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U MeWH-ZeitW MWAWWMMWWWWWMWWWI s^MMWMWWWWWWKWWW Amtsblatt .... für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und dre Sradtratye zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfa- die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. ME Die „Weißcritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend: — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Dienstag, den 22. September 1885. Nr. 112. Ein neues Stadium in der Sozial demokratie. Es war vorauszusehen, das; die verbissenen und verhetzten Elemente der Sozialdemokratie durch das sogenannte Sozialistengesetz wohl einigermaßen ein gedämmt, aber nicht direkt beseitigt werden können. Die gesetzliche Verhinderung an Ausbreitung nach Außen bezweckte bei der sozialdemokratischen Agitation zunächst sogar eine innere Stärkung. Da nun aber die ganze Sozialdemokratie sich auf die Agitation, die Verhetzung, die Vereinigung und die Phrase stützt, so kam sie in den neuen Verhältnissen doch auf eine schiefe Ebene. Die eingeengte Agitation verdrehte den Arbeitern doch nicht mehr in der Weise die Köpfe, wie die sich öffentlich brüskenden, brutalen sozalistischen Phrasen, man handelte deshalb im Lager der Sozial demokraten nicht mehr aus bloßer Leidenschaft, sondern man begann auch, der Noth gehorchend und nicht dem eigenen Triebe, diese und jene soziale Frage nüchtern zu besprechen. Mehr als eine Veranlassung wurde hierdurch der Arbeiterbewegung durch die in den letzten Jahren vom Reichstage gutgcheißenen Arbeiterschutz gesetze geben, zu welchen sich bekanntlich ein Theil der Arbeiter nicht ablehnend verhielt. Bei den sozial demokratischen Oberhäuptern gilt aber jede, auch die geringste Annerkennung eines Parteigenoffen, daß auch von der Negierung etwas Gutes für die Arbeiter kommen könne, für ein schnöder Verrats; an der Sache der Arbeiter, denn nach der famosen Theorie der Herren Bebel, Liebknecht und Genoffen kann von Niemand Anderem als von ihnen etwas Ersprießliches für die Arbeiter geschehen. Es muß einleuchten, daß bei weniger fanatisirten Anhängern der Sozialdemokratie diese Theorie schließlich doch durchlöchert werden mußte, zumal die Negierung im Vereine mit dem Reichstage sich handgreiflich mit der Hebung des Arbeiterwohles ernstlich beschäftigt hat. Zugleich sahen sich aber auch manche jüngere sozialdemokratische Größen veranlaßt, eigene Selbstständigkeit in der eigenen Meinung zu verrathen. Darob entstand natürlich bei den Ober anführern große Entrüstung, man drohte mit Maß regeln und schrieb Absagebriefe. Aber die Drohungen verfingen nicht sehr, denn die Herren und Meister der Sozialdemokratie hatten sich ja selbst erst ein Geschlecht herangezogen, welches sich weder vor Gott, noch dem Teufel fürchten sollte. So zeigt eben die Sozial demokratie jetzt ein Stadium, welches den Anfang der wachsenden Meinungsverschiedenheiten zwischen den Sozialisten aufweist und diese Meinungsverschieden heiten leicht zum offenen Zerwürfniß im sozialdemo kratischen Lager bringen wird. Schon jetzt zeigen sich die Sozialisten als „Gemäßigte" und „Unversöhnliche" und es bedarf nur eines nachhaltigen Anstoßes von Seiten eines unzufriedenen Führers, so vollzieht sich die vollständige Spaltung der sozialdemokratischen Partei und dann kann man hoffen, daß auch wieder gesündere Anschauungen in einen Theil der Arbeiter bewegung kommen. «Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Am heutigen Montag hat man mit dem Bau des Aussichtsthurmes auf der Funke'schen Steinbruchshöhe begonnen. Der aus Stein mit hölzerner Treppe auszuführende Thurm ist auf 18 Meter Höhe und am Fuße 5 Meter Durchmesser projektirt. Glashütte. Nächsten Sonntag, den 27. Septbr., begeht die hiesige freiwillige Feuerwehr die Feier ihres 25jährigen Bestehens. Das zu der Feier