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Dresdner Journal : 27.06.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187706278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-06
- Tag 1877-06-27
-
Monat
1877-06
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 27.06.1877
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DreÄmerIourml VerantwoMcher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. ^b«ä» Mr ä« solU«äm» Pfeiffer. jetzt fallen auch die ersten schweren hinterdrein « M»rk M» ?t. U»»»oi»» bi QM »MM! 10 . 'ordert, die bisherigen 383 angehörigen Deputirten »iederzuwählen. Feuilleton. Aeditzirt »in Ott» Baue». er näher, trockene Blätter und dürre Strohhalme mit dem weißen Kalkstaub der Straße vor sich her jagend, und nun ist er da und weckt die Bäume aus ihrem bleiernen Mittagsschlaf. An den Nußbäumen und Edel kastanien, die unter der Terrasse am Berghang stehen, Mert hie und da ein Blatt ganz leise wie von innerem Beben erfaßt; im nächsten Augenblick schwankt schon der ganze Wipfel und rauscht's dem nebenstehenden zu, daß es Zeit ist, zu erwachen; der zweite sagt's dem dritten, der dritte dem vierten, einer weckt den andern auf und nun sind sie alle wach und greifen herüber und hinüber mit ihren langen Aesten und breiten Blättern wie mit tausend tastenden Menschenhänden — rin großes breites Rauschen geht durch die grünen Wipfel hin, die der Sturm zerwühlt wie die Wogen eines grünwallenden Meeres. Ein neuer Blitz reißt die Wolken auseinander, «in Krachen, noch lauter und gewaltiger als zuvor, folgt oben vor den tintenschwarzen Wetterwänden herkriechen langsam ziehen sie näher; immer schärfer wird das Sausen, das ihnen vorangehend die ganze Luft erfüllt, und nun sind sie da — klappernd fallen die ersten eisigen Hagelkörner auf die Bänke und Holztische der Terrasse, prallen wieder zurück und schlagen klir rend gegen die dünnen Fensterscheiben des Garten- saales; immer dichter und größer werden die Schloßen, zuletzt ist's, als ob jeder Wassertropfen sich im Fallen in einen Eistlumpen verwandelte so dicht sausen sie nieder ins blühende Land, als ob sie Allis zu Boden schmettern wollten. Stücke, so groß wir Taubeneier, rasseln zwischen das grüne Blätterwerk der Lorberc- büsche und der Blumen, die um die Terrasse blühen; sie zerfetzen die Blumen und schlagen ganze Aeste von den Bäumen los, daß Blumen, Blätter und Zweige nach allen Richtungen auseinander stiegen — es ist ein unheimliches Schauspiel. (Fortsetzung folgt.) IlMmnMcher Weil Telegraphische Nachrichten Lowwmiootr 6« Vroxiuvr ^ournul»; //«»«Ute»»» t UorN» V,«» Somdur^- NvrU»: L Leklott«, Ur,,t»o: HtunAen'» Uur^u,- 0d«»u»t» : kr»Urturt ». M : u. t,' Luobb., SSrUt» /nv - /- , S»»aor«r : 6. k»ri»->«rU»-rr»»Uurr ». ». 0t»tlL,rr: Haude L t,'o. , L»»durg: H Keu«i-e«, Vl«»^ OxpetUi. Noruuoxvdvrr Lülligil. Lrpvclitioo Uo» vrooäasr ^ouruul», Orseäou, ^viu^sretn»»»« Ho. 2V. Versailles, Montag, 25 Juni, Abend». (W. T. B.) Die Deputirtenkammrr hielt heute ihre letzte Sitzung ab. Der Präsident Grevy dankte der Kammer für das ibm bezeigte Wohlwollen, fügte hinzu, das Land stehe im Begriff, zum Richter über die Kammer beru fen zu werden, und werde anzuerkennen wissen, daß sich dieselbe in der kurzen Zeit ihrer Wirksamkeit um Frankreich wohl verdient gemacht habe. Derselbe ver las hierauf das Auflösungsdecret, nach welchem die Wähler zur Vornahme der Neuwahlen binnen 3 Mo naten werden einberufen werden. Die Sitzung schloß unter dem Rufe: „Es lebe die Republik!" von Seiten der Linken, während von der Rechten: „Es lebe