder die verabredeten Funkzeichen im Slirzwellenvcrkchr empfangen. Sie waren auch diesmal vor- iiiglich nnd klar. Ein Wechselverkchr hat aber nicht bestanden, «eil das Luftschiff seht sunkcntelcgraphisch mit den Azoren in Verbindung steht, die grohc und ausgezeichnete Funlciurlch- t»»gen haben und deshalb sür den Verkehr mit dem Schiss tei seinem jetzige,, Standort am besten geeignet find. AnS te» in AdlcrShos empfangenen Zeichen geht aber hervor, dah «» Bord alles wohl ist. Es ist übrigens, entgegen anderen Meldungen, zu unterstreichen, dah die Adlcrshofer Kurz- »ellenversuche in engem Einvernehmen mit der Dcbeg sDcutsche Bctricbsgcscllschaft für drahtlose Telegraphie) durch «esiihrt werden, die die Langwcllcnstation an Bord betreib« Midies Weiter an der amerikanischen Wie Hamburg, 18. Okt. Das Seesliigreferat der Deutschen Secwarte gibt „in >0,48 Uhr folgenden Bericht über das Wetter ans dem Atlantik heraus: Die Wetterlage ans dem Atlantik wird nach wie vor einmal durch den groben Ticf- druckivirbel östlich Ncusnndlandö beherrscht und et» ander mal durch die Hochdruckzone, deren Achse sich ungefähr über dem 3,1. Grad nördlicher Breite erstreckt nnd die von Spanien bis nach der amerikanischen Ostkllstc reicht. Allerdings ist diese Hochbruckbrttcke im Bereich von LN btS 38 Grad westlicher Länge durch einen -läiöläuser des »orbatlantischcn Tiefs unterbrochen, der dort eine wesentliche Wetterverschlechterung dringt. Tie Wetterlage In den Bereinigten Staaten Ist «»genblickllch so. bah das Schiff wahrscheinlich, gegenüber seinem setzigen schnellen Fahrttcmpv, kurz »or der Küste der Vereinigten Staaten ein Tics von Nordisland antrisst, dem »ö nach Süden wird ausweichcn müssen. Ma» befürchtet, dah der „Graf Zeppelin" dann eine schwierige Einfahrt »ich Amerika hat, Amerika in fieberhafter Erwartung Renyork, >3. Oktober. Die Flngsachverständigcn nehmen an. dah das Lnstschiss „Gras Zeppelin" die amerikanische Küste zuerst zwischen Richmond und Norfolk sVir- glniaj sichten werde. In Lakehnrst traf man weitere Vor bereitungen sür den Fast einer Nachtlandung. — In Neuyork wurde eine durch R » n d f » n k verbreitete inter konfessionelle A n d a ch t s ü b » n g abgchalten, bei der ei» stilles Gebet für den Erfolg des Zeppelinfluges verrichtet wurde. Es sprachen katholische nnd protestantische Geistliche. Zinn Schluß wurde» die letzten Meldungen über den Ver laus der Fahrt des LnstschisfeS verlese». — Ter Hilfsselretär des MartneainteS Warner gab bekannt, daß Ztvilflng- zeuge während des Ausluges nnd der Landung des „Gras Zeppelin" das Gelände der M a r i ii e s l n g st a t i v n Lakehnrst nicht überfliegen dürsten. Nach der Landung werde das Pnbtiknm zur Besichtigung des Luft schiffes »ach Möglichkeit zngelasscn werde». Doch dürfe die Besichtigung tn keiner Weise seine Sicherheit gefährden. Dies bleibe die erste Bedingung sür die Besichtigung. London, 18. Okt. Der Geschwadertvmmandant der kaua kuschen Lnststrcitkräste. Ltcüman, ist »ach Berichten aus Ottawa in Begleitung des stclloertreteiidcn Ehcsingenieurs des Ministeriums für öffentliche Arbeiten in der »ergangenen Nacht von Ottawa nach Lakehnrst abgcreist. um dort die An knnst des „Gras Zeppelin" zu erwarten. Die Ausgabe der beide» Offiziere besteht darin, den Landungsvorgang des Lnstschisses sorgfältig z» beobachten und Informationen zu sammeln, die bei dem Empsang des britischen Lnstschisses „It Mt", das im nächsten Jahr von England »ach