aus gegebene Programm ist folgendes: Sonnabend Abend 8 Uhr Zapfenstreich. Sonntag früh 6 Uhr Weckruf, Uhr Kirchenparade, 10 Uhr Zug der gesammten Feuerwehr nach dem Kirchhof zur Bekränzung des Grabes des im Jahre 1875 im Dienst verunglückten Kamerad Bobe und des Grabes des Gründers und bisherigen Kommandanten Großmann, 11—1 Uhr Em pfang der auswärtigen Gäste, 3 Uhr Sturmangriff der gesammten Feuerwehr, 5 Uhr Festzug durch die Stadt nach dem Festlokal Hotel „goldnes Glas", 6 Uhr Beginn der Festtafel, darauf Ball. Tharandt. Die Vorlesungen an der kgl. Forst- Akademie nehmen für das Wintersemester am 19. Oktober ihren Anfang. HainSberg. In der vor einigen Tagen stattge- sundenen Sitzung des Verwaltungsrathes derThode- schen Papierfabrik zu Hainsberg wurde über die Verwendung des ca. 494,000 M. betragenden Brutto gewinnes des Geschäftsjahres 1884/85 definitiv Be schluß gefaßt. Darnach sind außer der normalen Dotirung des Erneuerungsfonds, an Extrarück stellungen 6000 M. für unsichere Außenstände, 35,000 Mark Spezialreserven und 20,000 Mark für Conver- tirungsprämien und Kosten disponirt, und beschlossen, der auf 24. Oktober einzuberufenden Generalversamm lung die Deklarirung von 11 Prozent Dividende vor zuschlagen. Man hat angesichts der noch andauernden fallenden Tendenz der Papierpreise jene Extrareserve zn bilden für geboten erachtet, um solche eventuell zur Paralysirung größerer Schwankungen in den Be- trägnifsen heranzuziehen zu können; es wäre sonst wie im Vorjahre die Dividende auf 12 Prozent zu nor- miren gewesen. Dresden. Se. Majestät der König, sowie Prinz Georg und Prinz Friedrich August, haben sich am gestrigen Sonntag Nachmittag über Freiberg zu einem mehrtägigen Aufenthalt nach dem Jagdhaus Nehefeld begeben. — Nächsten Sonnabend wird König Albert in Folge einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich sich auf einige Zeit nach Steiermark begeben, um an den kaiserlichen Gems- jagden Theil zu nehmen. Dresden. Die am 15. September stattgehabte Ländtagswahl in Sachsen hat folgendes Resultat ergeben. Es wurden gewählt: In Dresden 1., 4. und 5., Wetzlich (kons.), Kaden (soz.), Bartholomäus (kons.), in Leipzig 1. Bassenge (nat.-lib.), in Chemnitz 1. Clauß (lib.), im 2. städtischen Wahlkreis (Bautzen rc.) Wei- gang (fortschr.), im 22. städt. (Grimma rc.) Müller (kons.), im 12. städt. (Borna rc.) Ahnert (nat.-lib.), im 15. städt. (Glauchau rc.) Uhle (nat.-lib.), im 18. städt. (Oederan rc.) Messerschmidt (kons.), im 19. städt. (Annaberg rc.) Voigt (nat.-lib.), im 20. städt. (Schnee berg rc.) von Trebra (kons.), im 21. städt. (Reichen bach rc.) Georgi (nat.), im 23. städt. (Plauen rc.) Kirbach (wild), im 24. städt. (Adors rc.) Grahl (fort- schrittl.), ferner in den ländlichen Wahlkreisen im 7. (Bischofswerda rc.) Päßler (kons.), im 8. (Kamenz rc.) Resultat noch nicht bekannt, jedenfalls ein Konserva tiver, im 10. (Dresden-Land) Bramsch (kons.), im I I. (Stolpen rc.) Mai (fortschr.), im 13. (Altenberg, Dippoldiswalde, Frauenstein rc.) Steyer (kons.), im 15. Riesa rc.) v. Carlowitz (kons.), im 16. (Tharandt) von Seydewitz (konserv.), im 17. (Nossen rc.) Hahn (kons.), im 19. (Großenhain rc.) Richter (kons.), im 20. (Oschatz rc.) Günther (kons.), im 21. (Wurzen rc.) Däberitz (kons.), im 24. (Leipzig-Land) Mühlig (Par teistellung unbek.), im 27. (Roßwein rc.) l)r. Mehnert (kons.), im 29. (Rochlitz rc.) Knechtet (kons.), im 30. (Chemnitz-Land) Geyer (soz.), im 33. (Wolkenstein rc.) Heymann (kons.), im 35. (Jöhstadt rc.) Mehnert 8vn. (kons.), im 40. (Zwickau-Land) Stolle (soz.). Unter den 33 Gewählten gehören 19 zur konservativen, 6 zur nationalliberalen, je 3 zur fortschrittlichen und zur sozialdemokratischen Partei, einer bezeichnet sich selbst als „Wilder" und von einem ist die Partei stellung zur Zeit noch nicht bekannt. Dem Berufe nach sind 