Frankreich!" gerufen wurde und einige Stimmen: „Es lebe der Frieden!' riefen. Loudon, Montag, 25. Juni, Abends. (W. T. B.) Bride Häuser des Parlaments traten heute zu Sitzungen zusammen. Im Oberhause wurde die Regierung mehrfach interpeüirt. Der Staatssecretär des Aeußern, Earl Derby, theiltc auf eine Anfrage des Lords Dorchester mit, daß der englische Mililärbevollmächtigte, Oberst Wellesl ey bei seiner Vorstellung im russischen Hauptquartiere vom Großfürsten Nikolaus in nicht besonders auszeichnender Weise empfangen worden sei. Man hätte eine solche Curtoiste von einem Manne von Distinction und einem Offizier, der so gut empfohlen sei wie Welleslcy, wohl erwarten können. Wcllesley habe gehandelt, wie es von einem Offizier seiner Erfahrung zu erwarten ge wesen wäre. Er (Derby) würde den Bericht Wellesley's dem Grafen Schuwalow mittheilen; Graf Schuwalow habe von seiner Regierung eine Mitthcilung erhalten, welche zu der Hoffnung berechtige, daß der Vorfall in freundschaftlicher Weise seine Erledigung finden werde. Auf eine Anfrage des Lords Stratheden erklärte der Earl Derby, daß die dem Hause jüngst vorgelegten L e pr scher» über die orientalische Frage vollständig die Anschauungen der Regierung über die gegenwärtige Lage zum Ausdruck brächten. Er habe denselben nichts hinzuzufügen. Der Earl Granville behält sich vor, zu diesen Depeschen einen Commentar zu geben. Auch im Unterhaus« wurden einige Inter pellationen an die Regierung gerichtet und von derselben beantwortet. Der Kanzler der Schatzkammer, Sir H. Northcote, erklärte auf eine Anfrage Gourley's, daß die Aniwort der Pforte auf die Mittheilung der englischen Regie rung betreffs des Suezcanals am 2l. d. dem eng lischen Botschafter in Konstantinopel Layard, zugestellt sei. Layard habe den hauptsächlichsten Inhalt dieser Antwort der Negierung bereits telegraphisch mitgetheilt. Danach habe die Pforte der Ansicht Englands in Be treff der Gewährung der freien Durchfahrt neutraler Schiffe durch den Eanal zugestimmt; feindlichen Schiffen könne die Pforte keinen Zugang zu dem Canal gestatten, da der Canal ein Theil des türkische» Reiches sei und niemals für neutral erklärt wurde. Die Pforte erkläre, daß sic sich alle ihre territorialen Rechte und Präroga tive in Aegypten Vorbehalte und Maßregeln zur Be wachung beider Ausgänge des Canals getroffen habe. Northcote bemerkte, daß England angesichts der Erklä rung Rußlands, daß dieses nichts gegen den Canal unternehmen werde, von weiteren Schritten zum Schutze des Canals Abstand nehmen werde, da cs auf Rußlands Versicherungen baue. Da» Neueste in der Torpedofrage. (Schluß zu Nr. 1".) Der Zweck der Gegenminen ist allerdings haupt sächlich, die Einfahrt in einen feindlichen Hafen frei zu machen, selbstverständlich aber lasten dieselben sich auch zum Angriffe auf Schiffe verwenden. Nicht min der interessant waren die Experimente mit der elektri schen Dampfbarcaste, die aus der Ferne geleitet wird. Der Angriff auf eine Anzahl fiktiver, durch Ankerbojen markirtcr Torpedo- erfolgte bei diesem Experimente durch ein winzige-, nur von einem Mechanismus getriebenes Boot, da» pfelfchnell und zwar in großem Bogen mitten zwischen jenen Bojc» htndurchsauste und, sich selbst steuernd, wieder zum Ausgangspunkte zurück« Pari», Dienstast, 26. Juni. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Vie hiesigen Zeitungen veröffentlichen da» angekündigte Manifest der Linken des Senats, welches die Wähler auffordert, die bisherigen 363 der Linken angehörigen Deputirten »iederzuwählen. »Der Unterstaatssecretär des Aeußern, Bourke, er- kErtc auf eine bezügliche Anfrage Laing's, er habe keine Mittheilurygen darüber erhalten, welche Stellung der rißglische Militärattache, General Kem ball, in der Schlacht bei Delibaba eingenommen habe. Derselbe sei Lpgcwiesen, die Operationen der türkischen Armee zu Verfölgen und darüber Bericht zu erstatten. Seine Stellung hänge von seinem eigenen Ermessen ab; er ski der Vertreter einer neutralen Regierung bei einer den Krieg führende»» Parteien. In Beantwortung einer Anfrage Thorwhill's theilte Bourke mit, daß die holländische Regierung die Zucker- oßnvention einer Abänderung zu unterwerfen wünsche. Jur orientalischen /rage. Wien, 24. Juni. Während man von einer Seite in sichere Aussicht stellt, daß Rußland sich der Verlegung des Kriegsschauplatzes auf serbisches Gebiet, also auch der Ueberschreitung der serbische»» Grenze ent halten werde, wird von anderer Seite hcrvorgehoben, daß militärische Erwägungen Rußland vielleicht be stimmen könnten, den Flankeamarsch aus der westlichen Walachei über Serbien zur Ueberflügelung der tür kischen Armee dennoch zu unternehmen, daß es sich den selben jedenfalls offen halten und damit drohen müsse. Oesterreich legt begreiflicherweise Werth darauf, daß der Kriegsschauplatz an seinen Grenzen nicht noch eine grö ßere Ausdehnung gewinne, als es ohnehin leider bereits der Fall ist; aber zu wünschen, daß der Einmarsch rus sischer Truppen über Kladowa oder Negvtin in Serbien unterbleibe, hat es noch eine»» besonder»» Grund. Vor etwa zwei Monaten äußerte die Pforte die Absicht, Kladowa, Negvtin, Palanka und andere Punkte an der serbischen Ostgrenzc militärisch zu besetzen und zu be festigen, um einem solchen Einmärsche der Russen zu vorzukommen. Serbien rcmonstlirtc, und es entspannen sich darüber Verhandlungin, in deren Laufe der Pforte aus Wien die Erklärung zugegangcn zu sein scheint, man habe hier ausreichenden Grund zu glauben, daß es nicht in der Absicht Rußlands liege, »eine in Ru mänien ausgestellten Truppen serbisches Gebiet betreten, also eiiren Donauübergang zwischen Orsova und Wid- din bewerkstelligen zu lassen. Infolge besten ließ die Pforte von ihrem Vorhaben ab; daraus stützt sich die ziemlich allgemein verbreitete Vermuthung, daß Ruß land Oesterreich gegenüber sich bindend verpflichtet habe, keinen Donauübcrgang zu versuchen, welcher über ser bisches Gebiet führen müßte. Dem sei, wie da wolle; wenn nun gleichwohl ein russischer Vormarsch über Kladowa rc. erfolgt, so könnte die Pforte dem Wiener Cabinet mit Recht den Vorwurf machen, daß sie, im Vertrauen auf die Zusicherungen des letzter»», einen Act militärischer Vorsicht unterlassen habe und nun, von Oesterreich, wenn auch unabsichtlich getäuscht, zu Scha den komme. — Die militärischen Vorkehrungen, welche derzeit in Wien, wenn auch noch nicht beschloss:» sind, aber doch erwogen werden, dü.ften zum Theil durch ähnliche Rücksichten, wie die obige, hervorgerufcn werden. Sie haben nicht den Zweck, der Pforte un mittelbar oder mittelbar Hilfe zu bringen, noch weniger russische Operationen zu hindern oder zu beschränken. Sie sind auch nicht durch Mißtraue»» veranlaßt; aber Oesterreich will seine Vorbereitungen für alle Fälle treffe»» und legt Werth darauf, sich in die Lage zu setzen, um, wenn nöthig, durch seine eigene Macht da für Vorsorgen zu können, daß seine Interessen nicht ver letzt werden. * Wien, 25. Juni. Die halbamtliche „Wien. Abdp." schreibt heute an der Spitze ihres Tagesberichts: Die Vor gänge auf dem Kriegsschauplätze drängen jedes ander weitige Interesse in den Hintergrund. Daß der