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Wochenblatt für Reilhenbrand, Siegmar, Neustadt und Rabenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vertheilt. 9. Sonnabend, den 1. November 1902. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition Meichenbrand, Pelzmühlenstraße 47v), sowie von den Herren Barbier Bast in Reichenbrand, Buchhändler Clemens Bahner in Siegmar und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengcnommen und pro Ispaltige CorpuSzeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Nachstehende Bekanntmachung des K. Bezirkskommandos zu Chemnitz wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht. Reichenbrand, am 24. Oktober 1902. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung. Alle im obengenannten Gemeindebezirke aufhältlichen Reservisten, Dispositions-Urlauber, zu Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen, der Jahresklaffen 1895 bis mit 1902 erhalten Befehl zu der Donnerstag den 6. November 1SOS Vormittags 11 Uhr in Chemnitz Restaurant „Bellevue" Stollberger- uud Göthe - Str. - Ecke stattfiudenden ^aNtkNÜNkl^ saNNNkUNg zu erscheinen. Die Militärpapiere sind mitzubringen. Während der Kontrollversammlung selbst wird eine streng militärische Haltung und Disciplin verlangt. Schirme und Stöcke sind abzulegen. Nichterscheinen wird mit Arrest bestraft. Königliches Bezirks-Kommando Chemnitz. Die nachstehende Bekanntmachung des Königlichen Bezirks-Kommandos Chemnitz wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Rabenstein, am 20. Oktober 1902. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Alle im Gemeindebezirk Rabenstein und den beiden Gutsbezirken Nieder- Md Oberrabenstein aufhältlichen Reservisten, Dispositions-Urlauber, zu Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen der Jahresklaffen 1895 bis mit 1902 erhalten Befehl zu der Freitag den 7. November 1SV2 Vormittags 9 Uhr in Chemnitz Restaurant „Bellevue" Stollberger- und Göthe-Str.-Ecke stattfindenden KaUtVak^Utk- faMMkUUg zu erscheinen. Die Militärpapiere sind mitzubringen. Während der Kontrollversammlung selbst wird eine streng militärische Haltung und Disciplin verlangt. Schirme und Stöcke sind abzulegen. Nichterscheinen wird mit Arrest bestraft. Königliches Bezirks-Kommando Chemnitz. Sitzung des Gemeinderathes zu Rabenstein am 28. Oktober 1902. 1. Die durch die Unterbringung des Strumpf wirkers Erust Gustav Georgi in die Bezirksanstalt Altchenmitz, und 2. durch das Begräbniß der Auna Wilhelmine verw. Schaarschmidt entstandenen Kosten werden aus die Armenkasse zu übernehmen beschlossen. 3. Das Koncessionsgesuch Carl Steinbachs in Chemnitz für das Bahnhossrestaurant, desgleichen 4. dasjenige des Gastwirths Osmar Richter hier für den beabsichtigten Saal-Erweiterungsbau, werden vom Gemeinderath befürwortet. 5. Zu dem erneuten Bauvorhaben des Architekten Curt Müller hier soll eine Kaution in Höhe von 1100 Mk. zu Straßenbauzwecken ausbedungen werden. 6. Mit der Verpflichtung des Fleisch- und Trichinenschauers Scheithauer in Siegmar zum 2. Stell vertreter des hiesigen Fleisch- und Trichinenschauers erklärt sich der Gemeinderath einverstanden, desgleichen 7. mit der Anlage einer Telephonleitung über den Nathhausplatz. 8. Der von den Herren Arthur Peter uud Louis Grieß hier aufgestellte Straßenfluchtlinienplau wird genehmigt. 9. Vom Gesuche des Branddirektors Großer nm Beitritt der Freiw. Feuerwehr zu einer Unfall- und Haft pflichtversicherung wird Kenntniß genommen, die Be schlußfassung dagegen bis zur nächsten Sitzung ausgesetzt. Mertliches. Neichenbrand. Die Wiedereröffnung des Gottes dienstes in der erneuerten hiesigen Kirche findet Sonn tag, den 9. November a. c. statt. Auf Beschluß des Kircheuvorstaudes wird zur Erhöhung der Feier mit dem um 9 Uhr beginnenden Festgottesdienste die Ab haltung einer Kirchenparade verbunden. — Das Jahr 1902 ist für den Gustav-Adolf- Verein besonders bedeutsam, es ist ein Jubiläumsjahr. Mit dem 6. November dieses Jahres erfüllen sich siebzig Jahre, seit am Gustav-Adolf-Stein zu Lützen durch sächsische Mänuer das Samenkorn in die Erde gesenkt wurde, das durch Gottes Gnade zum großen Baume geworden ist. Was der Gustav-Adolf-Verein in den siebzig Jahren seines Bestehens geleistet hat, ist groß und gewaltig. Er ist in diesem Zeiträume an 5060 evangelischen Genieinden in allen Landen mit einem Aufwande von über 41 