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MHmtz-MllNg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 71. Jahrgang. Donnerstag, den 2. März 1905. Nr. 25. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschuft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelpre. - Druck und Verlag von Carl Jehns in Dippoldiswalde. Mit achtseMgem „SllusMeeien AnterhattunjMstt". Mit land« unS hsuswirtschaftUcher Wsnals-Beilag«. Jnlerat«, welche bel d« bede». lenden Auslage h« Blattes 'ine sehr wirk same Verdrehung finden, werden mit 12 d'g, solch« aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 1v Pfg. die Spaltzeile oder derer! Raum berechnet. - Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit enl- brechendem Ausschlag — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Psg. Die .Wtiberitz-ZeUnng«, «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- tzenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. W Psg-, zweimonatlich K4 Psg., einmonatlich 42 Mg. Einzelne Nummern , 0 Psg. — Alle Postan- galten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Es sind bestellt und in Pflicht genommen worden: Herr Tischlermeister August Friedrich Horn in Schellerhau als Standesbeamter für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Schellerhau und Herr Kaufmann Albin Oskar Rehn in Lauenstein als stellvertretender Standesbeamter für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Lauenstein. Dippoldiswalde, am 24. Februar 1905. Königliche Amtshauptmannschaft. Nr. 246/150 l). vr. Mehnert. Sch. Gesperrt wird bis auf weiteres die durch Obermalter führende Dorfstraße. Der Simplon-Durchstich. In den Morgenstunden des 24. Februar ist endlich der Durchbruch des Eisenbahntunnels durch den Simplon erfolgt, womit sich auf schweizerischem Boden ein hoch bedeutsames verkehrspolitisches Ereignis vollzogen hat. Denn der Simplontunnel wird nach seiner definitiven Vollendung das bislang größte Werk darstellen, welches der moderne Verkehr heroorgebracht hat, er läßt in Be zug auf seine Grütze oder vielmehr Länge, aber auch hin sichtlich der ungeheuren Schwierigkeiten, welche bei seinem Baue zu überwinden waren, alle gleichartigen Unter nehmungen der neuesten Zeit wie den Gotthardt-Tunnel, den Mont Cenis-Tunnel, den Arlberg-Tunnel usw. hinter sich. Der Simplontunnel ist 19770 Meter lang, über trifft also den vielbewunderten St. Gotthardt-Tunnel noch um eine Länge von fast 5 Kilometer. Bei der Bohrung des Simplon-Tunnels stellten sich ganz besondere Schwierig keiten heraus, welche in solchem Matze von der Bau leitung nicht vorausgesehen worden waren und die eine nicht unerhebliche Verzögerung in dem geplanten Weiter gange des gewaltigen Unternehmens bewirkten. Die Lüf tung und Kühlung machten, je weiter die Bohrarbeiten im Inneren des Berges weiter vorschritten, außerordent- liche Maßnahmen zum Schutze der Arbeiter nötig, starke Quellen, teils heiße, die immer wieder hervorsprudelten, mußten in mühseligster Arbeit abgeleitet werden, ferner erwies sich das zu durchbohrende Gestein vielfach als so spröde, daß zur Bewältigung dieser Arbeit ebenfalls be sondere Anstrengungen nötig wurden. Aber trotz aller dieser kaum geahnten Schwierigkeiten und Hindernisse wurden die Bohrungen konsequent von der schweizerischen wie von der italienischen Seite des Simplon fortgesetzt und jetzt nach beinahe 61/2 Jahren ist mit dem bewirkten Durchstich endlich die ungeheure Mühe, welche die Durch tunnelung des Simplon erforderte, belohnt worden. Der Simplontunnel wird nach seiner völligen Herstellung eine neue und sehr wichtige Eisenbahnverbindung nach Italien ermöglichen, die zweifellos zahlreich benutzt werden und namentlich die starkbenutzte Gotthardt-Route etwas ent lasten dürfte. Anläßlich des Durchstichs des Simplon- Tunnels richtete der schweizerische Bundespräsident an den König von Italien und an den italienischen Minister präsidenten Giolitti Glückwunschtelegramme, die dem Wunsche Ausdruck geben, datz das große Werk dazu bei lragen möge, die freundschaftlichen Bande zwischen den 'reiben Ländern noch enger zu knüpfen und die gemein- ame Wohlfahrt zu fördern. Die Stadtbehörde von Lau- anne sandte ebenfalls an die Stadtbehörde von Mailand nnen telegraphischen Glückwunsch zur Vollendung