rus sischen Armee die erste militärische Unternehmung zur Ueberschreitung der Donau geglückt und daß eine ziemlich erhebliche Anzahl russischer Truppen auf dem rechten Ufer dcs Flusses festen Fuß gefaßt hat, vermag auch von Konstantinopel aus nicht in Abrede gestellt zu werden. Man nimmt an, daß diese Truppen, welche sich sofort Matschins bemächtigt haben, nicht so sehr zu directem Vordringen gegen die türk sche Haupt stadt, als dazu bestimmt seien, dem Gros dcs russischen Heeres den Uebergang an anderen Stellen zu erleich tern, den etwa entgegenwirkenden Feind in der Flanke platz lärmend und schreiend umhertrieben, lasten ab von ihrem kindischen Spiel, kommen zur Mutter gelaufen, die am Herdfeurr rohe Eier in einen irdenen Tigel schlägt, zupfen sie an der schmutzigen Schürze, mit der sie eben den Tigel ausgewischt hat, und machen verstörte Gesichter. Auch die schwärzäugigen Dirnen, die da i« Vorhause stehen, Wäsche waschen und unaufhörlich schwatzen und lachen, lasten von Zeit zu Zeit die Hände sinken und werfen ängstliche Blicke durch die offene Thür nach den finsteren Wetterwolken und den rauschenden Cypresten. Ich trete in den Gartxnsaal zurück, durch dessen Glaswände der Blick frei und ungehemmt über die ganze Landschaft in der Tiefe schweifen kann. „L'ö vento äi 8ien» — «o vremv »cqu»!" sagte der dicke Pa- drone mit dem rothcn Weingesicht und der weißen Nacht mütze auf dem schwarzen Schopf und stellte die stroh- umwickclte Flasche mit dem funkelnden Orvieto vor mir auf den Tisch. Ich dankte ihm; aber das „krunro" ließ ich einstweilen unberührt, denn die Eßlust war mir vergangen über dem prachtvollen Schauspiel, da- sich da draußen vor meinen Augen soeben so groß und ge waltig in Scene setzte. Der Mann mit der Nachtmütze hatte Recht; denn kaum hatte er- gesagt, da wars auch schon da „daS Master". In Strömen goß jetzt der Regen nieder und zog breite wässerige Striche durch die graue Luft. Immer heißer und blendender werden dir Blitze, immer lauter und vernehmlicher da- Krachen deS Donner-. Blitz folgt auf Blitz, Schlag auf Schlag und hinterdrein rollt das Eldo der Berge, daß die Fcnster des GartensaaleS beständig zittern; dazwischen rauscht der Regcn, die fernen Bergwälder brausen und durch die Luft zieht ein Ton, ängstlicher noch al- daS Rauschen de- Regens und da- Brausen der Wälder; e- kommt au» den kleinen weihen P-lkchen, die da Kerner wird gemeldet, daß die Russen infolge de» am Donnerstag von Mukhtar Pascha erziel- trn Erfolge» di» Mollah Suleiman zurückgingen. Ja Bajasid find die türkischen Behörden wie der eingesetzt worden. Da» Bombardement von Kar» wird fortgesetzt. Tropfen; klatschend schlagen sie auf die breiten Blätter der Nußbäume und das glänzende Laubwerk der Lor- beerbüsche; Staub fliegt auf. Die schwarzen Berg dohlen und die Mauerschwalben, die ängstlich kreischend um die grauen Thurmzinnen von San FranccSco flattern, fangen an sich zu verstecken und ihre geheimen Schlupfwinkel aufzusuchen. Der Haushahn, der da drüben mitten aus der Düngerstättc steht, manchmal sich stolz emporpläht und die Luft mit seinen häßlichen Tönen erfüllt, Hirt auf zu krähen und rennt plötzlich einem nahe« Schuppen zu; auch seine Cchutzbcfodlenen, dir Hennen, die neben ihm ahnung-los um die Miststätte gackern und hie und da ein Körnchen aufpicken, hören auf zu picken und zu gackern und folgen eilend- dem fliehenden Gebieter nach. Auch die braunm halbnackten Buben, die sich draußen auf dem gra-bcwachsenen Vor- Bekanntmachung, die Anmeldung zur Königlichen Unteroffizier schule ,n Marienberg betreffend