Mill. Mark zum barmherzigen Samariter geworden. Das Arbeitsfeld des Gustav-Adolf-Vereins wird von Jahr zu Jahr größer. Heuer weist der Unterstützungsplan 2042 hilfesuchende Gemeinden auf. Die Bedürfnisse dieser Gemeinden sind mannigfaltig. Hier gilt es, eine alte Gemeinde vor dem Sterben zu bewahren und dort einem jungen kirchlichen Wesen zum Leben zu verhelfen. Hier muß eine Kirche erbaut und dort eine evangelische Schule vor dem Untergange bewahrt werden. Hier heißt es, zu einem allzu kärglichen Pfarr- oder Lehrer gehalte einen Zuschuß zu leisten, dort einer armen Gemeinde zur Anlegung eines evangelischen Friedhofes behilflich zu sein. Hier gilt es, ein Konfirmanden haus mit zu erhalten, dort das Verlangen nach einer Diakonisse zu befriedigen. — Möchten dem echt evangelischen Liebeswerke des Gustav-Adolf-Vereins immer mehr Herzen zugewendet, weitere Thüren ihm geöffnet, reichere Quellen ihm erschlossen werden. Nabenflein. Dem über 32 Jahre ununterbrochen auf dem Kalkwerk Rabenstein als Steiger beschäftigten Herrn Karl Friedrich Seyffert hier ist vom Kgl. Ministerium des Innern das Ehrenzeichen „Für Treue in derArbeit" verliehen und durch Herru Amtshauptmann Or. Hallbauer im Beisein des Herrn Gemeindevorstand Wilsdorf, Kalkwerks besitzers Reinhold Esche und der sämmtlichen Mit arbeiter ausgehändigt worden. Herr Esche zeichnete seinen treuen Steiger durch Uebergabe eines Geld geschenkes noch besonders aus. Nabenflein. Herr Sparkassenkassirer Opitz hier ist vom Gemeinderath zu Erfenschlag einstimmig zum Gemeindevorstand gewählt worden und wird sein neues Amt voraussichtlich am 1. Januar 1903 antreten. Nabenflein. Der hiesige Stenographenverein „Gabelsberger" gedenkt, auch in diesem Jahre einen Kursus zur Erlernung der Stenographie abzu halten. Der Unterricht soll vom 4. November wöchentlich ein Mal an einem noch zu bestimmenden Tage statt- fiuden und zwar, um mehrfach geäußerten Wünschen zu entsprechen, nicht mehr in der Schule, sondern im oberen Vereinszimmer des Kühn'schen Restaurants. Als Unterrichtsleiter ist Herr Lehrer Rau vom Verein gewonnen worden. Bezüglich der Anmeldungen ver weisen wir auf die in dieser Nummer unseres Blattes enthaltene Anzeige. Der hohe Nutzen, den die Er- lcrnnng der Stenographie gewährt, ist allseitig aner kannt, und es ist Eltern und Lehrherren dringend anzurathen, ihre Söhne bez. Lehrlinge zum Besuche des Kursus anzuhalten. Aus der Vergangenheit Rabensteins. Der Ort Rabenstein, dessen Zeit der Entstehung bisher unbekannt geblieben ist, hieß zuerst „Stein", hängt unmittelbar mit dem etwa in den Jahren 900—1000 nach Christi Geburt erbauten Schlosse „Rabenstein" (jetzt Ruine) zusammen. Dieses Schloß, wahrscheinlich zunächst Sitz eines kaiserlichen Voigtes, gehörte sammt dem großen Raben- steiner Walde (jetzt ca. 900 sta) und den dazu ge hörigen Dörfern den Herren von Waldenburg, denn nach einer Urkunde vom 13. Dezember 1375 kaufte Abt Heinrich von Donyn und Kloster-Convent zu Chemnitz die reichsunmittelbare Allodialherrschaft Rabenstein dem Johannes dem Aelteren von Walden burg und seinen Söhnen Johannes und Unarch in ihrem Besitze ab. Einzelne Theile hatte das Kloster vorher schon erworben. Der Kaufpreis betrug 1700 Schock gute Freiberger Münze und das halbe Dorf Großhart mannsdorf bei Freiberg. Dadurch gelangte das Schloß Rabenstein mit dem dazu gehörigen Dorfe „Stein" und die Orte Reichenbrand, Grüna, Helbersdorf, Höckericht (Neustadt), Rottluff, Röhrsdorf, Kändler, Löbenhain, Siegmar, Steinpleißen (Pleißa) und Schönau, ferner die soge nannte Rißecht- oder Reißigmühle in der oberen Aue von dem Nikolaithore in Chemnitz mit den dazu gehörigen Wiesen, Neckern und Gärten, dem großen Rabensteiner Walde und die im Gebiete der Herrschaft gelegenen Stein-, Kalk-, Eisen- und sonstigen Erz gruben in den freien eigenen Besitz des Klosters Chemnitz. Außerdem erhielt das Kloster durch diesen Kauf die eigene Vogtei wieder in die Hand und einen Theil der Gerichtsbarkeit in der Stadt Chemnitz. Durch die Erwerbung dieser stattlichen Herrschaft erreichte das Chemnitzer (Benediktiner-) Kloster den Höhe- und Glanzp mkt seiner Macht. Die Folgen dieses Besitzwechsels waren aber die sogenannten „Rabensteiner Fehden." Einige Fürsten und Herren, besonders der Burggraf Albrecht von Leisnig und Veit von Schönberg, sowie dem Kloster feindlich gesinnte Edelleute uud Bürger ans Zwickau