des Werkes. In der italienischen Deputiertenkammer sprach »er Arbeitsminister am Freitag unter wiederholtem leb- jaften Beifall des Hauses die bestimmte Erwartung aus, »aß der neue für den Verkehr geöffnete Weg die Be- jiehungen zwischen der Schweiz und Italien immer herz licher gestalten möge. Nach Bemerkungen anderer Redner wurde die Sitzung, um diesen bedeutsamen Tag zu markieren, geschlossen. Schließlich wird zu dem Ereignisse am 24. Februar noch folgendes gemeldet: Obwohl der Durchstich des Simplon-Tunnels Freitag früh tatsächlich erfolgt ist, wird wegen der vorhandenen Wassermassen die Eröffnung der eisernen Tore, die als Dämme dienen, erst in einigen Wochen erfolgen können, da es sich nach Leerung des Wasserreservoirs zunächst darum handelt, die warmen Quellen durch Schaffung eines regelmäßigen Abflusses unschädlich zu machen und den um 2 Meter zu hoch liegenden nördlichen Stollen auf einer Länge von 200 Der Verkehr wird währenddessen über Dippoldiswalde bez. über die Wendischcars- dorfer Haide gewiesen. Dippoldiswalde, am 1. März 1905. Königliche Amtshauptmannfchaft. 216 ä. I. A.:vr. Kuppert. Hnl. Im hiesigen Handelsregister ist heute auf Blatt 182 die Firma Kopps, kraar Kvinseka in LipsäorL und als deren Inhaber der Gastwirt Otto ?KMpp kraar Koinvoks daselbst eingetragen worden. Dippoldiswalde, den 27. Februar 1905. I ä 31/05. Königliches Amtsgericht. WMiche Atzung der zu WMnM krottae, klon S. ML» 1SVS, abends 8 Uhr, I im Sitzungszimmer im hiesigen Rathause. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Meter zu vertiefen. Erst nach Vollendung dieser Arbeiten wird der Tunnel als wirklich durchbrochen gelten können. Die feierliche Eröffnung findet erst nach gänzlicher Vollendung des Tunnels statt. An der Spitze des Baues des 19 770 Meter langen Tunnels, zu dessen Vollendung 6>/2 Jahre verwendet wurden, standen die Ingenieure Sulzer-Ziegler (Winterthur), Locher (Zürich) und Brandau (Jselle). Lokales unv Sächsisches. Dippoldiswalde, 27. Februar. Unter Vorsitz des Herrn Amtshauptmann vr. Mehnert wurde heule die 2. diesjährige Bezirksausschußsitzung abgehalten und hierbei nachersichtliche Gegenstände wie folgt erledigt. Zunächst wurde beschlossen, auf grund der vom Professor Seitler- Dresden vorgelegten Pläne oie Vergebung der Erd-, Maurer- und Zimmerarbeiten für den Umbau der hiesigen Bezirksanstalt in ein Siechenhaus an Unternehmer des hiesigen Bezirks öffentlich auszuschreiben. Nach Erledigung weiterer Bezirksanstaltsangelegenheiten genehmigte man die Einziehung des von der Beerwalder Mühle nach Röthenbach führenden alten Kommunikationsweges — Zeichenweg — für den öffentlichen Verkehr unter Auf rechterhaltung als Wirtschaftsweg und Holzabfuhrweg, die unentgeltliche Überlassung eines kleinen Teiles voin Ge- meindeareal in Börnchen bei Dittersdorf an Frau Mühle daselbst, das Gesuch Dreßlers in Seifersdorf uin Kon zession zum Schankbetriebe im Kurhaus Seifersdorf auf die Zeit vom 1. April bis Ende Oktober alljährlich, das Gesuch Hentzschs in Saida um Konzession zum Betriebe der Schankwirlschaft im dortigen Gasthaus, das Gesuch Helds in Geising um Konzession zuin Gastwirtschafts betriebe im dasigen Schützenhause, desgl. Geißlers in Johnsbach um Schankkonzession einschl. Beherbergen und Ausspannen im Grundstücke Kat.-Nr. 296 daselbst, des gleichen Wonnebergers in Glashütte um Schankkonzession in der Vrückenmühle, desgleichen Kühnels in Neudörfel bei Dittersdorf um Konzession zur Ausübung des Reihe schankes in Kat.-Nr. 12 daselbst, desgleichen Crunos in Kleincarsdorf um Konzession zum Kleinhandel mit Brannt wein in Kat.-Nr. 4 6 daselbst und die Ausbezirlung eines 6 Ar großen Trennstücks aus dem Staatsforstrevier Rehe- feld und Hinzuschlagung zum Gemeindebezirk Rehefeld; bedingungsweise wurden genehmigt das Gesuch Klemms in Burkersdorf um Übertragung der Genehmigung zur Ausübung des Gasthossbetriebes in Kat.-Nr. 135 daselbst, die Stauanlagen Isidor Richters in Nassau und der Firma C. G. Nitzsche Söhne-Schmiedeberg, während man mangels Bedürfnisses ablehnte die Gesuche Börnerts in Schmiedeberg um Genehmigung zur Errichtung einer Speisewirtschaft sowie zum Kaffee- und Bierschank in Kat.-Nr. 621. daselbst, Walthers in Hermsdorf i. E. um Erlaubnis zum Vranntweinkleinhandel im Grundstücke Kat.