ES wird hierdurch bekannt gegeben, daß die nächste Aufnahme von Zöglingen in die Königliche Untcr- offizterschule um Michaeli» diese» Jahres stattfinden soll und die Anmeldungen hierzu bis ulto. Juli dieses Jahre» durch persönliche Vorstellung entweder bei dem Commando der Königlichen Unteroffizierschule in Marien berg oder bei einem Landwehr-Bezirks-Commando zu bewirken find. Bei diesen Behörden ist auch das Nähere über die Verhältnisse der Königlichen Unterosfizierschule und die Bedingungen für die Aufnahme zu erfahren und wird nur noch bemerkt, daß die Aufzunebmenden bis ulto. Leptember diese» Jahre» wenigsten» 14 Jahre alt und confirmirt sein müssen, beziehentlich das 18. Lebensjahr noch nicht wesentlich überschritten haben dürfen und daß die gesammte Unterhaltung und Erziehung der Zög linge auf der Königlichen Unterosfizierschule unentgelt lich geschieht. Die Amtsblätter werden um Aufnahme dieser Be kanntmachung in eine der nächste,» Nummern ihres Blatte» nssucht. Dresden, den 25. Juni 1877. Kriegs-Ministerium. von Kabriee. Beyer. El» »ewitter in Kiesole. Bo« Arthur Reus. (Fortsetzung »u Nr. Iw) Immer näher kommt dir stahlblaue Wetterwand, die da drüben über den Rand der fernen Südgcbirge heraufkriecht wir ein schwarzes Gespenst; immer ticfer und dunkler werden die Schatten, die sich unter ihr über daS Land legen. Ein Geier kommt von links her »uS den Gebirgen deS Pratomagno, wo Vallom- brosa liegt und einstmals die Camaldulensrr wohnten — er bedeutet den Sturm. Sein langgezogrneS „Giäh l — Giähl" klingt wie unendlicher Hohn durch die Lüste, al» ob er die ganze Welt in ihrer Angst verspotten wollte. Langsam und stolz, fast ohne Flüarlschlag, zieht er hoch über die Stadt hin und wir rr in drn jensri- tigen Grbtrgrn verschwundrn ist, fährt rin zackiger Blitz auS der Wolkenwand im Süden und spaltet sie von oben bis unten, wie wenn ein dunkler Vorhang plötz lich von unsichtbaren Händen zerrissen würde — noch einige Srcunden bange Stille — dann plötzlich eia schweres dumpfe» Donnern mit lang hinrollcndcm Echo, daß die Fenster deS GartensaaleS zitternd nach- klirren. E» war, als hätte der Sturm, der in der Luft schlief, nur gewartet auf diese» Signal; denn wie da» Echo verhallt war, erhoben sich weiße Staubsäulen au» den engen Manergassen, die unten zwischen den Wein. Pflanzungen und dm Orlwäldern hinlinen Wie Wüstenrrttrr auf weißen Rossen mit flatternden Bur nussen rrnnm sie daher — die ersten Vorboten de» nahenden Hturme». Langsam, aber unaufhaltsam kommt T1 Petersburg, DienStag, 26. Juni. (Tel. d, Dresdn. Journ.) Die Meldung der „Time»", wonach der Moskauer Glawencomit^ dem Minister deS Innern daS Project einer Constitution vor- gelegt haben soll, wird von maßgebender Seite ÄS eine absolute Erfindung bezeichnet. Gegenüber drn neuerdings von Freunden der Türkei in Umlauf gesetzten pessimistischen Gerüch ten, welche nur darauf abzielen, Zweifel über die guten Beziehungen Rußlands zu den anderen Großmächten hervorzurufen, erklärt die „Agence ruffe", man müsse gegenwärtig halten, daß Ruß- land, bevor es zum Kriege sich entschloß, befrie digende Versicherungen de» bei der Orientfrage interesfirten Mächte empfing. Wir Rußland srine Versprechungen loyal erfüllen werde, sri auch kein Zweifel, daß die Großmächte den ihrigen nachkom- men werden. Der europäische Frieden erscheine daher vollkommen gesichert. Die Ergebnisse deS orientalischen Kriege«, weit entfernt, den Frieden zu gefährden, würden vielmehr zur Consolidirung desselben beitragen. Konstantinopel, Montag, 25. Juni, Vor mittags. (W. T. B.) Der