Montreal fliegen soll, nützlich sei» werden. Berreichlichimv «in» kein Ende Ein neues ReichSfozialamt Unter den sozialistisch zugcspttzten Plänen der neuen Herren im Reiche spielt auch eine Reihe von weiteren Ver- reichlichnngen auf dem Gebiete der Sozialpolitik eine Rolle, das ja mit Vorliebe zum Tummelplatz doktrinärer sozia. listischer Experimente gemacht zu werden pflegt. Zuerst will man es mit der Verretchlichung der Gewcrbeauf» sicht versuchen, die bisher den Ländern unterstellt geblieben j ist, »»d mit vollem Recht, weil sie in engen Beziehungen zur Landesvcrwaliuiig steht. Die Landes- und Gemeindebehörden wissen hier wegen ihrer lokalen Verbindungen am besten, wie die gewerblichen Aussichtsverhältnisse harmonisch zu gestalten sind, zum Wohle der zu schützende» Arbeitnehmer und zu gleich ohne unnötige Belästigung der Arbeitgeber, während die Neichübchörden den Dingen z» sernstchen. um mit gleichem Erfolge wirken zu können. Deshalb hat auch der von der verflossenen Rechtsregierung dem Reichsrat vorgclcgte Ent wurf eines Arbcitsschiitzgcsehes an der bisherigen Organisa- tivn der Gewerbcaiifsicht sestgehalte». Dgs gefüllt aber de« freien Gewerkschaften nicht, die der Meinung sind, daß eine zentralistische Gewerbeaufsicht von ihnen leichter beherrscht und im Sinne einer schärferen Stellungnahme gegen die Arbeitgeber ausgcnntzt werden könnte. Die vorige Negie rung ließ sich nicht bewegen, den Wünschen der Gewerkschaften cntgcgenznkoinmeu. Inzwischen ist aber der Sozialdemokrat Wissel! in das Neichstarbcitömi'nisteriuiii eingezogen, und da webt der Wind ans einer anderen Richtung. Herr Wissell hat schleunigst vor den Gewerkschaften, dem organisatorische» Rückgrat der Sozialdemokratischen Partei, seine Verbeugung gemacht und eine ihren Forderungen entsprechende Ab änderung des Entwurfs in die Wege geleitet. Und daS trotz der offenkundigen Tatsache, daß die Gcwcrbcaussicht in den Ländern und Gemeinden vortrefflich und reibungslos von statten geht! Auch nicht das geringste sachliche Bedürfnis zu einer Zentralisierung ist vorhanden. Nur der bohrende un ersättliche Drang der politischen nnd gewerkschaftlichen Sozial demokratie nach Erweiterung ihrer Machlsphäre durch Ver legung des sozialen Schwerpunktes in die Reichsgewalt gibt hier den Ausschlag, unter Mißachtung des zwingenden Ge bots einer fürsorglichen und weitblickenden Ttaaiskunst, daS in dem von Bismarck sorglich beobachteten Grundsatz deS gniata non inavoro znm Ausdruck kommt, d. h., ein kluger Staatsmann soll nicht an ruhenden Dingen rütteln, die sich voll bewähre» und deren Erhaltung dem allgemeinen Nutzen dient. Mit dem Vorgehen gegen die cinzclstaatliche Gewerbe- anssichi ist cs aber noch nicht abgetan. Der Plan des Herrn Wissell reicht viel weiter. Die Neuordnung der Geiverbeauf- 1 sicht soll nur der Ausgangspunkt einer anderen Aktion sein. Die bisher zurückgelegte» Flugstrecken: FriedrichShasen —Lyon-Marseille 680 Kilo» meter in nenn Stunden; Marseille-Barcelona—Gibraltar 1».1N Kilometer in zwölf Stunden, Gibraltar—M a d e i r a 1118 Kilometer in Stunden und Madeira Azoren 181» Kilometer in rnnd acht Stnnden. — Die noch zurück» zn legenden Entfernungen sind von de,, Azoren »ach den Bermndasinscln »4V» Kilomter nnd von de« Vermndastnseln nach Neuyork 120» Kilometer. jAlle Zahle» sind nur nngesähr und beziehen sich «ns die Lnstlini«^ während „Graf Zeppelin" ans dem ersten Tel« der Fahrt es« große Abweichungen machen mußte.)