-Nr. 101 daselbst, Pretzschs in Ulberndorf um Ge nehmigung zum Beherbergen in seinem Restaurations grundstücke daselbst und Göhlers in Reinhardtsgrimma um Konzession zum Vier- und Weinschank im Grundstücke Kat.-Nr. 536 ebenda. Das Schankkonzessionsgejuch Claus in Altenberg war infolge Grundstücksverkaufs als erledigt anzulehen. Das Besltzveränderungsabgabenregulativ für Oberhäslich beschloß man zu befürworten. Hinsichtlich der ergangenen Verordnung in betreff der Beseitigung von Mißständen im Schornsteinfegergewerbe wurde für zweck mäßig erachtet, die künftig neu zu besetzenden Vezirks- schornsteinfegerstellen im Amtsblatle auszuschreiben, im übrigen aber fand der Bezirksausschuß keine Veranlassung, eine Teilung der Schornsteinfegerbezirke im hiesigen Ver waltungsbezirke z. Zt. anzuerkennen bez. für erforderlich zu erachten. Nach Kenntnisnahme von einer Ministerial- Verordnung hinsichtlich der bewilligten Beihilfen für die Volksbibliotheken sowie von -verschiedenen Mitteilungen wurden noch drei Mitglieder zur Einkommensteuer-Ein schätzungskommission gewählt und endlich beschlossen, den Rekurs Böttrichs in Hirschsprung gegen die Heranziehung zu den Besitzveränderungsabgaben daselbst an den dortigen Gemeinderat zur instanzmäßigen Entschließung in der Sache zu verweisen. — Schluß der Sitzung nachmittags 3/43 Uhr. — Als Direktor für hiesige Stadtschule ist feiten des Schulausschusses von den drei ihm vorgeschlagenen Kan didaten Herr Oskar Burkhardt, z. Z. Lehrer an der Zentralschule in Großschönau, gewählt worden. — Im Monat März werden im hiesigen Bezirke einige Distrikts-Konferenzen für die Lehrerschaft statt finden und zwar am 11. März, nachm. 31/2 Uhr, in der Schule bezw. im Ratskeller zu Dippoldiswalde, am 15. März, nachm. 3 Uhr, im Schulhaus bezw. Gasthof zu Quohren, am 18. März, nachm. 3 Ühr, im Bahnrestaurant zu Värenhecke und am 25. März, nachm. 3 Uhr, im Schulhaus bezw. Gasthof zum Löwen in Frauenstein. Auf der Tagesordnung dieser Konferenzen stehen Vortrag und Lektion zur Beantwortung der Frage: „Wie fördert die Volksschule am würdigsten und nachhaltigsten die Er kenntnis der hervorragenden Bedeutung Schillers für das deutsche Geistesleben?" — Glück zu. Zwei interessante Vorträge wurden in den letzten Vereinsabenden von den Herren Thiel und Müller gehalten. Ersterer führte seine Zuhörer in die auf unfruchtbarer, unwirtlicher Hochebene liegenden Diamant felder Südafrikas, wo 1867 von einem Farmer der erste Edelstein gefunden, an einen Händler verschenkt und von diesem für 10000 M. verkauft wurde. So lange man mit Hacke, Schaufel und Waschsieb die Erdmassen be wältigen und nach Diamanten untersuchen konnte, war der Betrieb von einzelnen mit wenig Arbeitern möglich. Aber die Schwierigkeit des Tiefbaus führte 1880 zur Gründung einer Gesellschaft von Kapitalisten durch den aus dem Burenkrieg bekannten Cecil Rhodes. Ein Gebiet von größerer volkswirtschaftlicher Wichtigkeit besprach Herr Müller am letzten Sonnabend, nämlich die Elbe und ihren Schiffahrtsverkehr, dem 7000 Dampfer mit 40 000 Pferde stärken und 12 000 Segelfahrzeuge dienen. Seit 1832 fahren Dampfer auf der Elbe. Vor 1870 bildeten 35 Zollstationen erhebliche Hindernisse für den Elboerkehr. Durch Gründung von Schiffahrtsgesellschaften hat sich der selbe wesentlich gehoben, wozu auch die Kette von Melnik bis Hamburg von großem Einfluß ist. Die wichtige Be deutung oieses deutschen Flusses für Personen- und Waren- besörderung kommt den Anwohnern erst richtig zum Be wußtsein, wenn durch anhaltende Trockenheit wie im ver flossenen Sommer der Verkehr gänzlich ins Stocken gerät. — Ain letzten Vereinsabend wurde Herr Vollrath zum ersten Präsiden, Herr Halb zum zweiten Präsiden und Fuchsmajor, Herr Schreiber zum Kassierer und Herr Müller zum Schriftführer gewählt. — In der am Montage, den 27. Februar, abge haltenen Hauptversammlung der hiesigen Schneider innung (Zwangsinnung), zu der sich auch der Vor sitzende des Verbandes der Schneiderinnungen Sachsens, der sächsischen Herzogtümer und Thüringens, Herr Tennert aus Dresden, eingefunden hatte, wurde beschlossen, die Zwangsinnung aufzulösen und an deren Stelle eine freie Innung zu errichten. Es bedarf aber hierzu noch der Genehmigung der König!. Kreishauptmannschaft.