Minister deS Auswär tigen hat an die Vertreter der Pforte im AuS- lande folgende Mittheilung gerichtet: Eine An zahl Russen hat ohne Rücksichtnahme auf ihre Verluste die Donau an zwei Stellen, zwischen Matschin und Jsaktscha und bei Kara - Aghatsch unterhalb Hirsova, überschritten. Nach hier eingegangenen Nachrichten setzen die Russen ihren Einmarsch in die Dobrudscha über die Donau fort. Ein Theil der hier garnisoniren- den Regimenter wird an die Donau abgeschickt und durch die au« den Provinzen emgetroffene Nationalaarde ersetzt werden. Ein Abgesandter deS Sultan» an den Emir von Afghanistan wird sich unverzüglich zu dem- selben begeben und sodann nach Kaschgar gehen. Konstantinopel, DienStag, 26. Juni. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der türkische Gesandte an den Emir von Afghanistan hat dir Mission, zwischen dem Emir und der ostindischen Regierung bestehende Differenzen auszugleichen. Der frühere Polizeimimster und Gouverneur von Janina, Huffni Pascha, ist plötzlich gestorben. Von der Donau wird gemeldet, daß die Russen Rustschuk bombardirrn; eine große Anzahl Ge- schosse fällt auf die Stadt. Das Feuer wird tür- kischerseitS erwidert Meldungen deS Gouverneurs von Trapezunt und Derwisch Pascha» vom 24. Juni berichten über die Vorgänge beiBatum, daß die russischen Truppen am Sonnabend die türkischen Stellungen bei Batum angriffen und mit einem Verlust von 1660 Todten zurückaeworfen wurden, während der Verlust der Türken 60 Tobte und 150 Verwundete betrug. Die Russen erneuerten den Angriff, wur- den abermals zurückgrschlagen und genöthigt, ihre erste OprrationSlinie aufzugeben. Der russische Verlust betrug 1500 Tobte; der Verlust der Tür ken war unerheblich. Amtlicher Theil. Verordnung, die Ausstellung von Zwang-Pässen und Zwangt- Visa- nach und durch Oesterreich-Ungarn betreffend. Auf Grund einer zwischen der Königlich Sächsischen und der K. K. Oesterreichischen Regierung wegen gleich mäßigen Verfahren» bei gegenseitiger Zuweisung von Personen mittelst ZwangSpaffeS oder Zwangsvisa ge- u offenen Vereinbarung wird hierdurch an die Polizei behörden de» Lande» Folgende- verordnet: Dafern Individuen von Sachsen au- mit Zwangs- Paß — Marschroute — oder mit Zwang-visa auf Reisepässen, welche sich in ihrem Besitzt befunden haben, nach Oesterrrich-Ungarn oder durch dasselbe nach dem Ausland« gewiesen werden, so hat eS zwar bet der be stehenden Einrichtung, daß die die StaatS- und HeimathS- angehörigkeit der betreffenden Personen darthurnden Documrnte im Originale direct an ihre HeimathSbehörde übersendet werden, zu bewenden. ES sind jedoch be- glaubigir Abschriften dieser Documrnte, beziehentlich bei Zuweisungen von dem Oesterreichischen StaatSvrrbande nicht angehörigen Personen durch Oesterreich-Ungarn nach dem AuSlande von den Uebrrnahmezusicherungen der ausländischen HeimathSbehörde, den Zwangspässen oder drn Pässen, auf wrlche das Zwangsvisa gebracht wird, zur Kenntnißnahme für die Oesterrrichische Ein- bruchSftation dergestalt deizufügen, daß diese Abschriften selbst zu intearirrnden Bestandtheilen der Zwang-Pässe oder Reisepässe «erden. Dir K. K. Oefterrrichisch-Ungarische Regierung hat ein gleichet Verfahren bezüglich der Oesterreichischer- seit» nach und durch Sachsen zu reisenden Personen angeordnet. Bezüglich des Verfahrens bei Schubtran-porten hat r» bet den bestehenden Verträgen und Anordnungen zu bewenden. Dresden, am 12. Juni 1877. Ministerium des Innern. ». Rostitz-Wallwitz. k«, Uv» »»«r B0 kt. v,»» si« -ivil« iw kk.
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