15 Landwirthe, 4 Bürgermeister, 4 Kauf leute, bez. Fabrikbesitzer, je 1 Rechtsanwalt, Hand werksmeister, Ingenieur, Eisenwerksbesitzer, Handels kammersekretär, Bankdirektor, Generaldirektor und 51. Jahrgang. Gastwirth, sowie als Vertreter der Sozialdemo kratie außerdem noch 2 „Fabrikanten". Ueberhaupt aber ist die sozialdemokratische oder, wie sie sich gern nennt, „Arbeiterpartei" im nächsten Landtage ver treten durch eineu gewesenen Offizier, einen Gastwirth, 2 „Fabrikanten", aber nur einen Handwerksmeister. — Die alte Eigenthümlichkeit der Leipzig-Dresdner Eisenbahn (Riesaer Linie), das Linksfahren, kommt nunmehr, nachdem die Theilstrecke Leipzig-Riesa schon seit einiger Zeit rechts befahren wird, vom 21. d. M. auch auf der Strecke Riesa-Dresden in Wegfall. Die baulichen Vorbereitungen auf den Stationen der letzten Strecke waren immerhin, namentlich in Priestewitz, Kötzschenbroda und Weintraube, bedeutend zu nennen, da beispielsweise in Weintraube für den künftigen rechtsgleisigen Zugsverkehr ein besonderer Perron an der dem Haltestellengebäude gegenüber liegenden Seite angelegt werden mußte, dessen Zugang für die in der Richtung nach Dresden zu befördernden Personen durch eine Geleisuntertunnelung ermöglicht wird. — Nach einer Bekanntmachung der kgl. General direktion der Staatsbahnen werden von jetzt ab die kombinirbaren Nundreisebillets das ganze Jahr über ausgegeben. Die Minimallänge von 600 Kilo meter ist unverändert geblieben, die Giltigkeitsdauer aber wurde auf 45 Tage und für Nundtouren von mehr als 2000 Kilometer auf 60 Tage erhöht. — Die von allen Seiten einmüthig verurtheilte Auffassung des deutsch-spanischen Konflikts Seitens des Berliner Centrums-Organs findet auch in dem zu Dresden erscheinenden katholischen „Benno-Blatt" eine unerquickliche Nachahmung. Das genannte Blatt findet, der „übermächtige deutsche Löwe" überwiege zu sehr in dem europäischen Völker-Concert; Deutschland sei von Haß erfüllten Staaten umgeben, zu denen das Blatt Frankreich, England, Dänemark, Italien, Spanien und Rußland rechnet; ein genialer Staats mann könnte dieselben zu einer Koalition gegen Deutschland vereinigen und es sei daher Aussicht zu einem großen Krach außen und innen, innen natür lich wegen des Kulturkampfes. — Ob die Leser des „Benno-Blattes" an solcher Sprache wirklich Gefallen finden können? — Die bekannte und von Stadt und Land gern besuchte Weinstube von Anton an der Kreuzkirche geht mit dem 1. Oktober an den Wirth des Amalien- hofes, Herrn Zschäckel, über. — Im Asyl für obdachlose Männer in Dresden vollzog sich jüngst ein Jubiläum eigener Art: nach 4jährigem Bestehen wurde daselbst der 50,000ste Mann ausgenommen. — Auf der Sonnenfläche zeigen sich seit einigen Tagen kolossale Fleckengruppen. Die größte derselben hat nach oberflächlicher Messung eine Breite von 6000 bis 7000 geographischen Meilen bei einer Länge von ca. 20,000 Meilen — eine Fläche, aus welcher 50 Erdkugeln neben einander gut Platz finden könnten. Der dunkelste Theil dieser Gruppe, die sich jetzt etwas rechts an der Sonnenscheibe befindet, kann mit Hilfe eines berußten Glases mit bloßem Auge wahrgenommen werden. Meißen. Vom 30. September bis mit 3. Ok tober wird in „Stadt Hamburg" hierselst ein Kursus über Obstverwerthung abgehalten werden, wobei folgende, praktisch erläuterte Vorträge von dem Ge schäftsführer des Landes-Obstbau-Vereins, Lämmerhirt aus Dresden, gehalten werden: Am 30. September: Das Dörren des Obstes, die zum Dörren sich eignen den Obstsorten, die Vorbereitung des Obstes zum Dörren, Erläuterung der zum Dörren nöthigen Maschinen und Geräthe, die beim Dörrprozesse zu be obachtenden Regeln, das Nachtrocknen des Obstes an der Lust, die Verpackung des Obstes. — Am I. Ok tober : Das Konserviren der Früchte, die vorbereiten den Arbeiten dazu, das Einsieden der Früchte, das